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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 142 Seiten

Reihe: Liquids

Jones Fluids


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7583-9836-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 142 Seiten

Reihe: Liquids

ISBN: 978-3-7583-9836-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es benötigte wohl den Abstand einiger Jahre, um Jack die Erkenntnis gewinnen zu lassen, dass da wohl doch einiges schiefgelaufen war in seinem Leben. Anders kann er sich das nicht erklären, dass er sein sexuell ausschweifendes Leben trotz so mancher Aufwachmomente einfach weiterführte. So war es denn wohl auch folgelogisch, dass das alles irgendwann in den totalen Absturz führen musste, und die Befreiung aus diesem Tief sich als härter herausstellte, als der härteste Sex, den er je erlebt hatte. Dies ist die Fortsetzung des ersten, Liquids genannten Teils.

Jack Jones ist das Pseudonym des Autors, der autobiografische Erinnerungen mehrerer Personen unter seinem Namen als Ich-Erzähler vereint und diese mit einer Portion Phantasie miteinander verwebt. Der Roman macht diese Erinnerungen von teilweise sehr persönlicher, delikater Art öffentlich. Daher muss der echte Name des Verfassers zum Schutz der wahren Protagonisten anonym bleiben.

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I
Michi
Na ja, irgendwie war es ja klar, dass das mit Michi nach hinten losging. Zumindest jetzt im Nachhinein. Ich hatte mich seit langer Zeit mal wieder richtig in eine Frau verliebt. Aber das war vielleicht der Fehler. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich vor Liebe blind war, nein, Quatsch, aber irgendwie hatte ich doch unterschätzt, dass die Phase des Verliebtseins irgendwann zwangsläufig endet und eben der Beziehungsalltag beginnt. Vielleicht hatte ich von meinem Job, der mich damals als junger BWL-Absolvent richtiggehend fesselte (vor allem endlich richtiges Geld zu verdienen) und bei dem ich auch relativ sauber in die Routine eines nine-to-five-Jobs überging, geschlossen, dass das in einer Beziehung ebenso gehen würde. Aber Pustekuchen! Es gab mehr und mehr Probleme. Zwar stammen wir beide aus gebildeten Familien, hatten Abi gemacht und studiert. Das bewahrte uns aber nur davor, uns nicht anzuschreien, zu schlagen oder mit Geschirr zu bewerfen. Es war ein subtilerer Vorgang, der langsam aber sicher zum Ende führte. Bei Trennungen werden zwischen den Partnern und vor allem nach Außen immer alle möglichen Scheiß-Gründe angeführt, wieso die Beziehung scheiterte. Unterbewusst (und heute, mit jahrelangem Abstand) war mir aber klar, dass es der Sex war, bei dem wir nicht auf einen Nenner kamen. Ich verfügte über reichlich Erfahrungen und hatte mit meinen Escort-Damen ein, sagen wir mal, sexuell extravagantes Leben geführt. Es gab bis auf echt eklige Sachen, die ich ablehne und die im Übrigen keine Frau der Welt wirklich praktizieren will, nichts, was ich im Bett mit einer Frau noch nicht angestellt hatte. Sie hingegen hatte die übliche Entwicklung genommen. Mit ein paar Partnern vor mir kam sie von Necking über Petting bis zur Missionarsstellung nicht viel weiter hinaus. Beim Blowjob stellte sie sich an wie ein Teenager, und ich vermute, sie hatte selbst nie wirklich einen Orgasmus erlebt, geschweige eine Lust und ein unstillbares Verlangen danach entwickelt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht in der Lage war, ihr all solche schönen Dinge