Kastenholz / Wölk / Ap Cwanderay | Die Schuld der Väter | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Kastenholz / Wölk / Ap Cwanderay Die Schuld der Väter

Ausgeliefert
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7487-2259-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

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ISBN: 978-3-7487-2259-5
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Christine und Stefan ziehen aufs Land, um endlich mit einem schweren Schicksalsschlag abzuschließen. Sie erwerben ein Haus in einem kleinen Dorf und starten einen Neubeginn. Während Stefan vorübergehend noch in seiner alten Heimat arbeitet, inspiziert Christine mit ihrem Hund die neue Wohngegend. Bei einer ihrer Erkundungstouren in einen nahegelegenen Wald fällt Christine plötzlich auf, dass es dort ungewöhnlich still ist. Sogar ihr Hund scheint sich zu fürchten. In den Nächten darauf plagen sie Albträume, die sie sich nicht erklären kann. Als sie dann noch von einer alten Frau träumt, der sie Tage später leibhaftig begegnet, glaubt sie nicht mehr an Zufall. Es kommt ihr zudem merkwürdig vor, dass die Einwohner des Dorfes sie offensichtlich davon abhalten wollen, den Wald zu betreten. Verbirgt sich dort ein Geheimnis, von dem nur Alteingesessene wissen?

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Kapitel 1
    1.   »Na …«, sagte ich zu meiner Hündin, die mit dem Schwanz wedelte, als ich ihr das Halsband umlegte, »sollen wir heute mal einen neuen Weg erkunden?« Treue braune Augen schauten voller Tatendrang zu mir auf. Ich schnappte mir die Leine und Gina drehte sich vor Freude aufgeregt im Kreis. Nicht, dass ich meine beste Freundin anleinen musste, doch es war besser, sie an der Leine zu führen, falls uns unterwegs Jäger begegneten. Deren Finger saßen oft nur locker am Abzug, wenn sie annahmen, ein Hund würde wildern. Sie waren dabei sogar im Recht und durften Gina erschießen, falls sie einem Wildtier nachjagte. Das hatte ich nach Erkundigungen im Rathaus herausgefunden. Die Männer benutzten ihre Waffen nur zu gerne und es war ihnen gleichgültig, welches Getier ihnen vor die Flinte lief, Hauptsache, es kam überhaupt etwas ins Visier. Ich war mir darüber im Klaren, dass es hin und wieder notwendig war, Wild zu schießen, um die Verbreitung von Krankheiten einzudämmen und zu großen Wildbestand zu verhindern. Allerdings hatte ich Antipathie gegen Männer und Frauen, die lediglich aus Spaß Tiere jagten und töteten, um sich später damit zu brüsten. Ich schaute weg, wenn sie in ihren grünen Kastenwagen mit offener Ladefläche an mir vorbeifuhren, denn sonst hätte ich die toten Fasanen und Hasen sehen müssen, die wie Trophäen gut sichtbar kopfüber an Stangen aufgehängt waren. Jedermann sollte mitbekommen, wie erfolgreich die Jagd verlaufen war. Wir lebten seit Kurzem in Norddeutschland, außerhalb der Kleinstadt Heren, zu der das Dorf Oltendorf, das nur etwas über eintausend Einwohner zählte, gehörte. Hier gab es weder störenden Dauermotorenlärm noch aneinandergereihte, hohe Betonbauten und nur wenige gefährliche Straßen. Hier gab es überwiegend grünes, flaches Land mit Bauernhöfen, Nutzvieh, Pferden und Felder und Weiden, soweit das Auge reichte. Stress und Hektik suchte man in der kleinen Ortschaft vergebens. In unserer neuen Heimat ging es wesentlich gemächlicher und ruhiger zu, als wir es aus der Großstadt gewohnt waren. Auch aus diesem Grund waren wir hierhergezogen. Früher, als