Kruger | Die Nacht hat Krallen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Die Nacht ...

Kruger Die Nacht hat Krallen

Band 1
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-14257-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 1

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Die Nacht ...

ISBN: 978-3-641-14257-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der WOLF in ihm wartet auf sein Erwachen

Als Außenseiter Connor nach Paris kommt, erhofft er sich ein neues, aufregendes Leben, doch das fällt anders aus als erwartet: Seine mysteriösen Gasteltern entpuppen sich als Werwölfe und eröffnen ihm eine geheime Welt im Pariser Untergrund. Dort gärt der Konflikt zwischen den geborenen und den gebissenen Gestaltwandlern. Als Connor infiziert wird, gerät er in den Fokus eines Mannes, dessen Ziel es ist, die Wölfe vom Angesicht der Welt zu tilgen. In Connor liegt der Schlüssel dazu, und er muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht …

Seit ihrem Studium an der Mount Saint Vincent University in Halifax arbeitet Kat Kruger freiberuflich als PR-Beraterin und Autorin. Ihr Debütroman DIE NACHT HAT KRALLEN wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Kanada.
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2 Startklar

Wir wohnen im 11. Arrondissement, dem am dichtesten besiedelten Stadtviertel nicht nur in Paris, sondern in ganz Europa. Das weiß ich, weil ich es nachgeschlagen habe. Mit den Händen am Lenker meines Fahrrads drücke ich die Holztür auf, die auf die belebte Straße hinausführt. Als mich der ohrenbetäubende Geräuschpegel umfängt, fühle ich mich, als wäre ich gerade aus dem Schlaf geschreckt und müsste feststellen, dass jemand einen Jahrmarkt vor meiner Schlafzimmertür aufgebaut hat. Ich schwinge mich in den Sattel und trete mit voller Kraft in die Pedale in Richtung Schule. Der ganze Gebäudekomplex hinter mir fühlt sich an, als sei er in weit zurückliegenden Zeiten erbaut worden, zum Beispiel als Napoleon Bonaparte fremde Länder erobert und sich mit seinem eigenen Komplex beschäftigt hat.

Bis jetzt erscheint mir Paris wie jede andere Großstadt auf der Welt: ein Ort voller Anonymität. Ich bin eine Ameise, und die Stadt ist jemand anderes Picknick. Nicht direkt das, was ich mir erhofft habe, als ich aus New York kam. Ich bin mir nicht sicher, was ich erwartet habe – abgesehen davon, einmal in meinem Leben ein paar echte Freunde zu finden. Gehofft habe ich jedenfalls, ein bisschen mehr hervorzustechen. Doch obwohl die Touristensaison sich dem Ende nähert, ist die Zahl der Schüler und Studenten hier groß genug, um darin völlig unterzugehen. Na ja, zumindest wenn ich nicht gerade ein T-Shirt mit Milchflecken und den Worten American Idiot auf der Brust trage. Der Grund, warum ich dieses T-Shirt überhaupt eingepackt habe, war ein Anflug von ironischer Rebellion. Jetzt kommt es mir einfach nur klischeehaft vor.

Auf jeden Fall ist die Stadt selbst eine einzige große Geschichtslektion in Sachen Architektur und Städteplanung. So etwas wie baufällige Gebäude gibt es nicht, zumindest habe ich keine gesehen, und es scheint, als befände sich hinter jeder Ecke ein bestens gepflegter Park. Das Schönste und manchmal auch das Schlimmste an der Stadt sind die Gerüche. Alle möglichen köstlichen Düfte der hiesigen Bäckereien, Konditoreien und Feinkostläden stehen im krassen Gegensatz zu den gelegentlich offenen Kanalisationsdeckeln oder dem Zigarettenqualm. Marktstände drängen sich an den Seiten der ohnehin belebten Straßen. Aber heute – obwohl es ein wunderschöner Spätsommermorgen ist und die frische Luft mir übers Gesicht streicht –, muss ich das alles ignorieren. Die baumgesäumten Straßen und Marktstände sind nichts weiter als Hindernisse auf meinem Weg, und die Gerüche von Backwaren und Kaffee lassen mich nur an meinen leeren Kühlschrank und meinen Hunger denken. Nachdem ich mit dem falschen Fuß aufgestanden bin, ist auch die Aussicht auf den restlichen Tag ruiniert. Irgendwie steht dieser Tag unter keinem guten Stern. Was zum Teil zweifellos eine self-fulfilling prophecy ist. Ich lasse zu, dass mich die negativen Gedanken auffressen. Aber an den meisten Tagen bin ich mir ziemlich sicher, dass das Schicksal einfach drauf aus ist, mich fertigzumachen.

