E-Book, Deutsch, 199 Seiten
Kastenholz / R. Andara / Scheib 13 Brains of Zombies
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7487-5771-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 199 Seiten
ISBN: 978-3-7487-5771-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zombies ... Man kann sie erstechen, erschießen, in Brand setzen, zerstückeln, überfahren und, und, und ... Meistens vergehen sie still, mit einem letzten 'Gehirne ...' auf den untoten Lippen. Trotzdem - sie sind nicht endgültig totzukriegen! Immer wieder raffen sie ihre Körperteile wieder zusammen und erblicken neu das Licht der - u.a. literarischen - Welt. Und wieder ist es passiert! In dieser Anthologie mit 13 ausgewählten Zombie-Geschichten. Doch Vorsicht! Die Zombies haben dazugelernt. Sie sind nicht mehr nur die Gehirne fressenden Dumpfbacken. Und nicht alles ist so, wie es scheint ... Nici Hope - Hunger Mario Steinmetz - Headphones Lothar Nietsch - Deathpoint Alexander Grun - (De-)Generation-Z: Erlösung Marcel Hill - Pamela Markus Kastenholz - Zombie-Night Azrael ap Cwanderay - Schrödingers Zombie Torsten Scheib - Bester Freund Doris E. M. Bulenda - Erwachen im Wald Jean Rises - The Splattering Alida Gersonde - Alex Fabienna Seven - Kein Schwanz ist so hart wie das Leben Erik R. Andara - Was Freundschaft am Ende bedeutet
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Hunger - Nici Hope
Ich wache auf und habe noch die Stiefel und die Bluse von letzter Nacht an. Shit! Das war wohl ein Gläschen zu viel. Kein Plan, wie ich nach Hause gekommen bin. Ein Blick in den Spiegel. Hässliche Schmierbahnen aus Lippenstift und Mascara zieren mein Gesicht. Hübsch! Ich rolle mit den Augen. Erstmal eine Kopfschmerztablette und dann aus dieser Bluse raus. Was zum Teufel …? Auf meiner Schulter prangt ein Biss. Man sieht deutlich die Abdrücke der Zähne. Ich wühle in meinen vagen Erinnerungen von letzter Nacht. Dieser Kerl. Die Rückbank in einem Auto. Beschlagene Scheiben. Verdammt! Ich muss meinen BH verloren haben, denn unter dem Blusenstoff ist nur meine nackte Haut. Frech strecken sich meine Nippel dem Spiegelbild entgegen. Frech, verkrustet und … blau? Noch einmal wandert mein Blick auf die Bissspuren an der Schulter, dann zurück zu meiner rechten Brust. Tatsächlich. Ein Kreis aus Zahnabdrücken, getrocknetem Blut und der Schatten eines blauen Fleckes rahmen meine Brustwarze ein. Der Typ hat mich gebissen. Zweimal. Und nicht gerade zaghaft. Wirre Bilder von Haut, Druck und Feuchtigkeit ringen mit dem dumpfen Klopfen der Schmerzen in meinem Schädel. Aber nichts Klares, nichts Greifbares. Scheiß Filmriss! Ich hätte gerne gewusst, ob es schrecklich oder eine richtig heiße Nummer war. Mein Magen grummelt und fordert Nahrung. Also schleppe ich mich zum Kühlschrank. Alles da, was mein vegetarisches Herz sonst so begehrt, aber irgendwie habe ich keine Lust auf Obst, Gemüse oder pflanzlichen Aufstrich. Ich habe Hunger auf etwas ganz Bestimmtes, etwas, das ich nicht so ganz definieren kann. Mein Magen rumpelt und poltert. Mir ist regelrecht schlecht vor Hunger. Du musst einkaufen gehen, denke ich noch und schlüpfe schon wie ferngesteuert in meinen Parka. Ich schleppe mich die Hauptstraße runter Richtung Supermarkt und rieche plötzlich etwas, das mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Ganz von allein steigen meine Füße die drei Stufen hinauf zur Tür des lokalen Metzgers. Dieser Geruch! Himmlisch metallisch, würzig und lecker. Die Leute stehen in drei Schlangen vor der großen, duftenden Fleischtheke und ich reihe mich ein. Ist es samstags immer so voll? Ich war noch nie hier, denn normalerweise ekelt mich all das Fleisch … aber heute … Heute ist es anders. Gierig schiele ich auf die Auslage, verlagere mein Gewicht von einem Bein auf das andere, recke den Hals. Meine linke Hand streicht über meinen grummelnden Bauch, mit der rechten spiele ich nervös am Reißverschluss des Parkas. Dann geht eine Tür hinter der Theke auf und eine Fleischereifachverkäuferin trägt ein Tablett mit neuer Ware hinaus, um die Theke zu bestücken. Hinter ihr sehe ich Schweinehälften von der Decke hängen, weiße Kacheln und … OMG! Dieser Geruch. Das! Das will ich! Schweiß bildet sich auf meiner Oberlippe. Mein Unterleib krampft sich gierig zusammen. Ich blicke hinunter auf meine Hände und sehe, wie sie zittern. Verdammt! Was ist denn los mit mir? Dann passiert alles rasend schnell. Ich trete aus der Schlange, stürme dreist hinter die Theke, stoße eine Verkäuferin um, drücke die Tür auf und stehe in der Schlachtküche. Ich öffne den Mund, benetze meine Lippen, sauge die metallische Luft durch meine Nase. Dumpf klingen Rufe an mein Ohr, aber ich habe nur Augen für die Schweinehälfte vor mir. Etwas zieht an meinem Arm, aber ich lasse mich nicht bremsen. Wie bei einer Schlange schießt meine Zunge hervor, trifft auf Schweinehaut, leckt darüber. Ja! Das will ich! Wieder eine Stimme, ein Zerren an meinem Arm. Ich begreife, dass ich jetzt nicht genießen kann. Ich muss zubeißen! Meine Zähne rammen sich in die Haut, in das Fleisch. Leichter Widerstand, dann spritzt etwas Saftiges in meinen Mund. Blut tränkt meine Lippen, Fleischsaft umhüllt meine Zunge und im letzten Moment schaffe ich es, ein Stück Schweinefleisch herauszureißen. Ich werde zu einer Hintertür gezerrt, höre Worte wie: Verrückt, pervers, unmöglich, Hausverbot! Dann ein Stoß, ich lande auf einem Hof und hinter mir knallt eine Tür. Auf allen Vieren kniee ich auf dem Asphalt. Mund und Kinn verschmiert, Sabber und Blut tropfen von meinen Lippen, während ich schmatzend kaue und schließlich schlucke. Wieder krampft sich mein Unterleib zusammen. Fleischeslust, denke ich und fange an zu kichern. Einfach so. Fast hysterisch bricht es aus mir heraus. Dann eine Stimme hinter mir. »Hey, hier … das könnte was für dich sein. Und jetzt mach, dass du von hier wegkommst. Leb‘ deinen Fetisch da aus, wo es angebracht ist!« Ein weißer Kittel und schwarze Handschuhe ziehen mich auf die Beine, drücken mir ein Stück Papier in die Hand, dann knallt die Tür erneut hinter mir zu, und mein Kichern erstickt. Ich schaue auf die Einladung in meiner Hand. Rotes Blatt mit brauner Schrift. ROH und SAFTIG – Society Nächste Gourmet Party: Dienstag, alte Fabrik, Dieselstraße, 20 Uhr Um Abendkleidung wird gebeten! Ich wische mir mit dem Ärmel des Parkas das Blut von den Lippen und drehe mich zur Hintertür der Metzgerei. FUCK! Was ist hier gerade passiert? *** Die letzten drei Tage habe ich mich von rohem Fleisch ernährt. Zuerst habe ich es mit Obst und Gemüse probiert, wirklich … aber dann alles wieder ausgekotzt. Gebratenes Fleisch geht auch nicht. Es schmeckt dann irgendwie tot und verdorben. Ich weiß nicht, wie oft ich zittrig vor der Kloschüssel gesessen habe. Bei jedem Würgen krampft der ganze Körper, die Säure brennt in der Speiseröhre und der Prozess wringt mich aus, macht mich fertig. Rohes Fleisch ist das einzige, was ich drin behalte. Normalerweise müsste mich das anwidern, aber ich finde es auf eine gruselige Art und Weise geil. Sobald ich Fleisch esse, spüre ich Kraft. Sie durchströmt meinen ganzen Körper, ja, sogar mein Wesen. Es fühlt sich gut und richtig an. Während meine Zähne rohes Fleisch zermahlen, reagiert noch eine ganz andere Körperstelle. Fleisch zwischen meinen Lippen, und der Beckenboden zuckt. Der Widerstand der Fleischfasern beim ersten Bissen, und es beginnt zwischen meinen Beinen zu pulsieren. Blut und Fleischsaft umspielen meine Zunge, und mein Schritt trieft vor Feuchte. Rohes Fleisch scheint ein starkes Aphrodisiakum zu sein. Jetzt stehe ich vor dem Spiegel in meinem Schlafzimmer und trage mein schwarzes, langes Abendkleid. Durch die unfreiwillige Diät ist mein Bauch flach, meine Haut blass, aber rein. Die Bissspuren an Schulter und Brustwarze nur noch ein fahler Schimmer. Der sehr hohe Schlitz lässt mein rechtes Bein aufblitzen, der Ausschnitt lässt tief blicken und durch die Neckholderträger sind Schultern sowie oberer Rücken komplett frei. Ich habe mir lange künstliche Wimpern angeklebt, dunkelroten Lippenstift aufgelegt und schwarz-glitzernde Smokey-Eyes geschminkt. Roh und saftig also! Eine Gourmet Party! Ich fasse es selbst nicht, aber ich will dorthin. Diese Sache nimmt mich völlig ein und bestimmt jetzt mein Leben. Moral und Ethik habe ich irgendwo in diesem Prozess aus Kotzen und Fressen verloren. Ich gebe mich der Lust, dem Appetit und diesem neuen Ich hin. Was soll ich sonst tun? Vegetarier bin ich wohl nicht mehr. Eher ein Fleischfresser der schlimmsten Sorte. Rohes Fleisch! Ich muss auf diese Party. Dort muss es noch mehr Leute geben, die diesen, wie der Metzger es nannte, »Fetisch« haben! Ein letzter Blick in den Spiegel. Scheiße. Ich sehe richtig gut aus. Nachdem ich mit hallenden Schritten durch das leere Industriegebiet gestöckelt bin, stehe ich vor einem alten Fabrikgebäude. Es wirkt leer und verlassen. Aber ich rieche, dass etwas Köstliches in der Luft liegt. Ich rieche Haut, Fleisch und Blut. Also gehe ich entschlossen auf die große Eingangstür zu. Als ich mich bis auf drei Meter genähert habe, schwingt die Tür auf und ein Mann im Smoking tritt mir entgegen. »Einladung?« Ich reiche sie ihm, und er tritt mit einem Lächeln zur Seite. »Guten Appetit, die Dame!« Vor mir öffnet sich ein riesiger Raum. Die Wände sind mit rotem Samt ausgekleidet, Kronleuchter glitzern unter der hohen Decke und überall brennen Kerzen. Klassische Musik erfüllt den Raum, und es wimmelt nur so von Menschen in edlen Abendroben. Kurz habe ich Sorge, nicht genug Geld eingesteckt zu haben, aber eine Kellnerin begrüßt mich und hält mir ein Tablett voller Champagner-Gläser hin. Ich nehme eins und mache meine ersten Schritte in den Raum. Aus dem Nichts taucht eine zweite Kellnerin auf und bietet mir strahlend einen Appetizer an. Auf ihrem Tablet sind Fleischstücke wie Käsepieker...