Kowalczuk | Die 101 wichtigsten Fragen - DDR | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 7020, 159 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Kowalczuk Die 101 wichtigsten Fragen - DDR


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-406-62390-5
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 7020, 159 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-62390-5
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Vor 20 Jahren begann der Untergang der DDR. Zeit also, um zurück zu blicken und sich Fragen zu stellen. Ilko-Sascha Kowalczuk beantwortet in diesem Buch die wichtigsten in gewohnt anschaulicher und lebendiger Weise:
Nach wessen Pfeife tanzten die Blockflöten? Warum brauchte die DDR eine Mauer? Was klapperte am Trabant? Warum war in der DDR alles so grau? Warum waren die Handwerker die heimlichen Könige der Ostdeutschen? Warum fiel die Mauer gerade am 9. November 1989? Und schließlich: War die DDR wirklich nur eine historische Fußnote?

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          Die Gründung der DDR

1. Wer war verantwortlich für die deutsche Teilung? Die Antwort auf diese Frage ist einfach und auf der Hand liegend: die Nationalsozialisten. Denn ohne ihr Regime, ohne ihre Massenverbrechen, ohne den Zweiten Weltkrieg und ohne den Holocaust, wären weder die Alliierten nach Deutschland gekommen noch hätten sie sich so eingehend Gedanken darüber machen müssen, wie so etwas von Deutschland aus künftig verhindert werden könnte. 1945 war nicht nur Deutschland am Boden, zugleich standen sich hier zwei Mächte gegenüber, die gegensätzliche Staatssysteme vertraten: die USA als Sinnbild der westlichen Demokratie und die UdSSR als Mutterland der kommunistischen Diktatur. Beide hatten Interesse daran, ihre unter schweren Opfern errungenen Positionen in Zentraleuropa nicht aufzugeben, ihren Herrschaftsbereich auszudehnen und ihr Gesellschaftsmodell regional auszuweiten. Kompromisse zwischen den einstigen Verbündeten waren nicht möglich, da sie der jeweils anderen Seite misstrauten und der bald nach 1945 einsetzende «Kalte Krieg» eines militärstrategischen Kräftegleichgewichts bedurfte, um nicht in einem neuen «heißen» Krieg zu münden. Deutschland war ein Hauptschauplatz des Kalten Krieges, die Teilung des Landes die sichtbarste Wunde, die sowohl die nationalsozialistische Schreckensherrschaft hinterlassen wie die globale Systemauseinandersetzung zwischen Ost und West befördert hatte. Alle anderen Faktoren, die die deutsche Teilung begünstigten, waren zweitrangig. Denn sie wäre nur vermeidbar gewesen, wenn eine Seite ihre Ideale aufgegeben hätte: der Westen Freiheit und Demokratie, der Osten den Kommunismus. Einen «dritten Weg» gab es nicht. Die Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR ist unauflöslich verknüpft mit der Geschichte des Kalten Krieges und der Ost-West-Konfrontation. 2. Wie entstand die SED? Viele deutsche Kommunisten und Sozialdemokraten emigrierten nach 1933, um ihr Leben zu retten. Zehntausende sperrten die Nationalsozialisten in Zuchthäuser und Konzentrationslager. Viele kamen dort ums Leben. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus lebte ein Traum der Arbeiterbewegung, die seit Ende des Ersten Weltkrieges tief gespalten war, wieder auf – die Vereinigung der sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien. Das war ein unrealistischer Traum, hatten doch die Kommunisten seit 1928 die Sozialdemokraten als «Sozialfaschisten», als «linken Flügel» des Faschismus beschimpft und sie als ihre «Todfeinde» ebenso bekämpft wie die Nationalsozialisten. Die deutschen Kommunisten bereiteten sich im sowjetischen Exil seit 1943 auf die Nachkriegszeit vor. Ihnen war bewusst, dass die Bildung einer Regierung unter ihrer Vorherrschaft nur mit sowjetischer Unterstützung möglich sein würde. Im Juni 1945 wurden in der SBZ KPD und SPD als Parteien wieder zugelassen. Zunächst stand der Wiederaufbau der Organisationsstrukturen im Vordergrund. Der KPD gelang dies schneller und rascher, da sie auf die Unterstützung durch die sowjetische Besatzungsmacht setzen konnte. Auch in den drei Westzonen wurde die KPD von der Ostberliner Zentrale aus geleitet. Die SPD rekrutierte ihr Führungspersonal in allen vier Besatzungszonen aus Persönlichkeiten, die in Deutschland überlebt hatten oder aus vielen Teilen der Welt als Remigranten zurückkamen. Trotz aller Schwierigkeiten waren die Sozialdemokraten in der SBZ bald zahlreicher als die Kommunisten. Im April 1946 wies die KPD 624.000 Mitglieder auf, die SPD 695.400. Zunächst zielten die Pläne der Kommunisten nicht auf eine rasche Vereinigung der beiden Arbeiterparteien ab. Angesichts des Rückstands in den Mitgliederzahlen und dem dadurch drohenden geringeren gesellschaftlichen Einfluss wurde aber bereits ab Herbst 1945 über einen Zusammenschluss debattiert. Die SPD stand solchen Plänen skeptisch gegenüber. Nur die Führungsgruppe in der Ost-SPD um Otto Grotewohl schwenkte auf Vereinigungskurs um, was nicht nur zu harten Auseinandersetzungen mit der SPD in den Westzonen führte, sondern auch in der SBZ scharfe Debatten an der Parteibasis zur Folge hatte. Die Vereinigung von KPD und SPD zur «Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands» (SED) am 21. und 22. April 1946 erfolgte gegen massive Widerstände und kam letztlich nur durch den Druck zustande, der seitens der sowjetischen Besatzungsmacht auf führende Sozialdemokraten ausgeübt wurde. In der SED wurden die Sozialdemokraten erst vereinnahmt und dann paralysiert. Tausende wurden verhaftet, zehntausende flohen in die Westzonen. Die «neue» Partei blieb kommunistisch geprägt. Die kommunistischen Politiker waren niemals gewillt, mit den Sozialdemokraten gleichberechtigt zusammenzuarbeiten. Fred Oelßner, ein einflussreicher Theoretiker, sagte am 28. September 1945 vor den Agitprop-Leitern der KPD-Landesleitungen, dass es gelte, mit sozialdemokratischen Traditionen zu brechen. Walter Ulbricht, der mächtigste Mann der KPD und alsbald der SED, sprach im Dezember 1945 klar aus, worum es ging: «Es kommt darauf an, dass man die alten Sozialdemokraten entfernt. Wir brauchen die anderen Sozialdemokraten.» Ulbricht wollte diejenigen gewinnen, die erst nach 1945 der SPD beigetreten waren. Durch die Zwangsvereinigung hatte sich nicht nur ein Verbot der SPD erübrigt, zugleich waren hunderttausende SPD-Mitglieder in die SED überführt worden. Nur in Berlin gab es aufgrund des Sonderstatus der Stadt eine andere Situation. Zwar existierte auch hier die SED, aber zugleich bestand im Ostteil bis zum Mauerbau die SPD fort und unterhielt in allen Stadtbezirken eigene Büros. Eine öffentlich sichtbare Arbeit war allerdings untersagt. Immerhin saßen aber bis 1961 mehrere Ostberliner SPD-Abgeordnete im Bundestag. 3. War die «antifaschistisch-demokratische Umwälzung» das Ergebnis eines Klassenkampfes? So zumindest sah es sie SED-Führung. In den ersten Jahren sprach sie nicht davon, den Sozialismus aufbauen zu wollen. Sie wolle, ließ sie verlautbaren, eine Staats- und Gesellschaftsordnung errichten, die niemals wieder Faschismus/Nationalsozialismus, Krieg und Unterdrückung ermögliche. Das stieß bei vielen Menschen auf Zustimmung. Auch alle anderen Parteien in Ost wie West verkündeten dies als Ziel ihrer Politik. Die KPD und dann die SED gingen dabei allerdings mit massiver Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht von Anfang an ganz eigene Wege. Die Banken und die Großindustrie wurden verstaatlicht, Bauernhöfe ab 100 Hektar enteignet, der gesamte Staatsapparat reorganisiert und in den Führungspositionen mit der SED ergebenen Kadern besetzt. Großen Wert legte die SED darauf, möglichst schnell neue Lehrer, Juristen, Polizisten und Hochschullehrer auszubilden, um im gesamten Staatsapparat das Personal austauschen zu können. Dies dauerte weitaus länger als geplant. An den Schulen waren in den ersten Jahren oftmals Neulehrer tätig, die ihren Schülern nur um wenige Lehrstunden voraus waren. Der Umbau des gesamten Staates war vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Diktatur mit ihren Massenverbrechen durchaus gerechtfertigt, war doch ein Großteil der Funktionseliten in das NS-System verwickelt gewesen. Allerdings haben die Kommunisten dabei auch die meisten derjenigen aus den Ämtern verdrängt, die keine braune Vergangenheit hatten, aber den Kommunisten kritisch gegenüberstanden oder von diesen als potentielle Gegner eingestuft wurden. Deshalb fand in der SBZ eine strukturelle Entnazifizierung statt, die zu einer wichtigen Voraussetzung für die Etablierung der kommunistischen Herrschaft wurde. Von einem «Klassenkampf» konnte keine Rede sein – es war ein weitgehend einseitiger Verdrängungskampf, den die Kommunisten «Klassenkampf» nannten. Eine «antifaschistisch-demokratische Umwälzung» war es auch nicht, weil es nicht nur um die Ausschaltung von tatsächlichen Nationalsozialisten ging. Hinzu kam, dass die Kommunisten unter «demokratisch» und «Demokratie» nur das verstanden, was ihnen bei ihrer Machterringung und Machtstabilisierung nützlich erschien. Walter Ulbricht brachte es kurz nach Kriegsende bereits im Mai 1945 auf die bezeichnende Formel: «Es ist doch ganz klar: Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.» Historiker sind sich heute weitgehend einig, dass es 1945 eine «Stunde Null» in Deutschland nicht gegeben hat. Das trifft auch für die Gesellschaft in der SBZ zu. Aber anders als in den Westzonen ist der Staat in der Ostzone tatsächlich so gründlich neu aufgebaut worden, dass hier von einer «Stunde Null» gesprochen werden kann. 4. Was war das «Blocksystem»? Neben KPD und SPD gestattete die sowjetische Besatzungsmacht 1945 in der SBZ auch die Gründung zweier «bürgerlicher» Parteien: der CDU und der LDP (Liberal-Demokratische Partei). Um deren Einfluss zu begrenzen und ihre Politik zu kontrollieren, wurden alle Parteien im «Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien» zusammengeschlossen. Dieser «Block» ist maßgeblich von der sowjetischen Besatzungsmacht und ihrem verlängerten Arm, der KPD...


Ilko-Sascha Kowalczuk, geb. 1967, Dr. phil., Historiker, arbeitet seit mehreren Jahren als Projektleiter in der Forschungsabteilung der Birthler-Behörde. Er hat zahlreiche Bücher zur DDR-Geschichte veröffentlicht. Im Verlag C.H.Beck erschien von ihm 'Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR' (2009).



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