Königswieser / Hillebrand | Einführung in die systemische Organisationsberatung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Carl-Auer Compact

Königswieser / Hillebrand Einführung in die systemische Organisationsberatung

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Carl-Auer Compact

ISBN: 978-3-8497-8441-6
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die systemische Organisationsberatung hat sich in wenigen Jahren zu einer wirkungsvollen Methode entwickelt, die in Wirtschaft und Non-Profit-Organisationen zunehmend Anhänger findet. Sie stellt traditionelle Beratungsmethoden vor allem dort in den Schatten, wo diese an ihre Grenzen stoßen.

Kurz, prägnant und fundiert führen Roswita Königswieser und Martin Hillebrand in die Besonderheiten dieser Beratungsform ein und vermitteln dabei auch das Weltbild und die Haltung, die den systemischen Berater auszeichnen. Die Autoren geben umfassend Einblick in ihre langjährige Beratererfahrung und zeigen anhand von Fallbeispielen aus großen und mittelständischen Unternehmen, wie sie ihre Interventionstechniken in der Praxis umsetzen.
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2. Was ist systemische Beratung?
Wir haben als Einleitung in die systemische Beratung ein ganz konkretes Beispiel aus unserer Beratungspraxis gewählt, um, davon ausgehend, zu zeigen, worin denn nun eigentlich das Besondere dieses Ansatzes liegt. Wir versuchen, in dieser Einführung in die systemische Beratung unsere Überlegungen praxisnah, anschaulich und verständlich darzustellen. Dennoch bzw. gerade deshalb ist es notwendig, die Begriffe möglichst präzise zu wählen und zu definieren, um ein Verstehen komplizierter Zusammenhänge zu erleichtern und Simplifizierungen zu vermeiden. Auch Einstein war der Überzeugung, man sollte „alles so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher, als es ist“. Wir wollen uns bemühen, dieser Einsicht Rechnung zu tragen. Niedergeschriebene Gedanken wie dieser Text bestehen aus Sätzen, Wörtern und immer wiederkehrenden Schlüsselbegriffen. Begriffe repräsentieren grundlegende Gedankengänge, sie sind Theorie in komprimierter Form. Daher stellen wir die Schlüsselbegriffe „systemisch“ und „Beratung“ voran. Sie stehen in engem Zusammenhang mit den Begriffen „Organisation“ und „Entwicklung“ (bzw. „Lernen“). Unser Verständnis dieser vier Begriffe und wie sie zusammenhängen und was damit begriffen werden kann, baut auf einer langen Tradition von Versuchen auf, Phänomene zu beschreiben und zu verstehen, die „Organismen“ eigen sind und sie von trivialen Maschinen unterscheiden. Daran anschließend, wollen wir die Wurzeln des Systemansatzes und das darauf gründende Verständnis von Organisation darstellen. 2.1 Die systemische Sichtweise – Begriffsklärung
Unter Beratung verstehen wir ganz allgemein, dass einer Person, Gruppe, Organisation bzw. einem Unternehmen von jemandem geraten wird, dies oder jenes zu tun bzw. nicht zu tun. Um einen „Rat“ fragt man für gewöhnlich, wenn man in einer Situation nicht genau weiß, wie man vorgehen soll. Solche Situationen der Ungewissheit und Unsicherheit sind meist Anlass für Beratungsanfragen. Ein Ratgeber kann mit seinem Rat als Fachspezialist eine problematische3 Situation direkt lösen helfen, wenn er die Lösung des Problems kennt, oder er kann dem Rat Suchenden dabei helfen, selbst die für ihn richtige Lösung zu finden. Man spricht dann von „Hilfe zur Selbsthilfe“, im Sinne des Sprichwortes: „Gebe ich dir einen Fisch, wirst du einen Tag lang satt sein. Lehre ich dich fischen, dann wirst du dein Leben lang satt sein.