Kaye | Liebesblind | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 290 Seiten

Kaye Liebesblind


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7363-0377-5
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 290 Seiten

ISBN: 978-3-7363-0377-5
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Jake Manning hat ein Problem: Er kann manchmal einfach nicht den Mund halten und hat deshalb schon so manchen Job verloren. Doch er braucht dringend Arbeit, da er seine alkoholkranke Mutter und seine Schwestern unterstützen muss. Als ihm ein Job als "Haushaltshilfe" angeboten wird, greift er sofort zu. Er ahnt nicht, worauf er sich da einlässt, denn sein neuer Boss Patrick ist pingelig, arrogant, unhöflich ... und blind. Daran gewöhnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzen, ist Patrick zunächst äußerst irritiert von Jakes losem Mundwerk und dessen Weigerung, sein schlechtes Benehmen zu tolerieren. Doch nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden so ungleichen Männern eine zarte Liebe ... (ca. 290 Seiten)

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1


Ich prüfte ein letztes Mal mein Spiegelbild und entschied, dass es nun mal nicht besser werden würde als … ordentlich.

Ich war frisch geduscht und rasiert – das Poloshirt für fünf Dollar war das Highlight in meinem Schrank –, außerdem trug ich meine einzige Jeans, die kein Loch hatte. Die Haare hielt ich immer so kurz, dass man sie nicht kämmen musste, und die dicke Goldkette, die ich sonst um den Hals trug, lag sorgsam in einer Schublade in meinem Zimmer verstaut. Allerdings hatte ich beschlossen, den einzelnen goldenen Stecker im Ohr zu lassen. Schließlich rechtfertigte ich mich nicht für meine Orientierung, also konnte ich beim Bewerbungsgespräch auch gleich offen damit umgehen. Außerdem sagte ein leeres Ohrloch so ziemlich dasselbe aus wie ein einzelner Ohrring.

Mit einem letzten Blick in den Spiegel schnappte ich mir meinen Schlüssel, die Geldbörse und das Telefon und ging aus der Tür. Die Bushaltestelle war nur ein paar Meter entfernt, und auf der Hauptstraße fuhren die Busse in dichtem Takt. Ich bekam nicht mal die Gelegenheit mir zu überlegen, ob ich mich auf die Bank im Bushäuschen setzen und womöglich einen Kaugummi oder irgendwelchen anderen Müll auf der Hose riskieren wollte, denn ich sah schon das quadratische, grüne Transperth-Fahrzeug anrollen.

Gewissenhaft winkte ich den Fahrer heran und war empört, als ich das nötige Kleingeld abzählte. Ganze zwei Dollar achtzig für eine blöde Fahrt drei Vororte weiter. Mein Budget war schon ein guuuutes Stück über strapaziert hinaus und danach an es-tut-weh vorbeigesegelt, ohne dass ich groß mit der Wimper gezuckt hätte. Und jetzt? O-mein-Gott-das-muss-ein-Witz-sein. Mit zwei Dollar konnte ich meine ganzen hundertachtundsiebzig Zentimeter einen Tag lang durchfüttern, wenn ich klug einkaufte und auf Schnörkel verzichtete. Es schmerzte regelrecht, dem Busfahrer das Geld auszuhändigen und im Austausch dafür bloß ein winziges weißes Ticket zu erhalten.

Ich suchte mir einen freien Platz und ließ – nachdem ich ihn sorgfältig geprüft hatte – für die zehnminütige Fahrt meinen Hintern darauf nieder. Viel lieber wäre ich mit meiner guten alten Rostlaube von einem Fahrrad gefahren, aber das hätte bedeutet, völlig verschwitzt beim Bewerbungsgespräch anzukommen. Kein so toller erster Eindruck.

Okay, zweiter Eindruck. Den ersten hatte ich bereits vermasselt. Ich hatte meine übliche Sonntagabendschicht unten im The Gardie Tav absolviert und war um zwei Uhr früh nach Hause gekommen. Als dann mein Handy um kurz vor neun Uhr morgens geklingelt hatte, war ich nicht gerade ein munteres Bürschchen gewesen. Ohne die Augen zu öffnen, hatte ich mir das Teil ans Ohr geklatscht und gegrummelt: »Ja? Was ist?«

Darauf folgte eine kleine Pause, und ich wollte schon wieder auflegen, als eine nüchterne Frauenstimme fragte: »Spricht da Jacob Manning?« Das brachte mich schnell auf Touren. Dies war nicht etwa ein Werbeanruf aus Indien oder meine betrunkene Mutter, die anrief, weil sie ihre Autoschlüssel nicht fand. Diese Stimme klang älter, geschliffen, kultiviert und hatte einen definitiv militärischen Befehlston.

