Kavka | Höllenprinz | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 232 Seiten

Reihe: Arena Thriller

Kavka Höllenprinz

Die Arena Thriller:
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-401-80227-5
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Arena Thriller:

E-Book, Deutsch, 232 Seiten

Reihe: Arena Thriller

ISBN: 978-3-401-80227-5
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Daniel wird nach einer Abiparty tot im Wald aufgefunden, offenbar ermordet. Ela, die Daniel seit Jahren unglücklich liebt, hatte während der Party zu viel getrunken und Daniel bedrängt, ihn geradezu verfolgt. Erinnern kann sie sich an nichts. Bald steht Ela unter Verdacht, denn sie hatte sich außerdem noch in direkter Nähe zum Tatort aufgehalten. Mühsam versucht sie herauszufinden, was in der Nacht wirklich geschehen ist und beginnt, an ihrem eigenen Verstand und ihrer Unschuld zu zweifeln.
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7

Als Ela den Raum betrat, den der Pförtner ihr genannt hatte, glaubte sie, gegen eine Wand zu laufen, so zäh und verbraucht war darin die Luft. Sechs der Abiturienten waren da: Jonas, der rothaarige Trompeter, die Schwarzhaarige, der kleine Dicke, Timo hieß er, glaubte Ela, Luna und Lukas. Alle glotzten sie an und instinktiv versuchte sie ein Lächeln, was aber gleich wieder in sich zusammenfiel. Es hatte keinen Sinn, sie merkte bereits im Ansatz, wie falsch es aussah. Neben Luna war noch ein Platz frei. Das war gut. Sie kannte sie wenigstens, vom Volleyball.

»Hallo Luna«, sagte Ela.

»Hi«, sagte Luna, blickte aber sofort wieder auf ihr Handy.

Caro war nicht da. Vielleicht war sie schon dran oder kam erst später. Mittlerweile stierten alle entweder auf ein Display oder auf den Boden. Die meisten hatten Kopfhörer auf. Keiner sprach, jeder war für sich allein.

Tod macht einsam, dachte sie. Oder ist es die Trauer, die einsam macht?

Trauer …

Ela spürte wieder diesen Schmerz. Er saß tief unten und glich einem Vulkan, der jederzeit ausbrechen könnte. Nicht drüber nachdenken, sie musste jetzt einen klaren Kopf bewahren.

»Lukas von Erpenstein, Zimmer 203, bitte.« Lukas stand auf und verließ den Raum.

Es ist ein bisschen wie beim Zahnarzt, nur schlimmer, dachte Ela und rieb sich ihre Hände. Sie schwitzten und waren trotzdem eiskalt. Ela hatte keine Ahnung, wie eine Vernehmung funktionierte, und sie hatte Angst. In dem Moment fiel ihr die Lüge von heute Morgen wieder ein. Ihr war doch wirklich nichts anderes übrig geblieben, oder? »Entschuldigen Sie, Frau Kommissarin, ich habe mich volllaufen lassen und auf dem Waldboden geschlafen, weil ich seit Jahren unglücklich verliebt bin.« Die Wahrheit klang einfach zu psycho. Sie klang nicht nur so, sie war es auch! Frau Volkmann hätte mit Sicherheit weiter gefragt: Wie und warum und seit wann … Alle Antworten hätten sie nur noch weiter in die Psychoecke gedrängt.

Ela war sechs Jahre alt gewesen, als sie beschlossen hatte, Daniel zu lieben, es war an einem Sonntag gewesen …

Mama und Papa haben Besuch von den Teichmanns. Ihren blöden Sohn haben sie auch mitgebracht. Jannik. Der will Indianer spielen und dafür muss er mich an den Marterpfahl binden, sagt er. Er macht das Seil viel zu fest. Es tut weh. Das ist ihm aber egal. Eigentlich müsse er jetzt ein Feuer anzünden und mich grillen und essen, sagt er, aber das würde er nicht tun, weil er keinen Ärger mit meinen Eltern bekommen will. Er springt um mich herum und gibt indianermäßige Laute von sich. Mir tun die Fesseln weh und ich muss mal.