“ Ziel systemischer Beratung ist es, langfristige, nachhaltige Lern- und Erneuerungsprozesse zu initiieren und zu begleiten, um Systeme (Organisationen) überlebensfähiger, erfolgreicher und effizienter zu machen. Das ist der Punkt, um den sich alles dreht. Unter systemischer Beratung verstehen wir eine besondere Vorgehensweise bei Hilfestellungen. Das heißt, die Berater stützen sich dabei auf die so genannte systemische Haltung und die „systemische“ Sicht auf die Situation bzw. gehen von einem „systemischen“ Verständnis von Personen, Gruppen, Organisationen und Prozessen4 aus. Was aber heißt, eine Person, eine Gruppe oder ein Unternehmen als lebendes „System“ zu betrachten und dementsprechend zu „behandeln“? Was ist ein System, und welche Konsequenzen hat es, ein Unternehmen als System zu betrachten? Was heißt „systemische Sicht“? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir uns kurz die Eckpfeiler der Theorie von Systemen ansehen. Wichtig für ein Verständnis der Systemtheorie ist zunächst, die Systemtheorie selbst, wie auch alle anderen Theorien und Weltbilder, als Erklärungsversuch, d. h. als These, zu sehen. Eine These ist eine Annahme in Bezug darauf, was wir für wirklich halten, bzw. darauf, dass etwas Bestimmtes unter bestimmten Umständen und Bedingungen passieren oder nicht passieren wird, wenn etwas Bestimmtes getan oder nicht getan wird. Es geht also um Erklärungsversuche bezüglich dessen, wie Handlungen und ihre Wirkungen zusammenhängen. So haben wir z. B. verstehen gelernt, welche gravierenden Auswirkungen ein kleiner Eingriff in das Ökosystem haben kann, wenn etwa ein Glied in der Nahrungskette ausgerottet wird: „Alles hängt mit allem zusammen!“ Mittels „Einsicht“ in Wirkungszusammenhänge verstehen wir auch, was ein „Ökosystem“ ist, wie es funktioniert. Bei der Organisationsdynamik verhält es sich nicht anders. Wir sprechen daher vom „Mobileeffekt“, weil fast jeder Eingriff in das System Auswirkungen auf das ganze System hat. Unsere Erklärungsversuche, Theorien, Thesen sind allerdings selbst Teil des Systemgeschehens, weil wir Menschen ein Teil des Systems „Gesellschaft“, „Welt“ oder „Natur“ sind. Es gibt für uns Menschen keine unabhängige Beobachterposition. Wohin immer wir schauen, wir sind „befangen“ und sehen immer uns selbst, unsere eigenen mentalen Konstrukte und Projektionen. Abb. 1: Das Weltbild als subjektives Konstrukt Die Systemtheorie ist also ein „Weltbild“, ein eigensinniger, eigenwilliger Erklärungsversuch, der sich selbst immer in die Erklärung mit einbezieht. Wir nennen diesen Rückbezug auch Reflexivität. Diese Charakterisierung kann eine narzisstische Kränkung für uns sein, weil wir gewohnt sind, unser Wissen über die Welt als wahre, objektive Erkenntnis anzusehen, die unabhängig von uns existiert. 2.2 Herkunft des systemischen Weltbildes – Was erklärt die Systemtheorie?
Der Begriff (be-greifen) „System“ stammt aus dem Griechischen, bedeutet so viel wie „zusammen + stehen“ und meint ein Ganzes, das im Zusammenwirken von Teilen existiert: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles). Es handelt sich um ein sehr altes Konzept zur Beschreibung bestimmter Phänomene. Eine allgemeine, alles umfassende „Systemtheorie“ wurde allerdings erst Anfang des vergangenen Jahrhunderts entwickelt. Ihren Ausgang nahm die Systemtheorie bezeichnenderweise in der Biologie und in der Physik, weil man in diesen