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E-Book, Deutsch, Band 5, 112 Seiten
Humberg Blut und Blümchen - Der Schatz im Kräuterbeet
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-6161-1
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gartenkrimi
E-Book, Deutsch, Band 5, 112 Seiten
Reihe: Den Mörder sucht immer der Gärtner
ISBN: 978-3-7517-6161-1
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Liegt ein Goldschatz im Kleingartenverein Hortensia vergraben? So behauptet es Udo Blaumilch, der seine Gefängnisstrafe für einen Bankraub abgesessen hat und nun seine vergrabene Beute wieder ausbuddeln will. Nur: Herr Blaumilch ist schon alt und weiß selbst nicht mehr so richtig, welchen der vielen Schrebergärten er damals aufgesucht hat. Während die Hortensianer zu Schatzsuchern werden, hegen Nele und Erik Zweifel an der Story des verwirrten Fremden. Doch dann wird Herr Blaumilch tot aufgefunden - mit einer Schusswunde in der Brust ...
Über die Serie:
Willkommen im Kleingartenverein Hortensia - Mord gedeiht hier prächtig!
Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal 'Stiefmütterchens Rast' aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut's - der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber Mord ist nicht so sein Hobby.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Christian Humberg verfasst Romane, Comics, Theaterstücke und Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Seine Werke wurden in mehr als ein knappes Dutzend Sprachen übersetzt und vielfach für die Bühne adaptiert. Seine Krimis spielen an der Ostsee, in Cornwall, auf Santorin - und in der Kleingartenanlage Hortensia. Christian Humberg lebt vor einem PC-Monitor, der ihm die Sicht auf den Eifelwald versperrt.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
KAPITEL 1
Der Montag konnte sich echt sehen lassen. Obwohl der Sommer seine Zelte zumindest im kalendarischen Sinne längst abgebaut hatte, war es noch immer angenehm warm. Libellen und Schmetterlinge sirrten durch die Luft über der Kleingartenanlage Hortensia, auf der nicht nur temperaturbedingt eine himmlische Nachmittagsruhe Einzug gehalten hatte – sah man einmal von zwei Männerstimmen ab.
»Fünf«, sagte die eine gerade.
»Was?«, fragte die andere.
»Na ja, fünf eben. Würdest du’s machen, für fünf Euro?«
»Pfft.« Die erste Stimme klang abfällig, und ihr Besitzer Karl Paschulke machte das entsprechende Gesicht dazu. »Du hast zu heiß gebadet, Tehzett. Nie und nimmer.«
»Überleg doch mal«, beugte sich sein Nebenmann Ottmar »Tehzett« Schultz gerade vor. Er grinste schelmisch. Wie auch Paschulke hatte er allmählich Probleme, die L- und S-Laute fehlerfrei auszusprechen. Der Grund dafür stand zwischen den beiden Freunden auf dem wackeligen Klapptisch und hieß Selbstgebrannter. Außerdem klebte er tröpfchenweise auf Tehzetts weitem Hawaiihemd. »Du gräbst doch ohnehin tagein, tagaus auf deiner Parzelle herum. Da …«
»Ich grabe nicht, ich gärtnere«, widersprach Paschulke so entschieden, dass ihm ein Träger seiner weißen Latzhose über die ebenso schmale wie knochige Schulter rutschte. »Das ist ja wohl ein gewaltiger Unterschied! Maulwürfe graben. Ich setze Knollen ein und topfe um.«
»Ja, ja.« Tehzett winkte ab, das Grinsen noch immer fest auf seinen Zügen. »Ich meine nur: Wenn du sowieso schon, äh, gärtnerst, die ganze Zeit. Dann kannst du’s doch auch machen. Für fünf Euro. Immerhin bekämst du dann sogar Geld dafür!«
»Dafür will ich gar kein Geld.« Paschulke schnaubte, als er nach dem Schnapsglas griff. »Und weißt du, warum? Weil das ’ne Schwachsinnsidee ist. Kein Kleingärtner, der etwas auf sich hält, gräbt einfach so mal seine Beete um. Entwurzelt seine Pflanzen ohne Not, sein Gemüse. Wenn es einen Grund dafür gäbe, okay. Aber für läppische fünf Euro? Vergiss es, Tehzett.«
»Aber …«
»Kein Aber«, verkündete Paschulke, trank einen Schluck, hustete, bis ihm die Tränen kamen, und verkündete dann weiter: »Als Gärtner hat man Ehre, du Spinner. Da ist man stolz auf seine Parzelle. Für kein Geld der Welt bringe ich die in Unordnung!«
Das, so schien es, war das letzte Wort. Nahezu umgehend kehrte die himmlische Stille auf die Hortensia zurück, die Schmetterlinge flatterten und die Libellen sirrten. Zeit verstrich in herrlicher Bedeutungslosigkeit. Bis …
»Okay, zehn«, schlug Tehzett vor. »Würdest du’s für zehn Euro machen?«
»Ich geb dir gleich ’ne Kopfnuss«, erwiderte sein Kompagnon. » würde ich machen – und zwar komplett kostenlos.«
»Dann komme ich aus dem Wald«, sagte Uschi Gabinsky, »und dann steht der einfach da! Mit Wohnmobil und sommerlich kurzer Hose, als wäre das völlig selbstverständlich. Ich hab ihn natürlich sofort angesprochen. Ihm erklärt, dass das nicht geht und man hier nicht einfach wild campen darf. Aber hat den das überzeugt? Ich bezweifle es …« Kopfschüttelnd zog sie die nächste Ware über den Scanner ihrer Supermarktkasse.
