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E-Book, Deutsch, 304 Seiten, 1-farbig
Karp / Zamiska The Technological Republic
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98609-614-4
Verlag: FinanzBuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Über die Macht des Silicon Valley und die Zukunft des Westens. Der Palantir-Gründer über die Tech-Industrie, Innovationen, Wirtschaft & Geopolitik
E-Book, Deutsch, 304 Seiten, 1-farbig
ISBN: 978-3-98609-614-4
Verlag: FinanzBuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Alexander C. Karp ist Mitbegründer und CEO von Palantir Technologies. Er ist Absolvent des Haverford College und der Stanford Law School und hat an der Goethe-Universität in Deutschland in Sozialtheorie promoviert. Nicholas W. Zamiska ist Head of Corporate Affairs und Rechtsberater des Büros des Vorstandsvorsitzenden bei Palantir Technologies. Er ist Absolvent des Yale College und der Yale Law School und wurde in New York City geboren.
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VORWORT
Dieses Buch ist das Ergebnis eines fast zehnjährigen Gesprächs zwischen den Autoren über Technologie, unser nationales Projekt sowie die bedrohlichen politischen und kulturellen Herausforderungen, vor denen wir alle stehen.
Für den Westen ist der Moment gekommen, um Bilanz zu ziehen. Unsere nationalen Ambitionen und das Interesse am Potenzial von Wissenschaft und Technologie haben abgenommen, und über alle Sektoren hinweg, von der Medizin über Weltraumprojekte bis hin zu Militärsoftware, ließen die staatlich angestoßenen Neuerungen nach, wodurch eine Innovationslücke entstand. Der Staat strebt nicht länger nach der Art von umfassendem Durchbruch, der für die Atombombe und das Internet sorgte, und überlässt die Aufgabe, die nächste Welle an wegweisenden Technologien zu entwickeln, dem Privatsektor – eine bemerkenswerte und fast vollständige Vertrauenssetzung in den Markt. Das Silicon Valley kümmert sich in der Zwischenzeit nur um sich selbst und konzentriert seine Energie auf einen kleinen Bereich von Konsumgütern, anstatt Projekte anzuschieben, die unsere umfassendere Sicherheit und unseren Wohlstand betreffen.
Das derzeitige digitale Zeitalter war von Online-Werbung und -Shopping sowie den sozialen Medien und Plattformen zum Video-Sharing bestimmt. Das vollmundige Schlagwort einer Gründergeneration im Silicon Valley lautete schlicht: Entwickeln. Nur wenige fragten, was entwickelt werden musste und warum. Jahrzehntelang hielten wir den Fokus der Technologie-Industrie auf Konsumgüter – ein Fokus, der in vielen Fällen zu einer regelrechten Obsession geworden war – für selbstverständlich und hinterfragten die Ausrichtung, die die Autoren dieses Buchs für eine Fehlausrichtung halten, von Kapital und Talenten auf das Triviale und Ephemere kaum. Vieles von dem, was heute als innovativ gilt und enorme Mengen an Talenten und Finanzen verschlingt, wird noch vor dem Ende des Jahrzehnts vergessen sein.
Der Markt ist eine mächtige Zerstörungsmaschine. Er vernichtet nicht zuletzt auch Kreativität, versagt jedoch häufig dabei, im richtigen Moment das zu liefern, was am dringendsten gebraucht wird. Die Giganten des Silicon Valley begingen den strategischen Fehler, sich selbst eine Rolle zuzuschreiben, die sie im Grunde außerhalb jenes Staates verortet, in dem sie aufgebaut wurden. Zahlreiche dieser Unternehmensgründer sahen in den Vereinigten Staaten ein untergehendes Reich, dessen langsamer Abstieg dem eigenen Aufstieg und dem Goldrausch der neuen Ära nicht im Wege stehen durfte. Viele unter ihnen gaben jeden ernsthaften Versuch auf, die Gesellschaft voranzubringen oder sicherzustellen, dass sich die menschliche Zivilisation Stück für Stück emporarbeitet. Das vorherrschende ethische Grundgerüst im Silicon Valley, die techno-utopische Ansicht, dass Technologie alle Probleme der Menschheit lösen kann, entwickelte sich zu einem engen und dünnen utilitaristischen Ansatz, bei dem Individuen nur mehr Atome in einem zu regulierenden und einzugrenzenden System sind. Die entscheidenden, wenn auch verwirrenden Fragen, was ein gutes Leben ausmacht, welche kollektiven Anstrengungen eine Gesellschaft angehen sollte und was eine gemeinsame und nationale Identität möglich machen kann, wurden als Anachronismen eines vergangenen Zeitalters außer Acht gelassen.
Wir können das besser – wir müssen das besser machen. Unser zentrales, im Folgenden weiter ausgeführtes Argument lautet, dass die Softwareindustrie ihre Beziehung zur Regierung neu aufbauen und ihre Anstrengungen und Aufmerksamkeit darauf lenken muss, jene Technologien und künstliche Intelligenz zu entwickeln, die unsere dringendsten Herausforderungen anpacken. Die Technikelite des Silicon Valley hat die Handlungspflicht, an der Verteidigung der Nation und der Artikulation eines nationalen Projekts mitzuwirken – was ist dieses Land, was sind unsere Werte und für was stehen wir – und darüber hinaus den noch bestehenden, aber fragilen geopolitischen Vorteil zu bewahren, den die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten in Europa und anderswo über ihre Gegner errungen haben. Es geht, natürlich, um den Schutz der individuellen Rechte gegen staatliche Übergriffe, der seine moderne Form im »Westen« fand – ein Konzept, das von vielen fast beiläufig ausrangiert wurde – und ohne den der schwindelerregende Aufstieg des Silicon Valley niemals möglich gewesen wäre.
