E-Book, Deutsch, Band 5, 280 Seiten
Reihe: Frau Maier ermittelt
Kremser Frau Maier macht Dampf
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-86532-773-4
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Frau Maiers 5. Fall
E-Book, Deutsch, Band 5, 280 Seiten
Reihe: Frau Maier ermittelt
ISBN: 978-3-86532-773-4
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jessica Kremser wurde in Traunstein geboren und wuchs am Chiemsee auf. Zum Studium der englischen und italienischen Literatur und der Theaterwissenschaften zog es sie nach München, wo sie als Redakteurin für verschiedene Zeitschriften schreibt.
Autoren/Hrsg.
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Erstes Kapitel
Samstag
.
,
Frau Maier starrte auf den kleinen Rollkoffer und ihre Handtasche. Sie überlegte, was sie alles eingepackt hatte. Saubere Wäsche, Zahnbürste, Badeanzug und Badeschlappen, ein Nachthemd.
Sie schüttelte den Kopf.
Nein.
Davon hätte sie definitiv nichts zurücklassen können.
I
Der Zug ratterte und rumpelte durch die Bergtäler.
Obwohl sie natürlich wusste, dass Züge längst mit Strom betrieben wurden, stellte sich Frau Maier vor, wie er auf seiner Fahrt dicke Dampfwolken ausstieß und sich ächzend über die Gleise wälzte. Sie konnte es förmlich sehen, aus der Vogelperspektive: der Zug so klein wie Spielzeug und kaum noch sichtbar unter den dichten, weißen Schwaden, die aus dem Schlot der Lok entwichen. Wie in einem ihrer Lieblingsfilme: .
Frau Maier musterte ihre Mitreisenden aufmerksam. Wer würde wohl Opfer, wer Täter sein?
Die beiden älteren Damen mit den Wanderstöcken im Gepäck zum Beispiel. Körperlich fit waren sie auf jeden Fall. Konnte man mit Wanderstöcken zuschlagen? Sie betrachtete die festen Eisenspitzen am Ende der Stöcke, die sich tief in den Boden rammen ließen. Vielleicht eher zustechen.
Das junge Mädchen mit den riesigen Kopfhörern auf den Ohren und den halb geschlossenen Augen: Vielleicht hörte sie gar keine Musik, sondern konzentrierte sich auf etwas ganz anderes. Auf den perfekten Augenblick für ein Verbrechen.
, machte der Zug in Frau Maiers Kopf und stieß neue, dicke Dampfwolken aus.
Was war eigentlich mit dem korpulenten Mann ihr gegenüber los? Er wuchtete sich schon zum dritten Mal mit Mühe aus seinem Sitz und ging leicht schwankend den Gang entlang, Richtung Toilette. Durchfall, schwache Blase – oder andere Abgründe?
„… Fahrschein vorzeigen, gnädige Frau, bittedanke!“ Frau Maier wurde aus ihren mörderischen Gedanken gerissen und schaute auf. , das gefiel ihr. Sie wühlte in ihrer zu großen Handtasche nach dem Zugticket.
„Nur die Ruhe, nur die Ruhe, ich habe heute nichts mehr vor“, beruhigte sie der schmächtige junge Schaffner mit dem leichten Oberlippenflaum und dem kleinen, goldenen Ohrstecker und freute sich über seinen kleinen Scherz. Frau Maier betrachtete ihn mit leicht schief gelegtem Kopf. Sie stellte sich vor, wie er in der Dämmerung im immer dunkler werdenden Zug durch die Waggons eilte, verstohlene Blicke über seine Schulter werfend, auf der Suche nach …
Ein Räuspern drang an ihre Ohren. Obwohl er nichts mehr vorhatte, wurde der Schaffner nun doch ungeduldig. Sie reichte ihm das Ticket und er warf einen Blick darauf.
„Die schöne Steiermark!“, sagte er. „Viel Vergnügen bei Ihrem Aufenthalt.“
Die sparte er sich dieses Mal.
, dachte Frau Maier.
II
Noch viel absurder als ihre mörderischen Gedanken war die Tatsache, dass sie überhaupt hier in diesem Zug saß.
Sie, Frau Maier.
In einem Zug, der sie mit jeder ratternden Sekunde weiter weg von ihrem kleinen Haus, der Katze und dem See brachte.
Sie, Frau Maier. Auf dem Weg in den Urlaub. Den ersten Urlaub ihres Lebens.
Wie hatte das passieren können?
Alles hatte mit Elfriede angefangen. Vor einer Woche war sie vom Fahrrad gestürzt und hatte sich das Handgelenk gebrochen. Sofort hatte Frau Maier einen Kuchen gebacken und Elfriede besucht – immerhin war Elfriede Gruber, die die Kauzinger Sparkasse leitete, die einzige Person, die Frau Maier fast schon als Freundin bezeichnete. Innerlich tat sie es jedenfalls. , dachte sie manchmal, und freute sich.
Elfriede hatte einen dicken Gips getragen und ziemlich unglücklich aus der Wäsche geschaut.
Die .
„Die
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diese .
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sehr .
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.
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.
.
lieben.
Na bravo, . Alles, was ich in Elfriedes Augen will, ist also den ganzen Tag im Bademantel herumliegen und essen.
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