Kavanagh | Für immer du und ich | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Kavanagh Für immer du und ich

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-18790-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-641-18790-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Manchmal muss man sein Schicksal annehmen, um wieder nach vorn blicken zu können ...

Kim und Harry könnten unterschiedlicher nicht sein, schon immer waren beide damit beschäftigt, dem jeweils anderen das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und doch verbindet sie etwas: die Liebe zu Kims älterer Schwester Eva und ihrem kleinen Sohn Otis. Als Eva schwer erkrankt, ändert sich alles, denn Kim und Harry müssen mit der Tatsache zurechtkommen, sie für immer zu verlieren. Als langgehegte Geheimnisse – und Gefühle – ans Licht kommen, die ihr Leben und ihre Beziehung zueinander für immer verändern könnten, müssen beide weitreichende Entscheidungen treffen …

Marianne Kavanagh ist Journalistin. Seit ihrer ersten Anstellung bei der Zeitschrift Woman hat sie mit Printmedien wie Marie Claire, Telegraph und The Guardian zusammengearbeitet. Ihr erster Roman An jedem einzelnen Tag erscheint weltweit bei großen Publikumsverlagen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in London.
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Liebe Eva,

ich habe gerade mit deiner Mutter in Nizza telefoniert, und sie hat mich darum gebeten, dir zu schreiben.

Wie du ja weißt, macht Kim diesen Sommer ihren Abschluss an der Universität. Damit seid ihr dann beide keine Vollzeitstudenten mehr. Ihr seid jetzt erwachsen und selbst für eure Finanzen verantwortlich.

Mit diesem Brief möchte ich euch über meine Entscheidung informieren, das Haus in Nunhead zu verkaufen, sobald ihr eine anderweitige Unterkunft gefunden habt.

Jia hat mir gesagt, dass bezahlbare Mietwohnungen in London schwer zu finden sind. Deshalb bin ich bereit, euch das Haus bis Ende des Jahres, also bis zum 31. Dezember 2006, zur Verfügung zu stellen.

Alles Gute

Dad

Fassungslos riss Kim die Augen auf. »Damit macht er uns obdachlos.«

»Wir werden doch nie obdachlos sein«, wandte Eva ein. »Solange wir nur Christine von nebenan haben.«

Christine, die alle Heimatlosen und Streuner von ganz Südlondon bei sich aufnahm.

»Und was, wenn wir uns einfach weigern?«

»Es ist schließlich sein Haus, damit kann er machen, was er will.«

»Und was ist mit Mum? Gehört es ihr denn nicht auch?«

Eva schüttelte den Kopf. »Er hat sie bei der Scheidung ausbezahlt, und von dem Geld hat sie sich die Wohnung in Frankreich gekauft.«

»Aber warum macht er das nur?«

»Das weiß ich auch nicht. Vielleicht denkt er ja, wir brauchen das Haus nicht mehr.«

»Aber wir brauchen es.«

»In gewisser Hinsicht haben wir sogar Glück, er hätte es schon vor Jahren verkaufen können.« Eva verteidigte ihren Vater immer. Nicht nur, weil sie sich um Fairness bemühte, sie wollte ihn auch auf keinen Fall hassen.

»Wie ein Glückspilz komme ich mir aber nicht vor.«

»Das ist verständlich, aber versetz dich doch mal in seine Lage. Er muss jetzt für seine neue Familie sorgen.«

»Oh, klar«, knurrte Kim. »Die zauberhafte Jia.«

»Ich würde ja gerne wissen, wie die so ist.«

»Ich nicht.«

»Wirklich nicht? Fragst du dich das nie?«

»Warum sollte ich?« Die hat immerhin eine Familie zerstört. Sie hat uns den Vater weggenommen. Und deshalb versuche ich, nach Möglichkeit nicht an sie zu denken.

»Jetzt sei ihr gegenüber nicht so hart«, wandte Eva mit matter Stimme ein. »Es klingt doch, als hätten wir ihr die Schonfrist zu verdanken.«

Du bist einfach viel zu vernünftig. Das bringt mich echt auf die Palme. »Also, was machen wir jetzt?«

Eva lehnte sich zu ihr vor und griff nach ihrer Hand. »Harry hat versprochen, uns zu helfen.«

Hastig zog Kim die Hand weg. »Nein.«

»Einfach nur als Freund.«

»Lieber verhungere ich.«

Normalerweise sah Eva Kims wütende Ablehnung Harry gegenüber als großen Witz, jetzt jedoch schaute sie ihre Schwester hilflos an.

