Kent | Spiel der Mächte: Zeitgefüge | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 352 Seiten

Reihe: Spiel der Mächte

Kent Spiel der Mächte: Zeitgefüge


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96741-084-6
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 3, 352 Seiten

Reihe: Spiel der Mächte

ISBN: 978-3-96741-084-6
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Um die Liebe ihres Lebens zu suchen, begibt sich Mia in die Abgründe der Dimensionen Richard Wanclears. Sie lässt alles hinter sich - selbst ihre Erinnerung. In parallelen Welten und Zeiten findet sie sich als andere Variante ihres Ichs wieder und muss sich erst erinnern, um nach ihrem Geliebten zu suchen und tiefer in das Gewirr aus Zeit, Fallen und Dämonen einzudringen. Die Tatsache, mit jeder neuen Dimension immer wieder ihre Erinnerung zu verlieren - und Vince - bringt sie an ihre Grenzen. Ebenso wie ihre erstarkenden Fähigkeiten und die Gefahren der Parallelwelten, die ihr alles abverlangen. Und dennoch: Wahre Liebe findet immer ihren Weg.

Zara Kent wurde 1987 im schönen Saarland geboren. Sie ist die Jüngste von drei Geschwistern. Der Traum, Autorin zu werden, stand für sie schon sehr früh fest, da sie sich gern in Bücher entführen lässt und es liebt, eigene Welten zu erfinden. Nach einigen Jahren in Hessen lebt sie nun wieder im schönen Saarland. Zwischen Arbeit, dem Schreiben und der Familie, kümmert sie sich noch um eine Katze, Madame oder auch Hexe genannt.
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1

~Mia~

Seit Wochen bin ich zerstreut. Ich habe manchmal das Gefühl, weit weg zu sein, träume mich in Welten, die ich niemals gesehen habe. Eigentlich gefallen sie mir besser als meine eigene.

Ich stehe am Geländer und sehe aufs Wasser hinaus. Liberty Island ist an so einem sonnigen Tag voll besucht. Menschen lachen miteinander, albern herum, ganze Familien sind hier. Aber ich stehe alleine am Geländer und träume vor mich hin.

Es ist nicht so, dass ich hier alleine angekommen wäre. Rina und Darren, meine Freunde aus Kindertagen, sind zur Aussichtsplattform der Liberty hochgefahren. Keine Ahnung warum, aber Höhen liegen mir nicht. Ich habe richtiggehend Angst davor. So wie vor vielem. Ich habe Angst, alleine gelassen zu werden, überhaupt alleine zu sein – was ich gerade ja irgendwie bin. Angst davor, jemandem zu vertrauen, generell vor fremden Menschen. Sie können noch so lachen und freundlich sein. Ständig denke ich, sie könnten ja sonst was denken und wollen. Außerdem habe ich Versagensängste, gerade was die Prüfungen angeht. Bald stehen sie an und ich glaube, einfach nicht gut genug für die Aufnahmeprüfung der Uni zu sein. Auf einem Gelände zu leben, wo ich niemanden kenne, macht mir nochmal so viel Angst. Gott bewahre, ich müsste mit jemandem ein Zimmer teilen. Völlig undenkbar. Dennoch habe ich mich angemeldet. Es wird so von mir erwartet.

Ständig tue ich Dinge, weil sie von mir erwartet werden, nicht, weil ich sie will. Ich habe den Heiratsantrag von Michael Angel angenommen, dem begehrtesten Junggesellen der New Yorker Oberschicht. Er ist der Sohn der Bürgermeisterin. Was er von mir will, ist fraglich. Jede Frau New Yorks begehrt ihn und er wählt mich. Warum? Weil wir uns auch schon seit Kindertagen kennen und unsere Eltern es von Anfang an darauf angelegt haben?

Ich lasse den Klunker an meinem Finger in der Sonne glänzen; es kommt mir vor, als wiege er Tonnen. Ein goldener Ring mit einem großen fetten Diamanten.

»Der sieht so schwer aus, als breche er Ihnen gleich die Hand.«

Überrascht sehe ich zur Seite, Angst überkommt mich. Ein fremder blonder Mann steht neben mir und blickt ebenfalls auf das Wasser hinaus, wirft aber öfter einen Seitenblick auf mich und meine Hand. Schnell schiebe ich sie unter meinen Arm, der auf dem Geländer ruht.

