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E-Book, Deutsch, 720 Seiten

Lagerlöf Die Löwenskölds

Der Ring des Generals / Charlotte Löwensköld / Anna, das Mädchen aus Dalarne
Novität
ISBN: 978-3-8251-6081-4
Verlag: Urachhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Ring des Generals / Charlotte Löwensköld / Anna, das Mädchen aus Dalarne

E-Book, Deutsch, 720 Seiten

ISBN: 978-3-8251-6081-4
Verlag: Urachhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Selma Lagerlöf kehrt mit ihren Löwensköld-Romanen örtlich und zeitlich in die Welt ihres so erfolgreichen Debütromans "Gösta Berling" zurück: Värmland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie verknüpft darin eine grandiose Gespenstergeschichte mit lebendiger Charakterschilderung und vielen Themen, die zeitlebens für sie Bedeutung hatten: Pazifismus, Schuld und Vergeltung sowie die Frage nach dem Jenseits, einem Leben nach dem Leben. "Die Löwensköld"-Trilogie gilt das reifste Werk der Nobelpreisträgerin. In ihr vereint sich die mythische Sage eines Fluchs, der an den Ring des Generals Löwensköld geknüpft ist, mit den Lebensgeschichten von Charlotte Löwensköld und Anna Svärd, den vielleicht bewundernswertesten und modernsten Frauengestalten Selma Lagerlöfs.

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Der Ring des Generals Charlotte Löwensköld Die Frau Oberst Die Werbung Wünsche Im Garten der Propstei Das Mädchen aus Dalarne Der Morgenkaffee Die Zuckerdose Der Brief Hoch oben in den Wolken Schagerström Die Strafpredigt Die abgeschnittenen Locken Der Günstling des Glücks Das Erbe Die Postkutsche Das Aufgebot Die Armenversteigerung Der Triumph Die Strafpredigt an den Gott der Liebe Das Begräbnis der Frau Dompropst Samstag: Morgen und Vormittag Samstag: Nachmittag und Abend Der Hochzeitstag Anna, das Mädchen aus Dalarne Die Reise nach Karlstadt Pferd und Kuh, Magd und Knecht Die Frau Schultheiß Die Hochzeit Das neue Heim In der Morgenstunde Die Erscheinung in der Kirche Der Sonntagshut Der Besuch Das Paradies Der Sündenfall Der Schrank Das Kartenspiel Die Begegnung Der Unglücksfall Mamsell Jacquette Annstu-Lisa Der Zigeunerbaron Die Baronin Der Jahrmarktspfarrer Die Fahrt Die Heimfahrt Der Ehering Nachwort


