Jürging | Fließgewässer- und Auenentwicklung | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 524 Seiten, eBook

Jürging Fließgewässer- und Auenentwicklung

Grundlagen und Erfahrungen
1. Auflage 2006
ISBN: 978-3-540-26852-9
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Grundlagen und Erfahrungen

E-Book, Deutsch, 524 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-540-26852-9
Verlag: Springer
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Natürliche Fließgewässerlandschaften sind dynamische Abfluss-, Retentions- und Lebensräume. Früher wurden bei Gewässerausbauten diese wichtigen Funktionen meist nicht ausreichend berücksichtigt. Die Folgen sind zum Teil massive Störungen des Wasserhaushaltes, die sich insbesondere auf die Abflüsse (Hoch- und Niedrigwasser) und die morphologischen Gewässerbettstrukturen auswirken, aber auch den Naturhaushalt der Fließgewässer- und Auenlandschaften verändert haben. Konsequenterweise wurden zunehmend Forderungen zum Schutz, zur Wiederherstellung oder Schaffung naturnäherer Verhältnisse in und an Fließgewässern einschließlich ihrer Auen laut.Bei der Konzeption dieses Buches wurde eine ganzheitliche Betrachtungsweise gewählt. Die Eigenschaften (Besonderheiten) von natürlichen Fließgewässerlandschaften werden ebenso erläutert, wie die Auswirkungen von menschlichen Einflüssen auf die Fließgewässerentwicklung. Aktuelle Vorgehensweisen im Zusammenhang mit dynamischen Gewässer- und Auenentwicklungen werden nachvollziehbar dargestellt und durch zahlreiche Beispiele aus unterschiedlichen Gewässerlandschaften ergänzt.
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Weitere Infos & Material


Einführung und Systematik.- Natürliche Fließgewässer und Auen.- Mensch und Fließgewässer.- Fließgewässerentwicklung — Historie, Ziele.- Rechtliche Grundlagen.- Planung der Fließgewässerentwicklung.- Erfahrungen.


4 Fließgewässerentwicklung – Historie, Ziele (S. 123-124)

Hanns-Jörg Dahl (Kap. 4.1)
Peter Jürging (Kap. 4.2)
Heinz Patt (Kap. 4.2)

Naturnahe Fließgewässer und Auen sind sehr empfindliche Naturräume, die in Mitteleuropa fast vollständig verschwunden sind. Umso bedeutsamer ist es, die verbliebenen naturnahen Gewässerstrecken und Auen besonders zu schützen und bereits beeinflusste Abschnitte so weit wie möglich wieder in Richtung Naturnähe zu entwickeln. Die Realität zeigt, dass diese Ziele oft nicht einfach zu verwirklichen sind. Die vielerorts vorhandenen Nutzungen limitieren den Spielraum in beträchtlichem Ausmaß. Mehr noch, der Druck auf die wenigen intakten Fließgewässerlandschaften bzw. Fließgewässerstrecken scheint in den letzten Jahren noch zu wachsen. Oft fehlt die Einsicht des wirtschaftlich denkenden Menschen, dass derartige Lebensräume aufgrund ihrer Einmaligkeit geschützt werden müssen, damit diese nicht auf Dauer verloren gehen.

Unterschutzstellungen oder Umgestaltungsmaßnahmen sind ungleich schwerer zu begründen, da sie Ziele verfolgen, die zunächst keine monetären Vorteile erkennen lassen, vielleicht sogar Folgekosten verursachen. Von den ersten warnenden Stimmen in Sachen Fließgewässer- und Auenschutz bis zu den ersten Fließgewässer rena turierungen war es ein weiter Weg. Viele Veränderungen in Sachen Gewässerschutz wurden erst auf den Weg gebracht, als die Schäden nicht mehr wegdiskutiert werden konnten. Heute bietet das vorhandene rechtliche Instrumentarium – neben einem weitreichenden Schutz der Fließgewässer- und Auenlandschaften – auch die Möglichkeit, naturferne Abschnitte wieder in Richtung auf mehr Naturnähe zu entwickeln. Problematisch sind meist die auftretenden Konflikte mit vorhandenen oder geplanten Nutzungen. Umso wichtiger ist es, dass Fließgewässer- und Auenentwicklungen ein gesellschaftlich tragbares Konzept verfolgen, in dem auch aufkommende oder vorhandene Konflikte nicht ausgeklammert werden.

4.1 Geschichte

Die Auseinandersetzung des Menschen mit den Fließgewässern ist so alt wie die Kultur. Der Mensch siedelte bevorzugt an Fließgewässern, um die Vorteile des fließenden Wassers zu nutzen (u.a. Bereitstellung von Trink- und Brauchwasser, Abführung von Abwasser, Fischerei, Schutz vor Feinden, Wasserkraft, fruchtbare Aueböden), und nahm die Gefahr von Hochwässern dafür in Kauf bzw. siedelte auf Hochufern, Flussdünen und künstlichen Warften so, dass Schäden durch Hochwässer nicht auftreten konnten bzw. minimiert wurden. Gleichzeitig begann der Mensch, die Fließgewässer nach seinen Erfordernissen zu verändern, wie zum Beispiel ihren Lauf festzulegen, aufzustauen, Wasser abzuleiten und Flächen zu entwässern. Im Folgenden soll die Wandlung der Gesellschaft und der Wasserwirtschaft als Teil der Gesellschaft in ihrer Einstellung zu den Gewässern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschrieben werden. Um eine kurze, aber konsistente Darstellung dieser Entwicklung zu ermöglichen, soll dies hier am Beispiel des Landes Niedersachsen erfolgen. Vergleichbare Entwicklungen hat es auch in anderen Bundesländern gegeben. 4.1.1 Umdenkprozesse In der ersten Hälfte des 20.

Jahrhunderts war die Auffassung von Herder’s (1784 – zitiert in Körner, 2001) noch weit verbreitet, dass die Schöpfung (die Natur) durch menschliche (bäuerliche) Kultur erst vervollkommnet wird. Kulturtechnik bzw. Landeskultur sei die Keimzelle aller Kultur, der selbstverständlich auch die Wasserwirtschaft unterzuordnen war. Die Geschichtsphilosophie von Herder’s wurde vom Nationalsozialismus zur Blut und Boden-Theorie dahingehend pervertiert, dass einer nordischen bäuerlichen, an den Boden gebundenen, daher überlegenen Kulturrasse, südliche und östliche, nicht an den Boden gebundene, daher minderwertige Nomaden- und Händlerrassen gegenüber ständen. Die nordische Herrenrasse habe deshalb den geschichtlichen Auftrag, ihren Kulturkreis auszudehnen. Die von Herder’sche Auffassung wurde auch durch politische Rahmenbedingungen gefördert.


Dr. Jürging war Leiter des Referats Landespflege beim Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft in München.Prof. Patt ist Leiter des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft der Universität Duisburg-Essen. Als Herausgeber wirkte er beim Hochwasser-Handbuch (Springer-Verlag) mit.Von den beiden Autoren ist das ebenfalls im Springer-Verlag erschienene Fachbuch "Naturnaher Wasserbau" erhältlich.



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