Lama / HarperCollins | Eine Stimme für die Entrechteten. Meine über sieben Jahrzehnte währende Auseinandersetzung mit China | Für meine Heimat und mein Volk | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Lama / HarperCollins Eine Stimme für die Entrechteten. Meine über sieben Jahrzehnte währende Auseinandersetzung mit China | Für meine Heimat und mein Volk

China-Tibet-Konflikt | Politik des Friedens und der Freiheit
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7499-0959-9
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

China-Tibet-Konflikt | Politik des Friedens und der Freiheit

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-7499-0959-9
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



In seinen persönlichen, spirituellen und historischen - teils nie veröffentlichten - Betrachtungen erzählt Seine Heiligkeit der Dalai Lama die Geschichte seiner 75-jährigen Auseinandersetzung mit China zur Rettung Tibets und seines Volkes.

Fast sein ganzes Leben hat der Dalai Lama mit China gerungen. Er war sechzehn, als China 1950 sein Land annektierte. Mit neunzehn saß er dem Vorsitzenden Mao gegenüber, ehe er mit fünfundzwanzig ins indische Exil fliehen musste. Seitdem hat er den Führern Chinas - Mao Zedong, Deng Xiaoping, Jiang Zemin, Hu Jintao und Xi Jinping - die Stirn geboten und sich gegen größte Hindernisse für Tibet, seine einzigartige Sprache, Kultur, Religion, Geschichte und Landschaft eingesetzt.

Ein Dreivierteljahrhundert nach der ersten chinesischen Invasion Tibets, erinnert der Dalai Lama die Welt an den noch immer andauernden Freiheitskampf Tibets - und an die Not, der sein Volk weiterhin ausgesetzt ist. Er schildert seine Sicht auf die geopolitische Lage der Region und verrät, wie er seine Menschlichkeit allen Umständen zum Trotz bewahren konnte. Sein Buch ist das eines außergewöhnlichen Lebenswegs. Es zeigt, was es bedeutet, sein Zuhause an einen repressiven Besatzer zu verlieren, und was es heißt, mit der existenziellen Krise eines Landes umzugehen und den Glauben an eine zukünftige Lösung nicht zu verlieren.

Eine Stimme für die Entrechteten ist das eindringliche Zeugnis einer Weltikone, mit dem der Dalai Lama sowohl seinem Schmerz als auch seiner unerschütterlichen Hoffnung, die er in das Streben des tibetischen Volkes zur Wiedererlangung seiner Würde und Freiheit setzt, Ausdruck verleiht.



SEINE HEILIGKEIT DER DALAI LAMA ist das spirituelle Oberhaupt des tibetischen Buddhismus. Mit seiner Person steht er sowohl für Tibet als auch für dessen einzigartige Bevölkerung. Er zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Welt und ist einer der wichtigsten Fürsprecher des Mitgefühls. Für seine Friedensbemühungen und sein Engagement in Umweltfragen erhielt er 1989 den Friedensnobelpreis. International wurde er mit zahlreichen weiteren Preisen geehrt, darunter die Goldmedaille des US-Kongresses, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Seit seiner Flucht ins Exil 1959 lebt der Dalai Lama als staatenloser Tibeter in Indien, das er als seine zweite Heimat bezeichnet, und setzt sich von dort aus unermüdlich dafür ein, dass sein Volk seine Würde und Freiheit wiedererlangt.

Lama / HarperCollins Eine Stimme für die Entrechteten. Meine über sieben Jahrzehnte währende Auseinandersetzung mit China | Für meine Heimat und mein Volk jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Einleitung


Im Gegensatz zu all meinen anderen Missionen, die ich selbst ausgewählt habe, wurde mir die Verantwortung für die Nation und das Volk von Tibet auferlegt, als ich im Alter von zwei Jahren als wiedergeborener Dalai Lama aufgefunden wurde. 1950, im Alter von 16 Jahren, wurde ich offiziell zum weltlichen Führer Tibets erklärt. 1 Seit diesem Zeitpunkt ist diese Verpflichtung – der Schutz Tibets, seiner Bevölkerung und Kultur – mein innerstes Anliegen, und das wird auch bis zu meinem Lebensende so bleiben.

Obgleich diese Aufgabe die wichtigste Mission meines Lebens darstellt, habe ich mich noch anderen Zielen verschrieben: Ich möchte dazu beitragen, grundlegende menschliche Werte auf der Basis eines universellen oder säkularen Ethikansatzes zu stärken, interreligiöse Verständigung und Harmonie zu fördern sowie der alten Weisheit und dem alten Wissen Indiens zu einer größeren Wertschätzung zu verhelfen. Ich bin froh, dass ich in diesen Bereichen durch vielfältige Dialoge, durch meine Bücher und durch ausgedehnte internationale Reisen einen spürbaren Beitrag leisten konnte.