Das Aufkommen der künstlichen Intelligenz, die zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte die kreative Überlegenheit des Menschen in der Welt ernsthaft herausfordert, verstärkt nur die Dringlichkeit, mit der wir die Fragen der nationalen Identität und des nationalen Anliegens neu stellen müssen. Viele hielten diese Fragen bereits für erledigt. Wir hätten noch jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelang so weitermachen können und wären den wirklich entscheidenden Fragen aus dem Weg gegangen, hätte nicht durch die fortgeschrittene KI, angefangen bei Large Language Models bis hin zu den zu erwartenden Schwärmen autonomer Roboter, die Umwälzung der globalen Ordnung gedroht. Nun ist allerdings der Moment gekommen, in dem wir entscheiden müssen, wer wir sind und wer wir in Zukunft sein möchten, nicht nur als Gesellschaft, sondern auch als Zivilisation.
Manch einer dürfte eine vorsichtigere und wohlüberlegte Trennung zwischen den Domänen und Angelegenheiten des privaten und öffentlichen Sektors bevorzugen und für sie eintreten. Die Vermischung von privatwirtschaftlichen und nationalen Zielen, von der Disziplin, die der Markt bieten kann, und dem Interesse am Gemeinwohl kann Unbehagen erzeugen. Doch Reinheit hat ihren Preis. Die Autoren dieses Buchs glauben, dass der Widerwille zahlreicher Unternehmensführungen, sich an den folgenreichsten sozialen und kulturellen Debatten unserer Zeit zu beteiligen, und zwar auf eine bedeutungsvolle Art und Weise zu beteiligen, welche über die derzeitigen gelegentlichen und theatralischen Vorstöße hinausgeht, dass dieser Widerwille uns zu denken geben sollte. Und zu diesen Debatten gehören auch solche über das Verhältnis zwischen dem Technologiesektor und dem Staat. Die Entscheidungen, denen wir gemeinsam gegenüberstehen, sind zu folgenreich, als dass wir sie unhinterfragt und ohne weitere Untersuchung ruhen lassen sollten. Alle, die an der Entwicklung der Technologie beteiligt sind, die fast jeden Aspekt unseres Lebens beleben und möglich machen wird, sind verantwortlich dafür, ihre Überzeugungen zu offenbaren und zu erklären.
Insgesamt hoffen wir, mit diesem Buch eine Diskussion darüber anzustoßen, welche Rolle das Silicon Valley bei der Verbesserung und Neuerfindung eines nationalen Projekts spielen kann und spielen sollte, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch darüber hinaus – darüber, was jenseits einer festen und unverrückbaren Verpflichtung zum Liberalismus und seinen Werten, darunter der Weiterentwicklung der individuellen Rechte und Gerechtigkeit, unsere gemeinsame Vision der Gemeinschaft ausmacht, der wir angehören.
Uns ist bewusst, dass ein politischer Aufsatz dieser Art für jemanden, der im Privatsektor zu Hause ist, ein ungewöhnliches Projekt darstellt. Doch es steht viel auf dem Spiel, und der Einsatz wird immer höher. Die aktuelle Weigerung der Tech-Industrie, sich mit diesen fundamentalen Fragen zu beschäftigen, hat uns einer positiven Vision beraubt, was dieses oder jedes andere Land in einer Ära des zunehmenden technologischen Wandels und Risikos sein kann und sein sollte. Wir glauben zudem, dass die Werte der Technikkultur, die zum Aufstieg des Silicon Valley führten, etwa dessen obsessive Konzentration auf das Ergebnis und sein Desinteresse an Theater und Gehabe – so komplex und unvollkommen auch immer – sich am Ende als entscheidend herausstellen werden für die Fähigkeit, unsere nationale Sicherheit und den Wohlstand zu fördern.
Zu viele Führungsfiguren zögern, sich in die Diskussion zu stürzen oder eine echte Überzeugung zu äußern – sei es für eine Idee, ein Wertesystem oder ein politisches Projekt –, und zwar aus Angst, dass sie in der gegenwärtigen politischen Sphäre dafür bestraft würden. Ein erheblicher Teil unserer Führungsriege, gewählt oder anderweitig aufgestiegen, lehrt und wurde gelehrt, dass schon der Glaube an sich der Feind sei und dass die Abwesenheit von Glauben an irgendetwas, abgesehen vielleicht vom Glauben an sich selbst, den Weg zum Erfolg garantiere. Das Ergebnis ist eine Kultur, in der jene, die für die folgenreichsten unserer Entscheidungen verantwortlich sind – in unzähligen öffentlichen Bereichen, darunter Regierungen, Industrie und Wissenschaft –, häufig unsicher sind, woran sie eigentlich glauben, oder noch grundsätzlicher, ob sie überhaupt über irgendwelche festen und authentischen Überzeugungen verfügen.
Wir hoffen, dass dieses Buch allein schon durch seine Existenz beweist, dass ein deutlich lebhafterer Diskurs, eine bedeutendere und nuanciertere Hinterfragung unserer (gemeinsamen und nicht-gemeinsamen) Überzeugungen als Gesellschaft möglich ist – und vor allem dringend nötig ist. Wer im Privatsektor tätig ist, sollte dieses Terrain nicht allein der akademischen Welt und anderen überlassen, nur weil man bei sich mangelnde Autorität oder Expertise feststellt. Palantir selbst ist der – unvollkommene, sich weiterentwickelnde und unvollständige – Versuch, ein kollektives Unternehmen aufzubauen, es ist ein kreativer Output, der Theorie und Praxis vermischt. Palantirs unternehmerische Entwicklung von Software und seine Arbeit in der Welt stellen die Praxis dar. Dieses Buch möchte der Beginn für die Entwicklung der Theorie sein.
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