ich mit meinen Eltern Jahr für Jahr in den Urlaub an die Nordsee fuhr, kamen wir immer an diesem Ort vorbei und ich hatte schon damals die Landschaft bewundert. Seitdem hatte es mich hierher gezogen, aber ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass ich eines Tages wirklich hier leben würde. Oft bestaunte ich jetzt bei Spaziergängen mit Gina die wunderschöne Umgebung und die üppige Natur, sah Kühen beim Grasen zu, schaute mir hübsche Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten an und atmete die saubere Luft. Hier und da mischte sich der Geruch von streng riechender Gülle darunter, wenn die Bauern ihre Felder düngten. Meinen Mann Stefan und mich störte der manchmal penetrante Gestank nicht sonderlich, denn nach ein paar Tagen war er wieder verschwunden. Er gehörte für uns einfach zum Landleben. Wenn ich mit meinem Vierbeiner einen Spaziergang machte, begegnete ich kaum einem Menschen. Ich genoss jede Sekunde der Einsamkeit und erfreute mich an den riesigen Anbauflächen, den Weiden und an den Tieren selbst. Ich hatte mit meiner Schäferhündin inzwischen so manchen unwegsamen Abschnitt in der Gegend ausgekundschaftet, doch es wartete noch so viel Neues auf uns. Mir gefiel es, unbekanntes Terrain zu erforschen, und Gina ging es augenscheinlich ebenso. Stefan und ich lebten seit einem Monat in unserem ersten eigenen Haus, Stefan leider zurzeit nur am Wochenende. »Christine«, tröstete er mich, wenn er mich am Sonntagabend verließ, »ich bin schneller zurück, als du denkst.« Wir hatten längst noch nicht alle Dorfbewohner kennengelernt, die uns aber in Windeseile in Augenschein genommen hatten. Hier kannte jeder jeden, wie wir schnell mitbekamen. Wenn wir jemandem begegneten und ein Schwätzchen hielten, erfuhren wir aus diesen Gesprächen, dass es im Dorf keine Geheimnisse gab. Das kam leider nur recht selten vor, da die Leute neuen Einwohnern gegenüber zurückhaltend waren. Man achtete noch aufeinander, das begrüßten wir, und es war uns egal, was die Dörfler hinter unseren Rücken tuschelten. Schließlich hatten wir nichts zu verbergen! Wir freuten uns auf die vielen glücklichen Jahre, die wir vor uns haben würden. Hier wollten wir alt werden. Gina schnüffelte an unsichtbaren Spuren, während ich mich an der Weite und den blühenden Blumen kaum sattsehen konnte. Selbst das zahlreiche Unkraut in seiner Vielfalt von Farben und Formen bewunderte ich. Grasende Milchkühe schauten mit ihren großen, dunklen Augen zu uns herüber und vertrieben mit ihren Schwänzen die Fliegen. Gegenüber dem abgezäunten Weideland stand auf einem riesigen Feld sonnengelber Raps in voller Blüte und verströmte einen süßlichen Duft, der mich an Kräuterbonbons erinnerte. Von Zeit zu Zeit kreuzten Fasanen kreischend unseren Weg und Häschen hoppelten zum nächsten saftigen Grasbüschel. Gina jagte ihnen nicht hinterher, darüber musste ich mir keine Sorgen machen. Wir besaßen selbst ein Zwergkaninchen, das vom Vorbesitzer ausgesetzt worden war. Gina liebte den kleinen Nager und spielte sogar mit ihm. Etwa einhundert Meter vor mir sah es aus, als ginge es auf diesem Feldweg nicht weiter. Eine Begrenzung aus Laubbäumen und Tannen zog sich zu beiden Seiten entlang der Weiden und Felder, vereinte sich in der Mitte und versperrte uns den Weg. Ob es sich dabei um einen Wald oder um einen Grünstreifen mit Bäumen handelte, wusste ich nicht. Aber das würde ich schon noch herausfinden, schließlich war ich ausgezogen, um unbekanntes