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E-Book

E-Book, Deutsch, 454 Seiten

Humpert House of Gods

Fantasy Liebesroman vor der magischen Kulisse der Isle of Skye
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-646-61009-3
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Fantasy Liebesroman vor der magischen Kulisse der Isle of Skye

E-Book, Deutsch, 454 Seiten

ISBN: 978-3-646-61009-3
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Willkommen in Aeternitas. Die Todgeweihten grüßen dich.« Die 22-jährige Keira umgibt sich lieber mit lateinischen Texten als mit Menschen. An ihrer Uni ist sie eine Außenseiterin, nicht zuletzt, weil ihr Geist immer wieder von fremden Erinnerungen überflutet wird, die sie unerwartet aus ihrer Realität katapultieren. Als sie ein Stipendium am geheimnisvollen Aeternitas Institut auf der Isle of Skye gewinnt, freut sie sich auf einen Neuanfang. Was sie nicht weiß: Sie ist, genau wie alle Studierenden am Aeternitas, die Wirtin einer Seele der griechischen Mythologie. Sie hat ein Semester Zeit, um herauszufinden, wessen Reinkarnation sie ist - gelingt ihr dies nicht, muss sie sterben. Nur ihr mysteriöser Tutor Kanan, der Aeternitas einst selbst überlebt hat, kann ihr dabei helfen, doch er verfolgt seine ganz eigenen Ziele im Institut ... Erkunde eine Welt voller Götter und mythologischer Ungeheuer! //»House of Gods« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//

Rebecca Humpert wurde im Jahre 1995 als Tochter eines jordanischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Nach ihrem Abitur studierte sie Psychologie und arbeitet heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Uni in Baden-Württemberg. Ihren Kindheitstraum, Geschichten erzählen zu dürfen, hat sie bis heute jedoch nicht aufgegeben.
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Kapitel 1


Ovid hatte zwar selbst vorhergesagt, dass er durch seine Schriften ewig leben würde, aber wahrscheinlich hatte der römische Dichter nicht damit gerechnet, dass die schweißnassen Finger einer fluchenden Lateinstudentin auch noch Jahrtausende später über seine Verse fahren würden.

Im Kopf übersetzte ich den lateinischen Text, während ich immer wieder Schlüsselwörter unterstrich. Als ich das Ende des Epilogs erreicht hatte, hielt mein Stift für einen kurzen Augenblick inne. Schließlich umkreiste ich das letzte Wort, das wohl bedeutendste seines gesamten Werkes.

. Ovid hatte recht behalten. Er lebte noch. Und mit ihm jene Götter, Monster und Helden, deren Schicksale er einst niedergeschrieben hatte. Es hatte etwas Tröstliches zu wissen, dass manche Dinge fortbestanden, ganz gleich, wie viel Zeit auch vergangen sein mochte. Dass sie ewig währten wie der Wind, der in diesem Moment auffrischte und mir lose Strähnen meines langen schwarzen Haares ins Gesicht blies. Hastig wischte ich sie mir aus der Stirn und sah auf. Fasziniert musterte ich die zerklüftete Küste der Isle of Skye, die allmählich aus dem Grau vor uns aufzutauchen begann. Der rauen Landschaft wohnte etwas Majestätisches inne, etwas Wildes, das bewies, dass sich diese Insel nicht bändigen ließ.

Ein paar Minuten ließ ich diesen beeindruckenden Anblick auf mich wirken, bevor ich meine Haare zusammenband, um mich wieder ungestört meiner Lektüre widmen zu können. Doch kaum hatte ich den Kopf gesenkt, spürte ich, dass ich beobachtet wurde. Sofort krampften sich meine Finger fester um den Buchdeckel, dann glitt mein Blick zu der grauhaarigen Frau, die mir gegenübersaß. Neben dem Fährmann und mir war sie die einzige weitere Passagierin der . Ich schätzte sie auf Ende sechzig oder Anfang siebzig, doch in ihren stechend blauen Augen lag etwas Jugendliches, das nicht so recht zu den zahllosen Falten passen wollte, die ihr schmales Gesicht zierten. In einer Hand hielt sie eine entkorkte Whiskyflasche, die andere hatte sie auf der Bank abgestützt, auf der sie saß.

