E-Book, Deutsch, Band 4, 520 Seiten
Reihe: Legacy of Gods
Kent God of Ruin
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98718-608-0
Verlag: VAJONA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Verdammte Liebe
E-Book, Deutsch, Band 4, 520 Seiten
Reihe: Legacy of Gods
ISBN: 978-3-98718-608-0
Verlag: VAJONA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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EINS
Mia
Heute Nacht wird ein gewisser Schandfleck der Gesellschaft mit seinen eigenen Waffen geschlagen.
Ich schlendere durch die Dunkelheit der Nacht, verbittert und mit lodernder Wut in den Tiefen meiner Seele.
Meine Finger streichen über den Riemen der Maske, die mein Gesicht verdeckt. Mein Atem kondensiert auf dem Plastik, und Schweiß bedeckt meine Oberlippe.
Der Ort, an dem ich meine Pläne in die Tat umsetzen werde, erhebt sich vor mir – riesig, eindrucksvoll und furchtbar herzlos.
Aber nicht verlassen.
Diese Arten des hedonistischen Mekkas sind oft von Möchtegern-Promis erfüllt, die glauben, sie seien mehr wert als die Bankkonten ihrer Eltern.
Aber, na ja, ohne Publikum hätten meine Pläne keinerlei Bedeutung.
Die blendenden Lichter dessen, das wohl nur als Villa bezeichnet werden kann, durchschneiden die Nacht mit der Helligkeit einer Sternschnuppe.
An dem Anblick vor mir gibt es absolut nichts Bescheidenes. Es ist ein riesiges, architektonisches Wunder aus drei Stockwerken, über dessen Front sich hohe, breite Fenster erstrecken.
Aus denen scheint auch das ganze Licht heraus, vor allem aus dem Erdgeschoss. Die Bäume, die das Anwesen umgeben, sind mit LED-Streifen geschmückt. Die armen Bäume tun mir beinahe leid, weil sie für eine so sinnlose Feier derart erstickt werden.
Das Äußere der Villa strahlt einen einladenden viktorianischen Charme aus, der gute Unterhaltung verspricht, aber ich lasse mich nicht täuschen.
Im Innern dieser Villa lauert eine grässliche Gefahr, versteckt hinter einer schillernden Fassade.
Und heute Nacht? Heute Nacht werde ich dieser Gefahr direkt an die Kehle gehen und ihn in die verdammten Knie zwingen.
»Langsamer, Mia!«, ruft eine weibliche Stimme frustriert.
Ich werfe einen Blick nach hinten zu meiner Zwillingsschwester Maya, die keuchend die Karnevalsmaske mit den goldenen Ornamenten umklammert.
Die Augen hinter meiner eigenen Maske werden groß und ich ziehe sie zur Seite, bevor wir das Tor des Anwesens passieren.
Sie windet sich unter meinem Griff, ihr Jammern klingt wie das eines bockigen Kindes.
»Au, du tust mir weh.« Nach einem langen Kampf befreit sie sich aus meinem gnadenlosen Griff. Es ist kein Geheimnis, dass ich der Zwilling bin, der gerne Krafttraining betreibt. Maya ist eher an Massagen und der Formung ihres Modelkörpers interessiert.
Wir stehen unter einem großen Baum mit gebogenen Ästen, der uns zumindest teilweise vor neugierigen Blicken schützt.
Maya fährt mit einer Hand über ihre Hüfte und das hautenge, funkelnde schwarze Kleid, das nichts der Fantasie überlässt. Meine Schwester war schon immer stolz auf ihre schlanke Sanduhrfigur und die C-Körbchen, und sie ist sich nicht zu schade, beides zur Schau zu stellen.
Wir sind eineiige Zwillinge, daher haben wir die gleiche zierliche Gesichtsstruktur, mandelförmige hellblaue Augen und volle Lippen, obwohl ihre noch ein wenig praller sind als meine. Unsere glänzenden Haare sind platinblond, aber sie trägt ihre lang – aktuell fallen sie ihr bis zum unteren Rücken –, während meine knapp unterhalb der Schultern enden.
Normalerweise trage ich viele Schleifen im Haar, aber da ich versuche, unauffällig zu bleiben, habe ich sie heute nur mit einer einzelnen blauen Schleife zum Pferdeschwanz gebunden.
Außerdem trage ich mein unauffälligstes Outfit – ein schlichtes, trägerloses Lederkleid, das mir bis zu den Knien reicht.
Auch meine Stiefel sind die harmlosesten, die ich besitze. Die Einzigen, die nicht klobig oder mit Ketten verziert sind.
Maya hingegen hat sich wie immer für Pumps entschieden und scheint sich nicht darum zu kümmern, ob die unsere Mission beeinträchtigen könnten.
Ich zeige auf die Maske in ihrer Hand, dann deute ich auf ihr Gesicht und gebärde: »Du solltest die doch tragen! Hier sind überall Kameras, und du hast ihnen gerade unsere Identität auf dem Silbertablett serviert.«
Sie verdreht theatralisch die Augen und geht ganz in ihrer Rolle als die mir bekannte Dramaqueen auf. »Entspann dich. Die Kameras zeichnen uns erst auf, wenn wir uns dem Tor nähern. Ich hätte sie schon noch aufgesetzt, wenn du mal ein wenig Geduld hättest.«
»Leg dich nicht mit mir an.« Ich entreiße ihr die Maske und drücke sie ihr ins Gesicht, dann ziehe ich die Riemen über ihren Kopf und mache sie fest.
Sie jammert und stöhnt. »Du ruinierst mir die Frisur, du blöde Ziege. Lass los. Ich mache das selbst.«
Ich lasse erst los, als ich mit der Position ihrer Maske zufrieden bin. Sie funkelt mich durch die beiden Augenlöcher an und zupft an ihrem Haar herum.