»Ich muss mal«, sage ich.

Er lässt mich aber einfach gefesselt und hüpft weiter.

»Ich muss mal«, sage ich lauter, weil ich jetzt wirklich dringend muss.

»Mädchen machen immer das Spiel kaputt, weil sie immer müssen«, antwortet er und hüpft weiter.

Unten zwickt es mittlerweile und mir rollen Tränen über die Wangen. Da sagt er, dass er doch ein Feuer macht, wenn ich jetzt heule. Also versuche ich, ganz leise zu schluchzen, und mache in die Hose. Zum Glück ist es Sommer und ich habe ein Kleid und keine Strümpfe an. Das Pipi läuft unsichtbar die Beine runter. Aber riechen tut es. Und dann muss ich doch heulen, weil ich mich schäme. Ich kann es einfach nicht mehr zurückhalten. Meine Eltern hören mich nicht, sie sind drinnen. Der Kaffeetisch auf der Terrasse sieht abgefressen und leer aus.

In dem Moment kommt Daniel auf uns zu, schupst Jannik zur Seite, löst meine Fesseln und schmiert Jannik dann eine, dass es knallt. Der rennt schreiend zu seinen Eltern. Die kommen raus und schimpfen Daniel. Das finde ich ungerecht und deshalb überlege ich fieberhaft, wie ich es erklären soll, aber Janniks Mutter redet so viel und so laut, dass es gar keine Lücke für meine Worte gibt. An Daniels Blick sehe ich, dass er sich nicht verteidigen wird. Man sieht es Menschen an, ob sich hinter ihrer Stirn Worte sammeln. Daniels Stirn wirkt ruhig. Und da beschließe ich, auch zu schweigen. Dieser Moment ist viel zu bedeutend für Worte. Ich lächle ihn an und er lächelt nicht zurück. Aber das macht mir nichts, denn Helden lächeln nicht, denke ich, sie sind viel zu sehr mit Beschützen beschäftigt.

»Hallo miteinander.« Sebastian betrat den Raum. Wie anders er in seiner Polizeiuniform aussah, fand Ela.

»Hallo!«, sagten Luna und Ela wie aus einem Mund. Alle anderen blickten kurz auf, wandten sich dann aber wieder ihren Displays zu, denn sie kannten ihn nicht.

»Habt ihr Sophie gesehen?«

»Sie wurde für 17 Uhr bestellt«, sagte Luna.

»Alles klar bei euch?«, fragte er und blickte abwechselnd von einer zur anderen.

Die beiden antworteten nicht.

»War auch ’ne blöde Frage, ’tschuldigung.«

»Alles bisschen viel«, sagte Luna nur.

»Kannst du uns nicht befragen?«, fragte Ela.

Sebastian lächelte. »Ich würd’s machen, glaub mir. Aber ich darf nicht. So was macht die Chefin gerne selbst.«

»Schade.«

»Treffen wir uns trotzdem morgen im Vereinsheim?«, fragte Sebastian.

Das hatte Ela total vergessen. Morgen Nachmittag wollten sie zusammen die letzten Volleyballspiele anschauen und analysieren.

»Mal schauen«, antwortete Ela und Luna zuckte nur mit den Schultern.

»Ich kann ja verstehen, wenn ihr nicht kommt, aber vielleicht lenkt es euch ab. Ich bin auf jeden Fall da.« Er klopfte den beiden aufmunternd auf die Schultern und verschwand.

Schade, dass er mich nicht befragt, dachte Ela. Das wäre ihre Rettung gewesen. Sebastian kannte und vertraute sie schon seit Jahren. Einen besseren Volleyballcoach konnte man sich nicht vorstellen. Ihn müsste sie auch nicht anlügen.

»Michaela Janzen, Zimmer 203, bitte.«

Mist! Jetzt hatte sie noch keine Lösung für ihr Lügenproblem gefunden.

