E-Book, Deutsch, Band 3, 395 Seiten
Reihe: Rarest Blooms
Hunter Regency Flowers - Eine Lady von zweifelhaftem Ruf: Rarest Blooms 3
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96898-143-7
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 395 Seiten
Reihe: Rarest Blooms
            ISBN: 978-3-96898-143-7 
            Verlag: venusbooks
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 0 - No protection
Madeline Hunter studierte Kunstgeschichte und arbeitet heute als Lehrerin an einem College. Seit einigen Jahren schreibt sie außerdem mit großem Erfolg historische Liebesromane. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und sind regelmäßig auf den Bestsellerlisten der »New York Times« und »USA Today« vertreten. Bereits zweimal hat sie den begehrten RITA-Award der »Romance Writers of America« gewonnen. Madeline Hunter lebt mit ihrer Familie in Pennsylvania. Die Autorin im Internet: www.madelinehunter.com Madeline Hunter veröffentlichte bei dotbooks ihre »Regency Flowers«-Reihe mit den Bänden: »Regency Flowers - Ein skandalöses Rendezvous« »Regency Flowers - Die widerspenstige Braut« »Regency Flowers - Eine Lady von zweifelhaftem Ruf« »Regency Flowers - Lady Daphnes Verehrer« Sowie ihre »Regency Darlings«-Reihe mit den Bänden: »Regency Darlings - Ein Lord zum Küssen« »Regency Darlings - Ein Lord zum Verführen« »Regency Darlings - Eine Lady zum Verlieben« »Regency Darlings - Ein Marquis zum Träumen«
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Kapitel 1
An dem Begräbnis einer Hure nehmen sicherlich nur wenige Leute teil, ganz gleich, wie berühmt und vornehm die Kunden dieser Hure gewesen sein mögen.
Celia Pennifold war daher über die wenigen Trauernden bei der Beisetzung ihrer Mutter, Alessandra Northrope, nicht überrascht. Es waren hauptsächlich Frauen, herausgeputzt in teuren schwarzen Seidenensembles, die sie am Ende des Tages wieder ablegen würden. Sie alle waren Kurtisanen, wie die Verstorbene selbst, und wussten, dass Alessandra nicht von ihnen erwartet hätte, die Trauerkleidung länger als ein paar Stunden zu tragen. Schließlich gab es Kunden, die ihre Gesellschaft erwarteten.
Es waren auch ein paar Männer anwesend. Weiter hinten drückten sich fünf Jungspunde herum. An ihrem respektlosen Grinsen und der Art, wie sie einander anstießen, konnte Celia erkennen, dass die meisten es als großen Scherz ansahen, hier zu sein. Doch einer schien tatsächlich um die schöne, faszinierende Frau im Sarg zu trauern.
Alessandra hatte neben großzügigen Geschenken häufig auch Liebeserklärungen erhalten. Doch sie war stets freundlich genug gewesen, diesen verliebten Herren zu verschweigen, dass sie nicht mehr das Bedürfnis verspürte, ihre Tätigkeit zu verschleiern.
Das war etwas, was man über diese spezielle Hure mit Bestimmtheit hatte sagen können, dachte Celia. Herzöge mochten ihr Gedichte geschrieben und Bauernburschen ihr Lieder gesungen haben, aber Alessandra Northrope hatte stets genau gewusst, wer und was sie wirklich war.
Wenn sie ihrer Tochter doch nur die gleiche Selbsterkenntnis zugestanden hätte.
»Fünf Kutschen«, flüsterte Daphne ihrer Freundin Celia zu, während der Vikar sein Gebet herunterleierte. »Ich frage mich, um wen es sich handelt.«
Celia hatte die Ankunft der Kutschen ebenfalls bemerkt. Es handelte sich um anonyme Mietkutschen, deren Vorhänge zugezogen waren, um die Insassen vor neugierigen Blicken zu schützen. »Ich nehme an, dass es sich um ehemalige Gönner handelt. Oder derzeitige. Bekannte Männer, die nicht erkannt werden wollen.«
Wenn es sich um ehemalige Gönner handelte, wie lange war es her, dass sie Alessandra besucht hatten? Diese Gedanken lenkten sie von dem Ritual ab, das sich vor ihr abspielte. Sie bemühte sich, nicht zu den dunklen Kutschen zu starren. Sie widerstand dem Drang, hinzugehen und einen Blick hineinzuwerfen, um herauszufinden, wer sich auf diese anonyme Weise von Alessandra verabschieden wollte.