Nele Blum, die vor der Regalreihe mit den Nudeln und dem Kochbeutelreis stand, konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen. Es war Nachmittag im , dem beliebten und einzigen Dorfladen von Schönrath, und Kassiererin Uschi, die ehrenamtlich noch den Kleingartenverein leitete, war voll in ihrem Element. Jeder Kundin, die mit Einkaufskorb oder Wagen zu ihr kam, berichtete sie von dem Wildcamper, dem sie bei einem Waldspaziergang begegnet war. In Schönrath, wo das Leben noch immer seine Ordnung hatte und Abweichungen von der Norm nur unter großen Anstrengungen geduldet wurden, war so ein harmloses Wohnmobil in freier Natur schnell Gesprächsthema Nummer eins.
Noch vor wenigen Monaten hätte Nele darüber den Kopf geschüttelt. Heute wusste sie es besser und beließ es bei dem verkniffenen Lächeln. Die Dörfler waren eigen, das ganz bestimmt, und die Gartenfreunde draußen auf der Hortensia standen ihnen in nichts nach. Aber sie waren auch liebenswert – gerade wegen ihrer schrulligen Eigenarten. Das galt auch für die Vereinspräsidentin, bei der das Herz so sicher am rechten Fleck saß wie die blonde Hochsteckfrisur und die angeklebten Fingernägel.
»Ein Wohnmobil?«, zeigte sich Gabinskys aktuelle Kundin, die alte Frau Bahr, gerade entrüstet. »Aber das geht doch nicht, Uschi. Der Waldrand ist kein Campingplatz.«
»Meine Rede, Frau Bahr.« Gabinsky seufzte schwer und gab dem Scanner Saures. »Meine Rede.«
Nele ging weiter. Der war das reinste Raumwunder. Von außen wirkte der Dorfladen nicht ansatzweise so groß wie sein Innenleben tatsächlich war – nicht einmal durch das Schaufenster hindurch. Auf den langen Regalreihen, an der Fleisch- und Wursttheke und in den wuchtigen Kühltruhen fand sich so ziemlich alles, was das Herz begehrte. Von der Tiefkühlpizza bis zum Anglerbedarf, von der Nähnadel bis zur Dosensuppe, vom Haarshampoo bis hin zum Groschenroman wusste – das G. stand für Gerd und nicht, wie mitunter und nicht ganz grundlos kolportiert wurde, für gerissener Geschäftsmann – seine Kundschaft zu verwöhnen. Nele betrat den Laden mindestens einmal pro Woche und wusste noch immer nicht, wie sich andere Menschen in ihm zurechtfanden. Ihr gelang dies partout nicht, und doch hatte jeder, den sie im beobachtete, keine erkennbaren Probleme damit. Selbst Angler von außerhalb, die über das Wochenende kamen und danach wieder verschwanden, fanden ihre Köder und Schnüre schneller und zielsicherer als sie diese dämliche Schachtel Gabelspaghetti, die sie für ihren Gemüseeintopf wollte.
