Jansen | NLP - Eine Ideologie des 21. Jahrhunderts | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 284 Seiten

Jansen NLP - Eine Ideologie des 21. Jahrhunderts


18. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7494-7532-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 284 Seiten

ISBN: 978-3-7494-7532-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In dem vorliegenden Buch wird der Versuch unternommen, einem Phänomen auf die Spur zu kommen, welches im öffentlichen Diskurs bislang gerade einmal als Randthema in Erscheinung tritt, dem Neurolinguistischen Programmieren. Der Autor geht in seinem Buch zum einen der Frage nach, was hinter den drei Buchstaben dieses NLP eigentlich steckt, aber auch, wie dessen stillschweigender Siegeszug, vorbei an den zahlreichen gesellschaftlichen Debatten, zustande kommen konnte. Anhand einiger entscheidender Punkte wird sowohl das manipulative Wesen des NLP offengelegt, als auch seine ideologische Struktur diskutiert und damit der Versuch unternommen, den Bürger für die kritische Auseinandersetzung mit dem NLP zu sensibilisieren und ihn gleichzeitig aufzufordern, in diesem Zusammenhang sowohl seiner Intuition als auch seinem gesunden Menschenverstand zu vertrauen, um die wirkliche Strategie hinter den modernen Kommunikationsmethoden zu erkennen.

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3. Über das Selbstverständnis der NLP–Szene


Nach diesen Erfahrungen nicht mehr nur mit einer gewissen Portion Skepsis ausgestattet, sondern auch gewillt, die Dimension dieses neuartigen Phänomens zu verstehen, machte ich mich zunächst im Internet auf die Suche den Ursprüngen dieses NLP. Vor allem wollte ich wissen, wie weit dessen Expansion in die Gesellschaft bereits fortgeschritten war, welche Nischen mir noch bleiben würden und ob diese eine Basis für ein zufriedenstellendes Leben bilden könnten oder nicht.

Könnte ich dem NLP also aus konsequent dem Weg gehen? Könnte ich zumindest mein Leben so gestalten, dass die Existenz des NLP für mich selbst bedeutungslos wäre? Schnell stellte ich fest, dass es fast egal war, wen man fragte, vom NLP hatte irgendwie fast jeder, den ich kannte, schon einmal etwas gehört. Zwar überwog eine tiefe Skepsis, dennoch schienen diese drei Buchstaben bereits die Lebenswege unterschiedlichster Menschen gestreift zu haben. Das Verblüffendste daran war, dass all dies so unbemerkt und still vonstatten ging. Bei der Recherche fand ich sehr schnell einige viele Internetseiten zum Thema, welche sich allerdings nur wohlwollend mit dem angeblichen Nutzen beschäftigen. Was dort ebenso auffiel, war die häufige Erwähnung einer Kritik an der NLP–Kritik.

Andererseits bleibt festzustellen, dass selbige wiederum im Internet und auf dem Büchermarkt äußerst rar ist. Man fragt sich schnell, warum hier bereits auf einen Gegner geschossen wird, wenn dieser doch fast nirgends sichtbar wird oder zumindest ungehört bleibt. Die NLP–Anhänger zeichnen die Silhouette eines NLP–Feindes und könnten doch die Namen ihrer öffentlichen Kritiker an den Fingern beider Hände abzählen.

Im Folgenden wollen wir nun daher einige Aussagen aus den Weiten des Internets und diverse gedruckte Publikationen zu diesem Thema etwas näher betrachten und auf die Frage eingehen, ob man NLP wohl vielleicht als ein prägendes Wesensmerkmal unserer Zeit bezeichnen könnte, von dem allerdings öffentlich so gut wie nie die Rede ist. Beginnen wir mit dem ersten Text, in welchem man sich mit der tatsächlich marginalen öffentlichen Kritik analytisch auseinanderzusetzen wähnt. Die Aussagen stammen von der österreichischen NLP– Website :

„Was ist NLP? … zumindest ein Garant für heiße Diskussionen! Ultimativer Beweis der drohenden Weltherrschaft für die einen, Grundlage eines erfüllten Lebens für die anderen. NLP– Entwickler haben – ungeachtet dieser Diskussion – eine Reihe von Modellen und Methoden entwickelt, die im Coaching, im Verkauf, in der Pädagogik und im Training sehr erfolgreich und effektiv eingesetzt werden.

Einer der stärksten Vorwürfe gegenüber NLP in der Öffentlichkeit ist, dass es manipulativ sei: Die Erfahrung hat gezeigt – Ja, das ist es!“15

Halten wir also fest, dass ein Unterstützer des NLP hier durchaus eingesteht, dass es sich einerseits um eine entwickelte Systematik handelt, also keine natürliche und damit dem Menschen ureigene Verhaltensweise ist und andererseits eine Form der Manipulation vorliegt, welche nach seiner Aussage empirisch belegt wurde, um sogleich mit einer Lüge fortzufahren, nämlich zu behaupten, das NLP sei keine erdachte „Technik“. Vielmehr würde man die allgemeinen Muster und Strukturen der Sprache hier bloß verdeutlichen, um mit dem wohl destruktivsten Totschlagargument zu schließen:

„Jeder von uns praktiziert NLP, manche Menschen sind sich darüber bewusst, die anderen nicht, dennoch: Jeder tut es!“15

Mit Ausrufezeichen versehen, wird hier behauptet, dass man über das NLP nur zu dem Leitfaden dessen gelange, was in dem Wesen der Sprache bereits läge. Nun ist die Sprache ein Ausdruck des Einzelnen, sich mit seinen Mitmenschen zu verständigen. Also müsste man folgern, dass all diese Strukturen bereits im Denken und Handeln jedes Menschen zu finden seien. Doch was passiert hier wirklich? Man betreibt den Versuch einer Kategorisierung, einer Kartographierung von Verhaltensmustern, die systematisch nach einem Prinzip geordnet werden, welches alsdann NLP heißt. Das originäre menschliche Handeln selbst könnte nur insofern als NLPartig betrachtet werden, wenn man davon ausginge, dass alles Denken irgendwann auf dieses Schema, auf diese normierte Ordnung hinausliefe. Man definiert das Ziel einer vom NLP durchdrungenen Welt und assimiliert in einem usurpatorischen Sinne jede menschliche Regung in die eigene Lehre.

