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E-Book

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

James Assholes

Zum Beispiel Donald Trump
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-20630-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Zum Beispiel Donald Trump

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

ISBN: 978-3-641-20630-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Topaktuell: die ganze Wahrheit über Donald Trump

Donald Trump polarisiert die Welt wie kein anderer Präsidentschaftskandidat vor ihm. Nicht nur politische Gegner, auch Unterstützer aus den eigenen Reihen sind sich einig: Man kann den milliardenschweren Polit-Entertainer durchaus für ein, pardon, Alpha-Arschloch halten. Arschloch-Experte Aaron James will es jetzt genauer wissen. Höchst kurzweilig und mit philosophischer Finesse fragt er, was dieses Arschloch auszeichnet und so besonders macht. Was ist das Geheimnis seines politischen Aufstiegs und Erfolgs? Und was könnte ein Arschloch für das Amt des amerikanischen Präsidenten qualifizieren? Alles über das Phänomen Donald Trump.

Aaron James promovierte an der Harvard University und hält eine Professur für Philosophie an der University of California, Irvine. Neben seiner Tätigkeit als Dozent und Buchautor (u.a. auch »Fairness in Practice: A Social Contract for a Global Economy«) ist er ein leidenschaftlicher Surfer.
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Einleitung

Donald Trump hat anscheinend irgendwas mit seinen Händen. Schon seit 1988 nennt ihn das Magazin Spy immer wieder mal einen »kurzfingerigen Protz«. Und jedes Mal wehrt sich Trump gegen den Vorwurf, allerdings nicht, weil es ihn stört, als »Protz« bezeichnet zu werden, also als reicher, antiintellektueller Aufsteiger mit schlechten Manieren. Nein, es geht ihm um die Finger, meint Graydon Carter, einer der Gründer des Magazins: »Bis zum heutigen Tag erhalte ich hin und wieder einen Brief von Trump. Darin liegt immer ein Foto von ihm – gewöhnlich eine Belegseite aus einem Magazin. Und auf allen rahmt er seine Hand mit einem Marker in Gold ein, ein tapferer Versuch, die Länge seiner Finger hervorzuheben.« Carter fügt hinzu: »Der arme Bursche tut mir fast leid, weil seine Finger trotzdem immer noch unnormal stummelig aussehen.«1

Was hat es mit dieser seltsamen Fixierung auf sich? Die Antwort stellt möglicherweise einen Meilenstein (man könnte auch sagen: Nadir) der amerikanischen Geschichte dar. Während der Präsidentschaftsdebatte der GOP (der Grand Old Party, wie die Republikaner auch genannt werden) bescherten zwei Kandidaten der amerikanischen Politik einen neuen Tiefpunkt des Anstands. Marco Rubio, der Senator von Florida, hatte Trump wegen dessen Kurzfingrigkeit aufgezogen. Daraufhin hielt Trump die Hände in die Höhe und versicherte, als hätten wir sehnsüchtig auf diese Versicherung gewartet: »Schaut euch diese Hände an. Sind das kleine Hände? Und er [Rubio] redet über meine Hände, aber eigentlich will er sagen: ›Wenn sie klein sind, muss auch was anderes klein sein.‹ Ich kann euch versichern, da gibt es kein Problem, das kann ich euch versichern.«

Das wirft die Frage auf: Was für ein Arschloch muss einer sein, der in Gesellschaft anständiger Menschen die Aufmerksamkeit auf seinen Penis lenkt, weil er sich angeblich große Sorgen macht, die Leute könnten sein Glied für nicht adäquat halten – während er uns gleichzeitig auffordert, ihn zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu wählen, ihm also den Atomkoffer anzuvertrauen und damit den Schlüssel zur Zukunft unserer Kinder? Oder konkreter formuliert: Was für ein Arschloch muss einer sein, um die Grenzen des Anstands immer wieder aufs Neue zu überschreiten und dabei immer noch populärer zu werden, während er – zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Buches – geradewegs auf die Nominierung durch seine Partei zusegelt? Gibt es denn wirklich kein einziges qualifiziertes Nichtarschloch (zum Beispiel den Gouverneur Kasich)? Oder, falls tatsächlich nur Arschlöcher im Rennen sind, warum sollten wir uns dann auf ein yuge asshole [yuge – von Trump oft benutzte Variante von huge (dt. riesig), A. d. Ü.] einlassen – statt auf ein weniger großes Arschloch oder einen Grenzfall? Mit anderen Worten: Was macht dieses Arschloch zu etwas Besonderem?2