Wissensbereichen mit althergebrachten mechanistischen Erklärungsmodellen nicht mehr weiterzukommen schien.5 Für uns war es interessant, zu entdecken, dass sich vor allem Naturwissenschaftler in Wien, Graz und Prag um 1900 mit der Frage beschäftigten, wie man das Entstehen von Ordnung und Unordnung in Systemen erklären kann (Thermodynamik – Entropiegesetz). Das Problem dabei bestand darin, dass die traditionelle Denkfigur der klassischen Physik: Zusammengesetzt aus starren, fixen Elementen = Ding plus Ursache/Anstoß/Aktion führt zu einer Wirkung/Bewegung/Reaktion, ungeeignet war, Ordnungs- bzw. Unordnungszustände zu beschreiben und die Übergänge, das Werden und Vergehen, zu erklären. Dazu brauchte man eine neue wissenschaftliche Sprache mit anderen Denkfiguren bzw. Paradigmen. Man brauchte eine neue Theorie. Wichtig für die Entwicklung der Systemtheorie war, dass die Wissenschaftler, die an diesem „Projekt“ arbeiteten, nicht nur interdisziplinär dachten, sondern durchweg Universalgelehrte (Naturwissenschaftler, Mathematiker und Philosophen) waren und in unterschiedlichsten Wissensbereichen forschten. Man diskutierte natürlich nicht über die „Systemtheorie“, sondern über philosophische, erkenntnistheoretische, sprachwissenschaftliche, naturwissenschaftliche, ökonomische, politische und künstlerische Fragen (vgl. Janik u. Toulmin 1998). Im so genannten Wiener Kreis (Carnap, Gödel, Hahn, Neurath, Schlick u. a.) (vgl. Geier 1995) versuchte man zunächst, aufbauend auf den Erkenntnissen von E. Mach (1838–1916) und L. Boltzmann (1844–1906) und angeregt durch die Fortschritte in der Physik (M. Planck, A. Einstein, N. Bohr), eine allgemeine, streng mathematischlogische Theorie wissenschaftlicher Erkenntnis unter dem Titel Das wissenschaftliche Weltbild6, also eine Theorie der Theorie zu entwickeln (Wissenschaftstheorie: G. Frege, B. Russell, W. Wittgenstein). Die zur Erklärung von Systemveränderungen und der System-Umwelt-Differenz7 verwendeten Denkfiguren (z. B. leben, wachsen, sterben) passten da allerdings nicht hinein. Einige dieser systemischen Vorstellungen bzw. Schlüsselbegriffe gehen auf Aristoteles, Goethe und Darwin zurück. Sie wurden aber erst Schritt für Schritt von E. Mach (1838–1916/Wien, Graz, Prag, Wien), C. von Ehrenfels (1859–1932/Wien, Graz, Prag), M. Wertheimer (1880–1943/Prag, Frankfurt, Wien, Berlin, USA), L. von Bertalanffy (1901–1972/Wien, Prag, USA), H. von Foerster (1911–2002/Wien, Breslau, USA) und E. von Glasersfeld (*1917/Wien, Zürich, USA)8 als mögliche Instrumente wissenschaftlicher Erkenntnis ernst genommen und als Schlüsselbegriffe beschrieben. Diese sind vor allem: Abb....


Roswita Königswieser, Dr. phil.; Geschäftsführende Gesellschafterin von Königswieser & Network GmbH, Komplementäre Beratung und systemische Entwicklung; Tätigkeitsschwerpunkte: Komplexe, nachhaltige Veränderungsprozesse in Mittel- und Großunternehmen, Coaching von Topmanagern, Weiterbildung von Veränderungsmanagern und Beratern im Komplementäransatz, zahlreiche Publikationen.

Martin Hillebrand, Dipl.-Psych.; Co 13, Gruppe für systemische Beratung, Geschäftsführender Gesellschafter. Studium der Psychologie, Ausbildung in Gesprächspsychotherapie nach Rogers und Langzeitausbildung zum systemischen Berater; Arbeitsschwerpunkte: Gestaltung und Begleitung von komplexen und nachhaltigen Veränderungsprozessen; Umsetzung von Strategien; Weiterbildung für Veränderungsmanager und Berater.


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