Jacobi / Beintner | Anorexia nervosa | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 81, 128 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

Jacobi / Beintner Anorexia nervosa

E-Book, Deutsch, Band 81, 128 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8444-3031-8
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Anorexia nervosa ist insbesondere durch ein signifikant niedriges Körpergewicht, durch die ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunahme trotz bestehenden Untergewichts, durch eine Körperschemastörung bzw. durch die übermäßige Bedeutsamkeit des Körpergewichts für das Selbstwertgefühl der Patientinnen und Patienten gekennzeichnet. Der Band liefert eine Beschreibung der Störung, geht auf Faktoren ein, die die Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung beeinflussen, gibt einen Überblick über das diagnostische Vorgehen und beschreibt aktuelle Behandlungsstrategien.
Praxisorientiert werden die zentralen Elemente eines verhaltenstherapeutisch orientierten Behandlungskonzepts dargestellt. Betont werden hierbei insbesondere wichtige Aspekte des Erstgespräches und der Motivationsabklärung, der Psychoedukation, des Erkennens von Auslösebedingungen sowie der Erarbeitung eines individuellen Krankheitsmodells. Weiterhin werden Interventionen zur Normalisierung des Essverhaltens, Strategien zur Förderung der Körperzufriedenheit und zur Bearbeitung zugrunde liegender Problembereiche sowie zur Stabilisierung und Rückfallprophylaxe aufgezeigt. Ein ausführliches Fallbeispiel veranschaulicht das Vorgehen in der Praxis.
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Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeut_innen, Fachärzt_innen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psycholog_innen, Psychologische Berater_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Weitere Infos & Material