Wir fragen nicht, ob Trump tatsächlich ein Arschloch ist. Darüber scheint ein breiter Konsens zu bestehen. (Oder können Sie sich ein treffenderes zweisilbiges Wort für ihn vorstellen?) Es ist sogar möglich, dass genau das sein wichtigstes Verkaufsargument ist, zumindest bei einem Teil seiner Anhänger.

Stattdessen lautet unsere Frage, welche Art von Arschloch einer sein muss, um einen solchen Erfolg so spektakulär durchziehen zu können. Genau genommen ist das eine Frage der »Arschlochologie«. Zu welchem Typus gehört Trump unter den vielen Subspezies, die es im Arschloch-Artensystem gibt? Und qualifiziert ihn das nun für das hohe Amt oder nicht?

Bei einer früheren Untersuchung der Arschloch-Theorie3 habe ich zu definieren versucht, was eine Person zu einem Arschloch (im Sinne einer dauerhaften Charaktereigenschaft) macht:

Ein Arschloch ist ein Kerl (es sind meistens Männer), der sich in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen systematisch Freiheiten herausnimmt, die einem tief verwurzelten (und falschen) Vorrechtsempfinden entspringen, das ihn für die Einwände und Beschwerden anderer Menschen immun macht.

Das heißt, das Arschloch erfüllt die drei folgenden Bedingungen:

Es nimmt sich in den zwischenmenschlichen Beziehungen Freiheiten heraus, und zwar systematisch;

es wird von einem tief verwurzelten (und falsch verstandenen) Vorrechtsempfinden motiviert, dass ihm diese Freiheiten zustehen, und

es ist unempfänglich für die Einwände anderer Menschen.

Das also ist der Bursche, der sich ohne Not in der Schlange im Postamt vordrängelt, der im voll besetzten Lift zu laut telefoniert, rücksichtslos quer über drei Fahrspuren zur Ausfahrt rast, zwei Parkplätze beansprucht und den Barista im Coffeeshop lautstark zur Schnecke macht, weil er ihm nicht das serviert, was er bestellt hat. Dieses Verhalten zeigt er systematisch und in unterschiedlichen Lebenssituationen. Vielleicht nimmt er sich solche besonderen Vorrechte heraus, weil er sich für reich, für smarter als normale Leute oder für irgendwie berühmt hält. Im Unterschied zum normalen Mistkerl, der sich vielleicht immer unsensibel oder taktlos verhält, sich aber wenigstens entschuldigt (»Ja, ja, tut mir leid, da hab ich mich wirklich wie ein Blödmann benommen«)4, sieht das echte Arschloch – bei dem diese Eigenschaft einen dauerhaften Charakterzug ausmacht – gar keine Notwendigkeit, sich zu entschuldigen oder auch nur die Einwände anderer Menschen zur Kenntnis zu nehmen. Das Bewusstsein, zu seinem Verhalten berechtigt zu sein, ist tief in seinem Wesen verwurzelt; die Klagen anderer prallen an ihm ab.

Das Arschloch handelt aus der festen Überzeugung heraus, dass es ein besonderer Mensch sei und dass die normalen Verhaltensregeln für die eigene Person keine Gültigkeit hätten. Mag sein, dass es zwischenmenschliche Beziehungen nicht bewusst ausbeutet, aber es nimmt normale Erwartungen absichtlich nicht zur Kenntnis. Weil sich das Arschloch von anderen Menschen absetzt, macht es ihm auch nichts aus, auf allgemein anerkannte gesellschaftliche Konventionen zu pfeifen; für das Arschloch ist das fast eine Lebensweise. Außerdem lebt dieser Mensch seine Einstellung mehr oder weniger in aller Offenheit aus. Es juckt ihn nicht, wenn ihn die Leute verärgert anstarren oder sich über ihn beschweren. Er ist einfach immun gegen jeden, der Einspruch erhebt, und ist absolut überzeugt, dass er auf Fragen nicht eingehen muss, ob die Vorrechte, die er sich zubilligt, überhaupt akzeptabel und fair sind. Tatsächlich ist er oftmals richtig empört, wenn Fragen über sein Verhalten gestellt werden. Aus seinem Blickwinkel beweist das nur, dass ihm nicht der Respekt entgegengebracht wird, den er verdient.

