E-Book, Deutsch, 252 Seiten
Konecny Dönerröschen (Humor, Liebe)
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96087-639-7
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 252 Seiten
ISBN: 978-3-96087-639-7
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Eine richtig krass gefährliche Familie! Oder doch nicht? Eine unglaublich witzige Geschichte überdas Erwachsenwerden
Als der sechzehnjährige Jonas mit seinen Eltern und dem Schoßhund Napoleon vom beschaulichen Oberhaching ins Münchner 'Ghetto' nach Neuperlach zieht und sich in die süße Türkin Sibel verknallt, bekommt er es mit der Angst zu tun. Vor allem, als er Sibels furchteinflößendeanatolische Oma kennenlernt. Wird sie ihn zur Zwangsheirat zwingen - oder noch Schlimmeres?Bis er merkt, dass Sibels Vater ihm gar nicht den Schniedel absäbeln will, hat er sich schon von einem Fettnäpfchen zum nächsten gehangelt.
Erste Leserstimmen
'Ich hab Tränen gelacht, unglaublich witzig!'
'Jonas hat es wirklich nicht leicht mit all seinen Vorurteilen, man wartet richtig darauf, in welches Fettnäpfchen er als nächstes tritt'
'authentischer Schreibstill trifft humorvolle Wortwahl'
'ich hab so viel gelacht, mir tat schon der Bauch weh'
'Provokant und super witzig.'
'Jaromir Konecny weiß, wie man seinen Leser zum Lachen bringt.'
Seit Jahren begeistert der in Prag geborene und promovierte Naturwissenschaftler Jaromir Konecny das Publikum bei Poetry Slams sowie auf Kabarett- und Lesebühnen aller Art. Jaromir Konecny, der 1982 in die Bundesrepublik übergesiedelt ist, hat über 100 Poetry Slams gewonnen und wurde zweimal Vizemeister der deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften. Sein WerkDoktorspielewurde verfilmt und lief 2014 erfolgreich in den deutschen Kinos.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Jonas und der Fisch
„Fisch ist gesund, Jonas!“, sagte Anne am Montag in der Wohnungstür. Manchmal ist sie unfreiwillig komisch: Klar war der Fisch gesund für Jonas gewesen. Für den biblischen, meine ich, meinen Namensgeber. Sonst hätte Jonas nicht im Bauch des Fisches überlebt.
Schnauze grinste uns von der Treppe an. Napoleon lief aus der Wohnung heraus auf Schnauze zu, machte zweimal „Wau!“, um ihm Todesangst einzujagen, und trottete zwischen Annes Füßen wieder hinein. Anne steckte mir einen Zehner in die Hand und versuchte, mir auf die Backe einen Abschiedskuss zu kleben.
„Hi, hi, hi!“, kicherte Schnauze hinter mir. Anne machte die Wohnungstür zu, wir liefen die Treppe runter. „Meine Anne will mich auch ständig ablecken, Alta!“, sagte Schnauze.
„Heißt deine Mutter auch Anne?“
„Bisdu dumm, Lan? … Nee! … Früher hat mir Busseln nix ausgemacht … jetzt aba …“
„Das ist normal!“, sagte ich. „So ab zwölf Jahren kannst du deine Mutter nicht mehr riechen.“
„Echt? Wieso?“
„Das hat die Natur so eingerichtet. Damit es nicht zur Unzucht kommt … also wenn Jungs mit ihren Müttern poppen!“
„Äääh … krass eklig, Alta!“
„Sag ich ja!“
„Hasdus Glotze gehört?“
„Ne! Von Dok! Der hat’s in ’nem Buch über das Verhalten von Frauen gelesen!“
„Wer is’ denn Dok?“
„Mein Vater!“
„Ey, Mann! Wieso liest der so Scheiß so?“
„Er will meine Mutter besser verstehen!“
„Warum? Spinnt der?“
Im Erdgeschoss steckte der kleine Emre seinen Kopf aus der Wohnungstür. Den hatte ich schon vorgestern kennengelernt, als ich ein paar Sachen in den Keller geräumt hatte. Jetzt guckte uns Emre böse an:
„Haltet die Fressen, Wichser, isch übe!“ Er schlug die Tür wieder zu. Doch das Türholz konnte nicht die Metalbeats dämpfen, die aus Emres Wohnung dröhnten. Trotzdem hörten sich die Beats harmlos an – im Vergleich mit Emres Begleit-Rap:
„Isch bin der Hengst vom Block, der Hengst,
meine Faust kommt schneller als du denkst,
oh, Baby Bitch, mach aus das Lischt,
isch ändere misch nischt!“
Schnauze trommelte an die Tür, Emre hörte auf zu rappen. Die Tür ging wieder auf, einen Spalt breit, sodass nur Emres Nase herauslugte. „Was is’n, ihr Opfer?“
„Wie heißt dein Label, Emre?“, fragte Schnauze.