näherzubringen. Weiß der Geier wieso, sie hat sich in dieser Hinsicht von mir wirklich nichts beibringen lassen wollen, vielleicht war sie in Wahrheit lesbisch oder hatte Missbrauchserlebnisse in ihrer Kindheit und Jugend. Nein, ich will ihr jetzt nicht Böses, aber wie hieß es in einem Tom Cruise Film damals: „Everything ends badly, otherwise it wouldn’t end“. Allerdings einem für mich schlechteren Ende, denn ich hatte meine Wohnung aufgegeben, um bei ihr einzuziehen. Nun musste ich mir also eine neue Bleibe suchen und das war schon damals, Ende der 90er auf der ganzen Rheinschiene, von Frankfurt über Mainz, Heidelberg bis Mannheim nahezu unmöglich, außer man machte das richtig große Portemonnaie auf. Was mir aber nicht möglich war. So zog ich also wieder bei meinen Eltern ein. Nur vorrübergehend. Aber an ihren Gesichtern war zu erkennen, dass sie nicht besonders begeistert waren und sich längst auf ein Leben zu zweit eingerichtet hatten. Relativ kommentarlos schob mein Vater seinen Golf aus der Garage, damit ich darin meine paar Möbel und jede Menge Umzugskartons lagern konnte. Das Gefühl, wieder in mein ehemaliges Kinderzimmer einzuziehen, war, ja, wie soll ich sagen? Jedenfalls fühlte sich das alles mehr als schräg an. Im Grunde kann ich im Nachhinein nur den Kopf schütteln, wie es sein konnte, dass in dieser Phase mir mein Chef erzählte, dass sie mir kündigen würden. Scheiße zieht eben Scheiße an. Mein Gott bin ich froh, dass ich generell kein Kind von Traurigkeit bin und ein ganz ordentliches Selbstbewusstsein habe, so glaubte ich zumindest. Zum Glück bewahrte dies mich davor, jetzt nervlich zusammenzubrechen oder in den Drogensumpf abzurutschen. Nein, ich konnte dies, wie auch die Trennung von Michaela zuvor, ganz gut verarbeiten. Nee, das stimmt nicht, eher verdrängen. Aber ein gehöriges Loch hat das schon hinterlassen. So wich die Verwunderung schnell der Freude, als ich eine SMS von Ben erhielt. Ein alter Kumpel von mir aus Oberstufentagen. Der hatte, so wie ich auch, bereits damals seinen deutschen Namen amerikanisiert und brauchte dies jetzt besonders, denn er hielt sich in den Wintermonaten immer in Kalifornien auf. Kaufte dort gebrauchte Motorräder für seinen Laden hier in unserer Kleinstadt. Wir schrieben ein paarmal hin und her und er schlug mir vor, mir doch einfach ein Flugticket zu kaufen und zu ihm rüberzukommen. Ich könnte ihm ein wenig helfen und wir würden abends kalifornischen Rotwein aus der braunen Papiertüte am Strand trinken und dem Sonnenuntergang zusehen. Ich musste nicht lange darüber nachdenken, ging damals noch ins Reisebüro für das Ticket und saß eine Woche später schon im Flieger. Ich war noch nie Langstrecke über den Atlantik geflogen und genoss es, mittags in Deutschland loszufliegen und bei permanentem Sonnenschein elf Stunden später nachmittags am selben Tag in Los Angeles zu landen. Ben begrüßte mich braungebrannt wie ein richtiger Beachboy im Schlapperhemd und kurzen Hosen bereits am Gepäckband. (Ja, sowas war damals noch möglich!) Genauso schlapperig wie seine Klamotten war auch sein riesenhafter Pick-up-Truck, auf dessen dreckige offene Ladefläche er meinen Koffer legte und wir nun den ‚PCH‘, den Pacific Coast Highway, der kalifornischen Traumstraße schlechthin (das gilt für den Bereich zwischen LA und San Francisco), entlangglitten in einer schier unfassbaren Verkehrsdichte, eingerahmt von einem Geblinke und Geflimmer von Leuchtreklamen, die jetzt mit beginnender Dunkelheit meine doch ziemlich