»Keine Angst, ich will ihn Ihnen nicht vom Finger stehlen.« Ein Schmunzeln umspielt seine Lippen. »Aber Sie sollten aufpassen.«

Ich rutsche ein Stück zur Seite, was ihn noch mehr zum Lachen bringt.

Der will doch irgendetwas!

»Die da hinten«, er weist auf eine Gruppe Jugendlicher, die wild und verwahrlost aussehen. »Eben habe ich gesehen, wie sie einer alten Dame die Golduhr vom Handgelenk weggeklaut haben. Also passen Sie besser auf, ihnen nicht zu nahe zu kommen.«

Neugierig beobachte ich die Gruppe, sehe dann aber wieder zu dem Blonden. Die Sonne fällt auf sein Gesicht, was seine eisblauen Augen zum Leuchten bringt; mein Herz beginnt auf einmal zu rasen.

»Na dann.« Er wendet sich um und geht einige Schritte, bleibt dann aber stehen. Panik überkommt mich abermals, als er sich wieder zu mir umdreht. »Sagen Sie mal, kennen wir uns irgendwoher?«

»Nein …«, meine Stimme ist leise, ich bekomme mal wieder kaum einen Ton heraus.

Er mustert mich nachdenklich. »Alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sind auf einmal so blass.«

»Fremde …«, stammele ich; er sieht sich um, deutet dann auf sich und ich nicke.

»Ah, verstehe. Ich mache Ihnen Angst.« Einen Moment schweigt er, legt dann den Kopf zur Seite und meint: »Weswegen?«

Das überrascht mich. Was denkt er sich denn? Das ist doch völlig normal.

»Weswegen?«, platzt es auf einmal aus mir heraus und ich sehe ihn böse an. »Sie sind ein Fremder und quatschen mich von der Seite an und weisen mich noch dezent darauf hin, dass hier Diebe unterwegs sind.«

Er zuckt mit den Schultern. »Sicher, soll ich Sie etwa beklauen lassen? Meinetwegen, wenn Ihnen das lieber ist.«

Dass er sich nun einfach umdreht, überrascht mich wieder. Aber am meisten, dass ich ihm hinterher gehe. Irgendetwas zieht mich an, ich weiß nicht, was es ist. Obwohl mir schlecht vor Angst ist, will ich nochmal in diese Augen sehen …

Einige Meter laufe ich ihm nach, komme mir blöd dabei vor und kindisch. Was tue ich hier eigentlich? Laufe einem Wildfremden nach. Hab ich den Verstand verloren?

Irgendwann bleibe ich einfach stehen und lasse ihn weiterlaufen. Ob er es bemerkt hat, weiß ich nicht. Aber ich komme mir so schon albern genug vor.

Ich sinke auf eine Parkbank, lehne mich so weit zurück, dass ich in den Himmel sehen kann. Wolken ziehen vorbei, Vögel fliegen wie schwarze Schatten vor blauem Grund. Mein Atem wird langsam und allmählich drifte ich wieder ab in meine Welt, voller Abenteuer, für die ich niemals den Mut aufbringen würde. Die Wolken formen Bilder …

Plötzlich schiebt sich ein Gesicht zwischen mich und den Himmel.

»Den Arm so lässig ausgestreckt, verhindert aber keinen Diebstahl. Und am helllichten Tag zu träumen erst recht nicht.«

Ich schrecke auf und der Blonde von eben kommt grinsend um die Bank gelaufen. Er lässt sich neben mir nieder, regelrecht fallen; ich ziehe meinen Arm zurück. Lässig lehnt er sich ebenfalls zurück und starrt in den Himmel.

»Was gibt es dort denn so Interessantes?«

Unkontrolliert zittern meine Hände, mein Atem geht stoßweise. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass meine Angst der Grund ist.

Er schielt zu mir rüber. »Na was gibt’s denn? Sind Sie nun wirklich stumm vor Angst?«

Ich schüttele den Kopf, kaue auf meiner Unterlippe.

Reiß dich zusammen!

Im Versuch, so lässig zu sein wie er, lehne ich mich wieder zurück und sehe in den Himmel; meine Hände lasse ich in meinem Schoß.