Ich setzte mich auf, sah auf die Uhr neben dem Bett und verlegte mich auf meine perfektionierte Ja-Boss-Nein-Boss-Stimme. »Ja. Ich bin dran.«

»Mr Manning, hier ist Mrs Martha West von Housekeeping Inc. Wir hatten Ihren Lebenslauf heute in der Post, und ich habe mich gefragt, ob Sie Zeit hätten, herzukommen und sich heute Vormittag um zehn Uhr zu einem Bewerbungsgespräch mit mir zu treffen?«

Umgehauen war gar kein Ausdruck, um meine Reaktion zu beschreiben. Ich hatte den Lebenslauf am Freitag zur Post gebracht, weil ich verzweifelt nach Arbeit suchte. Ich dachte mir, die Firma hätte womöglich eine Abteilung mit Putzstellen im Außenbereich oder Verträge mit der Industrie, die vielleicht für mich infrage kämen. Für mich war alles in Ordnung, und ich nahm an, den Lebenslauf zu schicken konnte jedenfalls nicht schaden. Die Briefmarke hatte mich mehr als einen Dollar gekostet, aber es war mir gelungen, eine Sechzig-Cent-Marke von einem Umschlag abzulösen, den mein Mitbewohner bekommen hatte, und so hatte ich meine Angaben frohgemut zum halben Preis an die Firma geschickt.

Plötzlich fiel mir auf, dass Mrs Martha West noch immer auf eine Antwort wartete. »Äh, klar. In Ihrem Büro in Applecross?« Dorthin hatte man laut der Zeitungsannonce den Lebenslauf schicken müssen.

»Ja. Ist das machbar?«

»Ja, Ma’am. Ich muss nur den Bus nehmen, also wenn die Busfahrer nicht streiken, kann ich um zehn da sein.«

Ma’am war zwar ein bisschen übertrieben, aber sie hatte so eine spießige, versnobte Stimme und rief mir damit Bilder meiner Physiklehrerin Mrs Sydney-Smith ins Gedächtnis, die wir mit Ma’am hatten anreden müssen – sonst ließ sie uns nachsitzen. Ich hatte mich vier Wochen lang jeden Tag fürs Nachsitzen entschieden, ehe ich eingeknickt war. Ich hätte es noch länger durchgezogen, aber meine kleine Schwester war krank geworden, und ich wollte früher nach Hause, um mich um sie kümmern zu können.

»Gut.«

»Soll ich irgendwas mitbringen?«

»Entschlossenheit und Eier in der Hose.« Damit legte sie auf.

Ach du meine Güte. Offenbar war Mrs Martha West doch nicht so hochnäsig, wie ich anfangs gedacht hatte. Aber das ließ sich einrichten. Ich und meine Eier waren ziemlich unzertrennlich.

Ich grinste vor mich hin, als ich mir eine matronenhafte Dame vorstellte, die mich anwies, zur Inspektion die Hose runterzulassen. Ich bringe meine Eier schon mit, solange sie nicht verlangt, sie zu sehen!

Mrs Martha West sah genauso aus, wie sie am Telefon geklungen hatte. Ihre Haare waren stark grau meliert, sie hatte sie zu einem rabiaten Dutt zusammengesteckt, der von einem Dutzend Nadeln gehalten wurde. Auch ihr Kostüm war grau – ein grauer, knielanger Rock, ein hässlicher grauer Blazer über einer makellosen weißen Bluse, die bis obenhin zugeknöpft war, und ein grau-roter Seidenschal um den Hals, der wenigstens ein bisschen Farbe hereinbrachte. Sie lächelte nicht, sie plauderte nicht, und sie bot mir kein Glas Wasser an. Sie nahm nur hinter einem gewaltigen, aber makellosen Schreibtisch Platz und gab mir mit einer Geste zu verstehen, mich auf den Stuhl gegenüber zu setzen.

Mein Lebenslauf lag auf der Mitte des Tisches direkt vor ihr, und sie nahm ihn und blätterte die Seiten durch, bevor sie mich mit einem bohrenden Blick aus ihren überraschend leuchtenden, blauen Augen aufspießte.