Als sich unsere Blicke kreuzten, schenkte sie mir ein Lächeln, das einen fehlenden Vorderzahn entblößte. Doch das, was mich wirklich überraschte, war die Tatsache, dass sie mir in die Augen sah anstatt dorthin, wo normalerweise die Blicke Fremder ihr Ziel fanden. Meine Finger entspannten sich kaum merklich.

Die Frau setzte an, etwas zu erwidern, als die Fähre plötzlich einen heftigen Ruck nach vorn machte. Fluchend umklammerte sie ihre Flasche. » Wenn ich wegen dir meinen Whisky verschütte, ziehe ich dir das von deinem Lohn ab!«, rief sie dem langbärtigen Fährmann zu. »Ich teile mir dieses alte Ding mit meinem Bruder«, erklärte sie mir. »Familienunternehmen.«

»Das einzige alte Ding hier bist du, Maggie«, entgegnete der Bärtige, während seine Finger liebevoll über das hölzerne Lenkrad glitten, nur wenige Schritte von mir entfernt. »Die ist eine Schönheit.«

Maggie verdrehte die Augen und nickte in Richtung der schon leicht verschimmelten Holzplanken unter unseren Füßen. ». Kommt ganz darauf an, wie du Schönheit definierst.« Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrer Flasche, dann fiel ihr Blick auf das Buch in meinem Schoß.

»Was liest du da, ?«

Zögerlich klappte ich die abgegriffene Lektüre zu und hielt sie der Frau hin, damit sie den Titel entziffern konnte.

»«, las sie laut vor. »Ist das Science-Fiction?«

Ich schüttelte den Kopf. »Das sind mythologische Erzählungen in Versform. Ovid war ein römischer Dichter.«

»Ah, Latein. Ist auf der Liste der unsinnigsten Sprachen ganz weit oben, ?« Ein weiterer Schluck. »Deswegen habe ich den Kram nie gelernt.«

»Du hast auch sonst keine Sprachen gelernt, Mags«, ertönte die Stimme des Fährmannes, der uns wieder den Rücken zugekehrt hatte.

»Klappe«, knurrte Maggie. »Liest du das Zeug freiwillig?«

Meine Finger zupften an dem eingerissenen, mit zwei Brandflecken gezeichneten Buchdeckel herum. »Ich schreibe darüber meine Bachelorarbeit.«

»Hast du das gehört, Fergus? Die Kinder lernen heutzutage an der Uni echt Dinge fürs Leben.« Maggie stieß ein kehliges Lachen aus. »Wo studierst du? Oxford?«

»University College London.«

», das ist gut. Ich hasse Oxford. Stinkreiche Schnösel.«

Sie musterte meine Ausgabe der . »Sind die Gedichte schnulzig? Ich hasse Happy Ends.« Ein tiefer Whiskyschluck. »Sind mir zu unrealistisch.«

Ich schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. »Eigentlich haben die wenigsten antiken Mythen ein Happy End.«

»Umso besser. Tragische Geschichten mag ich am liebsten. Da fühle ich mich immer gleich besser, wenn ich weiß, dass es anderen noch dreckiger geht als mir.« Mit diesen Worten erhob sie sich und schlurfte zu ihrem Bruder, um sich mit ihm über die Unsinnigkeit alter Sprachen zu unterhalten.

Als die Küste immer näher kam und ich bereits den Hafen von Armadale ausmachen konnte, zog ich den Faltflyer, den mir mein Professor zusammen mit den übrigen Stipendiumsunterlagen für das Semester am gegeben hatte, aus meinem Rucksack hervor und legte ihn als Lesezeichen in Ovids Werk. Ich ertappte mich dabei, wie ich erneut das Wappen des Instituts, das auf der ersten Seite des Flyers prangte, bewunderte. Es bestand aus einem prunkvollen in Gold gefassten A, das von zahllosen Lorbeeren umrankt wurde. Vielleicht hatte Professor McManus recht. Möglicherweise würde es mir tatsächlich guttun, eine Weile fort vom UCL zu sein, fort vom lärmenden London. Fort von den Bildern, die mich um meinen Schlaf brachten.