Siebentes Kapitel
Eines lässt sich nicht leugnen: Bei uns in Värmland waren die Wälder weit und die Äcker klein, die Hofplätze waren groß, die Häuser aber eng, die Wege schmal, die Hügel aber steil, die Haustüren niedrig, die Schwellen aber hoch, die Kirchen unansehnlich, die Gottesdienste aber lang, die Lebenstage kurz, die Sorgen aber zahllos. Darum waren die Värmländer aber doch keine Kopfhänger oder Jammerlappen. Wohl raffte der Frost die Ernte dahin, wohl wüteten die wilden Tiere in den Herden und die rote Ruhr in der Kinderschar, aber trotzdem hielten die Leute den Mut und die gute Laune so lange wie möglich aufrecht. Wohin wäre es sonst auch mit ihnen gekommen? Dies beruhte aber vielleicht darauf, dass es in jedem Haus einen Tröster gab. Es gab einen, der sowohl zu den Reichen als auch zu den Armen kam, einen, der nie versagte und nie müde wurde. Aber glaubt doch ja nicht, dieser Tröster sei etwas Feierliches oder Großartiges gewesen, so wie Gottes Wort oder Gewissensfrieden oder Liebesglück! Und glaubt auch nicht, es sei etwas Gemeines und Gefährliches gewesen, wie Trunksucht oder Würfelspiel! O nein, es war nur etwas ganz Unschuldiges und Alltägliches, nämlich nichts anderes als das Feuer, das an den Winterabenden auf dem Herd flammte. Lieber Gott, wie machte es doch in der kleinsten Hütte alles so schön und behaglich! Und wie trieb es mit den Leuten seinen Spaß, den ganzen Abend hindurch! Es knisterte und prasselte, es war, als lachte es sie aus. Es zischte und sprühte, und dann war es, als wollte es jemand nachmachen, der misslaunig und zornig war. Bisweilen wusste es durchaus nicht, wie es mit einem knorrigen, alten Klotz fertig werden sollte. Dann füllte es die ganze Stube mit Rauch und Dunst an, wie wenn es den Leuten zu verstehen geben wollte, dass es von der Kost, die ihm dargereicht werde, nicht leben könne. Bisweilen, und gerade, wenn die Leute im besten Arbeitseifer waren, nahm es die Gelegenheit wahr und sank plötzlich zu einem Gluthaufen zusammen, sodass die Leute die Hände in den Schoß legen und hell auflachen mussten, bis es sich wieder zum Aufflammen bequemte. Am allermutwilligsten aber war es, wenn die Hausfrau mit dem dreibeinigen Kochkessel daherkam und das Essen kochen wollte. Ein einziges Mal zeigte es sich da willig und dienstfertig und machte seine Sache rasch und gut, sehr oft aber tanzte es stundenlang leicht und ausgelassen um den Kochtopf, ohne ihn zum Sieden zu bringen. Oh, wie leuchtete es in den Augen des Hausvaters auf, wenn er nass und verfroren aus dem schmutzigen Schnee heimkam und ihn das Feuer mit Wärme und Behaglichkeit empfing! Wie gut war es für ihn, an das wachende Licht zu denken, das gleich einem Leitstern für arme Wanderer in die dunkle Winternacht hinausströmte, zugleich aber auch ein Zeichen zum Erschrecken für Luchs und Wolf war! Das Herdfeuer aber konnte noch mehr als wärmen und leuchten und Essen kochen. Es verstand sich auf noch merkwürdigere Dinge als Funkeln, Sprühen, Prasseln und Treiben von Unsinn. Es war auch imstande, die Lust zum Spiel in der Menschenseele zum Leben zu erwecken. Denn was ist die Menschenseele, ja auch sie, anderes als eine spielende Flamme! Sie flattert in und über und um den Menschen her, wie die Feuerflamme über und um das raue Holz, ja, in ihm drinnen flackert. Wenn nun die an einem Winterabend um das Herdfeuer Versammelten eine Weile schweigend dagesessen und in die Flammen geschaut hatten, dann begann das Feuer mit jedem Einzelnen in seiner eigenen Sprache zu reden: »Bruder Seele«, sagte die Feuerflamme, »bist du nicht auch so eine Flamme wie ich? Warum bist du so traurig und bedrückt?« – »Schwester Flamme«, antwortete wohl die Menschenseele, »ich habe Holz gespalten und den ganzen Tag den Haushalt versorgt. Jetzt kann ich nichts anderes mehr tun, als still dasitzen und dich ansehen!« – »Ja, das weiß ich wohl«, antwortete dann das Herdfeuer. »Jetzt ist Feierabend. Mach es wie ich, flackere, und leuchte! Spiele, und wärme!« Und die Seelen gehorchten dem Herdfeuer und begannen zu spielen. Sie erzählten Geschichten, sie gaben einander Rätsel auf, sie strichen die Geigensaiten. Sie ritzten Ranken und Rosen in Werkzeuge und Ackergeräte. Sie spielten allerlei Spiele und sangen Lieder. Sie lösten Pfänder aus und erinnerten sich an alte Sprichwörter. Und unterdessen taute die Eiseskälte in ihren Gliedern, die Missgestimmtheit in ihren Herzen auf. Sie lebten wieder auf und wurden vergnügt. Das Herdfeuer und das Spiel vor dem hellen Feuer weckten in ihnen wieder die Lust, das karge, mühselige Leben fortzusetzen. Was aber vor allem zu dem Herdfeuer gehörte, das war doch wohl das Erzählen von merkwürdigen Heldentaten und Abenteuern. Das war es, was Alt und Jung erfreute, ja, es war etwas, wovon sie nie genug bekommen konnten. Denn Heldentaten und Abenteuer hat es ja, Gott sei Dank, von jeher genug auf dieser Welt gegeben. Niemals aber gab es deren so viele wie zur Zeit des Königs Karl. Er war der Held unter den Helden, und von ihm und seinen Mannen gab es eine Überfülle von Geschichten zu berichten. Sie vergingen nicht mit ihm selbst und mit seiner Herrschermacht, nein, sie lebten nach seinem Tod weiter, und sie waren seine beste Hinterlassenschaft. Von niemand erzählte man so gern wie vom König selbst; aber gleich nach ihm redete man am liebsten vom General auf Hedeby, den man ja selbst noch gesehen und gesprochen hatte und von Kopf bis Fuß beschreiben konnte. Der General war so stark gewesen, dass er Eisen biegen konnte, wie andere Hobelspäne auseinanderrollen. Als er einmal hörte, drunten in Svartsjö wohne ein Schmied, der die besten Hufeisen in der ganzen Gegend mache, ritt der General gleich hinunter in die Schmiede und bat den Michel, ihm sein Pferd zu beschlagen. Als nun der Schmied mit einem fertigen Hufeisen aus der Schmiede trat, fragte der General, ob er es ansehen dürfe. Das Hufeisen war stark und gut gemacht; der General aber lachte nur, als er es sah. »Das nennt ihr hier ein Hufeisen?«, sagte er, und zugleich bog er das Hufeisen auseinander und zerbrach es. Der Schmied erschrak, er glaubte, er habe eine schlechte Arbeit geliefert. »Es muss ein Sprung im Eisen gewesen sein«, sagte er und brachte rasch ein anderes Hufeisen herbei. Es ging aber mit diesem genau wie mit dem vorigen, nur mit dem Unterschied, dass der General dieses wie eine Schere zusammendrückte, bis es auch zerbrach. Doch nun begann Michel Lunte zu riechen, und er sagte: »Entweder bist du der König Karl selber, oder du bist der Starke Bengt auf Hedeby.« »Ei, Michel, da hast du nicht schlecht geraten«, versetzte der General, und dann gab er ihm die volle Bezahlung für vier neue Hufeisen und überdies noch für die zwei, die er vor den Augen des Schmiedes zerbrochen hatte. Es waren auch noch viele andere Geschichten über den General im Umlauf, und sie wurden ins Unendliche erzählt und wieder erzählt; im ganzen Bezirk gab es niemand, der nichts von dem General gewusst und nicht Ehrfurcht und Bewunderung für ihn gehegt hätte. Und von seinem Ring wusste man natürlich auch. Man wusste, er war mit ihm begraben worden; die Habgier der Menschen aber war so groß gewesen, dass er ihm von seinem Finger weg gestohlen worden war. Wenn also irgendetwas imstande war, die Leute im höchsten Grade neugierig und erregt und empört zu machen, so war es die Nachricht, dass der Ring zwar wiedergefunden worden, jedoch abermals verloren gegangen war, sowie dass man Ingilbert im Wald tot aufgefunden und die Ivarssöhne nun im Verdacht habe, sich den Ring angeeignet zu haben, und dass sie deshalb jetzt im Gefängnis saßen. Als die Kirchenbesucher am Sonntagnachmittag heimwärts wanderten, wurde ihnen daheim kaum erlaubt, ihren Sonntagsstaat auszuziehen und einen Bissen zu essen, nein, sie mussten von allem berichten und was darüber gesagt und was eingestanden worden war, was für ein Urteil das Gericht gefällt hatte, und zu welcher Strafe die Angeklagten wohl verurteilt würden. Es wurde von gar nichts anderem mehr gesprochen. Jeden Abend hielt man in großen Häusern wie in kleinen Hütten, beim Taglöhner ebenso wie beim Großbauern, am Herdfeuer sozusagen Gerichtssitzung ab. Es war eine abenteuerliche und seltsame Sache, der man nur schwer auf den Grund kommen konnte. Nein, es war nicht leicht, ein entscheidendes Urteil zu fällen, denn es war zu schwierig, ja fast unmöglich, zu glauben, die Ivarssöhne und ihr Pflegesohn hätten einen Mann totgeschlagen, um sich in den Besitz eines Ringes zu bringen, einerlei wie kostbar er auch sein mochte. Da war zuerst Erik Ivarsson, ein reicher Mann mit vielen Äckern und vielen Häusern. Wenn er überhaupt einen Fehler hatte, war es der, dass er etwas zu selbstbewusst war und allzu viel auf seine Ehre hielt. Und gerade deshalb wollte es einem durchaus nicht einleuchten, dass irgendein Kleinod auf der Welt ihn dazu gebracht haben könnte, eine unehrenhafte Handlung zu begehen. Und noch weniger konnte man seinen Bruder Ivar verdächtigen. Er war allerdings arm, wohnte bei seinem Bruder und bekam von ihm alles, was er sich nur wünschen konnte. Er war ja so gutherzig, dass er alles, was sein Eigentum gewesen war, hergegeben hatte. Wie...