»Irgendwie kriegen wir das hin«, beschwor Kim Eva. »Wir finden schon was. Ich suche mir einen Job, und vielleicht könntest du dir neben dem Unterricht ja auch noch was für ein paar Stunden in der Woche …«

»Ich hab Dad geantwortet«, musste Eva nun zugeben. »Und ihn gebeten, sich das noch mal zu überlegen.«

Kim war überrascht, so viel Initiative zeigte Eva für gewöhnlich nicht. »Und, was hat er geschrieben?«

Evas Gesichtsausdruck war undurchdringlich, als sie ihrer Schwester ein weiteres Blatt Papier reichte.

Liebe Eva,

meinen Glückwunsch.

Ich denke nicht, dass diese neue Entwicklung etwas an der Entscheidung ändert, die ich dir in meinem letzten Schreiben mitgeteilt habe. Dir bleibt noch genug Zeit, um dich nach einer neuen Unterkunft umzuschauen. Du hast dich als selbstständige Erwachsene für das Kind entschieden, daher sehe ich mich nicht in der Pflicht, dir finanzielle Hilfe anzubieten.

Dein Dad

Der Brief segelte zu Boden

»Ich wusste immer schon, dass er mal ein guter Patenonkel wird.« Evas Lächeln war traurig.

Kim war so fassungslos, dass ihr die Luft wegblieb.

»Du warst mit deinen Abschlussprüfungen beschäftigt«, durchbrach Eva irgendwann die Stille, die sich beängstigend in die Länge zog. »Und da wollte ich dir das mit dem Haus lieber nicht erzählen. Oder das andere. Für den Fall, dass du völlig durchdrehst.«

Sie beugte sich vor, hob den Brief auf, faltete ihn und strich ihn glatt, bevor sie ihn wieder in den Umschlag schob.

»Du bist also …«

»In der vierzehnten Woche.«

Kim schluckte.

»Als ich es rausgefunden hab, war ich ehrlich gesagt erleichtert. Ich dachte schon, die ständige Kotzerei wäre ein Symptom für irgendeine schreckliche Krankheit.«

»Also war das nicht …?«

»Geplant?« Eva schüttelte den Kopf. »Nein, aber inzwischen hab ich meinen Frieden damit gemacht. Das erscheint mir mit 25 das Richtige. Ein Baby zu bekommen.«

Kims Körper fühlte sich so schwer an, als hätte ihn jemand mit Zement gefüllt. Deshalb bleibt Eva bei der Sache mit dem Haus so ruhig. Weil sie bei Harry einziehen wird.

»Was hat Mum denn dazu gesagt?«

Eva verzog das Gesicht. »Dass mein Beckenboden nie wieder so sein wird wie vorher.«

Es ist einfach unfassbar, wie sehr ich durch die Schwangerschaften und die Geburten gelitten habe.

Sie saßen am hölzernen Küchentisch, der nach Jahren von Familienessen und Teenagerexperimenten mit Henna, Enthaarungswachs und Räucherstäbchen übersät war mit Kratzern, Flecken und Kerben, und sahen einander an.

»Ich werde also Tante.«

»Tante Kim.«

»Ich werd bestimmt eine tolle Tante.«

»Da bin ich mir ganz sicher.«

Kim versuchte sich an einem Lächeln. Es war ein wenig zittrig, aber besser als gar nichts. »Also, wann ist der Geburtstermin?«

»Im neuen Jahr. Es wird ein Januarbaby.«

»Junge oder Mädchen?«

»Keine Ahnung.«

»Und, kannst du es schon fühlen?«

»Noch nicht. Angeblich kann man das bei der ersten Schwangerschaft manchmal gar nicht. Aber so in einem Monat vielleicht.«

Die Vorstellung von einer schwangeren Eva war so enorm, dass Kim erst einmal tief durchatmen musste. Das hätte nicht passieren dürfen, Eva sollte nicht auf diese Weise gebunden sein. Ihre Schwester sollte doch frei sein. Am Lagerfeuer sitzen, dessen Licht rot und golden über ihre Wangen huschte. Mit ihrer Gitarre über der Schulter reisen und dabei keine größere Last tragen als eine alte Jutetasche.

