Iding | Schicksalssommer für Dr. Thomson | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Iding Schicksalssommer für Dr. Thomson


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-4993-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-4993-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dr. Nick Thomson weiß schon bei der ersten Begegnung: Abby Monroe ist die Frau seines Lebens! Doch eine tiefe Schuld quält ihn so sehr, dass er auf Abby verzichten will: Nick glaubt, er sei für den Tod ihres Freundes Shane verantwortlich ...



Laura Iding hat zwei aufregende Leben: Tagsüber arbeitet sie als Krankenschwester und nachts ist sie Autorin. Schon als Teenager fing sie an zu schreiben - und hat bis heute nicht damit aufgehört. Ihr absolutes Lieblingsgenre ist, wie könnte es anders sein, der Arztroman.

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1. KAPITEL

Vier Monate später …

„Kommen Sie, Mr. Goetz, gleich haben Sie es geschafft.“ Abby lächelte dem alten Herrn aufmunternd zu, während sie langsam den Flur zum Speisesaal der Abteilung Physikalische Medizin und Rehabilitation gingen.

„Von wegen gleich“, murrte er, setzte das Gehgestell ein Stückchen weiter auf dem Linoleumboden auf und zog die Füße nach. „Warum lassen Sie mich nicht in meinem Zimmer essen?“

„Weil uns viel daran liegt, dass Sie Ihre Mahlzeiten nicht einsam und allein, sondern in geselliger Runde zu sich nehmen. Sehen Sie, wie das Sonnenlicht durch die großen Fenster hereinscheint, es ist ein herrlicher Tag.“

Einer der Gummifüße haftete noch am Boden, als er sich weiterbewegen wollte, und Mr. Goetz verlor das Gleichgewicht, weil er das linke Bein, sein schwaches, nicht belasten wollte.

„Warten Sie, ich halte Sie.“ Abby stützte ihn und bewahrte mit der anderen Hand das Gestell davor, umzukippen. Allmählich richtete er sich wieder auf, verlagerte das Gewicht.

Noch wagte Abby nicht, ihren Griff zu lockern. „Alles in Ordnung, Mr. Goetz? Ich lasse Sie erst los, wenn Sie sich sicher fühlen.“

„Ja, ja, ist okay.“ Der drohende Sturz hatte ihm wohl einen Schrecken eingejagt. Mr. Goetz klang nicht mehr so mürrisch wie gerade eben noch. „Es geht schon.“

„Natürlich“, entgegnete sie freundlich. „Wir können uns viel Zeit lassen, und ich bleibe den ganzen Weg bei Ihnen.“

Ein köstlicher Duft nach Lasagne wehte ihnen aus dem Speiseraum entgegen, dann die letzten Schritte, und sie standen an seinem Tisch, wo bereits drei andere Männer warteten. Der alte Herr schob sich ohne Abbys Hilfe auf den letzten freien Stuhl.

„Großartig, Mr. Goetz.“ Abby räumte das Gehgestell so beiseite, dass er es bequem erreichen konnte, ohne dass es im Weg stand. „Ich bin stolz auf Sie.“

„Das müssen Sie auch.“ Er lächelte sogar, anscheinend besserer Stimmung, nachdem er es bis zu seinen Freunden geschafft hatte. „Wann heiraten Sie mich, Abby Monroe?“

Sie lachte. Der Antrag kam mit schöner Regelmäßigkeit nicht nur von ihm, sondern auch von seinen Tischgenossen. „Mr. Goetz, Sie kennen meine Antwort. Ich kann weder Sie noch irgendjemand anders heiraten, ehe ich mein Ziel, alle fünfzig Bundesstaaten zu bereisen, erreicht habe.“

„Warum wollen Sie uns verlassen?“, fragte Mr. Sutherland. „Wir haben schon alle unterschrieben, damit Sie bleiben können.“

„Beruhigen Sie sich, ich breche frühestens in fünf Wochen auf, Mr. Sutherland. Bis dahin sind Sie längst wieder zu Hause. Und bitte, sammeln Sie keine Unterschriften mehr. Schließlich ist es allein meine Entscheidung, nicht die des Krankenhauses.“

„Abby?“ Eine der Schwestern winkte sie zu sich. „Dr. Roland ist am Telefon.“

„Er soll nicht auflegen, bin sofort da.“ Seit Schichtbeginn hatte Abby den Chefarzt viermal über den Pager angepiept, um mit ihm über Mr. Goetz zu sprechen. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Lassen Sie es sich schmecken, meine Herren. Und nicht vergessen, benehmen Sie sich.“

„Aber Abby, das macht doch keinen Spaß.“ Mr. Baker zwinkerte ihr zu.

