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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 352 Seiten

Reihe: Young Sherlock Holmes

Lane Young Sherlock Holmes

Eiskalter Tod - Sherlock Holmes ermittelt in Moskau
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-10-402518-6
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eiskalter Tod - Sherlock Holmes ermittelt in Moskau

E-Book, Deutsch, Band 3, 352 Seiten

Reihe: Young Sherlock Holmes

ISBN: 978-3-10-402518-6
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der dritte Band der coolen Serie für Jungs London, 1868 - Der junge Sherlock Holmes ist einer hinterhältigen Verschwörung auf der Spur. Sein Bruder Mycroft steht unter Mordverdacht und die Beweislage scheint eindeutig: Mycroft wurde mit der Leiche in einem verschlossenen Raum gefunden, ein blutiges Messer in der Hand. Nur Sherlock glaubt an die Unschuld seines Bruders. Doch kann er sie auch beweisen ... und Mycroft vor dem Galgen bewahren? Der dritte Fall führt den jungen Sherlock bis ins eisige Moskau. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...

Andrew Lane ist der Autor von mehr als zwanzig Büchern, unter anderem Romanen zu bekannten TV-Serien wie ?Doctor Who? und ?Torchwood?. Einige davon hat er unter Pseudonym veröffentlicht. Andrew Lane lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und einer riesigen Sammlung von Sherlock-Holmes-Büchern in Dorset.
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1


Die auf der Wasseroberfläche funkelnden Sonnenstrahlen sandten grell blitzende Lichtdolche in Sherlocks Augen. Unablässig vor sich hinblinzelnd, versuchte er, die Lider halb geschlossen zu halten, um die blendende Helligkeit, so gut es ging, auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Sanft wiegte sich das winzige Ruderboot in der Mitte des Sees, der ringsherum in jäh ansteigendes, mit vereinzelten Bäumen und Büschen bewachsenes Grasland eingebettet war. Fast wirkte es so, als würde sich das Gewässer inmitten einer grünen Schüssel befinden, über die sich ein Deckel aus wolkenlosem blauen Himmel spannte.

Das Gesicht nach achtern gewandt, saß Sherlock im Bug des Bootes, Amyus Crowe hingegen hatte am Heck Platz genommen. Das Gewicht des großen Amerikaners sorgte dafür, dass das Boot an seinem Ende tief ins Wasser gesunken war, während sich Sherlocks Seite leicht erhob. Crowe hielt eine Angelrute über den Bootsrand. Eine dünne Schnur verband die Rutenspitze mit einem kleinen Federbüschel, das auf der Wasseroberfläche trieb: ein Köder, der für einen hungrigen Fisch wie eine Fliege aussehen mochte.

Zwischen ihnen befand sich ein leerer Weidenkorb auf dem Boden des Bootes.

»Warum haben Sie eigentlich nur eine Angel mitgebracht?«, fragte Sherlock missmutig.

»Weil das hier kein Angelausflug werden soll«, erwiderte Crowe mit heiterer Stimme, ohne den Blick von dem dahintreibenden Köder abzuwenden. »So sehr es vielleicht auch danach aussehen mag. Nein, dies ist eine Lektion in praktischer Lebenskunde.«

»Hätte ich mir ja denken können«, brummte Sherlock.

»Die zugegebenermaßen auch dazu dient, Virginia und mir heute ein Abendessen zu verschaffen«, räumte Crowe ein. »Schließlich versuche ich nach Möglichkeit immer, es so zu deichseln, dass ich mit dem, was ich tue, mehrere Ziele gleichzeitig erreiche.«

»Dann sitze ich hier also einfach nur rum?«, sagte Sherlock. »Und sehe zu, wie Sie sich Ihr Abendessen angeln?«

»So ungefähr«, antwortete Crowe schmunzelnd.

»Und wird das lange dauern?«

»Nun ja, hängt ganz davon ab.«

»Von was?«

»Davon, ob ich ein guter Angler bin oder nicht.«

»Und was macht Sie zu einem guten Angler?«, fragte Sherlock, der sich die Frage einfach nicht verkneifen konnte, obwohl ihm vollkommen klar war, dass er Crowe damit in die Hände spielte.

Statt zu antworten, betätigte dieser den knöchernen Kurbelgriff der Messingangelrolle und holte fachmännisch die Schnur ein. Der gefiederte Köder schoss mit einem Satz aus dem Wasser und schwebte scheinbar schwerelos einen kurzen Moment in der Luft. Glitzernde Wassertropfen perlten von ihm herab und trafen auf die Oberfläche des Sees. Mit einem Ruck riss Crowe die Angelrute zurück. Die Schnur flog über seinen Kopf hinweg, und der Köder sauste in einer schemenhaften Bewegung davon. Gleich darauf ließ er die Rute jedoch schon wieder nach vorne schnellen, und der Köder beschrieb vor dem Hintergrund des tiefblauen Himmels eine achtförmige Figur, während er über Crowes Kopf hinwegflog und mit einem leisen Platschen an einer anderen Stelle des Sees wieder ins Wasser plumpste. Lächelnd beobachtete Crowe, wie der Köder sanft dahintrieb.