„“, sagte Emre.
„Respekt“, sagte Schnauze.
„Wie alt ist der Kleine?“, fragte ich vorm Haus.
„Emre?“, sagte Schnauze. „Acht.“
„Krass!“, sagte ich.
„Geh’ma PEP?“
?
Das PEP hockte vor uns wie die Henne auf ihren Eiern. „Magst du auch Fisch essen?“, fragte ich.
„Nee!“, sagte Schnauze. „Besser vegetarisch. Sons disst mich Elke.“
„Hä?“
„Meine Mudda!“
Ich seufzte. „Alles klar!“ Mann! Schnauzes Mutter hieß Elke? Voll deutsch für eine Türkin, oder?
Schnauze zeigte zur Döner-Bude am Parkplatz. „Ich hol mir was drüben.“
„’nen Gemüse-Döner?“
„Nee! Mit Kalb!“
„Kalb ist doch nicht vegetarisch!“
„Doch! Kalb frisst Gras!“
„Blödsinn!“
„In Döner is’ viel Knoblauch drin. Wenn meine Mudda meine Knoblauch-Fahne riecht, is’ sie voll zufrieden.“
„Meine Mutter hasst Knoblauch!“, sagte ich.
„Wieso denn?“
„Knoblauch stinkt. Anne ist ein Feingeist!“
„Dann solltest du keine Türkin anbaggern, Alta! In Klein-Istanbul gibt’s aba wenig andere Perlhühner.“
„Klein-Istanbul?“
„Na, hier bei uns so Neuperlach so!“
„Aha!“
„Mann, Alta, du checkst auch gar nix!“, sagte Schnauze. „Warsdu Mittelschüler oder ich?“
„Äääh …“
„Döner macht schöner!“, sagte Schnauze. „Wegen Mädchen hier und so ess’ ich nur noch Knoblauch so. Komm schon, Alta. Deine Anne steck’ dich nicht Heim wegen bissl Knoblauch! Is’ doch selber Türkin!“
„Türkin? Meine Mutter? Wie kommst du denn darauf? Die Familie meiner Mutter stammt aus Ingolstadt.“
Schnauze lachte. „Heißt sie echt Anne?“
„Eigentlich heißt meine Mutter Linda“, sagte ich. „Aber ich sage schon seit meiner Kindheit Anne zu ihr.“
„Warum denn?“
„Keine Ahnung! Vielleicht war Anne mal ihr Künstlername. Als Geigerin meine ich. Alle guten Geigerinnen heißen Anne. Wo kommen eigentlich deine Alten her?“
„Na, aus Franken“, sagte Schnauze.
„Echt? Du hast doch gesagt, dass du Türke bist …“
„Schau nicht in die Vergangenheit, Alta! Schau in die Zukunft!“
„Cooler Spruch.“
„Is’ vom indischen Guru.“
„Und warum …“ Ich stutzte. Ach, egal, ich musste es ihn fragen: „Und warum redest du wie ein Türke, Mann, wenn deine Alten Franken sind?“
„Ich muss mich hier in Klein-Istanbul integrieren, Alta!“, sagte Schnauze. „Hasdus nicht Glotze gehört? Integration is’ voll wichtig!“ Er bretterte davon. Tja, da hatte er nicht Unrecht. Wenn über den EU-Türkeibeitritt nur in Neuperlach abgestimmt werden sollte, wäre die Türkei wohl schon längst drin.
„Neuperlach ist das demokratischste Viertel in München“, hatte mal Dok gesagt. „Alle wählen Erdogan!“ Gleich kicherte er. Anne hatte damals nur die Augen verdreht.
Ich würde mich hier in Neuperlach nie integrieren, weil ich wegen meiner Mutter keinen Knoblauch essen durfte. Warum hatte Schnauze aber gemeint, dass meine Anne Türkin ist? War schon komisch, der Typ, oder?
In der NORDSEE war nur ein Tisch frei. Neben zwei … hi, hi, hi … Perlhühnern. Die weniger Hübsche glänzte wie ein neuer Mercedes – frisch lackiert. Wohl heute alle Haarspraydosen im Badezimmer leer gesprüht, Baby?
Die Hübschere steckte in einer roten Adidas-Hose, einem weißen T-Shirt ohne Ärmel und Nike-Joggingschuhen. Sah verschwitzt aus. Hey! Heute schon joggen gewesen? Auf einmal starrte sie mich an. Ein paar Sekunden lang. Als wäre hier in der NORDSEE ein Pinguin aufgetaucht. Und nicht nur auf dem Teller.