Lagerlöf, Selma
Selma Lagerlöf, geboren 1858, lebte als Kind ganz in den Sagen ihrer Heimat Värmland. Ihr Erstlingswerk ›Gösta Berling‹ gehört heute zu den weltweit meistgelesenen schwedischen Büchern. Mit ihren ›Christuslegenden‹, ›Jerusalem‹ und ›Nils Holgersson‹ errang sie Weltruhm. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur.  1881 wagte sie – gegen den Wunsch des Vaters – den Aufbruch nach Stockholm zur Lehrerinnen-Ausbildung und begann damit ihren Weg in die Welt. Sie wurde Lehrerin in Landskrona/Südschweden und unternahm von dort ihre ersten Reisen. Freundschaft und Liebe verband sie mit Sophie Elkan, mit der sie viele Reisen unternahm und gleichermaßen mit Valborg Olander, die ihren Arbeitsalltag in Värmland mit ihr teilte. Die vielbeschäftigte Schriftstellerin und Gutsherrin setzte sich für das Frauenwahlrecht, ab 1914 für den Frieden und Pazifismus und ab 1933 für die Flüchtlinge aus Deutschland wie Nelly Sachs ein. Im Winterkrieg 1939 galt ihr Engagement der Unterstützung Finnlands, ehe sie am 16. März 1940 auf ihrem Gut Mårbacka starb.

