Lang | Der Apfelweinfürst vom Odenwald | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2, 305 Seiten

Reihe: Odenwald-Krimi

Lang Der Apfelweinfürst vom Odenwald

Krimi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-948987-92-3
Verlag: mainbook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Krimi

E-Book, Deutsch, Band 2, 305 Seiten

Reihe: Odenwald-Krimi

ISBN: 978-3-948987-92-3
Verlag: mainbook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Idylle des lieblichen Tales der Gersprenz wird gestört: Ein spektakulärer Fund in der Reichelsheimer Kelterei Kabel ruft Kriminalhauptkommissar Karl Kunkelmann und seinen Kollegen Heiner Ehrenreich auf den Plan. Steckt ein perfider Mord dahinter? Hängt der Fall mit der mysteriösen Erkrankung einiger Rinder in diesem Landstrich zusammen? Fragen, die Kunkelmann schlaflose Nächte bereiten. Doch eine Lösung scheint in weiter Ferne. Bis in die österreichischen Alpen strecken die Ermittler ihre Fühler aus, um auf die Spur des Täters zu kommen. Auch in seinen zweiten Kriminalroman packt Michael Lang knisternde Spannung, schaut in die Seele des Odenwalds und beschreibt dessen Bevölkerung mit beeindruckendem Scharfsinn. Der Autor würzt seine packende Geschichte mit der aus seinem ersten Krimi 'Der Seelensammler vom Odenwald' bekannten Schrulligkeit des ermittelnden Kommissars, einem hintergründigen Humor und einem deutlichen Fingerzeig auf negative Auswüchse unserer Gesellschaft. Witzig, fesselnd und lebensklug.

Michael Lang, 1962 geboren, lebt im Odenwald. Der Germanist und gelernte Deutschlehrer schreibt für mehrere Zeitungen und betreut die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Roten Kreuzes in der Region. Veröffentlichungen: 'Wunderplunder' (humorvolle Gedichte im Selbstverlag). 'Neues aus der Schwatzhaft' (Glossen aus dem Odenwälder Echo). 'Der Seelensammler vom Odenwald' (Kriminalroman, mainbook Verlag, 2020).
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13


In der Frankfurter Rechtsmedizin hatte Dr. Volker Stahlmann das Sagen. Sein Wort galt wie in Stein gemeißelt, seine Expertise war für die Kriminalpolizei ehernes Gesetz. Und so versuchte jede Dienststelle in dessen Zuständigkeitsbereich den Chef des Instituts an den Seziertisch zu bekommen, wenn sich ein Fall als besonders heikel darstellte.

„Hier brauchen wir wieder den Franz und nicht das Fränzchen“, sagte Karl Kunkelmann und keiner korrigierte ihn. In einem zurückliegenden Fall mit zwei toten Teenagern hatte die forensische Koryphäe aus Frankfurt der Erbacher Polizei hervorragende Dienste geleistet.

Stahlmann hatte mit summa cum laude promoviert und war in mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften präsent. Angeblich war er auch schon auf der berühmten Body Farm in USA tätig gewesen, auf der an menschlichen Körpern wissenschaftliche Studien über die Verwesungsprozesse von Leichen betrieben wurden. Das Ganze hoch legal, denn die dort alle zehn Stunden mittels Digitalkamera dokumentierten Toten hatten ihre sterblichen Überreste zuvor der Forschung verschrieben. Privat war Stahlmann ein bescheidender Mensch, der sich auch gerne mal auf einen Schoppen nach Sachsenhausen einladen ließ. Doch da war das Thema Tod ein Tabu.

Nur zwei Tage nach Anlieferung des Arms hatten Kunkelmann und Ehrenreich das Resultat seiner Untersuchungen per E-Mail bekommen und lasen die von Stahlmann extra verständlich geschriebenen Ergebnisse auf dem Bildschirm:

„Da sich der Daumen rechts befindet, handelt es sich um die linke obere Extremität.“ Kunkelmann schielte für den Bruchteil einer Sekunde auf seinen linken Arm, stellte fest, dass sich sein Daumen links befand, doch verfolgte diese Feststellung und deren Grund nicht weiter. „Ausprägung, Gewicht und Behaarung lassen ohne Zweifel auf einen Männerarm schließen. Dieser wurde dergestalt entfernt, dass der Oberarmkopf fast unbeschadet blieb und somit quasi gänzlich erhalten ist. Dies lässt m. E. darauf schließen, dass der Täter oder die Täterin genau wusste, wie so etwas gemacht wird. Mit wenigen Schlägen, vielleicht nur mit einem, wurde der Körperteil abgetrennt. Die weiteren Untersuchen zeigten eine fast glatte Schnittfläche, was auf ein Spezialwerkzeug schließen lässt. Machete oder so was in der Art. Eine profane Axt hätte mehr Schaden angerichtet und andere Spuren hinterlassen, um es mal so zu sagen. Wir haben dann das Labor bemüht und die Kollegen konnten eindeutig durch ihre Analysen herausfinden, dass sich Anhaftungen von Eisenoxid, also Rost, an der Hiebstelle befinden.

Jetzt wird es für Sie spannend: Neben dem Blut aus den Gefäßen, konnte noch Blut von Tieren nachgewiesen werden. Nun würde es intensiver Nachforschungen bedürfen, welches Tier sich hier verewigt hat, aber das war nicht nötig. Unter dem Mikroskop zeigte es sich relativ schnell. Denn in geringen Teilen konnten die geschulten Damen beim aufmerksamen Blick durch die Okulare Haare feststellen. Oder besser Fellpartikel. Kurz gesagt, der die Verletzung verursachende Gegenstand hatte irgendwann Kontakt mit Kaninchen oder Hasen gehabt. Das hatten die detaillierten Betrachtungen gezeigt. Auch Reste von Federn waren auszumachen. Braune und weiße Flaumrückstände wurden gefunden. Gemeinhin handelt es sich hierbei um Hühner.

Und jetzt kommt etwas eher Ungewöhnliches. Der Daumenballen wurde mit einem scharfen Gegenstand zirka drei Zentimeter lang und ebenso tief geöffnet und mit einer Naht aus feinem Faden verschlossen, die man durch das verkrustete Blut erst gar nicht wahrnehmen konnte. Doch meine akribischen Assistenten hatten dies abgewischt und sind dann auf die Verletzung gestoßen. Sie haben die Naht geöffnet und die Wunde gespreizt. Und nun kommt die Überraschung: In die Wunde war ein Fremdkörper eingebracht worden. Erst wussten wir nicht, was das war. Doch dann ist es einem Kollegen eingefallen. Da hat jemand einen Teil des Zippers oder ein Stück des Öffnungsrings einer Bierdose in der Öffnung versenkt. Wir haben das Ding entfernt und ins Labor gebracht. Viel wird dabei wohl nicht herauskommen. So, jetzt sind Sie am Zug. Übrigens kommt gleich die zweite Mail in korrekt wissenschaftlicher Diktion der Ergebnisse. Die können Sie ja dann Ihrer Akte beifügen. Halten Sie sich tapfer und bleiben Sie senkrecht! Mit den besten Grüßen – auch an Kriminaldirektor Wagenknecht – Ihr V. Stahlmann.“

Die beiden Ermittler fragten sich, ob diese doch eher jovial verfasste E-Mail des bekannten Pathologen nun extra für sie sprachlich angepasst war, oder ob er seine Ergebnisse immer zuerst in dieser verständlichen Art und Weise den Nichtmedizinern mitteilte. Ehrenreich hatte einen Verdacht, blickte Karl kurz und schelmisch in die Augen, sagte aber nichts. Die Möglichkeit eines tragischen Arbeitsunfalls konnte wohl sicher ausgeschlossen werden, zumal Nachfragen in den Krankenhäusern von Erbach und Groß-Umstadt sowie beim Rettungsdienst keinerlei Ergebnisse in dieser Hinsicht erbracht hatten.

„Ich versuche mir gerade vorzustellen, welche Wut in einem Menschen toben muss, dass er einem anderen den Arm abhackt“, sinnierte Karl.

„Und ich überlege, was passiert sein muss, damit sich eine solche Wut überhaupt aufbauen kann. Was war vorausgegangen? Vielleicht war es gar keine Wut? Haben wir es mit einem Perversen zu tun, der aufgrund seiner Veranlagung an solchen Taten Gefallen findet? Dann gute Nacht. Dies war dann nur der erste Streich“, spann Heiner Ehrenreich die Gedankenstränge weiter.