Sie lachte und verließ den Saal.

„Dr. Roland?“, begann sie, nachdem sie die Telefontaste mit dem blinkenden Lämpchen gedrückt hatte. „Ich versuche schon den ganzen Morgen, Sie zu erreichen.“

„Ich war beschäftigt.“

Abby ärgerte sich über die arrogante Antwort, obwohl sie nicht damit gerechnet hatte, dass er sich entschuldigen würde. „Der Urintest von Harald Goetz zeigt eine erneute Harnwegsinfektion an. Er braucht wieder Antibiotika. Wir kriegen die Entzündung aus irgendeinem Grund einfach nicht in den Griff.“

„Geben Sie zehn Tage lang Bactrim Forte. Ist das alles?“

„Ich weiß nicht … Werden Sie sich die Mühe machen, zurückzurufen, wenn ich Sie das nächste Mal brauche?“

Sekundenlang herrschte Schweigen, dann explodierte Dr. Roland. „Erzählen Sie mir nicht, wie ich meine Abteilung zu führen habe! Ich antworte immer so bald wie möglich, und wagen Sie es ja nicht, das Gegenteil zu behaupten.“ Damit knallte er den Hörer auf.

„Autsch.“ Abby legte auf. „Tja, die Wahrheit tut weh.“

Ihre Kollegin Irene sah sie mit großen Augen an. „Ich fasse es nicht, dass du das zu ihm gesagt hast.“

„Okay, ich war’s leid, dass er meine Anrufe nicht beachtet.“ Sie nahm Mr. Goetz’ Karte zur Hand, um die Medikation zu notieren. „Wenn Roland Visite machen würde, wüsste er von selbst, was hier los ist.“ Irene nickte beifällig. „In den letzten vier Tagen hat er sich nicht ein einziges Mal blicken lassen.“

„Ich weiß, und trotzdem …“ Irene war nur drei Jahre jünger, aber Abby fühlte sich auf einmal hundert Jahre älter. „Was machst du, wenn er sich über dich beschwert?“

„Lass ihn doch.“ Sie zuckte mit den Schultern, auch wenn sie wusste, dass er ihr Ärger machen konnte, wenn er es darauf anlegte. „Hier, das muss in die Apotheke.“ Abby gab ihr den Auftragszettel. „Und hab ein Auge auf die Patienten, ja? Ich gehe lieber zu Leanne und erzähle ihr meine Version der Geschichte, ehe Roland zu ihr rennt.“

Irene seufzte schwer. „Okay, aber wenn sie mich fragt, werde ich ihr nicht verschweigen, was du gesagt hast.“

„Keine Angst, ich verlange von dir nicht, dass du für mich lügst. Ich werde es ihr sogar selbst sagen, zusammen mit dem Hinweis, dass er seit Tagen die Visite ausfallen lässt.“

Da sie bereits gekündigt hatte und ihr letzter Arbeitstag Mitte August feststand, würde es ihr nicht viel ausmachen, wenn ihre Chefin sie auf der Stelle feuerte. Allerdings hätten ihre Schützlinge dann tatsächlich einen Grund, Unterschriften zu sammeln, damit sie blieb. Andererseits stand ihr, formal gesehen, noch genügend Urlaub zu, um die Lücke locker zu überbrücken.

Drei Stunden später hatte sie Dienstschluss. Das Gespräch mit der Pflegedienstleiterin war gut verlaufen. Leanne Walters hatte ihr nicht die Leviten gelesen, sie jedoch aufgefordert, sich zu einem Beratungsgespräch anzumelden. Thema: Der taktvolle Umgang mit ärztlichem Fachpersonal. Aber sie hatte auch versprochen, herauszufinden, wie oft Dr. Roland seine Visite geschwänzt hatte.

