Köpf | Die Zisterzienser | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 129 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Köpf Die Zisterzienser

Der erste christliche Orden
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-406-82958-1
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der erste christliche Orden

E-Book, Deutsch, 129 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-82958-1
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Seit der Antike gab es Christen, die sich einer geregelten klösterlichen Lebensweise verschrieben, aber ein christlicher Orden als dauerhafter Verbund von Klöstern entstand erst mit den Zisterziensern. Ulrich Köpf beschreibt anschaulich, wie es zu Beginn des 12. Jahrhunderts von Kloster Cîteaux in Burgund ausgehend dazu kam. Er erläutert die spirituelle Prägung durch Bernhard von Clairvaux und andere Lehrer, die Ideale des Schweigens, der Armut und der Einfachheit, die wichtigsten Institutionen, wirtschaftlichen Grundlagen sowie Kunst und Architektur. Ein Schwerpunkt liegt auf der Blütezeit im 12. Jahrhundert, doch geschildert wird auch die weitere Entwicklung bis zur Gegenwart.

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1. Der geschichtliche Hintergrund
Benediktinisches Mönchtum.  Die Zisterzienser sind am Beginn des 12. Jahrhunderts im Herzogtum Burgund aus einer benediktinischen Reformbewegung hervorgegangen. Die Benediktiner leben gemäß einer Mönchsregel oder Klosterregel, die auf das 6. Jahrhundert datiert und dem Abt Benedikt von Nursia zugeschrieben wird. Diese Regel, einer von etwa zwei Dutzend Texten, die in der Spätantike entstanden sind und in einzelnen Klöstern jahrhundertelang nebeneinander oder in Verbindung miteinander (als «Mischregel») gebraucht wurden, kennt nur das einzelne Kloster, das von einem Abt als dem «Stellvertreter Christi im Kloster» geleitet wird (RB 2,2). Der Gedanke an einen Zusammenschluss mehrerer Klöster oder gar an eine Organisation, die man «Orden» nennt, ist ihr fremd. Die Benediktsregel wurde durch das irofränkische Mönchtum im 7. Jahrhundert besonders im Frankenreich verbreitet. Von den Karolingern wurde ihre Verwendung im Interesse einer einheitlichen monastischen Lebensform gefördert. Von einem «benediktinischen Mönchtum» können wir allerdings erst sprechen, nachdem unter Kaiser Ludwig dem Frommen und Abt Benedikt von Aniane den Mönchen und Nonnen des Frankenreichs auf mehreren Aachener Synoden (816/19) der ausschließliche Gebrauch der Benediktsregel vorgeschrieben worden war. Diese Vorschrift setzte sich in der folgenden Zeit allmählich durch, auch über die Grenzen des Reichs hinaus. Doch Eingriffe des Adels und Plünderungen räuberischer Normannen gefährdeten oft den Bestand der Klöster und machten ein Leben gemäß der Regel schwierig. Der Zustand vieler religiöser Gemeinschaften verlangte schon im 9. Jahrhundert nach Besserung. Cluny.  Burgund war ein für das monastische Leben und für religiöse Reformgedanken besonders fruchtbarer Boden. Er trug bereits im 9. Jahrhundert viele benediktinische Klöster, aus denen immer wieder Impulse zur Erneuerung monastischen Lebens hervorgingen. 910 gründeten Herzog Wilhelm der Fromme von Aquitanien und seine Frau Ingelberga in der Diözese Mâcon am Ort eines ihnen gehörenden Hofs mit karolingerzeitlicher Kirche das Reformkloster Cluny. In seiner Gründungsurkunde unterstellten sie es dem Schutz der Apostel Petrus und Paulus sowie des Papstes und versuchten, es dem Einfluss des Ortsbischofs wie weltlicher Großer zu entziehen. Clunys erster Abt, der Adelige Berno (910–927), hatte damals bereits die Leitung der Klöster Baume-les-Messieurs und Gigny am Westrand des Jura inne. Durch Schenkungen kamen weitere hinzu, so dass Berno schließlich neben Cluny sechs Gemeinschaften leitete. Damit war schon ein für die Geschichte Clunys grundlegender Gedanke vorgegeben: Während die Benediktsregel lediglich voneinander unabhängige Einzelklöster unter der Leitung eines Abts kennt, bildeten die Cluniazenser von Anfang an einen Verband mehrerer abhängiger Klöster unter der Leitung des Hauptklosters Cluny. Nach bescheidenen Anfängen wuchs dessen Konvent rasch an. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts umfasste er bereits über 130 Mönche, am Beginn des 12. Jahrhunderts mehr als das Doppelte. Unter der Leitung tüchtiger und langlebiger Äbte, besonders des Maiolus (etwa 954 bis 994), Odilo (994 bis 1049) und Hugo (I.) von Semur (1049 bis 1109) vermehrte sich auch die Zahl der von ihm abhängigen Klöster: bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts auf etwa 70, im Laufe des 12. Jahrhunderts auf etwa 150 - weit über das Kernland (die verschiedenen Teile des alten Burgund) und einen zusätzlichen Schwerpunkt in der Lombardei hinaus bis in den Raum südlich von Rom, in den Norden Spaniens und nach England. Der cluniazensische Klosterverband vermehrte sich durch Übertragung bereits bestehender oder durch Gründung neuer Niederlassungen. Relativ wenige (etwa 15 Prozent) der von Cluny rechtlich abhängigen Klöster waren Abteien. Die meisten von ihnen hatten nur den Status von Prioraten, das heißt, sie wurden von einem Stellvertreter des Abts geleitet, der in der Benediktsregel noch Praepositus («Vorgesetzter») heißt und für den in der Frühzeit Clunys der neue Titel Prior («Oberer») aufkam. Auch darin drückt sich die rechtliche Unselbständigkeit der Mitglieder des cluniazensischen Klosterverbands aus, der jedoch noch kein Orden im späteren Sinne war. Wenn in den Quellen vom Ordo Cluniacensis die Rede ist, meint das bis zum Ende des 12. Jahrhunderts nur die Lebensform der Cluniazenser. Diese Lebensform hat sich in dem von der Benediktsregel gesetzten Rahmen entfaltet. Mit der Gründung Clunys sollte in einem vielfach seinen ursprünglichen Idealen entfremdeten Mönchtum die Geltung der Regel wieder aufgerichtet werden. Doch haben die Cluniazenser bald Tendenzen entwickelt, die von der Benediktsregel abwichen. Von der Bildung eines Verbands abhängiger Unterklöster steht in der Regel kein Wort. Während dort neben der zentralen Rolle des Gottesdiensts, das heißt vor allem des Stundengebets, in weiser Einteilung des Tageslaufs Zeiten für die geistliche Lesung (lectio divina) und die Handarbeit (labor manuum) vorgesehen sind (RB 48), haben die Cluniazenser das gemeinsame Gebet immer weiter ausgedehnt. Nach der Benediktsregel (18,23) sollen die Psalmen, der Hauptbestandteil des Stundengebets, einmal im Laufe einer Woche gebetet werden. Durch Vermehrung der Gebetspflichten wurden in Cluny schließlich alle 150 Psalmen und mehr an einem einzigen Tag gebetet. Die Folge dieser «liturgischen Steigerung» (Kassius Hallinger) war einerseits eine Veräußerlichung der Gebetspraxis, andererseits eine wachsende Vernachlässigung vor allem der von der Regel geforderten Handarbeit. Die für den Unterhalt und das tägliche Leben nötigen Arbeiten wurden jetzt weitgehend weltlichen Mitarbeitern, sogenannten «Weltleuten», übertragen. Das Wachstum des Konvents wie das der Einkünfte aus abhängigen Klöstern, aus Pachtverhältnissen und Schenkungen machten die Vergrößerung der Klosterkirche von Cluny nötig und möglich. Für den kleinen Konvent Bernos hatte noch eine bescheidene einschiffige Kirche genügt (Cluny I). Abt Maiolus ließ von 948 an eine dreischiffige Basilika mit breitem Querschiff und gestaffeltem Chor errichten, die 981 geweiht wurde (Cluny II). Doch für die wachsende Schar der Mönche, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts eine Zahl um 300, unter Abt Petrus Venerabilis (1122 bis 1156) gar um 400 erreichte, genügte diese Kirche nicht mehr. Deshalb begann Abt Hugo 1088 neben der noch bestehenden Kirche mit einem dritten Bau (Cluny III), dessen Hochaltar bereits 1095 von Papst Urban II. geweiht wurde, während die Weihe der noch nicht ganz vollendeten Kirche 1130 durch Innozenz II. vorgenommen wurde (Schlussweihe 1131/32). Cluny III war mit einer Gesamtlänge von gut 187 Metern, einem fünfschiffigen Langhaus mit elf Jochen, zwei Querschiffen (das größere fast 74 Meter lang) und insgesamt 13 Apsiden damals die größte Kirche des Abendlandes. Von den Ausmaßen dieser Kirche zeugt der einzige weitgehend erhaltene Teil, das südliche Querschiff. Eine Vorstellung von ihrer prächtigen Ausgestaltung geben die wenigen bewahrten und heute museal zugänglichen Kapitelle aus der Chorapsis sowie andere Reste der reichen Bauplastik, die einst auch den Kreuzgang und weitere längst verschwundene oder im 18. Jahrhundert durch neue ersetzte Räume des Klosters schmückte. Für die Gottesdienste in dieser riesigen Kirche wie zur Beleuchtung im Kloster waren zahllose Kerzen nötig. Aufwendig war auch die Ernährung und Kleidung einer so großen Zahl von Mönchen; in Abbildungen ist noch zu erkennen, dass am Stoff ihres Habits nicht gespart wurde. Doch nicht nur der Unterhalt des Konvents und der Gottesdienst verschlangen gewaltige Summen, sondern auch nach außen war Cluny überaus freigebig. Das regelmäßige liturgische Totengedenken war mit Armenspeisungen verbunden, die gewaltige materielle Aufwendungen erforderten. Dazu kam die großzügige Versorgung durchreisender Gäste. Dieser Aufwand brachte das Kloster am Beginn des 12. Jahrhunderts an die Grenzen seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Der in Cluny waltende Geist prägte nicht nur die rechtlich mit dem Hauptkloster verbundenen «Unterklöster», von denen die meisten (vor allem die Priorate) allerdings unvergleichlich bescheidener...


Ulrich Köpf ist Professor em. für Kirchengeschichte an der Universität Tübingen.



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