Franzos, Marie
Marie Franzos (1870 – 1941) war Übersetzerin, Frauenrechtsaktivistin und Bibliothekarin. Nach der Staatsprüfung für Französisch begann sie als Autodidaktin Sprachen zu lernen, darunter Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Italienisch und Spanisch. 
Marie Franzos machte sich vor allem als Übersetzerin von Werken skandinavischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller einen Namen. Darüber hinaus hielt sie Vorträge und leitete Konferenzen, die sich mit skandinavischer Literatur beschäftigten. Für ihren Einsatz wurde ihr 1905 die Goldene Medaille Litteris et Artibus durch König Oskar von Schweden und Norwegen verliehen.

Wolandt, Holger
Holger Wolandt, geboren 1962 in Wu¨rzburg, studierte Nordische Philologie in Mu¨nchen und lebt seit vielen Jahren als Autor, Übersetzer und Herausgeber in Stockholm. Unter anderem gab er Selma Lagerlöfs Erzählungen in drei Bänden heraus. Im Verlag Urachhaus veröffentlichte er die Biografie ›Selma Lagerlöf – Värmland und die Welt‹, gab den Briefwechsel ›Liebe Sophie – Liebe Valborg – Eine Dreiecksgeschichte in Briefen‹ heraus und u¨bersetzte zahlreiche Romane Selma Lagerlöfs.

Selma Lagerlöf, geboren 1858, lebte schon als Kind ganz in den Sagen und Geschichten ihrer Heimat Värmland. Den Lehrerberuf gab sie schon bald zugunsten des Schreibens auf. Ihr Erstlingswerk "Gösta Berling" gehört heute zu den weltweit meistgelesenen schwedischen Büchern. Daneben setzte sie sich für die Rechte der Frauen ein, verhalf verfolgten Juden zur Flucht und unterstützte
die unter dem Krieg besonders leidende Bevölkerung Finnlands. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur. Sie starb 1940 auf ihrem Gut Mårbacka.



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