Die großen Arschlöcher der Geschichte, Leute wie Napoleon, Cecil Rhodes oder Dick Cheney (Psychopathen wie die Hitlers und Stalins sind andere Fälle, auf die wir hier nicht eingehen), waren oftmals von ihrer moralischen Großartigkeit zutiefst überzeugt. Trumps Anspruchshaltung ist einem neueren Arschloch-Stil zuzurechnen: Er trägt unbekümmert die magersten Begründungen vor, und das ohne die geringsten Einbußen an Selbstbewusstsein. Gefragt, warum er solche speziellen Vorrechte beanspruchen sollte (»Ja, also, was genau macht Sie zu etwas Besonderem?«), trägt er eine ganz einfache Sichtweise vor: »Ich bin ein Siegertyp« oder »Das Beste an mir ist, dass ich sehr reich bin«. Wozu braucht man da noch weitere Begründungen? Ich bin reich. Ich bin ein Siegertyp. Ich bin der Beste.

Über Donald Trump habe ich schon einmal geschrieben, noch bevor er seinen dramatischen Aufstieg zu politischer Bedeutung begonnen hatte. Zumindest am Anfang hatte ich tatsächlich zwiespältige Gefühle, wie ich diesen Mann einordnen sollte. Ist er einfach nur ein Arsch-Clown oder ein richtiges Arschloch? Damals schrieb ich:

Auch Donald Trump ist am allerliebsten auf Sendung. Dass er zu den Arschlöchern zählt, wurde deutlich in einem Dokumentarfilm über die US-amerikanische Football-Profiliga (USFL): »Small Potatoes: Who Killed the USFL?« (Die Antwort: Natürlich Trump. Die Gier und der Egoismus eines Mannes haben eine ganze Liga erledigt.) In letzter Zeit betätigt sich Trump mehr als Medienclown – allerdings wohl eher unabsichtlich.5

Ein Arsch-Clown ist jemand, der die Aufmerksamkeit des Publikums sucht und sich ihm zur Schau stellt, gleichzeitig aber nicht so recht begreift, wie es ihn wahrnimmt. Aber ist Trump nicht eindeutig schon deshalb ein richtiges Arschloch, weil er sich über einen behinderten Reporter lustig macht, illegale Einwanderer aus Mexiko als »Vergewaltiger« beschimpft oder unverschämte sexistische Kommentare über Frauen abliefert (»Bimbo«,6 »Blut kam aus ihr heraus … wo auch immer«, »fettes Schwein«)?7 Natürlich kann er auch beides sein, ein Arsch-Clown und ein Arschloch; diese Mischung von Arschloch-Typen würde seinen verblüffenden Aufstieg in der amerikanischen Politik sogar noch besser erklären, als mir damals bewusst war. Im folgenden Kapitel werde ich mich mit dieser Mischung eingehender befassen.

Ein weiteres auffälliges Musterbeispiel eines Arschlochs aus der jüngsten amerikanischen Politik ist Senator Ted Cruz, der sich allerdings zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Buches bereits aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner verabschiedet hatte. Cruz ist smarter und gerissener als Trump und daher weniger zugkräftig, aber er stört oder...


James, Aaron
Aaron James promovierte an der Harvard University und hält eine Professur für Philosophie an der University of California, Irvine. Neben seiner Tätigkeit als Dozent und Buchautor (u.a. auch »Fairness in Practice: A Social Contract for a Global Economy«) ist er ein leidenschaftlicher Surfer.

Dürr, Karlheinz
Dr. Karlheinz Dürr studierte Politikwissenschaft und Anglistik in Konstanz und Tübingen. Er übersetzt Kinder- und Jugendliteratur, Politthriller und politische Sachbücher aus dem Englischen.



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