Auf dem Nachhauseweg überlegte Abby, was dabei herauskommen würde. Sicher war sie nicht die einzige Krankenschwester, die sich über den Kerl beschwert hatte.

Es war ein milder, nicht zu heißer Sommertag, und Abby ging zu Fuß zum Haus ihrer Eltern, das sechs Häuserblocks vom Krankenhaus entfernt lag. Sie wollte ihrer Mutter beim Baden helfen, weil sie nicht allein in die Badewanne und wieder heraus kam.

Shanes Tod hatte die gesamte Familie erschüttert. Abby hatte um ihn getrauert, weil etwas, das sie sich so schön vorgestellt hatte, nun nie sein würde. Irgendwann hatte sie beschlossen, dass dies der perfekte Zeitpunkt war, um sich von ihrer Familie zu lösen. Um sich ihren Traum, die Welt zu bereisen, zu erfüllen. Und dann, als alles langsam wieder seinen gewohnten Gang ging, fiel ihre Mutter über den Hund, stürzte die Treppe hinunter und brach sich die Hüfte.

Abbys Vater kümmerte sich um sie, wenn Abby zur Arbeit war; aber er konnte nicht alles allein erledigen. Zum Glück heilte die Fraktur gut, und bald würde ihre Mutter keine Hilfe mehr brauchen.

Ihre Eltern waren überhaupt nicht begeistert gewesen, als sie ihnen von ihren Reiseplänen erzählte. Doch Abby fand, es wurde höchste Zeit, dass sie mal an sich dachte. Die eigene Wohnung, die sie nach dem Unfall ihrer Mutter aufgegeben hatte, fehlte ihr, und sie fühlte sich angebunden. Ihre Eltern würden nicht völlig allein dastehen, immerhin hatte sie fünf ältere Geschwister.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie zusammen mit Shane Pläne geschmiedet, um die weite Welt kennenzulernen. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie kannte ihn fast ihr ganzes Leben, aber erst vor seiner Abreise nach China hatte er sie das erste Mal geküsst. Da wusste sie, dass aus ihrer Freundschaft mehr werden konnte, und erwartete sehnsüchtig seine Rückkehr.

Noch immer fühlte es sich unwirklich an, dass er einfach nicht mehr da war. Jeden Moment erwartete sie, dass er auf der Veranda ihrer Eltern auftauchte und wissen wollte, was es zum Abendessen gab.

Der Kummer holte sie wieder ein. Shane fehlte ihr.

Als sie das Haus erreichte, entdeckte sie einen Mann, nicht älter als Anfang dreißig, der sich auf einen Stock stützte, die Hausnummer betrachtete und dann zum Haus sah. Er war sehr groß, mindestens einsfünfundachtzig, hielt sich kerzengerade und hatte dunkles, kurz geschnittenes Haar.

Er bemerkte sie nicht, bis sie fast neben ihm stand. „Hallo, kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas?“

„Ja, das Haus der Familie Monroe. Ich möchte mit Abigail Monroe sprechen.“

Verblüfft musterte sie ihn. „Das bin ich … Abby Monroe.“

„Oh.“ Sein Blick glitt über sie. „Ich hatte eigentlich jemand … Älteres erwartet.“

Abby unterdrückte eine missmutige Antwort. Sie war sechsundzwanzig, nicht sechzehn, auch wenn die meisten Leute bei ihrem ersten Anblick dachten, sie ginge noch zur Schule.

„Was kann ich für Sie tun?“

Erst jetzt sah sie den dunkelblauen Seesack zu seinen Füßen. Der Fremde bückte sich und holte eine abgenutzte Zigarrenkiste heraus. Als er sich wieder aufrichtete, gab seine Miene nichts preis, aber seine langsamen, vorsichtigen Bewegungen, die Art, wie er sich hielt, konnten Abby nicht darüber hinwegtäuschen, dass er Schmerzen...



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