Im Fall von Tibet jedoch war es deutlich schwieriger, Fortschritte zu erzielen. Ich bemühte mich unablässig, mit den chinesischen Kommunisten, die 1950 in mein Land einmarschiert sind, eine Einigung zu erzielen. Es gab drei Phasen, in denen ein intensiver Dialog stattfand: zum einen in den 1950er Jahren, als ich als junges Oberhaupt in Tibet residierte, dann in den 1980er Jahren, als der chinesische Staatsführer Deng Xiaoping Chinas Öffnung vorantrieb, und zuletzt im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. In allen anderen Bereichen meines Lebens und Wirkens waren die Menschen, die ich antraf, einer gemeinsamen Vision verpflichtet. Sie waren bereit, anderen zu vertrauen, sie äußerten auch bei Meinungsverschiedenheiten ehrlich ihre Gedanken, und sie wollten sich ernsthaft einbringen und lernen. Leider kann ich dies von den kommunistischen Machthabern Chinas, vom Vorsitzenden Mao Zedong bis zum gegenwärtigen Präsidenten Xi Jinping, nicht behaupten. Ich habe schon oft beklagt, dass sie nur einen Mund zum Sprechen haben, aber kein Ohr zum Zuhören.

Ein Beispiel dafür ist das von der chinesischen Regierung im Mai 2021 veröffentlichte Whitepaper über Tibet. Das Dokument beginnt mit der Feststellung, das tibetische Volk habe sich nach der chinesischen Invasion im Jahr 1950 »endgültig von den Fesseln des eindringenden Imperialismus befreit und einen vielversprechenden Weg der Einheit eingeschlagen«. 2 Die Tibeter würden heute »ein stabiles soziales Umfeld sowie wirtschaftlichen und kulturellen Wohlstand« genießen. Diesem Narrativ zufolge erlebten die tibetische Nation und das tibetische Volks seit der »friedlichen Befreiung« Tibets durch das kommunistische China einen stetigen Aufschwung zu Freiheit, Wohlstand und Zufriedenheit innerhalb der Familie der Volksrepublik China (VRC). Wäre dies zu irgendeinem Zeitpunkt seit der Invasion der Fall gewesen, wie ließe sich dann der seit mehr als sieben Jahrzehnten anhaltende Widerstand und Unmut der Tibeter gegen die chinesische Präsenz erklären? China scheint darauf eine einfache Antwort zu haben: Sie seien auf die »spalterischen Aktivitäten der Dalai-Clique zurückzuführen«. Gemeint ist damit unsere lange, gewaltfreie Kampagne für die Freiheit unseres Volkes und unsere Bemühungen, unsere einzigartige Sprache, Kultur, Ökologie und Religion zu bewahren. Wir Tibeterinnen und Tibeter bewohnen das tibetische Hochland seit Jahrtausenden, und wir haben jedes Recht dazu, unsere Heimat weiterhin selbst zu verwalten. Bei der Tibet-Frage geht es nicht um wirtschaftliche Entwicklung. Wir erkennen an, dass diese seit der wirtschaftlichen Liberalisierung der Volksrepublik China deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Im Zentrum des Konflikts stehen vielmehr das Bedürfnis und das Recht eines Volkes, mit seiner eigenen Sprache und Kultur zu existieren und sein religiöses Erbe zu bewahren. Da es den Menschen in Tibet verboten ist, ihre Stimme zu erheben, ist es, seit ich 1959 ins Exil ging, meine Aufgabe, die Stimme der Entrechteten zu sein.

Es ist nach wie vor unser Ziel, eine für beide Seiten tragfähige Verhandlungslösung zu finden, aber dazu müssten sich die Chinesen und Tibeter zusammensetzen und miteinander sprechen. Bis eine solche Verhandlungslösung gefunden ist, haben wir Tibeter im freien Teil der Welt die moralische Pflicht, im Namen unserer Brüder und Schwestern in Tibet zu sprechen. Das ist weder anti-chinesisch noch »spalterisch«. Im Gegenteil: Nur durch Ehrlichkeit und Offenheit kann eine gemeinsame Basis gefunden werden, auf der beide Seiten einander verstehen und auf die Bedürfnisse der jeweils anderen Seite eingehen können. Erst wenn wir eine Atmosphäre geschaffen haben, die beiden Seiten erlaubt, frei zu sprechen und zu verhandeln, wird eine dauerhafte Lösung möglich sein.