Bis zur Schule sind es mit dem Fahrrad dreißig Minuten. Sie befindet sich in einem Altbau, eingekeilt zwischen modernen Geschäften, die ihn umzingeln. Mit seinen kunstvollen schmiedeeisernen Verzierungen und dem verschnörkelten Mauerwerk bildet das Gebäude einen deutlichen Kontrast zu dem glänzenden Glas und dem einfachen Sandstein seiner Nachbarn. Als würde es dort irgendwie nicht hingehören, obwohl es schon seit Jahrhunderten steht. In Stein gemeißelte Reliefs zieren Mauervorsprünge und Gesims. Historische gusseiserne Geländer umrahmen die unteren Fensterabschnitte. Es scheint eher für den Adel gemacht als für die Sneakers tragenden Schüler, die jetzt in seinen Klassenzimmern sitzen und sich draußen auf dem breiten Gehweg versammeln.

Als ich ankomme, werfe ich mein Fahrrad geradezu in einen niedrigen Metallständer, schließe es ab und renne zu meiner ersten Unterrichtsstunde. Ich bin so was von zu spät. Nachdem ich durch die Korridore geirrt bin und endlich den richtigen Raum gefunden habe, ist der Unterricht bereits im vollen Gange und das Klassenzimmer überfüllt mit Oberstufenschülern. In Frankreich nennen sie dieses Jahr terminale. Als sei es das Ende einer Straße. Ich versuche mein Bestes, mich leise hineinzuschleichen, aber die uralte Holztür verrät mich, zuerst mit einem langsamen Knarren, dann mit einem ohrenbetäubenden Krachen, als sie zufällt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als dem Lehrer einen Blick zuzuwerfen und mich mit einem schwachen Lächeln zu entschuldigen. Ohne sich von mir irritieren zu lassen, deutet er mit dem Kopf ins Klassenzimmer und ich steuere auf einen der wenigen freien Plätze im hinteren Teil des Raums zu.

Bei meinem erbärmlichen Versuch mich hinzusetzen, ohne weitere Aufmerksamkeit zu erregen, kratzt der Stuhl so laut über den Boden, dass ich meinen Rucksack fallen lasse. Als ich danach schnappe, kippt der Stuhl samt meiner Person zu Boden. Crash! Alle Augen richten sich auf mich. Peinlich? Aber hallo. Selbst der Lehrer hält mitten im Satz inne, um mich anzustarren, während ein paar Mädchen ein verhaltenes Kichern entfährt. Ich kann förmlich hören, wie sich aller Augen verdrehenden, während ich meinen Stuhl wieder hinstelle und mich so tief wie möglich in den harten Holzsitz drücke, um mich unsichtbar zu machen. Kann dieser Tag noch schlimmer werden? Während sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf den vorderen Teil der Klasse richtet, funkle ich meinen verräterischen Rucksack an und überlege, ob ich meine gesamte stille Energie darauf verwenden soll, meinen Laptop herauszukramen. Aber im Moment bin ich sowieso viel zu aufgewühlt, um mir Notizen zu machen, also hole ich tief Luft und versuche, auf die Einführung des Lehrers in Psychologie zu lauschen.

Auf der weißen Plastiktafel stehen mehrere Lehrbuchdefinitionen. Vor allem eine erregt meine Aufmerksamkeit: »Sozialpsychologie: der Zweig menschlicher Psychologie, der sich mit dem Verhalten von Gruppen beschäftigt und mit deren Einfluss auf das Individuum.« Dieser Kurs wäre schon viel früher in meinem Leben hilfreich gewesen. Wenn es doch nur ein Handbuch für die komplizierten und verwirrenden gesellschaftlichen Regeln von Cliquen gäbe. Ich hätte mich sogar mit einer Einfachversion für Dummies zufriedengegeben. Soziale Kontakte zählen einfach nicht zu meinen Stärken. Die Sicherheit eines Computerbildschirms war mir in Bezug auf, nun ja, ungefähr jede zwischenmenschliche Beziehung am liebsten. Wie auch immer, der erste Eindruck zählt, also schreibe ich diesen Kurs als Möglichkeit, neue Freunde kennenzulernen, ab. Glücklicherweise vergeht der Rest des Morgens ohne weitere peinliche Zwischenfälle.