„Hör mir bloß damit auf und verschone mich mit dem Verdacht auf eine Serie. Sowas hatten wir vor nicht allzu langer Zeit!“

„Es geht jedenfalls kein Weg dran vorbei, wir müssen uns dringend bei den Arbeitern umhören, ob die ihren Geschäftsführer auch so einschätzen, wie der Inhaber das tut. Vielleicht ist dessen Schilderung dieses Frank Schneider ja nur etwas Persönliches. Und auch wenn die Nachbarin ihn für ein arrogantes Arschloch hält, kann es ja sein, dass er bei den Angestellten beliebt ist.“

„Von mir aus können wir gleich los, ich will nur noch schnell meinen Kaffee austrinken …“

„… und deinen Granatsplitter vor dem Heißhunger unserer Sekretärin retten. Guten Appetit! Ich nehme in der Zeit noch einen schnellen Tee.“

An diesem Montag führte sie der Weg abermals über Nieder-Kainsbach, denn Karl harrte bereits diesem vortrefflichen Schwartenmagen, den die Metzgerei Kaffenberger appetitlich auf der Theke präsentierte, entgegen. Heiner fuhr und das hatte seinen Grund. Im Laden warfen den Hauptkommissar diverse Düfte von Geräuchertem an. So erübrigte sich sein Einkauf nicht nur im Erwerb zweier Schwartenmagen, sondern er stockte mit einem Ring verlockender Fleischwurst und den genialen Leiterchen auf, einer Spezialität der Odenwälder Schlachtereien, die aber nicht mehr oft angeboten wurde. Fettes Rippenfleisch von Schweinen galt als unfein und war dem Gesundheitsbewusstsein der Menschen zum Opfer gefallen. Kaffenbergers hatten die Delikatesse jedoch vor dem Aussterben gerettet. Mit einer großen Papiertüte und einem strahlenden Lächeln ausgestattet, nahm Karl Kunkelmann wieder auf dem Beifahrersitz Platz und riss mit einer geübten Handbewegung den Ring Fleischwurst aus der Verpackung. Mittels einer geschickten Drehung halbierte er diesen, angelte sich eines der beiden Brötchen und begann genüsslich zu schmatzen. Ehrenreich sagte nichts, er war diese kulinarischen Blitzattacken seines Vorgesetzten gewohnt.

Vor dem Hof der Kelterei herrschte reges Treiben. Bauern rangierten mit diversen Zugmaschinen die mit Äpfeln beladenen Anhänger, Privatleute kamen mit Kombis und luden prall gefüllte Säcke vor der Waage ab. Und immer wieder kamen fröhlich dreinblickende Jugendliche aus dem kleinen Hauslädchen mit frisch gepresstem Süßen in diversen Gebinden gelaufen.

Karl Kunkelmann träumte sich in seine Jugend zurück und sah sich auf den Wiesen um Bad König herum Äpfel aufklauben. Er und ein paar Kumpels waren die ersten Sammler in jenem Spätsommer und darauf waren sie stolz gewesen. Dass die runden Roller schwer von den Bäumen zu rupfen waren, machte den Buben Probleme. Niemand hatte ihnen gesagt, dass das Obst noch Sonne tanken musste, um Zucker zu produzieren. Immer wieder biss der kleine Karl in einen der grünen Äpfel und meinte, dass dieser saure Geschmack unabdingbar für die Säure im Apfelwein sei.

Langsam, aber verlässlich begann es in seinem Bauch zu blubbern. Als er sich dann bückte, um einen der heruntergefallenen Äpfel aufzuheben, verspürte er quellende Gase im Magen, die er in der freien Natur unbeobachtet ins Freie entlassen wollte. Behutsam begann er den Vorgang des Entlüftens einzuleiten. Da schoss ihm ein wässriger Strahl in die Unterhose. Damit hatte der Knabe nun wirklich nicht gerechnet und er schämte sich. Zumal der böige Wind den Geruch in Richtung der unweit sammelnden Kumpels trieb. Prompt sagte auch einer, dass...



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