Zimmer 203 lag direkt neben dem großen Warteraum. Kaum hatte Ela die Tür geöffnet, erhob Kommissarin Volkmann sich und streckte ihr die Hand entgegen. »Hallo Michaela, schön, dass du gekommen bist. Setz dich bitte.«

Ela schüttelte der Kommissarin die Hand und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. Das Zimmer war extrem klein. An den Wänden waren Fotos vom Meer und von Segelbooten angebracht, am Fenster hingen geschmackvolle Gardinen und ihr Schreibtisch war voller Bilderrahmen, die in die andere Richtung zeigten. Die Kommissarin hatte sich wieder gesetzt, legte nun ihre Unterarme auf den Schreibtisch und beugte sich vor.

»Gut, Michaela, dann fangen wir mal mit dem Formellen an. Du weißt, dass du nichts sagen musst, was dich belasten könnte, und du weißt auch, dass du jemanden hättest mitbringen können, deine Eltern oder eine andere Person deines Vertrauens.«

Ela nickte.

»Du kannst dir beim Beantworten der Fragen Zeit lassen. Ich nehme unser Gespräch mit diesem Gerät für das Protokoll auf.«

Ela nickte. Sie wollte, dass es endlich anfing. Denn so sympathisch ihr Frau Volkmann war, so sehr wollte sie auch, dass es schnell vorbei war.

»Okay.« Die Kommissarin fummelte an dem Aufnahmegerät herum, drückte einen Knopf und es fing sofort an zu brummen. Dann wandte sie sich wieder Ela zu.

»Bitte lass dich nicht davon irritieren, tu einfach so, als wäre es nicht da. Und wenn du mir etwas anvertrauen möchtest, gib mir ein Zeichen, dann stelle ich es selbstverständlich ab.« Ela schätzte Frau Volkmann auf ungefähr 50 Jahre, so wie ihre Mutter. Ihre Haare waren lockig und grau meliert und ihre Zähne auffällig schief. Merkwürdigerweise machte sie das aber attraktiv. Ihr Lächeln und ihre Stimme waren so sanft, dass Ela sich diese Frau gar nicht hart oder mit einer Pistole im Anschlag vorstellen konnte.

»Nun sag mir doch bitte, ob dir noch etwas eingefallen ist, was du mir heute Morgen nicht erzählt hast.«

Ela überlegte. Wie Leuchtreklame blinkten die Worte LÜGE, WALDBODEN, FILMRISS in ihren Gedanken auf. Sie war hin- und hergerissen, alles zu beichten, aber es wollte einfach nicht raus. Sie schämte sich so entsetzlich. Sich derart volllaufen lassen, taten andere, nicht sie.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Leider nicht.«

»Du wohnst doch direkt neben Daniel, oder?«

»Ja.«

»Dann kanntest du ihn gut?«

»Ja«, sagte sie.

»Weißt du, ob Daniel Feinde hatte, oder direkter gefragt: Kannst du dir vorstellen, wer das getan haben könnte?«

»Was meinen Sie mit getan?«

»Die Spurensicherung hat ergeben, dass wir von Fremdeinwirkung ausgehen müssen.«

Fremdeinwirkung. Was für ein harmloses, technisches Wort für eine solche Horrormeldung.

»Heißt das, Daniel wurde ermordet?«

»Nein, nicht unbedingt. Aber es heißt, dass es auf jeden Fall einen Kampf gab, bevor er mit dem Kopf auf den Stein gefallen ist oder jemand ihm den Stein auf den Kopf gehauen hat.

»Oh.«

Ela schaute an der Kommissarin vorbei durchs Fenster...


Zara Kavka hat nach dem Studium der Theaterwissenschaft viele Jahre als Redakteurin beim Kinderfernsehen gearbeitet. Als sie dann selber Kinder bekam, fing sie mit dem Schreiben an und kann seitdem nicht mehr damit aufhören. Viele ihrer Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrer Familie in München.



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