müden Augen irritierten. Wir fuhren nach Redondo Beach, einem Stadtteil von LA, der aber wie alle anderen so groß ist, dass er selbst Stadtrecht besitzt, mit Bürgermeister und eigener Polizei. Direkt vom PCH ging die Motelanlage ab, in der er wohnte. Er hatte mit dem Betreiber der Anlage, einem Inder, den er Shanny nannte, ein Dauerarrangement für ein großes Zimmer nach hinten raus zur Wohnsiedlung, dadurch war tatsächlich von der 8-spurigen Straße nicht viel zu hören. Ich passte mich schnell an Bens Lebensstil an, genoss es in T-Shirts und kurzen Hosen rumzulaufen, obwohl es Ende November doch ganz schön frisch war, wenn die Sonne nicht schien. Aber sie schien quasi immer. Ich erinnere mich eigentlich nicht an einen einzigen Tag, wo die Sonne nicht morgens ins Fenster bratzte. Ben daddelte stets morgens sehr früh im Bett an seinem ‚Cell‘ herum (Cellulare-phone, so nannten die Amis damals in der Vor-Smartphone-Zeit das Mobiltelefon, den Begriff ‚Handy‘ kennt man im englischsprachigen Raum nicht, das ist eine bescheuerte deutsche Erfindung!). Er koordinierte damit seine Tour zu den Motorradinserenten, die man sich damals noch in ‚Recycler‘ genannten Anzeigenblättern zusammensuchen musste. Angesichts dessen, dass LA fast so groß ist, wie Rheinland-Pfalz, war das unerlässlich. So fuhr ich also nahezu ganztägig mit ihm im Auto rum, um bei irgendwelchen Leuten, die häufig ziemlich heruntergekommen waren, mal mehr, mal weniger gute Motorräder anzuschauen und zu kaufen. Ich hatte ja keine Ahnung davon, aber offensichtlich musste er sich die Dinger immer sehr genau ansehen, denn da es in Amiland keinen Tüv gibt, wollte ihm so manch Einer einen ziemlichen Schrott andrehen. Wenn ein Motorrad seinen Vorstellungen entsprach, spielten wir immer ‚Good Cop – Bad Cop‘ mit dem Verkäufer, sprich, er machte die Karre schlecht und bot unterirdische Preise („oh, that’s not the one“), hingegen ich ihn vermeintlich eines Besseren belehrte und ‚überzeugte‘, dass das Bike doch gar nicht so schlecht sei und er etwas mehr bieten solle. Wir waren recht schnell ein eingespieltes Team. Sobald Ben irgendwann die Dollarscheine aus seiner Brusttasche seines Hemdes zog, die die Verkäufer schier vor Ehrfurcht in die Knie gehen ließen, fuhr ich den Truck schon quer zum Straßenrand an den stets extrem tiefen Rinnstein heran, öffnete die riesige Heckklappe und zog zwei Holzbohlen von der Ladefläche. In Nullkommanichts hatten wir das Bike im ‚Bett‘ (so bezeichnen die Amis die Ladefläche ihres Trucks, den gefühlt irgendwie jeder dort fährt), verzurrten es mit ein paar Spanngurten und fuhren weiter zum Nächsten. Irgendwann erkannte ich, dass er mit der Einladung an mich, ihn zu besuchen, einen nicht unerheblichen Hintergedanken verfolgte. Denn es kam die Zeit, dass die ganzen Bikes, die er über die Monate eingekauft hatte und die irgendwo im Hafen von Long Beach in einer Halle lagerten, in zwei riesige Überseecontainer verladen werden sollten. Zwei Wochen benötigten wir, die Motorräder eines nach dem anderen mit einem Flaschenzug, der an einer quer über die Flügeltüren des Containers übergelegten Bohle befestigt war, hoch zu befördern und im Innenraum zu verzurren. Anschließend sägten wir Bauholzplatten zurecht, mit denen wir über den bereits verfrachteten Motorrädern eine Ebene einzogen und auf dieser die gleiche Anzahl Motorräder nochmal im Container verfrachteten. Am Ende waren es, glaube ich, über 60...



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