Gelände zu erforschen. Abenteuerlustig steuerte ich auf die Baumreihe zu. Gina lief neben mir her und hielt ihre Nase dicht über dem Boden. Wahrscheinlich suchte sie nach Duftmarken ihrer Artgenossen. Stefan und ich sagten in solchen Momenten, sie würde wieder in der Hunde-Zeitung, der Animal-Post, blättern. Vielleicht hatte sie auch andere Fährten aufgenommen, jedenfalls war sie genauso aufgeregt wie ich. Als ich die Bäume erreicht hatte, hielt ich rechts und links Ausschau, ob es einen Weg zwischen den Stämmen gab, konnte dort aber nur Wildwuchs und dichtes Unterholz ausmachen. Ich überlegte, meinen Spaziergang abzubrechen, da ich nur eine kurze Hose anhatte und mir die Haut nicht an Dornen oder Stacheln aufreißen wollte. Zufällig entdeckte ich dann doch einen fast zugewachsenen Trampelpfad. Ich hatte einem vorbeifliegenden Specht nachgeschaut, als er im Dickicht verschwunden war. Ohne den scheuen Vogel hätte ich den Weg sicher nicht bemerkt. Meine Neugier war geweckt, und ich zwängte mich trotz der Shorts durch Farnwedel, Brennnesseln und anderes Gestrüpp, das bis über die Ränder des Pfades wuchs. Neugierig schaute ich mich um. Meine treue Gefährtin lief aufgeregt kreuz und quer durchs Unterholz. Es fiel ihr wesentlich leichter als mir, herumzustromern. Ich machte kurz Halt, schloss die Augen und nahm die Düfte der Natur in mich auf. Es roch nach Tannennadeln, verwelktem Laub und Erde. Ein Mix, den ich nur zu gerne in mich aufsog. Glücksgefühle kamen in mir auf. Ich legte den Kopf in den Nacken und horchte in die Stille. Als ich die Lider wieder geöffnet hatte, blickte ich lächelnd zu den hochgewachsenen Laubbäumen auf, deren dichte Blätterkronen das Sonnenlicht fast vollständig abschirmten. Das musste hier tatsächlich ein Wald sein, denn soweit ich sehen konnte, gab es nur Bäume und Wildwuchs. In diesem Forst war es beinahe so finster wie in der Abenddämmerung und auch wesentlich kühler als auf dem freien Feld. Wir hatten Mitte Mai, es war für die Jahreszeit sehr warm.   Ich schätzte die angenehmen Temperaturen. Mein Blick wanderte umher. Farne und dichte Büsche überwucherten so ziemlich jedes freie Fleckchen zwischen den Stämmen. Offensichtlich überließ man die Natur hier sich selbst. Schön, dachte ich, wie alles ungehindert gedeihen darf. Ein Paradies für das Wild. Ob ich wohl ein Reh zu Gesicht bekommen würde? Je tiefer ich mich in den Wald hineinkämpfte, desto unwegsamer wurde das Gelände. Ich hätte gerne eine Machete bei mir gehabt, um vor allem die Brennnesseln abzuschlagen. Sie quälten mich bei jeder Berührung an der nackten Haut mit ihrem säurehaltigen Abwehrstoff. Erst brannte es höllisch dort, wo mich die Blätter mit ihren Brennhaaren streiften, anschließend juckte es unerträglich. Ich kratzte mich trotzdem unbewusst, obwohl ich wusste, dass es die Unannehmlichkeiten verstärkte. Auf dem Handrücken und den Waden bildeten sich rasch Quaddeln. Dass ich so dumm gewesen war und in kurzen Hosen den Wald betreten hatte, war meine eigene Schuld. Momentan konnte ich nichts daran ändern. Jetzt fühlte ich mich wie ein Pfadfinder, der unbedingt Neues auskundschaften musste. Dabei durfte ich mich von meinen lädierten Beinen und Händen nicht ablenken lassen. Gina lief kreuz und quer herum und ich beneidete sie um ihr schützendes Fell. Auch die Käfer und Spinnen, die ihr ins Haar fielen oder daran haften blieben, störten sie nicht. Das...



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