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E-Book, Deutsch, Band 5, 560 Seiten
Reihe: Legacy of Gods
Kent God of Fury
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98718-609-7
Verlag: VAJONA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Verhängnisvolle Liebe
E-Book, Deutsch, Band 5, 560 Seiten
Reihe: Legacy of Gods
ISBN: 978-3-98718-609-7
Verlag: VAJONA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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EINS
Brandon
Was mache ich hier?
Tief in der hohlen Ecke meines Herzens kenne ich die Antwort. Ich kenne sie so gut, dass ich immer noch die Übelkeit spüre, die mir in den Hals geschossen ist und sich in dem Moment in meinen Knochen festgesetzt hat, als ich diese gottverdammte Nachricht erhalten habe.
Eine Nachricht, die ich sehr wohl hätte ignorieren, löschen und dann die Nummer blockieren können.
Eine Nachricht, die ich nicht einmal mit einem Blick hätte würdigen und ihr schon gar nicht genug Gewicht hätte beimessen sollen, um meine Entscheidungen zu beeinflussen.
Das ist der Grund, warum ich hier bin.
Jetzt befinde ich mich in einer unumkehrbaren Lage.
Und ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Fehler auf die Tatsache schieben kann, keine Wahl zu haben.
In Wirklichkeit habe ich eine.
Ich war nur noch nie gut darin, Entscheidungen zu treffen. Von denen halte ich nichts. Sie sind mir egal. Wenn möglich, würde ich mich lieber nicht vor einer Wahl wiederfinden.
Die Nachricht war eine Verpflichtung oder, besser gesagt, eine sachdienliche Information. Ich hatte Wahl und stand vor einer Situation, der ich hätte entkommen können.
Der Grund, warum ich hier bin, liegt in meinem Verantwortungsgefühl, das ich wie eine zweite Haut mit mir herumtrage, seit ich gelernt habe, worum es im Leben geht.
Ich befinde mich in einem Gebäude, das wie ein Indoktrinationszentrum aussieht. Auf beiden Seiten von mir stehen noch weitere Studenten, bilden parallele Reihen und tragen weiße Hasenmasken, die ihre Gesichter verdecken.
Wir stehen vor einem riesigen dreistöckigen Herrenhaus mit alten Steinmauern und einem hohen Turm auf der rechten Seite.
Je länger ich stillstehe, desto unruhiger wird meine Atmung.
Sie geht in einem schnellen, unregelmäßigen Rhythmus, der sich auf dem Kunststoff kondensiert und mich zwingt, meinen eigenen Atem wieder einzuatmen.
Das Geräusch ist leise, aber in meinem Kopf kracht es wie ein tödlicher Unfall. Mein Mund füllt sich mit Speichel, den ich hinunterschlucke, bevor ich meinen Magen dazu zwinge, sich zu beruhigen.
Ich hebe die Hand, um an meinem Haar zu ziehen. Manchmal wünschte ich, ich könnte meinen ganzen Schädel einfach gegen die nächste Wand schlagen und beobachten, wie Knochen splittern und alles zerbricht. Ein für alle Mal, verdammt.
Meine Finger krümmen sich in der Luft, aber ich lasse meine Hand sinken und zwinge sie, schlaff an meiner Seite zu hängen.
Es ist alles in Ordnung. Ich kann das schaffen.
Mein beruhigender Zuspruch splittert und knackt, als die Szene um mich herum wieder in den Fokus rückt.
Egal, wie sehr ich versuche, mir etwas vorzumachen, Tatsache ist, dass ich mich an einem Ort befinde, an dem ich keinesfalls sein sollte.
Und ich bin niemand, der das Schicksal herausfordert oder sich an Orte begibt, die er nicht betreten sollte.
In meinen dreiundzwanzig Jahren war ich immer der Typ Mann, der die Regeln befolgt. Ich bin nie von dem abgewichen, was von mir erwartet wird, und der Gedanke, anders zu sein, macht mir Angst.
In jeder Hinsicht.
Aus welchem Grund auch immer.
Und doch bin ich hier vor der Villa der , weil ich eine Nachricht erhalten und die bewusste Entscheidung getroffen habe, sie zu ignorieren.
Ich beschloss, an der Einweihungszeremonie des berühmtesten Clubs auf dieser Insel teilzunehmen, einem abgelegenen Ort an der Südwestküste des Vereinigten Königreichs.
Für eine Universität, an der ich nicht einmal eingeschrieben bin.
Die sind der führende Club des . Eine Uni, die nach Mafiageld und stinkt und in der sich alle amerikanischen Studenten tummeln wie Ratten in ihrem Nest.
Wir haben unseren eigenen bösartigen Club an der – oder REU –, wo ich an meinem Master in Kunst arbeite. Sie nennen sich und werden von keinem Geringeren als meinem Kopfschmerzen bereitenden Zwillingsbruder Landon angeführt.
Die Clubs der – die und die – sind jedoch viel ruchloser, da sie aus echten Mafia-Familien stammen und die Uni-Erfahrung nutzen, um ihre Reißzähne für die Rollen zu schärfen, die sie in den Staaten einnehmen werden.
Wenn mir vor einer Woche jemand gesagt hätte, dass ich hier mit einer gruseligen Kaninchenmaske stehen und auf die berüchtigten, gewaltbereiten Amerikaner warten würde, hätte ich gelacht. Mir ist jedoch nicht nach Lachen zumute. Innerhalb einer Woche haben sich viele Variablen geändert, und ich fühle mich verpflichtet, hier zu sein. Als Teil der Herde. Und es hat alles mit dem Kopfschmerzen bereitenden Bruder zu tun, den ich vorhin erwähnt habe.
