In-Albon / Plener / Brunner | Ratgeber Selbstverletzendes Verhalten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 19, 53 Seiten

Reihe: Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie

In-Albon / Plener / Brunner Ratgeber Selbstverletzendes Verhalten

Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher

E-Book, Deutsch, Band 19, 53 Seiten

Reihe: Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie

ISBN: 978-3-8409-2572-6
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Selbstverletzendes Verhalten beginnt vorwiegend im frühen Jugendalter und ist sehr häufig ein Ausdruck von Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen. In den meisten Fällen möchten sich betroffene Jugendliche durch das selbstverletzende Verhalten eine Erleichterung von negativen Gefühlen verschaffen. Für Außenstehende ist dies oft schwierig zu verstehen, aber für die Betroffenen ist es zum Zeitpunkt der Selbstverletzung häufig die einzige Methode, die für sie funktioniert.
Der Ratgeber beschreibt, wie sich selbstverletzendes Verhalten im Kindes- und Jugendalter äußert. Er geht auf die Ursachen und Funktionen von Selbstverletzungen ein und erläutert, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Der Ratgeber zeigt auf, was Jugendliche selbst tun können, um selbstverletzendes Verhalten wie Ritzen nicht mehr auszuführen. Zudem gibt er Anregungen, was Eltern, Lehrer und Freunde tun können, um betroffene Jugendliche dabei zu unterstützen.
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Weitere Infos & Material


1;Selbstverletzendes Verhalten;1
1.1;Zielsetzung des Ratgebers;7
1.2;Inhalt;9
2;1 Kennen Sie das?;11
3;2 Was versteht man unter selbstverletzendem Verhalten?;13
4;3 Wozu dient selbstverletzendes Verhalten?;16
5;4 Welche weiteren Probleme treten häufig im Zusammenhang mit selbstverletzendem Verhalten auf?;17
6;5 Wie verläuft die weitere Entwicklung von selbstverletzendem Verhalten?;20
7;6 Was verursacht selbstverletzendes Verhalten?;22
8;7 Welche Behandlungs- und Unterstu?tzungsmöglichkeiten gibt es?;24
9;8 Mit welchen besonderen Herausforderungen sind Eltern und andere Bezugspersonen konfrontiert?;27
10;9 Der Umgang mit Jugendlichen mit selbstverletzendem Verhalten;29
11;10 Was können Eltern tun?;30
12;11 Der Umgang mit Nachahmungsgefahr;32
13;12 Was können Lehrer tun?;34
14;13 Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe und Sozialarbeit;36
15;14 Was können Freunde und Peers tun?;38
16;15 Wie können sich Jugendliche mit selbstverletzendem Verhalten selbst helfen?;40
17;16 Wie finden Sie die richtige Hilfe?;43
18;Anhang;45
18.1;Zitierte und weiterfu?hrende Literatur;45
18.2;Hilfreiche Internetquellen fu?r Betroffene und Angehörige;45
18.3;Hilfreiche Adressen fu?r Betroffene und Angehörige;46
18.4;Tagebuch;51


1 Kennen Sie das? (S. 9-10)

Die 15-jährige Anna berichtete, sich im letzten Jahr beinahe täglich durch „Ritzen“ selbst verletzt zu haben. Unmittelbar bevor sie sich selbst verletze, verspüre sie eine starke Anspannung und negative Gefühle, wie Trauer, Angst, Wut und sie mache sich Selbstvorwürfe. Sie denke nicht lange darüber nach, bevor sie sich selbst verletze. Der Drang zum selbstverletzenden Verhalten sei bei ihr sehr oft vorhanden und sehr stark. Nach dem selbstverletzenden Verhalten fühle sie sich dann meist besser und empfinde eine Erleichterung von negativen Gefühlen. Dieser Zustand halte allerdings nicht besonders lange an, da sie dann häufig von Schuldgefühlen geplagt werde. Anna berichtete, dass sie sich häufig selbst verletze, nachdem sie sich mit jemandem gestritten habe. Manchmal werde das selbstverletzende Verhalten auch dadurch ausgelöst, dass sie von jemandem komisch angeschaut oder angelacht werde. Sie habe sich auch schon selbst verletzt, um keinen Suizidversuch zu begehen. Sie fühle sich durch das selbstverletzende Verhalten sowohl zu Hause als auch im Kontakt mit Freunden beeinträchtigt, da sie die Wunden verstecken müsse.