Nele betrieb das , das kleine Vereinslokal draußen auf der Hortensia. Sie kochte gern, zumal sich ihre Gäste längst nicht nur aus der Schar der Kleingärtner rekrutierten. Was immer die Gartenfreunde ihr nicht frisch aus den Beeten brachten, kaufte sie bei Lömmel.
Nele hatte das hintere Ende des Regals beinahe erreicht, da fiel ihr endlich der gesuchte Karton Nudeln ins Auge – und der Mann, der an der Käsetheke stand. Er wirkte hilflos und klang auch so.
»Zum See«, sagte er gerade. »Zu den Gärten. Da muss ich hin.«
Gerd Lömmel, der hinter der Theke stand, verschränkte die Arme vor der Brust. »Und ich sag’s Ihnen gern einmal, Meister: Da sind Sie hier falsch. Sie müssen vorn raus, dann in die zweite Straße links und immer geradeaus. So kommen sie zur Hortensia. Nur so.«
»Aber ich muss doch zum See«, murmelte der Mann.
Er war alt, mindestens Mitte siebzig, und hatte schlohweißes schütteres Haar. Sein Gesicht war faltig und wurde von buschigen Brauen dominiert. Sein stets leicht gebückt wirkender Leib steckte in einer Cordhose, einem karierten und nur so mittelrichtig geknöpften Hemd und einer ausgeleierten Strickweste, an den Füßen trug er dunkle Halbschuhe.
»Ist alles in Ordnung?«, trat Nele näher. Dabei strich sie sich eine Strähne ihres knapp schulterlangen rotblonden Haares aus der Stirn.
Lömmel seufzte. »Natürlich, Frau Blum. Dieser Herr ist nur ein wenig verwirrt, fürchte ich. Er scheint nicht zu begreifen, wo er ist.«
»Unsinn, natürlich weiß ich das«, widersprach der Erwähnte. Dabei sah er zu Nele und schenkte ihr ein großväterlich-freundliches Lächeln. Seine Augen waren so blau wie der Himmel nach einer Regennacht. »Im Schönrather Dorfladen. Ich suche allerdings den See …«
»Und den werden Sie an meiner Käsetheke nicht finden«, beharrte Lömmel. Das Licht der Neonröhren in der Ladendecke spiegelte sich auf seinem haarlosen Geschäftsmannschädel. »Wie ich Ihnen jetzt schon Mal gesagt habe, guter Mann. Sie müssen vorn raus, zweite links, dann immer geradeaus. Zu Fuß sind das … Was meinen Sie, Frau Blum? Dreißig Minuten?«
»Eher vierzig«, sagte sie.
Sie bemerkte, dass der Alte einen Einkaufskorb in seinen leicht zittrigen Händen hielt. Der Korb war leer. Vermutlich wusste er selbst nicht, was er damit sollte.
»Kann ich vielleicht helfen?«, schlug sie dem Fremden vor. Er erinnerte sie stark an einen gebrechlichen Mann aus ihrer alten Nachbarschaft in der Stadt, der dement geworden war. Und doch … Irgendwie kam ihr dieser Fremde deutlich agiler vor als Herr Krüger damals.
»Ich bin Nele Blum, und ich wohne draußen am See«, erklärte sie ihm. »Wenn Sie mögen, zeige ich Ihnen den Weg. Dann gehen wir zusammen dorthin.«
Das war nicht gelogen, obwohl eigentlich niemand am Ufer des Angelsees wohnen durfte. Einzig die Betreiber des , das Nele von ihren verstorbenen Großeltern übernommen hatte, stellten eine Ausnahme von dieser Regel dar. Seit sie auf der Hortensia war, lebte sie in der kleinen Wohnung über dem Schankraum.
Der Mann lächelte erleichtert. »Das würde mich freuen. Mein Name ist Blum und …«
»Blum?« Lömmel hob die Brauen. »Sie etwa auch? Eben haben Sie noch gesagt, Sie hießen Blaumilch!«
»Was?« Der Alte blinzelte verwirrt. »Ja, natürlich. So heiße ich. Das weiß ich doch.«
»Und warum sagen Sie’s dann nicht?«, raunte Lömmel genervt.
»Was wollen Sie denn am See?«, wandte Nele sich deutlich mitfühlender an den verwirrt wirkenden Herrn in Cord. »Angeln?«
»Angeln?« Er runzelte die Stirn, als sei er sich da selbst nicht ganz sicher. Dann aber schüttelte er den Kopf....