»Jeder gute Angler weiß«, begann Crowe, »dass Fische sich je nach Temperatur und Jahreszeit unterschiedlich verhalten. Ganz früh morgens im Frühling zum Beispiel beißen sie überhaupt nicht. Da die Sonne dann noch tief steht und die schräg einfallenden Strahlen zum großen Teil von der Wasseroberfläche reflektiert werden, ist das Wasser kalt und erwärmt sich kaum. Das macht die Fische träge. Ihr Blut ist nämlich ebenfalls kalt und fließt langsam, weil ihre Bluttemperatur von der Umgebung beeinflusst wird. Warte aber bis zum späten Morgen oder Mittag, und die Sache sieht allmählich anders aus. Dann werden die Fische nämlich hin und wieder anbeißen. Denn die senkrecht aufs Wasser scheinende Sonne erwärmt nun die oberen Wasserschichten, wodurch auch die Fische lebhafter werden. Natürlich versetzt der Wind das wärmere Oberflächenwasser sowie die über dem Wasser fliegenden Beutetiere wie Mücken und Fliegen in ständige Bewegung. Als Angler musst du diesen Bewegungen folgen. Dort, wo das Wasser noch kalt ist oder es kein Futter gibt, macht das Angeln keinen Sinn. Aber alle diese Faktoren können sich je nach Jahreszeit ändern.«

»Soll ich mir Notizen machen?«, fragte Sherlock.

»Du hast doch einen Kopf auf den Schultern – gebrauche ihn und präge dir die Fakten ein«, schnaubte Crowe und fuhr fort. »Im Winter zum Beispiel, wenn das Wasser noch kälter und an der Oberfläche vielleicht sogar gefroren ist, bewegen sich die Fische kaum von der Stelle. Sie leben dann zum großen Teil von den Reserven, die sie sich im Herbst angefressen haben. Der Winter ist also keine gute Zeit zum Angeln. Also, was hast du bis jetzt gelernt?«

»Na schön.« Rasch ging Sherlock im Kopf noch einmal die Fakten durch. »Im Frühling versprechen der späte Morgen oder der Nachmittag am meisten Erfolg. Und im Winter ist man besser dran, wenn man gleich auf den Markt geht und beim Fischhändler kauft.«

Crowe lachte. »Eine gute Zusammenfassung der Fakten. Aber denk daran, was sich den Fakten verbirgt. Wie lautet die Regel, die die Fakten erklärt?«

Sherlock dachte einen Augenblick nach. »Das Wesentliche ist die Wassertemperatur«, sagte er schließlich. »Und die hängt davon ab, wie warm die Sonne scheint und ob die Sonnenstrahlen direkt von oben oder in schrägem Winkel aufs Wasser fallen. Man muss sich also klarmachen, wo die Sonne steht, herausfinden, an welcher Stelle mit wärmeren Wasserschichten zu rechnen ist, und schon weiß man, wo sich der Fisch befindet.«

»Ziemlich richtig.«

Der Köder ruckte leicht. Crowe beugte sich vor und starrte mit seinen verwaschenen blauen Augen unverwandt auf die Stelle.

»Jede Fischart bevorzugt eine andere Temperatur«, fuhr er leise fort. »Ein guter Angler wird sein Wissen um die bevorzugte Wassertemperatur des Fisches mit seinen Kenntnissen über die Jahres- und Tageszeit sowie die Strömungsverhältnisse kombinieren, um zu eruieren, welche Fischart sich zu einer bestimmten Jahreszeit in einem bestimmten Gewässerbereich aufhält.«

»Das ist alles äußerst interessant«, wandte Sherlock vorsichtig ein. »Aber ich werde das Angeln wohl kaum zu meinem neuen Hobby machen. Wie es aussieht, besteht das Ganze aus jeder Menge Warterei, dass etwas passiert. Wenn ich schon so lange Zeit herumsitzen muss, würde ich lieber ein gutes Buch als eine Angelrute in Händen halten.«

»Der Punkt, auf den ich in meiner eigenen ländlich-schlichten Art eigentlich hinaus will«, erwiderte Crowe geduldig, »ist, dass du in einer strukturierten Weise vorgehen musst, wenn du etwas fangen willst. Du musst die Gewohnheiten deiner Beute kennen und wissen, wie diese sich je nach den örtlichen Gegebenheiten ändern. Die Lektion lässt sich ebenso gut auf Menschen wie auf Fische anwenden. Menschen haben je nach Tageszeit bestimmte Vorlieben, bevorzugte Aufenthaltsorte, und diese Vorlieben können, zum Beispiel wenn die Sonne scheint, anders aussehen, als wenn es regnet oder wenn die Zielperson hungrig statt satt ist. Du musst dein Zielobjekt genau kennenlernen, um vorherzusagen, wo es sich höchstwahrscheinlich aufhalten wird. Dann kannst du einen Köder einsetzen – wie ich zum Beispiel einen aus dieser schönen Sammlung von Köderfedern hier –, irgendetwas eben, dem deine Beute einfach nicht widerstehen kann.«

