Kiesele | Überraschend anders fragen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Kiesele Überraschend anders fragen

Praxishandbuch für professionelle Kommunikation
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7495-0359-9
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Praxishandbuch für professionelle Kommunikation

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-7495-0359-9
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wer fragt, führt Ob Coaching-Sitzung, Mitarbeitergespräch oder Interview: Wer davon lebt, beruflich die richtigen Fragen zu stellen, wer Dinge herausfinden und sich verständlich machen möchte, der fragt – und führt! Aber Achtung: Nicht alle Fragen lenken zum Ziel: Einige schießen darüber hinaus oder steuern in nicht gewünschte Richtungen. Manche Fragen bringen uns näher zusammen, andere sorgen für neue Fragen oder gar für Zündstoff. Menschen, in deren Beruf Kommunikation zentral ist und die viele Fragen stellen (müssen), unterstützt dieses Buch darin, die richtigen Fragen richtig zu stellen. Impulse, Übungen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen führen direkt in die Praxis und bieten einen hohen Mehrwert, u. a. zu folgenden Themen: - Mit Fragen Ziele erreichen - Vom Wesen der Fragen - Fragen und ihre Wirkung - Fragetypen

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2. Wesentliches zu Weltbild, Motivation und Wesen der Fragenden
2.1 Wie fragen Sie bislang im beruflichen Kontext?
Das mal vorneweg: Ich bin kein großer Fan von Fragebögen. Ich werde den Verdacht nicht los, dass es am Ende doch immer darum geht, die Probanden in eine Schablone zu pressen. Und doch folgt jetzt ein Fragebogen, eine Einschätzungshilfe, die Ihnen einfach eine erste kurze Inventur Ihres aktuellen Frageportfolios ermöglichen soll. Vielleicht fällt Ihnen auf, dass Sie über manche Aspekte noch gar nicht nachgedacht haben und nehmen deshalb den einen oder anderen Impuls aus den folgenden Fragen für sich mit. Einstiegshilfe bei beruflichen Gesprächen Auswertung Immer / meistens: Sollten Sie bei jeder Frage die Spalte „immer“ angekreuzt haben, dann gratuliere ich Ihnen hiermit herzlich zu Ihrer ausgefeilten Fragetechnik und Gesprächsführung! Sie können das folgende Kapitel nutzen, um für sich nach dem einen oder anderen vielleicht noch zu verbessernden Detail zu schauen. Ich hoffe, Sie werden fündig und freuen sich über neue Anregungen. Bei den meisten von uns wird das wohl nicht der Fall sein. Unser tägliches Aufgabenpensum sorgt schnell dafür, dass wir vieles nicht beherzigen, obwohl wir es schon mal gehört haben. Und mal ehrlich, wann machen wir uns über so etwas Allgegenwärtiges wie Fragen überhaupt Gedanken? Wir fragen einfach, und oft machen wir vieles intuitiv richtig. Manchmal / normalerweise: Landen Sie mit Ihren Antworten irgendwo im Mittelfeld zwischen „manchmal“ und „normalerweise“, dann lohnt sich dieses Kapitel auf jeden Fall für Sie! Hier werden Sie Impulse und Übungen finden, die Ihr Repertoire erweitern und weiter vervollständigen. Vielleicht suchen Sie sich zunächst einmal die Abschnitte heraus, die Ihnen besonders zielführend für die Erweiterung Ihres Fragenhorizonts erscheinen. Selten / nie: Wenn Sie erstaunt über die Fragen waren und festgestellt haben, dass Sie vieles gar nicht oder kaum in Ihren Gesprächsalltag einbauen, dann haben Sie jetzt Grund, sich über die nächsten Seiten wirklich zu freuen. Und damit Sie nicht den Mut verlieren und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, suchen Sie sich vielleicht zunächst drei Punkte aus dem Inhaltsverzeichnis heraus, die Sie besonders neugierig machen. Egal, was Sie gerade geantwortet haben: Sich mit Fragen ausführlich zu beschäftigen und hier ein wenig Ihrer kostbaren Lebenszeit zu investieren, ist ein lohnenswertes und wunderbares Unterfangen – das können Sie mir glauben. Sagen wir es mal ein wenig pathetisch: Nach der Lektüre dieses Kapitels halten Sie den Schlüssel für das Tor zu einer wunderbaren Welt in Ihren Händen. Sie können dann einen Kosmos betreten, in dem für Sie eine bessere und zielführende Verständigung möglich wird. 2.2 Das geheime Leben der Fragen – Sender-Empfänger-Modell reloaded
„Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Der Titelsong der Sesamstraße ermutigt Kinder, Fragen zu stellen. Es heißt auch, dass es keine dummen Fragen gibt, und doch: Immer wieder stellen wir Fragen, auf die wir Antworten bekommen, die uns als dumm und daneben erscheinen. Ein intuitives Grummeln macht sich im Bauch bemerkbar, und wir spüren Ärger, Unverständnis und Ungeduld. Inzwischen wissen wir, dass eine Frage erst dann in die richtige Richtung führen kann, wenn wir innerlich für uns geklärt haben, was wir mit der Frage überhaupt bezwecken. Die meisten von uns möchten glauben, dass Kommunikation nach sehr einfachen Regeln abläuft: Ich sage etwas und der andere nimmt auf, was ich gesagt habe. Gerade in konfliktbehafteten Situationen behaupten wir oft, Kommunikation sei sehr pragmatisch und ausschließlich im nachrichtentechnischen Sinn ein Austausch von Informationen zwischen zwei Systemen, dem Sender und dem Empfänger. „Ich habe doch bloß gefragt, ob …“, empören wir uns und tun so, als wunderten wir uns über die Vielzahl an kommunikativen Dissensen, unverständlichen Reaktionen unseres Gegenübers und Missverständnissen, die uns tagtäglich begegnen. Insgeheim ahnen wir jedoch meistens, dass bei unserer Frage auch etwas „zwischen den Zeilen“ mitgeschwungen hat. Egal ob bewusst oder unbewusst: Wenn wir mit anderen kommunizieren, geraten bei allen Beteiligten viele Ebenen in Schwingung. Hier liefert das Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun eine sehr schlüssige Erklärung. Besonders häufig nutzen es Kommunikationstrainer*innen, weil es sehr anschaulich dazu anregt, die Vielschichtigkeit hinter unseren vermeintlich simplen Botschaften und Fragen zu erkennen. Bei einer Kommunikation zwischen Sender und Empfänger unterscheidet Schulz von Thun vier Perspektiven bzw. „vier Seiten einer Nachricht“: Sachinhalt, Beziehung, Selbstoffenbarung und Appell. Immer kommt es darauf an, mit welchem „Schnabel“ der Sender spricht und mit welchem „Ohr“ der Empfänger die Nachricht aufnimmt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich Schnabel und Ohr nicht immer auf der gleichen Frequenz befinden. Klar, dass es da schnell zu Missverständnissen kommen kann. Fragen wir auf der Sachebene, interessieren uns wirklich nur die reinen Daten, Fakten und Informationen eines Sachverhalts. Als Fragende sollten wir unsere Sachfragen möglichst klar und deutlich stellen und dennoch darauf vorbereitet sein, dass sie „falsch“ gehört oder „gar nicht“ verstanden werden können. Empfängt mein Gegenüber die Botschaft ebenfalls auf der Sachebene, entscheidet er für sich, ob die übermittelte Frage für ihn beantwortbar, schlüssig, wahr, wichtig oder zu vernachlässigen ist. Die Art und Weise, wie wir Fragen stellen, wie wir sie ausformulieren und was wir inhaltlich fragen, sagt immer auch etwas über uns aus (Selbstkundgabe). Wir zeigen, wo unser Fokus liegt und damit auch, was wir denken und fühlen, welche Werte uns wichtig sind, was für Ansichten wir teilen und welche Bedürfnisse wir haben. Durch Ich-Botschaften („Mich interessiert das, weil …“) können wir uns unserem