Glücklicherweise haben wir viele Freunde auf der ganzen Welt, die sich gegenüber uns und unserem Anliegen solidarisch zeigen. Nach wie vor unterstützen Regierungen (insbesondere auf parlamentarischer Ebene) und internationale Organisationen in der gesamten freien Welt nachdrücklich unser Streben nach echter Autonomie für Tibet – nach einem Mittelweg zwischen der von den Tibetern angestrebten Unabhängigkeit einerseits und der gegenwärtigen Realität vor Ort andererseits, in der dem tibetischen Volk jegliche Handlungsmacht oder Selbstverwaltung im eigenen Land verwehrt wird. Von den Vereinten Nationen, dem Europäischen Parlament und vielen Ländern wurden verschiedene Resolutionen verabschiedet. Die Vereinigten Staaten haben zusätzlich zu Resolutionen sogar wichtige Gesetze erlassen. 3

Seit ich als Flüchtling in Indien eintraf, hatten wir das große Glück, von diesem Land, seiner Bevölkerung und den verschiedenen Regierungen großzügig empfangen und unterstützt zu werden. Vom ersten indischen Premierminister Pandit Jawaharlal Nehru bis zum gegenwärtigen Premierminister Narendra Modi hat Indien stets an seiner Gastfreundschaft und Großzügigkeit festgehalten und hat mir und den tibetischen Flüchtlingen stets geholfen und unsere Bemühungen um die Bildung unserer Jugend und den Wiederaufbau unserer Kultur und unserer Institutionen im Exil unterstützt. Mich persönlich erfüllt das mit tiefer Dankbarkeit.

Seit im 7. Jahrhundert erstmals buddhistische Texte aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt wurden, haben wir Tibeter zu Indien als einem »Land der edlen Menschen« (Aryavarta) aufgeschaut. Unsere buddhistische Tradition, die für uns von so großer Bedeutung ist, hat ihren Ursprung in Indien. Unser Alphabet wurde im 7. Jahrhundert nach dem Vorbild der indischen Devanagari entwickelt. Unsere Philosophie, Logik und Kosmologie sind Geschenke der indischen Nalanda-Schule. Unsere Astro-Wissenschaften und unser Kalender wurden durch das indische Kalachakra-Tantra fundamental bereichert. Unsere Medizin wurde in Wissenschaft und Praxis durch das indische Ayurveda beeinflusst. Es gibt mir also großen Halt, in Indien meine zweite Heimat gefunden zu haben.

Ich habe den Großteil meines Lebens in Indien verbracht, und manchmal beschreibe ich mich sogar als einen Sohn Indiens. Mein Geist wurde von Indiens reicher philosophischer Tradition genährt, und mein Körper von indischem Reis und Dal. Auf meinen Reisen durch die Welt erklärte ich oft, der Überbringer zweier großer Geschenke Indiens an die Menschheit zu sein: des religiösen Pluralismus und der Lehre von Ahimsa, dem Prinzip der Gewaltlosigkeit.

Seit über sieben Jahrzehnten führe ich Gespräche mit der Volksrepublik China. Während dieser langen Zeit durchlief die Führungsriege des Landes mindestens fünf verschiedene Epochen. Die erste unter dem Vorsitzenden Mao war stark von der Ideologie geprägt und von gewaltigen gesellschaftlichen Umwälzungen gekennzeichnet, die in der schrecklichen Kulturrevolution gipfelten. Sie kostete Millionen von Menschen das Leben und bedeutete für viele weitere unbeschreibliches Leid. In der darauffolgenden Ära unter Deng Xiaoping verlor die Ideologie an Stellenwert, und die Schaffung von Wohlstand rückte ins Zentrum der Bemühungen. »Reich werden ist glorreich« lautete der Ausspruch, für den Deng berühmt wurde. Danach kam das Zeitalter von Jiang Zemin, in dem die Kommunistische Partei den Kreis ihrer Mitglieder erweiterte, um größere Teile der chinesischen Gesellschaft einzubinden. Hier lautete der Slogan: »Dreifaches Vertreten« 4 . Es folgte die Epoche von Hu Jintao mit seinem Slogan der »Sozialistischen harmonischen Gesellschaft«, deren Fokus zumindest oberflächlich darauf lag, dem steigenden Wohlstandsgefälle entgegenzuwirken, das unter Deng entstanden war. Heute wird China von Xi Jinping beherrscht, der einen »Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter« ausgerufen hat. Was die individuelle Freiheit und das alltägliche Leben angeht, brachten die letzten zehn Jahre der Amtszeit von Xi eine Rückkehr zur repressiven Politik der Mao-Zeit. Diese wird nun mit modernsten digitalen Technologien zur Überwachung und Kontrolle durchgesetzt. Im Grunde haben wir im heutigen China einen Marktkapitalismus, der mit einer leninistischen Besessenheit für staatliche Kontrolle verbunden ist. Dieses fundamentale Paradoxon ist hochgradig instabil, da die Öffnung der Wirtschaft, die für den Kapitalismus unerlässlich ist, letztlich auch eine Öffnung der Gesellschaft voraussetzt. Die allumfassende...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.