»Bringen Sie häufig Studierende nach Armadale?«, fragte ich Maggie, die mir mittlerweile wieder gegenübersaß und sichtlich gelangweilt mit ihrer leeren Flasche hantierte. Ich schlang meine Jeansjacke etwas fester um meinen Körper, doch die Fährfrau schien der frische Septemberwind nicht zu stören. Sie machte keinerlei Anstalten, die dünne knallgelbe Regenjacke, die neben ihr auf der Bank lag, über ihr graues Kleid zu streifen.

»Was sollen die in diesem gottverlassenen Kaff wollen?« Ihre lallende Aussprache ließ vermuten, dass das nicht ihre erste Whiskyflasche gewesen war.

»Dort liegt doch das .«

Ich konnte nicht sagen, ob ich es mir eingebildet hatte, doch für den Bruchteil eines Moments schien sich ein Schatten in Maggies eisblaue Augen gestohlen zu haben.

»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, .«

Hastig zog ich den Institutsflyer aus meiner Lektüre und reichte ihn ihr. »Ich habe ein Stipendium für ein Semester an diesem Institut gewonnen.« Ich verschwieg, dass es laut meines Professors keine anderen Bewerberinnen gegeben hatte. McManus hatte jedoch in hohen Tönen von geschwärmt, deshalb wusste ich, dass es eine gute Einrichtung sein musste.

Die Fährfrau studierte den Flyer eine Weile mit zusammengezogenen Brauen. Schließlich zuckte sie mit den Schultern und gab ihn mir zurück. »Da muss sich jemand einen Scherz erlaubt haben. Bei Armadale gibt es kein Institut.«

Verständnislos starrte ich erst sie, dann den Flyer in meiner Hand an. Ich drehte ihn um und deutete auf die Anreisemöglichkeiten, die am unteren Ende des Papiers vermerkt waren. »Die wird hier sogar als bevorzugte Reisemöglichkeit von Mallaig nach Armadale angegeben.«

»Ungefragte Werbung wärmt wirklich mein altes Herz, aber ich habe noch nie von diesem Ding gehört.« Maggie fuhr sich mit einer Hand durch ihr schulterlanges, vom Wind zerzaustes Haar. »Es gibt , ein gälisches College auf Sleat. Da musst du ein Stück die Küste hoch. Armadale ist da nur ein Umweg.«

»Das ist es nicht. Das liegt direkt neben dem Armadale Castle.«

»Neben diesem Schloss liegt nichts außer den Tränen von Touristen, die dort zu viel Kohle für überteuerte Souvenirs ausgegeben haben.« Maggie musterte mich einen Moment lang, dann glitt ihr Blick zu meinen Händen. Erst jetzt merkte ich, dass sich meine zitternden Finger in den Flyer gekrallt hatten.

»Eines kann ich dir versichern, –«

»Ich heiße Keira.«

»Ist mir völlig egal, wie du heißt«, brummte Maggie. »Tatsache ist, ich kenne diese verdammte Insel wie meine Westentasche. Ich lebe seit fast vierzig Jahren bei Armadale und noch nie habe ich von diesem Institut gehört.« Sie stellte ihre Flasche neben sich zu Boden, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zur Seite.

»Noch nie.«

Der Rest der Überfahrt verlief schweigend.

Als wir endlich die Küste erreichten, stolperte ich vor Erleichterung beinahe über meinen Koffer. Doch zu meiner Überraschung steuerte die nicht auf den Hafen zu, sondern auf einen einsamen hölzernen Steg, der weit abseits lag. Maggie ignorierte meinen fragenden Blick.

Ich hievte mein Gepäck von Bord, schulterte meinen Rucksack, presste meine samt Flyer an die Brust und stieg auf dem schmalen Holzsteg aus.

»Du hast etwas verloren, .«

Als ich mich umwandte, sah ich, wie Maggie den gestrickten Anhänger, der an meinem Rucksack befestigt gewesen war, in die Höhe hielt.

»Selbstgemacht?«

Ich...



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