»In der sechsten Kutsche befinden sich jedenfalls keine Gönner«, bemerkte Daphne. »Darin sitzen Audrianna und Verity. Sie sind wegen dir da, Celia, auch wenn sie ihre Gesichter nicht zeigen.«
Celia wusste die Geste ihrer beiden Freundinnen zu schätzen. Da beide vor Kurzem Männer von gutem Stand geheiratet hatten, mussten Audrianna und Verity aufpassen, wie sie sich öffentlich präsentierten. Es würde ihnen sicher schaden, wenn herauskäme, dass sie mit Alessandras Tochter befreundet waren.
Daphne, eine finanziell unabhängige Witwe, musste weder auf einen Ehemann noch auf ihr gesellschaftliches Umfeld Rücksicht nehmen. Und doch zeigte auch Daphne ihr Gesicht nicht vollständig. Von ihrem breitkrempigen Hut hing ein dichter Vorhang aus schwarzer Spitze herab und verhüllte das hellblonde Haar und ihr blasses Gesicht. Daphne hatte darauf bestanden, Celia zu begleiten, obwohl diese ihr davon abgeraten hatte.
Celia blickte erneut auf die fünf anderen Kutschen. Bei zweien entdeckte sie schmale Schlitze in den Vorhängen und bemühte sich, etwas durch die Öffnungen zu erspähen. Doch sie waren zu weit entfernt, und es war zu dunkel darin.
Sanft berührte Daphne Celias Hand und erinnerte sie daran, ihre Gedanken auf die Gebete zu richten. Schuldbewusst wandte Celia sich im Geiste wieder dem gegenwärtigen Moment zu, doch sie konnte sich nicht auf die Worte konzentrieren. Sie ließ Erinnerungen an ihre Mutter vorbeiziehen, einige schön, andere schmerzlich, die ergreifendsten stammten aus den letzten paar Wochen. Alessandras Krankheit hatte sie nach fünf Jahren der Entfremdung wieder vereint. Jeglicher Streit von früher, jeder Groll und jede Verletzung waren während dieser letzten bittersüßen Tage vergessen gewesen. – Außer einer Sache.
Als der Gottesdienst vorüber war und die Frauen davongingen, gestattete Celia es sich, ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Kutschen zu lenken. Während diese vorbeirollten, blickte sie jede von ihnen direkt an, sowohl um die Tatsache anzuerkennen, dass der darin verborgene Mann ihrer Mutter die letzte Ehre erwiesen hatte, als auch um seine Präsenz zu erspüren und ihn so vielleicht später erkennen zu können.
»Er war da«, sagte sie zu Daphne, nachdem alle Kutschen fort waren. »Da bin ich mir sicher.«
»Wahrscheinlich war er das.«
»Vielleicht wird er mir schreiben. Möglicherweise wird er sich mir jetzt, wo sie fort ist, offenbaren.«
Daphne hakte sich bei ihr ein und führte Celia fort. »Vielleicht tut er das.«
»Du willst mich nur bei Laune halten. Du glaubst nicht, dass er das tun wird.«
»Da er es bis jetzt nicht getan hat, nein, ich glaube nicht, dass er es noch tun wird.«
Celia legte einen Schritt zu. »Es war grausam von ihr, es mir nicht zu sagen. Ich habe ein Recht darauf zu wissen, wer mein Vater ist, doch sie hat meine Bitte abgewiesen.«
»Ich bin sicher, ihre Entscheidung war nicht leichtfertig, Celia. Vielleicht solltest du akzeptieren, dass sie ihre Gründe dafür hatte. Dass sie es für sich behielt, hat ihr vielleicht dabei geholfen, in Frieden zu gehen.«
Celia blinzelte die Tränen fort. »Ich bin mir sicher, dass sie ihre Gründe dafür hatte, wie für alles andere in ihrem Leben auch. Doch ich kann nicht akzeptieren, dass ich den Namen meines Vaters nun niemals erfahren werde.«
»Es waren natürlich nur Gerüchte. Vage Gerüchte. Ich selbst habe ihnen niemals Glauben geschenkt.«
»Aber andere schon?« Jonathan spähte durch die Schlitze in den Vorhängen. Ein Großteil seiner Gedanken beschäftigte sich mit dem Auftrag, den sein Onkel ihm gerade erteilte, aber ein kleiner Teil davon blieb weiterhin auf das kleine Drama gerichtet, das sich dort draußen neben dem Grab abspielte.
