Johanus | 1 % | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 186 Seiten

Johanus 1 %

Phänomene japanischen Christentums
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7583-7668-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Phänomene japanischen Christentums

E-Book, Deutsch, 186 Seiten

ISBN: 978-3-7583-7668-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Buch beschreibt die Geschichte, Theologie und Sozialformen des Christentums in Japan als einzigartige Phänomene. Es behandelt: die frühe Missionsgeschichte Japans, japanische Theologen wie UCHIMURA Kanzo, KITAMORI Kazoh und TAKENAKA Masao u. a., japanisch-christliche Künstler: WATANABE Sadao und WATANABE Soichi, das Phänomen der Hauskirchen in Japan und die christlichen Hochzeiten für Nicht-Christen. Am Schluss des Buches wird die Zahl 1 % für den Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung diskutiert und interpretiert.

Pfr. Dr. Stephan Johanus, Dipl. theol. von der Humboldt-Universität Berlin, Dr. theol. von der Universität Heidelberg, Pfarrer der reformierten Kirche des Kantons Zürich (Schweiz).

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4 UCHIMURA Kanzo ???? (1861-1930) und die Mu-Kyokai (???)
UCHIMURA Kanzo (????) wurde am 23. März 1861 in Edo, dem damaligen Tokio, in einer Samuraifamilie geboren. Es war die Zeit der Meiji-Restauration, der japanischen Aufholjagd in Hinblick auf die Technik, Wirtschaft und Naturwissenschaft mit dem Westen. Mit 14 Jahren schon lernte er Englisch in einer „Foreign Language School“. Im Jahr 1877 ging er auf das „Sapporo Agricultura College“. Die westlichen Lehrer dort machten ihn bekannt mit dem Christentum. Die sonntäglichen Versammlungen hinterließen bei ihm einen nachhaltigen Eindruck. Später ließ er sich von einem Missionar der methodistischen Kirche, von M. C. Harris, taufen. Bald organisierte er eigene Gottesdienste und Bibelstunden. In dieser Zeit gehörte NITOBE Izano, der spätere Verfasser von „Bushido – Die Seele Japans“ zu seinen christlichen Freunden.21 Schon früh strebte UCHIMURA nach Unabhängigkeit in seinem christlichen Leben und seiner Verkündigung. Mit ein paar Freunden baute er ein eigenes Gebäude für ihre Versammlungen, wobei die methodistische Kirche sie finanziell unterstützte. Nachdem die Gruppe sich aber nicht dazu entschließen konnte, zur methodistischen Kirche überzutreten, forderte der Missionar das Geld zurück. Dies war für UCHIMURA eine erste, enttäuschende Erfahrung mit der Institution Kirche. Dazu kamen die rivalisierenden Konfessionen auf dem Missionsfeld in Japan, die auf ihn den Eindruck machten, dass es hier an echter christlicher Spiritualität fehlen würde. Nach Abschluss seiner Ausbildung zog er nach Tokio. Dort heiratete er gegen den Willen seiner Eltern und Freunde TAKE Asada. Doch die Ehe wurde schon nach drei Monaten geschieden. Mit großen Erwartungen zog es ihn in die Vereinigten Staaten. Er wollte das Land kennenlernen, aus dem die Missionare in Japan gekommen waren und das Evangelium brachten. Amerika war aber alles andere als ein von Lobpreisungen und christlichen Werten erfülltes Land für ihn. Er beobachtete, wie chinesische Gastarbeiter schlecht behandelt wurden, wie Glücksspiele, Alkoholmissbrauch und Tierschaukämpfe die Menschen belustigten, und er selbst wurde mit einem Freund zusammen einmal bestohlen. Er kam zu dem Ergebnis, dass die asiatische konfuzianische Ethik dem Westen weit überlegen war. Vom Westen war er insgesamt enttäuscht, wenn er auch von einzelnen christlichen Persönlichkeiten beeindruckt blieb. Zwischenzeitlich arbeitete er in einem Heim für behinderte Kinder, bevor er sich entschied, nach Amherst zu gehen, um dort Theologie zu studieren. In Amherst erlebte er so etwas wie eine zweite Bekehrung. In Japan war er zum Christentum gekommen, in Amherst kam er zu Christus. In Sapporo hoffte UCHIMURA vor allem aus praktischen Gründen, sich dem Christentums anschließen zu können. Schließlich sollte der Glaube als Motor dienen, um dem Ziel näher zu kommen, dass Japan die Aufholjagd mit dem Westen gewinnt. Sein Übertritt zum Christentum geschah sozusagen aus patriotischen Gründen. Ganz verstanden hatte er den christlichen Glauben noch nicht, schreibt z. B. auch Hannelore KIMURA-Andres in ihrem Buch über die Mukyokai.22 In Amhurst sollte ihm die Bedeutung des Kreuzes Christi klar werden. Später wechselte er noch zum „Hartford Theological Seminary“, doch sollte er sein Theologiestudium dort nicht mehr zu Ende bringen. Sein Charakter scheiterte an der Theorielastigkeit der westlichen Theologie. Nach Japan zurückgekehrt, versuchte er seinen Lebensunterhalt als Lehrer und Publizist zu verdienen. Er sollte sich wieder in Japan einleben, heiratete ein zweites Mal, lebte aber eigentlich wie ein Fremder im eigenen Land. Als Lehrer und als Christ geriet er 1891 aufgrund seines Glaubens mit dem damaligen Staatsshinto in Konflikt. Er arbeitete zu jener Zeit an einer Highschool in Tokio. Man nennt diesen Vorfall