Die 16-jährige Eva berichtete, sich seit dem 11. Lebensjahr regelmäßig selbst zu verletzen, indem sie sich in die Arme und Beine schneide und ritze. Das Ritzen helfe ihr, sich selbst wieder zu spüren, nachdem sie mit ihren Familienmitgliedern gestritten habe und deswegen das Gefühl habe, nichts wert zu sein. Eva beschrieb starke Gefühle von Traurigkeit, Wut gegenüber allem und Anspannung zu empfinden, bevor sie sich selbst verletze. Sie mache sich zudem Selbstvorwürfe und habe einen starken Leidensdruck wegen den Streitereien und dem Gefühl, nicht zu existieren. Den Drang zum selbstverletzenden Verhalten beschrieb Eva als sehr stark und sehr oft. Während der Durchführung des selbstverletzenden Verhaltens empfinde sie eine kurzfristige Erleichterung von negativen Gefühlen, welche jedoch nicht lange anhalte. Sehr oft führe ein familiärer Streit zum selbstverletzenden Verhalten. Eva berichtete, sich aufgrund des selbstverletzenden Verhaltens zu Hause wie auch in der Schule und in ihrer Freizeit stark beeinträchtigt zu fühlen und darunter zu leiden. Sie wünsche sich Hilfe und sei deshalb in die Klinik gekommen.

Der 14-jährige Mike berichtete, dass er selbstverletzendes Verhalten „zufällig“ für sich entdeckt habe. Vor ca. 2 Jahren habe er gemerkt, dass es sich gut anfühle, wenn er Wunden immer wieder öffne. Vor einem Jahr habe er damit begonnen, immer dann, wenn er sich sehr wütend fühle, solange mit der rechten Faust auf Wände zu schlagen, bis die Haut aufplatzt und es blutet. Im vergangenen Jahr sei er bereits zweimal wegen gebrochener Mittelhandknochen medizinisch versorgt worden. Den behandelnden Ärzten und seiner Familie, die von seinem selbstverletzenden Verhalten nichts wisse, habe er erzählt, dass die Unfälle von Skateboard-Stürzen stammen. Als es in der Schule zu einem Konflikt mit seinen Freunden gekommen sei, habe Mike in der Umkleidekabine auf die Wand eingeschlagen, bis diese ebenfalls blutig war. Der zufällig dazukommende Sportlehrer habe Mike entdeckt und ihn zum Beratungslehrer gebracht.

2 Was versteht man unter selbstverletzendem Verhalten?

Unter selbstverletzendem Verhalten (der Fachbegriff lautet: Nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten – NSSV) versteht man eine absichtliche, direkte Zerstörung oder Veränderung des Körpergewebes ohne suizidale Absicht. Das Verhalten ist sozial nicht akzeptiert und führt zu kleinen oder moderaten Schädigungen der Haut.

Wichtig an dieser Definition ist, dass die verschiedenen Formen selbstverletzender Handlungen nicht mit einer suizidalen Absicht verbunden sind und dass das Verhalten sozial nicht akzeptiert ist. Piercings oder Tattoos werden dagegen als sozial akzeptiert angesehen und daher nicht als selbstverletzendes Verhalten gewertet. Damit Selbstverletzungen als Störung eingestuft werden, sollte selbstverletzendes Verhalten nicht nur einmal ausprobiert, sondern mehrmals durchgeführt werden.

Im Ratgeber wird im Folgenden vereinfachend immer von „selbstverletzendem Verhalten“ gesprochen, wobei hier immer Handlungen gemeint sind, die ohne Suizidabsicht ausgeführt werden. Teilweise treten selbstverletzende Verhaltensweisen jedoch auch gemeinsam mit suizidalen Absichten oder Handlungen auf, so dass es im Einzelfall wichtig ist, eine mögliche suizidale Gefährdung einzuschätzen. Hierzu wird weiter unten noch ausführlicher Stellung genommen.

Das Zufügen von Schnittverletzungen, Verbrennungen, sich schlagen etc. sind charakteristische Formen der Selbstverletzung. Eine der häufigsten Formen von selbstverletzendem Verhalten ist das sogenannte „Ritzen“: Hierbei fügen sich Betroffene hauptsächlich oberflächliche Schnittverletzungen mit einer Rasierklinge oder einem anderen scharfen oder spitzen Gegenstand zu. Die Art und der Schweregrad der Selbstverletzungen variieren. In der Regel beziehen sich die Selbstverletzungen auf unterschiedliche Körperpartien: Am häufigsten sind die Oberseite der Unterarme, Handgelenke, Oberarme und Oberschenkel betroffen.


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