»Einige vielleicht. Es gab keinen Beweis, nur auffällige Muster und Zufälle. Sie machten diejenigen, die an der Macht waren, zu einer ungünstigen Zeit misstrauisch. Daher die jetzige Besorgnis. Und wegen dieser Gerüchte will kein Mann, dass sein Name mit dem dieser Frau während jener Jahre in Verbindung gebracht wird, damit er nicht zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt wird.
Onkel Edward teilte ihm die nötigen Informationen in einem unaufgeregten Tonfall mit, der demonstrierte, für wie unwichtig er die ganze Angelegenheit hielt. Er hatte außerdem deutlich gemacht, dass er davon ausging, Jonathan würde diesen kleinen Auftrag annehmen, so wie schon so viele andere in den letzten Jahren.
Jonathan schob den Vorhang ein wenig mehr beiseite. Drüben am Grab stand eine Gruppe von Frauen, die alle ganz in Schwarz gekleidet waren. Die meisten von ihnen würde jeder Mann in der Stadt wiedererkennen. Bei einigen handelte es sich um Mätressen mit festen Gönnern, andere waren die begehrtesten Liebesdienerinnen der Stadt, deren Kunden zu den angesehensten und einflussreichsten Familien gehörten. Sie lebten in ihrer eigenen Welt, die den Planeten, auf dem die gute Gesellschaft lebte, wie ein Mond umkreiste und die Männer guter Herkunft mit einiger Regelmäßigkeit besuchten.
Nicht alle dieser Frauen waren berüchtigt. Zwei von ihnen schienen fehl am Platz zu sein. Die eine, groß und schlank, blieb hinter ihrem Schleier, der von ihrem breitkrempigen Hut herunterhing, gänzlich unerkannt. Die andere, die kleiner und blond war, trug überhaupt keinen Hut.
Er kniff die Augen zusammen, um das Gesicht der zweiten Frau besser erkennen zu können. Die Entfernung machte es schwer zu sagen, aber ja, es könnte sich tatsächlich um Celia handeln. War sie als pflichtbewusste Tochter aus reiner Sentimentalität da? Oder als Erbin ihrer Mutter, so, wie Alessandra es geplant hatte? Sie stand aufrecht und stolz am Grab und schien über die Anwesenheit der Freundinnen ihrer Mutter überhaupt nicht beschämt zu sein.
»Und wenn die Gerüchte nun doch stimmen?«, fragte er Edward, ohne den Blick von dem blonden Schopf zu wenden. »Was, wenn ich herausfinde, dass Alessandra tatsächlich vertrauliche Informationen an den Feind weitergegeben hat?«
»Der Krieg ist schon lange vorbei. Deine Aufgabe besteht nicht darin, das zu untersuchen. Finde einfach nur heraus, ob sie irgendwelche Geschäftsbücher hinterlassen hat, mit Namen, die man publik machen könnte. Wenn dir so etwas in die Hände fallen sollte, bring es mir.« Er schenkte Jonathan sein Lächeln, die einzige Wärme und Zuwendung, die der jüngere Mann über die Jahre hinweg von einem seiner Verwandten bekommen hatte.
Endlich schenkte Jonathan seinem Onkel seine ganze Aufmerksamkeit. »Warum ich, wenn es so leicht ist?«
»Du kanntest sie, oder nicht? Du warst mit ihr befreundet?« Edwards Gesicht blieb unbewegt, doch Jonathan kannte den Verstand hinter diesen gleichmäßigen Zügen und dunklen Augen zu gut, um sich täuschen zu lassen.
»Befreundet, ja. Aber sie war nicht meine Geliebte, wenn du das andeuten willst. Ich kenne ihre Geheimnisse nicht. Und ich habe nichts gesehen, was diese Gerüchte bekräftigen würde.«
»Natürlich nicht. Dennoch kannst du dich besser als sonst jemand in ihrer Welt bewegen, da du ihr Freund warst.« Er deutete in Richtung Fenster und auf die Frauen am Grab. Die Bewohner von Alessandras Welt. »Sie werden dir allein schon aus diesem Grund vertrauen. Und auch deswegen, weil...