Gegenüber bewusst offenbaren. Hier ist ratsam, für sich zu prüfen, wie viel man von sich zeigen will. Vollständig verhindern können wir eine Selbstkundgabe zwar nicht, aber wir können unser Bewusstsein dafür schärfen. Fragen auf der Beziehungsebene liefern unserem Gegenüber Hinweise darauf, wie wir zu ihm stehen und was wir von ihm halten. Unsere Mimik, Gestik und unser Tonfall sowie die Art und Weise, wie wir sprechen, geben Aufschluss über unsere innere Haltung zu unseren Gesprächspartner*innen. Erreicht unsere Botschaft unser Gegenüber auf dem Beziehungsohr, kann er sich z. B. wertgeschätzt oder gedemütigt, gewollt oder ungewollt fühlen. Auch hier können wir uns selbst hinterfragen und darauf achten, was wir möglicherweise auf der Beziehungsebene, bewusst oder unbewusst, übermitteln. Gespräche könnten reibungsloser laufen und weniger Konfliktstoff bergen, wenn wir uns im Vorfeld klarmachen würden, welche Zwecke und Ziele wir selbst verfolgen und was möglicherweise unserem Gegenüber wichtig ist. Fragen auf der „Ich-will-etwas-von-dir“-Ebene haben eine Appellfunktion. Mehr oder weniger bewusst oder unbewusst drücken wir Wünsche, Aufträge oder Ratschläge aus. Hört unser Gegenüber diese Botschaften mit seinem Appellohr, versucht er zu verstehen, welche Aufforderung an ihn mit unserer Frage wohl mitschwingt. Es ist grundsätzlich immer wichtig zu klären: Auf welcher Ebene sende ich? Auf welcher Ebene empfängt mein Gegenüber? Oft sind die Kommunikationsebenen nicht deckungsgleich. Wir missverstehen uns dann nicht im wörtlichen Sinne, sondern senden und empfangen nicht auf der gleichen Frequenz. 2.3 Watzlawicks Axiome der Kommunikation
„Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenübers gehört habe.“ Paul Watzlawick, einer der bedeutendsten Kommunikationswissenschaftler, war sich darüber im Klaren, wie störanfällig Kommunikation ist. In den 1960er-Jahren entwickelte er, gemeinsam mit Janet H. Beavin und Don D. Jackson, grundlegend neue dynamische und interaktive Ansätze für die zwischenmenschliche Kommunikation, die er als mehrdimensional gestaltet und wechselseitig bedingt erkannte: Eine Person B reagiert nicht nur auf die Ansprache einer Person A, sondern beide reagieren immer auch aufeinander, als Folge der vorhergegangenen Interaktion(en). Aus diesen Erkenntnissen entwickelten Watzlawick, Beavin und Jackson eine Kommunikationstheorie, die fünf Grundannahmen umfasst. Letztere sind bis heute wichtige Grundlagen, die für jede Art von Gesprächen gültig sind. „Man kann nicht nicht kommunizieren“ lautet das erste und wohl bekannteste der fünf Axiome. Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Meeting mit jemandem. Doch statt Ihr Gegenüber höflich zu begrüßen und ein Glas Wasser anzubieten, vertiefen Sie sich in Ihre eigenen Unterlagen. Würden Sie, darauf angesprochen, wie aus der Pistole geschossen entgegnen: „Ich habe doch gar nichts gemacht!“, müsste man Ihnen widersprechen. Doch. Sie kommunizieren – bewusst oder unbewusst – sehr klar und ganz ohne Worte. Und in der beschriebenen Situation sieht es nämlich so aus, als wären Sie nicht an einem Gespräch interessiert oder als wollten Sie der anderen Person etwas demonstrieren, z. B. dass Sie im Augenblick noch wichtigere Dinge zu tun haben. Stumm senden wir beständig Signale, auf die unsere Außenwelt reagieren wird. Laut Watzlawick hat jede Kommunikation einen Inhalts- und einen...


Karin Kiesele, Kommunikationswissenschaftlerin (B.A.), zertifizierter Personal- & Business-Coach, zertifizierte Trainerin, Mitglied im Deutschsprachigen Dachverband für Positive Psychologie e.V.



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