|1|1  Beschreibung des Störungsbildes
Auffälligkeiten oder Störungen des Essverhaltens sind Phänomene, die bei Frauen relativ häufig beobachtet werden können. Unzufriedenheit mit der Figur und dem Gewicht, der Wunsch, schlanker zu sein, oder das Durchführen konkreter gewichtsreduzierender Maßnahmen werden insbesondere von jungen Frauen berichtet. Dennoch entwickeln sich in den wenigsten Fällen daraus klinisch manifeste Störungen. Längsschnittstudien bestätigen jedoch, dass wiederholte Diäten und Gewichtsverluste sowie die übermäßige Beschäftigung mit der Figur und dem Gewicht Risikofaktoren für spätere klinische Störungen sind. Bei einer Anorexia nervosa stehen neben dem ausgeprägten, selbst herbeigeführten Gewichtsverlust bzw. Untergewicht eine massive Angst vor Gewichtszunahme und eine Körperschemastörung oder die übermäßige Bedeutung des Körpergewichts für das Selbstwertgefühl im Mittelpunkt. 1.1  Definition nach ICD-10 und DSM-5
In der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) ist die Anorexia nervosa (F50.0) im Kapitel F5 „Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren“ aufgeführt. Daneben existiert als weniger spezifische Störung eine Form einer „atypischen“ Anorexia nervosa sowie die Kategorien „sonstige Essstörungen“ und „Nicht näher bezeichnete Essstörungen“. Im amerikanischen Klassifikationssystem DSM-5 sind Essstörungen gemeinsam mit den Fütterstörungen in einem eigenen Kapitel eingeordnet (vgl. auch Tabelle 1). ICD-10 DSM-5 Anorexia nervosa (F50.0) Subtypen: Anorexie ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (F50.00) Anorexie mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (F50.01) Anorexia nervosa Subtypen: Restriktiver Typus Binge-Eating/Purging-Typ Nicht Näher Bezeichnete Essstörung (F50.9) Nicht Näher Bezeichnete Essstörung |2|Die heute aktuellen Diagnosekriterien definieren die Anorexia nervosa in erster Linie über ein signifikant niedriges Körpergewicht, ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunahme trotz bestehenden Untergewichts, eine Wahrnehmungsstörung bezogen auf Figur und Gewicht bzw. die übermäßige Bedeutsamkeit von diesen im Selbstkonzept der Patientin (vgl. Tabelle 2). Untergewicht wird in den ICD-10-Kriterien definiert über einen Body Mass Index (BMI?=?Gewicht [kg]/Größe [m2]) von kleiner oder gleich 17.5 kg/m2, während die DSM-Kriterien erfordern, dass ein signifikant niedriges Körpergewicht vorliegt. Bei Erwachsenen kann das Kriterium als erfüllt angesehen werden, wenn der BMI unter 18.5 kg/m2 liegt, aber auch dann, wenn es bei einem höheren BMI Hinweise aus der Vorgeschichte gibt, die auf ein signifikant niedriges Körpergewicht hindeuten (z.?B. bei einem großen Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit). Bei Kindern und Jugendlichen werden typischerweise die altersspezifischen BMI-Perzentile zur Diagnose herangezogen; als signifikantes Untergewicht wird häufig ein BMI unterhalb der fünften Altersperzentile definiert. Auch hier können Hinweise aus der Vorgeschichte (z.?B. Ausbleiben einer Gewichtszunahme trotz Längenwachstum) aber rechtfertigen, dass auch ein höherer BMI als signifikant niedriges Gewicht beurteilt wird. In die Beurteilung sollten Alter, Geschlecht, Gewichtsentwicklung und individueller Körperbau stets einbezogen werden. Ein normales Körpergewicht wird entweder im Rahmen der Adoleszenz nie erreicht oder der signifikante Gewichtsverlust wird über eine Reduktion energiereicher Nahrungsmittel bzw. der Gesamtnahrungsaufnahme erreicht. Oft entwickelt sich daraus ein streng ritualisiertes Essverhalten mit Beschränkung auf wenige „erlaubte“ Nahrungsmittel und/oder Essen nur zu bestimmten Tageszeiten (z.?B. nicht vor 13:00 Uhr). Als weitere Maßnahmen der Gewichtsreduktion können selbstinduziertes Erbrechen, Laxantien- oder Diuretikamissbrauch sowie exzessive körperliche Aktivität hinzukommen. Der Gewichtsverlust ist begleitet von einer starken Angst vor Gewichtszunahme und gegebenenfalls Leugnung des untergewichtigen Zustands. Figur und Körpergewicht haben einen übermäßigen Einfluss auf die Selbstbewertung. Als weiteres Kriterium wird das Vorhandensein einer Amenorrhoe gefordert. Diese tritt überwiegend als Folge des Gewichtsverlusts bzw. im Zusammenhang mit den damit verbundenen verringerten Hormonausschüttungen von Östrogen auf. Bei präpubertären Frauen kann die Menarche durch den Erkrankungsbeginn verzögert werden. Bei Einnahme von Kontrazeptiva kann dieses Kriterium nicht eindeutig entschieden werden, das Vorliegen einer Amenorrhoe wird in diesem Fall aber dennoch angenommen. ICD-10 (F50.0) (WHO/Dilling et al., 2015) DSM-5 (APA/Falkai et al., 2018)1 Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 Prozent unter dem erwarteten oder ein BMI von 17,5 kg/m² oder weniger. Eine in Relation zum Bedarf eingeschränkte Energieaufnahme, welche unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Entwicklungsverlauf und körperlicher Gesundheit zu einem signifikant niedrigen Körpergewicht führt. Signifikant niedriges Gewicht ist definiert als ein Gewicht, das unterhalb des Minimums des normalen Gewichts oder, bei Kindern und Jugendlichen, unterhalb des minimal zu erwartenden Gewichts liegt. 2. Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch: a) Vermeidung von hochkalorischen Speisen sowie eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen: b) selbstinduziertes Erbrechen, c) selbstinduziertes Abführen, d) übertriebene körperliche Aktivität, e) Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Diuretika. ...


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