den „Fukei Jiken“ (jap. ????), die Mäjestätsbeleidigung. Im Jahr 1891 sollte an seiner Schule von allen Lehrkräften das „Imperial Rescript“ des Tenno (Kaisers) würdevoll akzeptiert und empfangen werden. Es enthielt eine Reihe von Erziehungsmaßnahmen, die sich auf den Konfuzianismus und Shintoismus bezogen. Beim Vorlesen wurde erwartet, dass sich jede Lehrperson respektvoll bei der Zeremonie verbeugen sollte. UCHIMURA zögerte, obwohl er sich doch ein wenig verbeugt haben soll. Seine loyale Haltung gegenüber dem Tenno war bekannt. Auch war er den konfuzianischen Lehren nicht abgeneigt, im Gegenteil. Aber sein zögerliches Verhalten beim Verbeugungsakt während der Zeremonie reichte nicht aus. Die Schulbehörde wertete seine Handlung als respektlos gegenüber dem Erlass und dem Tenno. Daraufhin verlor UCHIMURA seine Anstellung und wurde landesweit geächtet. Später wollte er die Verbeugung noch nachholen, konnte sich aber wegen einer Krankheit nur von einem Freund vertreten lassen. Jedenfalls war der Eklat da. Die öffentliche Presse stürzte sich auf den Staatsbeamten und Lehrer. UCHIMURA Kanzo und seine Frau erkrankten an Pneumonie (Lungenentzündung). Seine Frau wurde durch diesen Vorfall derart seelisch erschüttert, dass sie verstarb. Der Vorfall löste allerlei Diskussionen aus und das Christentum verlor mehr und mehr an Akzeptanz. Im Zuge des Russisch-Japanischen Krieges (1904/05) kam es zur Verstärkung von nationalen Gefühlen und sogar zu Zerstörungen von Kirchen. UCHIMURA gehörte zu jenen Christen, die sich aus christlichen Motiven gegen den Nationalismus ihrer Zeit wehrten. Seine Enttäuschung gegenüber den etablierten Kirchen führte ihn schließlich dahin, seine eigene, für ihn stimmige Existenzform des christlichen Glaubens zu finden und zu organisieren: die Nicht-Kirche, „Mukyokai“. Doch was bedeutet eigentlich Mukyokai? Das Wort „? Mu“ heißt „Verneinung, nicht“. „?? Kyokai“ heißt „Kirche“. UCHIMURA glaubte, dass die wahre Kirche eine „Mukyokai“, eine Nicht-Kirche ist. Aber er lehnte die Kirche eigentlich nicht grundsätzlich ab, sondern lediglich die Institutionalisierung des Christentums als erstarrte Form, als Kirche. Seine „Mukyokai“ war ein Christentum ohne ordinierte Pfarrer, ohne Kirchengebäude, Kirchensteuern und Sakramente. Mukyokai-Christen brauchten nicht getauft zu werden. Er glaubte daran, dass, wenn das Christentum auf seine Wurzeln zurückgehen würde, sich dabei etwas wie eine „Mukyokai“ entwickeln werde. Seine Ablehnung der Kirche war eine Ablehnung der Institution Kirche, der Staatskirche, der Erstarrung des Christentums. Die Reformatoren Luther und Calvin waren nur die Hälfte des Weges der Reformation gegangen. Mukyokai bedeutete eine zweite Reformation, die Reformation der Reformation. Ein Christentum, das sich ständig einer Reformation unterzieht, nach dem reformatorischen Prinzip des „semper reformanda“ lebt, kann sich nicht verinstitutionalisieren, kann sich nicht mit sich selbst zufriedengeben, in den Formen erstarren. Eine Kirche, die sich in ihrer Verinstitutionalisierung festsetzte, musste notwendigerweise sterben. Wenn der Glaube seine Sprengkraft und Dynamik verliert, beginnt er in starren Formen zu verenden. Die Idee der „Mukyokai“ ist ein Ideal. Sie basiert auf einem beständig dynamischen Glauben, der sich koninuierlich erneuert. Selbst wenn die „Mukyokai“ sich einmal zur Kirche entwickeln sollte, glaubte UCHIMURA, müssten wir sie zerstören. Das Negativbeispiel für eine erstarrte Kirche sah er in der römisch-katholischen Kirche, wobei sich seine Kritik schon an der methodistischen Kirche festmachte, obwohl jene eigentlich keine hohe Ekklesiologie besitzt. Christus hatte im Sinn, eine familienähnliche Versammlung ins Leben zu rufen. Wenn er von „ekklesia“ („Kirche“) sprach, dann hatte er jene im Sinn, die durch den Glauben und den Heiligen Geist zusammengerufen worden waren. Die Christen machten daraus allerdings eine semi-staatliche Regierungsinstitution. UCHIMURA verwarf also nicht völlig den Begriff der Kirche, sondern erstrebte eine ideale Kirche, in der das Zentrum Jesus Christus ist und in der die Glaubenden sich darum bemühten, den Willen Gottes zu tun. Das Dogma war in dieser Mukyokai weniger wichtig als ein aktives Bekennen. Die Mitglieder seiner Nicht-Kirche sollten unabhängige und selbstbewusste Christen sein, die sich dem „Priestertum“ aller Gläubigen bewusst waren. Jeder Christ war eigentlich selbst Kirche. Und das Christentum war Christus.23 UCHIMURAs Haltung zum Krieg hatte sich im Lauf der politischen Ereignisse verändert. Zur Zeit des Japanisch-Chinesischen Krieges (1894-1895) hatte er den Krieg noch unterstützt, weil er glaubte, dass er aus einem Ideal heraus entstanden war, dem Ideal, die Koreaner von der Übermacht der Chinesen zu befreien. Doch er musste bald erkennen, dass die wirklichen Motive der Regierung zur Kriegsführung ganz andere waren. Zur Zeit des Russisch-Japanischen Krieges...



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