Zur Mittagspause bin ich völlig ausgehungert, also schlüpfe ich schnell in den Starbucks auf der anderen Straßenseite, um mir ein Sandwich und einen Frappuccino zu holen, bevor ich in den Innenhof hinter der Schule gehe. Auf dem getrimmten Rasen hängen Schüler ab, knutschen herum, spielen sich auf (Fußball ist der vorherrschende Sport in dieser Stadt). Ich pflanze mich ebenfalls ins Gras und mache es mir unter der wärmenden Spätsommersonne bequem. Gerade als ich in meinen Rucksack greifen will, reißt ihn mir ein Fußball aus der Hand und mein Sandwich fällt zu Boden. Ich richte mich auf und versuche, meine Mahlzeit zu retten, als ein Schatten über mich fällt. Mit einer Hand schirme ich meine Augen gegen die Sonne ab und blicke zu der Silhouette im Gegenlicht auf.

»Desolé«, sagt ein Junge auf Französisch mit heftigem Akzent, während er auf mein zerbröseltes Mittagessen hinabschaut.

»De rien. Nicht der Rede wert.«

Ich hebe den Ball auf – und zögere einen Augenblick. Wenn ich ihn hinüberwerfe, stelle ich nur meinen Mangel an Sportlichkeit zur Schau, also stehe ich auf und reiche ihn dem Schatten so männlich, wie ich nur kann: fest und sicher.

»Danke«, sagt er und wechselt ins Englische. »Hey, bist du nicht in Bergers Psychologiekurs?«

»Ja«, antworte ich, erstaunt darüber, dass er mich erkennt. Bis jetzt habe ich mich immer für den Graue-Maus-Typ gehalten. Erst dann erinnere ich mich an meinen heldenhaft peinlichen Auftritt von heute Morgen. Wer würde mich da nicht wiedererkennen?

»Ich bin Josh.«

Ich nicke. »Connor.«

Er sieht aus wie aus einer Schulwerbebroschüre. Alles an ihm schreit förmlich nach Sport-Ass, einschließlich des weizenblonden Haares und der himmelblauen Augen. Er trägt ein verblasstes blaues T-Shirt mit einem Aufdruck, der wohl ein kanadisches Ahornblatt in der Mitte einer Zielscheibe darstellen soll. Einer der Typen in der Gruppe ruft nach ihm, irgendwas von wegen Einwurf.

»Spielst du?«, fragt Josh und zeigt auf den Ball, bevor er ihn seinem Kumpel profimäßig zuwirft.

»Äh, nicht wirklich«, stammle ich.

»Nicht dein Spiel, was?«, bemerkt er gelassen.

»Ja, meine Spiele funktionieren normalerweise mit einem Gamepad.«

Er lacht und deutet über seine Schulter auf ein paar Leute, die im Schatten eines Baumes relaxen. »Warum hängst du nicht mit uns ab? Ich werde dich allen vorstellen – na ja, zumindest werde ich’s versuchen. Die ersten Tage, hm? Schwer, sich die vielen neuen Namen zu merken.«

Ich brumme etwas Unverfängliches, sammele meine Sachen zusammen und folge ihm über den Rasen. Als wir näher kommen, erkenne ich eine Gruppe vollkommen durchschnittlicher amerikanischer Teenager – mit einer Ausnahme: ein Mädchen, das seine natürliche Haarfarbe mit einem flammenden Kirschrot übertönt hat. Nachdem Josh...


Kruger, Kat
Seit ihrem Studium an der Mount Saint Vincent University in Halifax arbeitet Kat Kruger freiberuflich als PR-Beraterin und Autorin. Ihr Debütroman DIE NACHT HAT KRALLEN wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Kanada.

Link, Michaela
Michaela Link lebt mit ihrem Mann und engstem Mitarbeiter auf einem aufgelassenen Bauernhof in Norddeutschland. Sie hat zahlreiche Romane aller Art aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch selbst einige phantastische und historische Romane geschrieben.



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