Obwohl sie mir am Eingang das Handy abgenommen haben, kann ich mich noch Wort für Wort an die Nachricht erinnern, die ich gestern erhalten habe.
Heathens: Herzlichen Glückwunsch! Du wurdest zur Aufnahmezeremonie der Heathens eingeladen. Bitte zeig bei deiner Ankunft auf dem Clubgelände um Punkt 16 Uhr den beigefügten QR-Code vor.
Ich habe zwar von ihren ruchlosen Initiationsriten gehört, aber ich hatte nie Interesse an ihnen oder den Clubs. Wenn, dann wäre ich den beigetreten, worauf Lan schon seit Jahren drängt.
Also ignorierte ich die Nachricht und wollte die Nummer gerade blockieren, als eine weitere auf dem Display aufleuchtete.
Unbekannt: Wenn du deinen Zwillingsbruder lebendig wiedersehen willst anstatt in einem Sarg, dann sei bei der Initiation dabei.
Das ist der Grund, warum ich hierhergekommen bin, obwohl sich jede Faser meines Wesens gegen den Gedanken sträubte, an diesem Wahnsinn teilzunehmen. Ich habe Lan angerufen und ihm geschrieben, aber er hat nicht geantwortet, also musste ich ihn wie immer vor sich selbst retten. Mein Bruder war schon immer der Grund dafür, dass ich von den Grundlagen meiner Existenz abweichen musste, obwohl er behaupten würde, dass dies mein wahrer Charakter ist. Das, was ich für normal halte, ist ein Ergebnis der Verdrängung.
Des Versteckens.
Die Fesseln um mein wahres Selbst.
Eine plötzliche Bewegung erregt meine Aufmerksamkeit und ich spanne meine Muskeln an, bereit, wegzulaufen und mich aus dem Zentrum der Gefahr zu entfernen, als hätte nichts hiervon stattgefunden.
Das Mädchen – ihren Brüsten und ihrem Körperbau nach zu urteilen – neben mir lacht, als sie ihrem Begleiter auf die Schulter schlägt.
Ein aufgeregtes Gemurmel liegt in der Luft.
Ich verstehe die Besessenheit der Menschen von dieser Art von Veranstaltungen nicht. Ist es das Gefühl der Überlegenheit? Die Möglichkeit, unter Göttern zu wandeln? Es ist für mich einfach unmöglich, einige Menschen zu verstehen. Was vor allem daran liegt, dass sich meine Persönlichkeit drastisch von der meiner Mitschüler unterscheidet.
Versteht mich nicht falsch. Ich komme mit fast jedem zurecht und werde oft als äußerst höflich und fair beschrieben, aber wirklich enge Freunde habe ich nur wenige. Und mit denen bin ich nur deshalb so eng befreundet, weil wir zusammen aufgewachsen sind und ich mehrere Jahre damit verbracht habe, mich mit ihren Persönlichkeiten vertraut zu machen.
Vielleicht ist meine Unfähigkeit, nach meiner Kindheit enge Beziehungen zu knüpfen, darauf zurückzuführen, dass ich von der Glücksquelle der meisten Menschen völlig losgelöst bin. Ein herausstechendes Beispiel dafür ist meine absolute Verständnislosigkeit über den Wunsch dieser Leute nach Nervenkitzel. Sie sprechen über die , als wären sie die Verkörperung all dessen, was sie selbst anstreben.
Reichtum, Einfluss und, am allerwichtigsten, nahezu morbide Macht.
Ich, Brandon King, gehöre einer der einflussreichsten Familien im Vereinigten Königreich an, wenn nicht sogar einflussreichsten, aber ich verstehe die Besessenheit der Leute mit der Elite trotzdem nicht.
Ist es die Illusion? Das Unbekannte? Etwas ganz anderes?
Das Geplapper des Mädchens verstummt und sie schaut auf, genau wie alle anderen. Ich folge ihrem Blick und halte inne, als sich die Balkontüren im zweiten Stock öffnen und fünf Männer nach draußen schlendern, die alle neonfarbene Naht-Masken tragen.
Die Maske des Kerls in der Mitte ist orange, und in seiner Hand hält er einen Metallknüppel. Er ist groß und breit gebaut, aber die Gestalt an seiner Seite – der Mann mit einer gelben Maske – ist noch größer und massiger und strahlt selbst aus dieser Entfernung pure Feindseligkeit aus.
Er fällt auf, weil er der Einzige ohne Waffe ist, was seine brutale Ausstrahlung jedoch nicht eindämmt. Die anderen hingegen scheinen ihre Gedanken und ihr Temperament unter Kontrolle zu haben.
Die Finger von Rotmaske umschlingen einen Baseball-Schläger, der lässig auf seiner Schulter ruht.
Grünmaske hält einen Recurvebogen in der Hand und trägt einen Köcher auf dem Rücken. Über den Schultern von Weißmaske liegt eine schwer aussehende Kette.
Sie sind alle in schwarze T-Shirts und Hosen gekleidet, wie eine konformistische Einheit der Zerstörung.
Glücklicherweise bin ich nie mit den aneinandergeraten und habe auch nie mit ihnen zu tun...