Mannomann! Was für ein Blick! Scharf wie das Laserschwert von Luke Skywalker! Sie machte ihren Mund auf, dann wieder zu und zuckte ihren Blick weg. Uff! Sie lächelte ihre Freundin voll an, mit breitem Mund, und schob sich Haarsträhnen aus der Stirn.
Und plötzlich machte es KLICK in meinem Kopf: Ein Hintergrundprogramm hatte sich eingeschaltet, doch welches? Ich kam nicht drauf. Mann! Dieses Haar! Hatte ich das nicht schon mal irgendwo gesehen? Glatt und schulterlang, dunkelbraune Strähnen, die mal ins Schwarze stachen und mal ins Rote, je nachdem wie das Licht auf das Haar fiel.
Sie pickte mit ihrer Gabel in einem Schollenfilet rum, als wollte sie den Fisch tätowieren, und tunkte dabei die Spitze ihres Haars in die Remouladensoße. Schwarz-weiß! Ganz klar Türkinnen. Was sonst? Aus Knoblauchgründen nichts für mich.
Ich scannte die Preise über der Theke, holte Annes Zehner aus der Arschtasche der Jeans und hockte mich mit meinem Seelachs an den leeren Tisch neben den beiden. „Hallo Süßer!“, rief die Spraydose, versteckte ihre Nase aber gleich wieder zwischen ihren Fritten. Die Hübsche kicherte.
„Hi, Perlhühner!“, sagte ich, aber nur virtuell. In Wirklichkeit sagte ich gar nichts und kümmerte mich nur um meinen Fisch, bevor er wegschwimmen konnte.
Die Hübsche flüsterte etwas. Was hat sie gesagt? Dass sie mich kennt? Blödsinn. Habe die Schnitte noch nie gesehen.
„Der ist doch noch nicht mal fünfzehn!“, sagte ihre Freundin.
Blöde Kuh! „Ich bin schon sechzehn!“, sagte ich.
„Von dir reden wir nicht!“, sagte sie. Ach so. Darauf fiel mir nichts mehr ein. Obwohl ich an krassen Sprüchen arbeiten wollte. „Gegen eine Nervensäge ist ein guter Spruch besser als ein Tritt in den Arsch!“, sagt Dok.
Statt Sprüche zu klopfen, folterte ich aber jetzt mit der Gabel und dem Messer weiter meinen Seelachs. Plötzlich bebte mein Teller. Eine türkische Oma mit Kopftuch hatte sich mir gegenüber gehockt, meinen Tisch gepackt und ihn zu sich gezogen. Ohne „Hallo“ zu sagen.
„Mahlzeit!“, sagte ich, aber auch das kümmerte die Oma wenig. An die Tischkante hatte sie einen brutalen Regenschirm gelehnt, obwohl es seit Wochen nicht geregnet hatte. Die Alte traute dem NORDSEE-Wetter wohl nicht.
Ich ruckelte mit meinem Stuhl dem Tisch nach und beugte mich über den Teller. Die Mädels am Nebentisch fingen wieder an zu kichern. Warum? Wegen meinen Bratkartoffeln? Die schauten aus wie Steinkohle. Aber wenn Anne gemeint hatte, dass das gesund sei … warum nicht?
Plötzlich wieder ein Erdbeben. Die türkische Oma hatte mir die Tischkante in den Bauch geschoben, stand auf und trippelte zur Theke. Den Regenschirm nahm sie mit. Wohl um sich eine Serviette zu holen. Warum sie statt dem Stuhl den Tisch ständig verrücken musste? Kein technischer Typ, die Alte. Zum Glück hatte ich schon alle Gräten abgeknabbert. Nichts wie weg hier!
Ich stand auf. Wieder das Gekicher neben mir. „Du hast eine Serviette am Hintern!“, sagte die Hübsche.
„Das ist keine Serviette, Sibel!“, sagte die andere. „Das ist Klopapier!“ Sibel gackerte wieder. Könnte glatt einen Job als Lachpublikum bei Pro7 bekommen.
Ich verrenkte den Hals und guckte nach hinten. Echt. Von meinem Arsch hing eine Serviette runter. Mit Remoulade an meine Jeans geklebt. „Danke!“, sagte ich, zog die Serviette weg, grinste die Suleikas an und griff nach meinem Teller.
„Hirsiz!“, brüllte die Oma, das war wohl Türkisch. Meinte sie mich? Ich schaute zu ihr und dann runter. Ups! Vor...