»Mr Manning, ich sehe, dass Sie bereits eine Vielzahl von Jobs ausgeübt haben, aber keinen davon sonderlich lange.«

»Ja.« Na ja, das konnte ich wohl kaum leugnen. Meine traurige und bunte Erwerbsbiografie stand schwarz auf weiß vor ihr.

Sie schürzte die Lippen. »Gibt es dafür einen besonderen Grund?«

Ich seufzte. »Eigentlich nicht. Eine Kombination aus persönlichen Konflikten, besseren Gelegenheiten, die sich kurzfristig ergaben, und einfach schnödem Pech.« Ich versuchte, etwas diplomatisch zu sein. Immerhin war es ein Bewerbungsgespräch.

Zwei ordentlich gezupfte Augenbrauen gingen nach oben. »Persönliche Konflikte? Sind Sie nicht mit ihren Kollegen klargekommen? Oder konnten sie keine Anweisungen von Ihrem Vorgesetzten annehmen?«

Ja und ja … manchmal zumindest. »Ich weigere mich, etwas Illegales zu tun, Ma’am. Aus dem Grund wurde ich einige Male gefeuert. Ich bin schwul, damit Sie das schon mal wissen. Wenn das also ein Problem sein sollte, kann ich gerne gleich gehen. Aber geben Sie mir bitte keinen Job und machen mir nachher Stress. Meine Orientierung hat mich schon öfter in Schwierigkeiten gebracht. Und manchmal sind meine Chefs einfach echte Sackgesichter gewesen. Ich toleriere keine Idioten. Das ist ein persönlicher Makel, an dem ich arbeite. Manchmal ist es etwas schmerzhaft, mir auf die Zunge zu beißen, und dann sage ich Leuten, wie sie ihren Job besser machen können. Nicht jeder weiß Effizienz und professionelles Verhalten zu schätzen.«

Auf Mrs Martha Wests Gesicht war keine Regung zu bemerken. Nebenbei fragte ich mich, ob sie Botox spritzte. Man hörte ja, dass es mit dem Zeug etwas schwer werden konnte, den Gesichtsausdruck zu verändern. Aber Mrs Martha West sah auch nicht nach unten oder zur Seite. Sie starrte mich einfach bloß an. Ich dachte mir, dass damit mein Bewerbungsgespräch zu Ende war.

»Mr Manning, Sie klingen, als hätten Sie ein ziemlich freches Mundwerk.«

Aber so was von. »Tut mir leid. Daran arbeite ich auch. Und bitte nennen Sie mich Jake. Ich weiß, dass mein Mund sich manchmal von meinem Hirn entkoppelt, aber ich arbeite gut und hart, Mrs West. Ich erledige beschissene Jobs, ohne mich zu beschweren, ich komme pünktlich, ich melde mich nur krank, wenn ich im Sterben liege, und ich brauche unbedingt Arbeit.«

Mein innerer Besserwisser lachte mich aus. Unbedingt war noch untertrieben.

Mrs Martha West schürzte wieder die Lippen. »Haben Sie überhaupt Erfahrung mit Reinigungsarbeit?«

Ich hüstelte. »Ich habe meinen Schwestern hinterhergeputzt, seit ich alt genug war, einen Lappen zu halten, Ma’am. Ich bin der Älteste, Mrs West. Meine Mutter war alleinerziehend, deswegen musste ich mich um ziemlich viel kümmern. Ich erledige jede Haushaltsarbeit, die Sie wollen. Ich habe auch in meinen Jobs schon Reinigungsarbeiten durchgeführt. Zwar nicht in Privathaushalten, aber ich habe Bars, Läden,...


Kaye, Renae
Renae Kaye lebt in Perth, Australien, und ist eine erfolgreiche Autorin schwuler Liebesgeschichten. Sie setzt sich für die Rechte Homosexueller ein und hofft, dass sie mit ihren Geschichten Vorurteile abbauen kann. Renae ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie glaubt fest daran, dass Lachen und ein gutes Buch die besten Heilmittel sind.

Renae Kaye lebt in Perth, Australien, und ist eine erfolgreiche Autorin schwuler Liebesgeschichten. Sie setzt sich für die Rechte Homosexueller ein und hofft, dass sie mit ihren Geschichten Vorurteile abbauen kann. Renae ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie glaubt fest daran, dass Lachen und ein gutes Buch die besten Heilmittel sind.



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