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E-Book

E-Book, Deutsch, 165 Seiten

Lange Warum ich trotzdem glaube

Vom Zweifeln, Vertrauen und Kraftfinden in schweren Zeiten

E-Book, Deutsch, 165 Seiten

ISBN: 978-3-7615-6825-5
Verlag: Neukirchener
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Jeder von uns kennt wahrscheinlich nicht nur einen Menschen, der sich mit hartem Leid konfrontiert sieht. Und manchmal sind es sogar wir selbst, die Schweres durchleben müssen. Davon bleibt auch der eigene Glaube nicht unberührt.

Dieses Buch vereint die realen Geschichten von Leuten, denen der Boden unter den Füßen weggerissen wurde: zum Beispiel von Jürgen Spieß, der Frau und Kind bei einem Autounfall verlor, von Christina und Michael Wahl, deren Tochter eine Woche vor der Geburt verstarb, von Karsten Lauenroth, dessen Töchter im Alter von 15 und 18 Jahren aus dem Leben gerissen wurden oder von Helena Neufeld, Mutter von fünf Kindern, deren Ehemann an nicht heilbaren Darmkrebs erkrankt ist.

Alle diese Menschen erleb(t)en schwerstes Leid - und hielten trotzdem (oder gerade deshalb) an ihrem Glauben an Jesus fest. Wie das Leid ihren Glauben veränderte, davon berichten sie in diesem Buch.
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Autoren/Hrsg.