»Die Wolken«, sage ich. »Sie formen Bilder für mich.«

»Für Sie?«

»Naja, nicht für mich. Aber sie bilden eben verschiedene Formen und ich überlege, wonach sie aussehen. Beruhigt ungemein …«

Eine ganze Weile sitzen wir schweigend da und fast vergesse ich, dass er da ist. Langsam werden die Wolken mehr.

Ich deute nach oben. »Da! Da ist ein Turm zu sehen und weiter unten sehe ich sogar ein Tor.«

»Was? Wo denn?«, fragt er.

»Na da!« Ich beuge mich zu ihm und zeige nach oben.

Wie dicht ich bei ihm bin, bemerke ich erst, als ich seinen Blick auf mir spüre. Er grinst, als Blut in meine Wangen schießt und ich ruckartig zurückweiche.

Mit dem gleichen Grinsen sieht er wieder in den Himmel. »Stimmt, ich seh ihn. Man kann ihn ja gar nicht übersehen.«

War das Absicht von ihm? Was will er eigentlich von mir? Ist er vielleicht irgendein Verrückter, der fremde Frauen erst vertrauensselig macht und dann überfällt?

Sei doch mal nicht immer so verdammt ängstlich.

Den Kloß in meiner Kehle und meinen flauen Magen ignorierend, lehne ich mich wieder zurück.

Eine Wolke bildet ein merkwürdiges Bild, sieht fast aus …

»Ist das ein Wolf?«, fragt er.

Ich folge seinem Fingerzeig und er scheint das gleiche gesehen zu haben wie ich.

»Hab ich auch eben gedacht«, gebe ich zu.

»Ach ja?« Wieder wirft er mir einen Seitenblick zu, den ich mit klopfendem Herzen versuche zu ignorieren.

Als der Himmel immer dunkler wird, kann ich ein Gähnen nicht unterdrücken. Ohne viel zu reden, saßen wir da und betrachteten die Wolken, wiesen uns hin und wieder auf eine besondere gegenseitig hin. Und nun sind doch wirklich Stunden vergangen, ohne dass ich seinen Namen erfahren hätte oder er meinen.

»So langsam muss ich gehen«, sage ich dann und richte mich auf; er bleibt zurückgelehnt, blickt ruhig zu mir rüber.

»Wenn man gehen muss, muss man eben gehen. Aber es war ein sehr interessanter Nachmittag.«

Ich sehe ihn an und zum ersten Mal an diesem Tag lächle ich. »Stimmt, das war er.«

»Lächeln Sie öfter«, meint er auf einmal und steht auf. »Steht Ihnen.«

Etwas perplex sehe ich ihn an. Was sollte der Spruch denn?

Er grinst verhalten. »Wollten Sie nicht gehen?«

Ich stehe auf. Meine Beine fühlen sich nach dem langen Sitzen etwas wackelig an, aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. »Genau, das wollte ich. Also, eigentlich muss ich.«

»Heißt, Sie wollen eigentlich nicht?«

Keine Ahnung, warum ich das sagte und warum ich dies nun sage, ich kenne ihn ja nicht. Also ist es egal, was er von mir denkt. »Ich werde zu einer Besprechung erwartet. Am Wochenende soll eine Feier stattfinden, deswegen muss noch über einiges gesprochen werden.«

»Und das ist todlangweilig, vermute ich.«

Ich sehe zum Meer, die nächste Fähre legt an und spuckt vereinzelte Passagiere aus. Sehr viel mehr gehen aber an Bord. »So kann man es sagen.«

Er wartet, auf was, weiß ich nicht. Aber bald wird die Fähre ablegen und ich sollte darauf sein.

»Vielleicht sieht man sich mal«, meint er dann auf einmal. »Alles Gute.«

Sein abruptes Gehen verwirrt mich ebenso wie alles andere an ihm.

Meine Mutter lässt sich über Tischdekorationen aus, welche Blumen passen, welche überhaupt nicht gehen.

»Also ich hätte ja lieber Lilien«, werfe ich ein. Aber wie immer hört mir niemand zu.

Sie redet einfach weiter, rote Rosen müssen es sein. Die Tischdeckchen alle in Weiß gehalten. Ich starre aus dem Fenster, draußen flattert eine Motte gegen die Scheibe und versucht, zum ersehnten Licht zu kommen. Sie will rein … und ich raus …

Irgendwann schiebt mir...



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