Nach einer Weile fragte Eva: »Darf Harry uns denn jetzt was Neues suchen?«

Entsetzt starrte Kim sie an: »Für uns alle?«

Eva runzelte die Stirn. »Für uns beide, dich und mich. Schließlich willst du doch nicht mit Harry zusammenleben, oder?« Als Kim sie immer noch verwirrt anstarrte, erklärte sie: »Kimmy … Harry und ich, wir sind nicht zusammen.«

Ich weiß. Weil er dich nämlich seit Jahren betrügt. Einmal hab ich ihn mit dieser Rothaarigen gesehen, die auf jedem Zeitschriftencover war. »Was willst du denn damit sagen?«

»Dass wir kein Paar sind.«

Kim spürte die Last all der Dinge, die sie jetzt nicht aussprechen durfte. »Aber ihr hängt doch ständig zusammen rum.«

Eva lächelte. »Woher willst du das wissen? Du warst doch drei Jahre weg.«

»Er hat also nicht hier gewohnt?«

»Er ist nur ein Freund. Mein bester Freund.«

Nicht ich stehe ihr also am nächsten, sondern Harry. Der behandelt meine Schwester wie Dreck und erntet damit auch noch Bewunderung.

»Das hier ist mein Baby. Meine Entscheidung. Mit ihm hat das nichts zu tun.«

Kims Wangen brannten, und sie war völlig durcheinander. »Er ist also nicht der Vater?«

Evas Miene war ganz ruhig. »Ich werde nicht verraten, wer der Vater ist, nicht einmal dir. Das hab ich mir selbst geschworen.«

»Du kannst mir doch wenigstens sagen, ob es Harry ist oder nicht.«

»Okay«, nickte Eva. »In Ordnung. Es ist nicht Harry. Natürlich ist es nicht Harry.«

Kann ich ihr glauben? Oder sagt sie das nur, um mich zum Schweigen zu bringen?

»Stimmt das wirklich?«

»Siehst du? Du hörst trotzdem nicht auf. Das ist nicht fair, Kim. Du versuchst ja nicht einmal, mich zu verstehen. Stattdessen machst du weiter und weiter, bis du irgendwann hast, was du willst. Und deshalb ist es auch besser, wenn ich dazu jetzt nichts mehr sage.«

Etwas später fragte Kim dann: »Warum sagst du es mir denn nicht?«

Eva schüttelte den Kopf.

»Weil du nicht willst? Oder nicht kannst?«

»Du hörst mir einfach nicht zu.«

Dann wurde Kim plötzlich von Wut übermannt oder vielleicht auch von jener Traurigkeit, die sie so lange runtergeschluckt hatte, dass ein Ausbruch nun unvermeidlich war. Laut platzte es aus ihr heraus: »Aber wir haben doch kein Geld.« Was übersetzt hieß: Wenn das Harrys Baby ist, dann soll er auch dafür zahlen.

Eva sah zum Fenster hinüber. Die Blätter des Ahornbaums leuchteten hellgrün. »Wir packen das schon.«

»Aber wie denn nur?«, fragte Kim leise.

»Irgendwie kommen wir doch immer klar«, sagte Eva.

Harry rollte sich aus dem Bett und stellte den Wecker aus. Er wachte immer vor dem Klingeln auf, aber letzte Nacht hatte er ohnehin kaum geschlafen. Diesen Juli hatte eine Hitzewelle die Stadt fest im Griff, und in Gatwick...


Kavanagh, Marianne
Marianne Kavanagh ist Journalistin. Seit ihrer ersten Anstellung bei der Zeitschrift Woman hat sie mit Printmedien wie Marie Claire, Telegraph und The Guardian zusammengearbeitet. Ihr erster Roman An jedem einzelnen Tag erscheint weltweit bei großen Publikumsverlagen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in London.



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