Dies kann als eine Vermarktungsstrategie betrachtet werden, da man unverblümt den Versuch unternimmt, den unbedarften Bürger dazu zu animieren, sein eigenes Verhalten in einen Bezug zum NLP zu stellen. Man untermauert dies dann mittels einiger abstruser Beispiele, deren Schema stets dasselbe ist, die Betonung einer allgegenwärtigen Manipulation, welche sich bereits in Kleinigkeiten zeige. Unabhängig davon, welche Intention hinter einem Verhalten steckt, werden intuitive Gesten mit berechnenden auf eine Stufe gestellt. Auf heißt es dazu weiter:

„Denn Manipulation bedeutet, eine Änderung im Verhalten des anderen hervorzurufen. Wenn ein Mensch also einen anderen fragt, ob er ihm einen Euro leiht und dieser daraufhin in seine Tasche greift und einen Euro hervorzieht, hat ihn der andere bereits manipuliert!“15

Dies ist die Definition der Manipulation innerhalb der NLP–Szene. Das Wort Manipulation indes hat für NLP–fremde Menschen eine ganz und gar andere Bedeutung. Hier wird bereits ersichtlich, warum eine Auseinandersetzung mit den Adepten des NLP schwierig ist. Die Anhänger der Lehre werden stets auf ihren Begriffsdeutungen bestehen und damit ihrerseits die Diskussion aus einer Haltung heraus führen, welche auf einem anderen Denken heraus aufbaut als bei ihrem Gegenüber.

Naturgemäß ist es auch in den realen und vom NLP–Denken nicht durchdrungenen Nischen dieser Welt eine Binsenweisheit, dass zwei Menschen in ein und dasselbe Wort leicht unterschiedliche Gedanken einbringen, doch ist beiden der jeweilige Kontext bewusst, wie auch der Spielraum dessen eigentlicher Bedeutung. Jedem Begriff gibt im Laufe der Zeit eine allgemeine Grundstimmung seinen gereiften, kulturell entwickelten und letztlich allgemein gültigen Sinn. Seine damit immer noch ambivalente Bedeutung wird zu seiner grundsätzlichen Gestalt.

Man kann sich nun einen jeden Begriff zunutze machen, um sich möglichst klar und unmissverständlich auszudrücken, sich seinem Gesprächspartner gegenüber zu offenbaren und auch damit verwundbar zu werden. Doch andererseits ist es ebenso möglich, sich hinter den emotional konnotierten Worten eine sichere Heimstatt zu errichten, um schier unangreifbar zu werden. Um ein Wort gegen einen anderen zu verwenden oder es diesem im Mund herumzudrehen, ist die Kenntnis von spezifischen Wirkungen einiger Floskeln sicher von Vorteil. Mag es noch sein, dass dies ein Handelsvertreter für sich als Verhandlungsgeschick einfordern möchte, so bedeutet es für den Angesprochenen hingegen, dass er sich in einer Stresssituation wiederfindet. Ich denke da an eine durchaus sehr eloquente Vertreterin einer großen Umweltorganisation, der ich einmal zehn Minuten lang vorsichtig freundlich erklärte, dass ich als armer Student nichts spenden könne. Erst wenn die Maske fällt, weiß man, dass diese Freundlichkeit nur Betrug war.

Da nun aber prinzipiell jedes Verhalten gleich welcher Intension von einem NLP–Anhänger als Manipulation verstanden wird, wird der Begriff seiner Mannigfaltigkeit hinsichtlich seiner gefühlten Bedeutung dahingehend entleert, dass jedwede Täuschung damit gemeint sein kann und das manipulative Denken und Handeln hinsichtlich seiner Zwangsläufigkeit und Vermeidbarkeit nicht mehr zu überprüfen sei. Auf der oben zitierten, das NLP propagierenden, Homepage findet sich derweil dazu vielsagend:

„NLP macht diese Sprach– und Verhaltensmuster der Menschen lehr– und lernbar und ermöglicht einem NLP– geschulten Menschen, sich in der Kommunikation, in Verhandlungssituationen oder anderen Kontexten besser auf das Gegenüber einzustellen. Denn schließlich wissen wir aus der Kommunikationspsychologie: Es geht nicht darum, was der Sender sagt, sondern darum, was der Empfänger versteht! Und um diese Kommunikationsbarriere möglichst niedrig zu halten – dafür ist NLP das ideale Werkzeug!“15

Entsprechend dieses Statements könnte man folgern, dass Menschen vor einer solchen Seelenmassage gar nicht vollständig in der Lage wären, sich auf ihre Gesprächspartner einzustellen. Dies mögen wohl aber vor allem Personen glauben, welche nicht über die natürliche Empathie einen Zugang zu anderen Menschen finden. Selbstverständlich gibt es immer Hürden zwischen Individuen. Zu manchen Menschen findet man weder in einen argumentativen Zugang, noch kann man ihre Art und Weise überhaupt als ansprechend empfinden, was ja allerdings nicht im Umkehrschluss heißen muss, dass man diese grundsätzlich von ihrer Art her nicht verstehen...



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