»Lektion verstanden«, sagte Sherlock. »Können wir jetzt zurück?«

»Noch nicht. Ich habe immer noch kein Abendessen.« Nach irgendetwas Ausschau haltend, glitt Crowes Blick über die Oberfläche des Sees. »Sobald du einmal die Gewohnheiten deiner Beute kennst, musst du auf Zeichen ihrer Anwesenheit achten. Sie wird nicht so einfach mir nichts dir nichts plötzlich vor deiner Nase auftauchen. Nein, sie hält sich versteckt, ist auf der Hut, und du musst nach den subtilen Spuren Ausschau halten, die dir verraten, dass sie in der Nähe ist.« Seine Augen verharrten an einer etwa vier Meter vom Boot entfernten Stelle auf der Wasseroberfläche.

»Sieh zum Beispiel einmal dort hinüber«, fuhr er fort und wies mit einem Nicken auf die Stelle. »Was siehst du?«

Sherlock starrte. »Wasser?«

»Was noch?«

Er kniff die Augen zum Schutz vor dem blendenden Sonnenlicht zusammen und versuchte dahinterzukommen, was Crowe wohl gemeint haben könnte. Einen Moment schien es so, als würde sich eine winzige Stelle an der Wasseroberfläche ganz leicht nach unten senken. Wenn auch nur einen ganz kurzen Augenblick, bevor alles wieder normal aussah.

Und sobald er wusste, wonach er Ausschau halten musste, entdeckte Sherlock auf einmal mehrere solcher Stellen – weitere jähe und kurze Momente, während deren sich die Oberfläche des Sees leicht einzudellen schien.

»Was ist das?«

»Das passiert, wenn die Fische – in diesem Fall eine Forelle – mit dem Maul nach oben knapp unterhalb der Wasseroberfläche lauern und warten, dass Insektenlarven vorbeitreiben. Sobald sie eine entdecken, saugen sie Wasser ins Maul und mit ihm die Larve. Alles, was man auf der Oberfläche sehen kann, ist diese kleine Delle, während das Wasser eingesogen und die Larve herabgezogen wird. Und das, mein Freund, verrät uns, wo sich die Forelle befindet.«

Mit einem kurzen Ruck riss er an der Angelrute, und der von der Schnur gezogene Köder trieb über die Oberfläche des Sees. Schließlich durchquerte er die Zone, in der die Forelle die Larven eingesogen hatte. Einen Moment lang passierte gar nichts. Dann jedoch verschwand der Köder plötzlich mit einem Ruck...


Lane, Andrew
Andrew Lane ist der Autor von mehr als zwanzig Büchern, unter anderem Romanen zu bekannten TV-Serien wie ›Doctor Who‹ und ›Torchwood‹. Einige davon hat er unter Pseudonym veröffentlicht. Andrew Lane lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und einer riesigen Sammlung von Sherlock-Holmes-Büchern in Dorset.

Dreller, Christian
Christian Dreller, geboren 1963 in Neumünster, studierte Slawistik und Geschichte. Er arbeitete in Kinder- und Comicbuchverlagen und ist unter anderem als Übersetzer, Autor und Lektor tätig.

Andrew LaneAndrew Lane ist der Autor von mehr als zwanzig Büchern, unter anderem Romanen zu bekannten TV-Serien wie ›Doctor Who‹ und ›Torchwood‹. Einige davon hat er unter Pseudonym veröffentlicht. Andrew Lane lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und einer riesigen Sammlung von Sherlock-Holmes-Büchern in Dorset.
Christian DrellerChristian Dreller, geboren 1963 in Neumünster, studierte Slawistik und Geschichte. Er arbeitete in Kinder- und Comicbuchverlagen und ist unter anderem als Übersetzer, Autor und Lektor tätig.

Andrew Lane ist der Autor von mehr als zwanzig Büchern, unter anderem Romanen zu bekannten TV-Serien wie ›Doctor Who‹ und ›Torchwood‹. Einige davon hat er unter Pseudonym veröffentlicht. Andrew Lane lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und einer riesigen Sammlung von Sherlock-Holmes-Büchern in Dorset.
Christian Dreller, geboren 1963 in Neumünster, studierte Slawistik und Geschichte. Er arbeitete in Kinder- und Comicbuchverlagen und ist unter anderem als Übersetzer, Autor und Lektor tätig.



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