»Sieh mich nicht so an«, gebärde ich. »Du weißt, wie viel Arbeit es war, eine gottverdammte Einladung zu diesem protzigen Event zu bekommen. Ich kann nicht riskieren, dass etwas schiefgeht.«
»Jaja.« Sie wirft offensichtlich verzweifelt die Hände in die Luft. »Ich hab die Geschichte über deine Opfer schon tausendmal gehört. Mittlerweile kann ich sie in- und auswendig.«
»Wenn das so ist: Halt dich an den Plan und hör auf, mir Kopfschmerzen zu bereiten.«
»Ja, Ma’am.« Sie salutiert neckisch, und ich ziehe unter meiner Maske eine Grimasse.
Da sie lediglich meine Augen sieht, grinst Maya mich nur dämlich an.
Meine Zwillingsschwester war schon immer meine beste Freundin, aber mit ihren Späßen treibt sie mich auch oft in den Wahnsinn.
Nachdem ich sichergestellt habe, dass unsere beiden Gesichter verdeckt sind, machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Villa.
Oder besser gesagt: zum -Hauptquartier.
Als ich das erste Mal nach Brighton Island kam, musste ich ein paar Regeln lernen. Die wichtigste ist, dass es zwei rivalisierende Colleges auf der Insel gibt. Das College, das ich besuche, ist amerikanisch und heißt . Es wird von mächtigen Leuten gesponsort, deren Taschen vor neuem Geld überquellen. Die Art von Menschen, deren Geldquellen und Motive nur schwer auszumachen sind.
Meine Eltern gehören zu dieser Gruppe mächtiger Leute. Wir gehören zum Adel der russischen Mafia, und zufällig sind sie die Anführer der Bratva in New York.
Das andere College ist die – kurz REU. Britisch, voll mit altem Geld und protziger Aristokratie.
Unser College hat zwei Clubs: die , denen gegenüber wir loyal sind, da mein Bruder und meine Cousins Mitglieder sind; und die , die auf meiner Feindesliste an zweiter Stelle stehen.
Doch ganz oben auf dieser Liste stehen die . Der Geheimclub und heilige Gral der REU.
Während die voller Mafia-Erben und amerikanischem Adel sind, sind die … gefährlich anders.
Sie geben sich elegant und höflich, aber unter der Oberfläche lauert ständig ein skrupelloser Unterton.
Maya und ich infiltrieren ihre Villa und ihre Party. Es ist unmöglich, eine Einladung zu diesen geschlossenen Versammlungen zu bekommen, es sei denn, man gehört zum Club, zur Familie oder zu den Freunden.
Glücklicherweise konnte ich mir zwei Einladungen unter den Nagel reißen, die für die Familie gedacht waren.
Als Maya und ich den Eingang erreichen, werden wir von einem großen Mann aufgehalten. Heute Abend herrscht Maskenpflicht, und auch er trägt eine schwarze mit goldenen Ornamenten. Laut meinen Recherchen sind die Maskennächte wichtige Veranstaltungen. Sie dienen nicht nur als Meeting für die Mitglieder, sondern sollen auch deren Siege feiern und Zukunftspläne ankündigen. Das ist der Hauptgrund, warum ich so lange gewartet habe, um meinen Plan auszuführen. Es musste ein gewisser Bedeutungsgrad herrschen, um meine Mission lohnenswert zu machen.
Ich greife in meine Tasche und zeige ihm die schwarze Einladungskarte mit den goldenen Lettern: Elites VIP. Nachdem Maya es mir gleichgetan hat, nimmt er sie entgegen und scannt sie mit einem speziellen Gerät.
Gott. Kein Wunder, dass es unmöglich ist, sich in diese Veranstaltungen zu schleichen. Sie scannen sogar die Einladungen, um sicherzustellen, dass es keine Fälschungen sind.
Sobald die kleine Lampe grün aufleuchtet, nickt er eher sich selbst als uns zu und deutet hinter sich zu seinem Kollegen, der eine ähnliche Maske trägt.
»Eure persönlichen Gegenstände müssen hierbleiben. Drinnen sind Handys oder Kameras nicht erlaubt.« Seine raue Stimme mit einem kaum merklichen britischen Akzent erfüllt die Luft. »Wenn wir herausfinden, dass irgendwelche Kommunikationsgeräte reingeschmuggelt wurden, fliegt ihr raus.«
Maya stößt einen verzweifelten Laut aus, als wir unsere Taschen abgeben. »Die solltest du lieber mit deinem Leben beschützen. Da es ein Sondermodell von Hermès ist, ist sie genau genommen mehr wert als dein Leben. Wenn du sie also verlierst, mache ich mir aus deiner Haut eine neue Tasche. Klar soweit?«
Der Mann zeigt keinerlei Reaktion auf ihr Theater, daher greife ich sie am Arm und schiebe sie praktisch in den schwach beleuchteten Korridor.
»Du hast uns schon jetzt auffallen lassen«, gebärde ich diskret. »Was ist aus unserem Plan geworden, in der Masse unterzutauchen, du Trottel?«
»Entschuldige mal. Meine Tasche ist wertvoller als deine Mission.«
»Willst du mir damit sagen, dass eine Tasche mehr wert ist, als unseren Bruder zu rächen?«
»Na ja, da er es auch selbst tun könnte – und es mittlerweile auch längst getan haben sollte, obwohl ich mir nicht sicher bin, warum es nicht so ist –, denke ich … ja?«
»Maya!«
»Was? Ich musste meine Beziehungen spielen lassen, um an diese Tasche zu kommen.«
...