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Dennoch Helena Neufeld (40) ist Ehefrau und Mutter von fünf Kindern. Daneben ist sie als freie Autorin tätig. Es kam wortwörtlich aus heiterem Himmel. Einem blauen Himmel, an dem ein paar Zugvögel ihre geordneten Bahnen flogen, erstaunlich früh an einem erstaunlich milden Februartag. Neben mir lag mein Mann im Gras, die Hände über der Winterjacke verschränkt und gab ein paar gemütliche Schnarchtöne von sich. Ich hatte ein Lächeln im Gesicht. Mein Stift fuhr über das Notizbuch, schrieb ein Wort nach dem anderen. Dieser Ort, diese Gefühle – das musste festgehalten werden. Sorgsam packte ich Worte ein, nur ganz ausgesuchte, wie besonders schöne Muscheln, die man als Andenken von einer Reise heimbringt. Zerbrechlich und schön. Wie das Leben. Mein Gedicht endete mit den Worten: Es sieht dich der Frühling an. Doch dieser Blick voller Zärtlichkeit und Wärme schützte uns nicht vor der eiskalten Hand der Angst, die schon am nächsten Tag nach uns greifen sollte. Wir fuhren von unserem schönen Wochenende zu zweit nach Hause, ließen die Spaziergänge hinter uns, die Restaurantbesuche am Abend bei Kerzenschein und geröteten Wangen. Unsere Herzen waren voll und doch leicht. Worte der Liebe und Wertschätzung mögen das in ihrer Menge bewirken. Im Rückspiegel wurden die Wind­räder immer kleiner und die grasbedeckte Weite des flachen Nordens entschwand langsam unseren Blicken. Niemals ist es einem selbst bewusst, wenn Stunden, die man gerade erlebt, die letzten unbeschwerten sind. Diagnose Krebs Dabei ging es nur um einen Routinetermin. Der Hausarzt wollte sichergehen, dass er nicht falsch gelegen hatte und wirklich kein Grund zur Besorgnis gegeben war. Sicherheitshalber. Die Sicherheit wurde halber. „Irgendetwas stimmt nicht“, sagte der Spezialist. Eine Darmspiegelung wurde für die nächsten Tage angeordnet. Es war ein Donnerstag. Der Frühling sah uns nicht mehr an. Wir beruhigten uns und wurden beruhigt. Es würde sich sicher um eine Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln handeln. Vielleicht eine Autoimmunerkrankung. Wir würden lernen, damit umzugehen. Es war still während der Autofahrt, still in der Praxis, still die Gebete in mir. „Möchten Sie bei Ihrem Mann sein, wenn er gleich aufwacht?“ Die Arzthelferin lächelte mich warmherzig an. Ich legte hastig das Buch zur Seite, in dem ich gelesen hatte, stand auf und folgte ihr. Dort lag er und wieder hörte ich diese sanften, kurzen Schnarchtöne. Diesmal nicht im Gras, sondern auf einer Liege in einem Untersuchungsraum, eingewickelt in einer Decke. Ich betrachtete ihn und wartete. Die Arzthelferin guckte herein. „Möchten Sie einen Kaffee?“ Oh nein, ich wollte keinen. Meine Anspannung hatte sich gelöst. Es stimmte, was ich über diese Praxis gelesen hatte, sie waren hier äußerst freundlich. Andreas wachte auf. Er war noch etwas benommen von dem Schlafmittel, das er bekommen hatte. Wir hatten kaum ein paar Worte gewechselt, als auch schon der Arzt schwungvoll ins Zimmer trat. Ich werde sein Gesicht nie vergessen. Er war so sympathisch, dass es völlig absurd war, Angst vor einer schlimmen Nachricht zu haben. Wir machten uns einfach zu viele Sorgen! Er wandte sich an mich und lächelte. „Ihr Mann hat super mitgemacht“, sagte er und ich lachte erleichtert und setzte dazu an, etwas zu erwidern. Er unterbrach mich. Mir blieb das Lachen im Hals stecken. Für einige Tage steckte es dort fest und schmerzte entsetzlich. „Es sieht nicht gut aus“, sagte der Arzt, „es ist Krebs. Bösartig und ziemlich großflächig.“ Der Ernst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er ergriff die Hand meines Mannes, der dasaß und ihn anstarrte. „Sie werden das schaffen!“, sagte er und mit jedem Wort ließ er ihrer beide Hände auf den Oberschenkel meines Mannes fallen, so als wolle er ihm diese Nachricht ins Bewusstsein hämmern. Woher er wisse, dass es bösartig sei, wollte ich wissen. Müssten nicht erst die Ergebnisse abgewartet werden? Der Arzt sah mich aus seinen trüben Augen kummervoll an. „Diese Art ist immer bösartig. Ganz sicher.“ Ohne Umschweife und doch voller Hoffnung waren seine Worte. „Viele sind vor Ihnen diesen Weg gegangen, es wird ein schweres Jahr. Vergessen Sie Ihre Arbeit. Konzentrieren Sie sich jetzt darauf, gegen den Krebs zu kämpfen. Sie werden das schaffen!“ Wir stolperten irgendwann hinaus. Derselbe Flur, dieselbe Tür, aber alles war verändert. Grauenvoll anders. Ich führte Andreas zum Auto, bemerkte dann, dass ich noch etwas liegen gelassen hatte und ging wieder zurück. Die freundliche Arzthelferin mit den dunkelblond gewellten Haaren kam mir entgegen. Sie nahm mich in den Arm und ich schluchzte hilflos. „Frau Neufeld, wir haben hier viele Patienten, die das geschafft haben. Ihr Mann wird das auch schaffen.“ Ich schickte schnell eine Nachricht an Familie und Freunde, die darauf warteten. Sie war kurz und hart: „Es ist Krebs.“ Dann ging ich zum Auto und setzte mich ans Steuer. Andreas zitterte neben mir in seiner dicken Jacke. Der Schock saß tief. Ich umarmte ihn, so hilflos! Wie ich es geschafft habe, den Weg nach Hause zu fahren, weiß ich nicht, aber irgendwann standen wir vor der Haustür. Wie sollten wir unseren Kindern in die Augen sehen? Was sagt man, wenn so etwas passiert? Wie sollte ich damit umgehen? Unser ältester Sohn öffnete die Tür, sichtlich betroffen. Andreas ging hinein und geradewegs hinauf ins Schlafzimmer. Er weinte. Erschüttert bis ins Innerste. Es waren erst Minuten vergangen, Minuten in unserem neuen Leben, das einen grauenvollen Riss bekommen hatte. Mich packte die Angst. Ich wusste, diese Qual in den Augen meines Liebsten konnte ich nicht allein tragen. Mit zitternden Fingern tippte ich eine Nachricht an einen der Leiter unserer Kirchengemeinde. Wir brauchten Hilfe. Die Türklingel ging. Mein Bruder und seine Frau waren da. Wir hatten uns gegenseitig bei unseren Hochzeiten begleitet, Seite an Seite unsere Häuser gebaut, unsere Kinder bekommen und nebeneinander aufwachsen sehen. Wir hatten immer alles miteinander geteilt und jetzt teilten wir das Grauen. Wir weinten und zitterten zusammen. „Das Wort Darm habe ich schon immer gehasst“, dachte ich irrsinnigerweise. Als es das nächste Mal klingelte, war es einer der Leiter der Gemeinde. Ich schämte mich etwas für die Unordnung. Hätte ich vorher aufräumen sollen? Ich bot allen Wasser an. Wir saßen am Tisch, nippten an unserem Wasser und der schockierenden Nachricht. Schluck für Schluck sickerte sie in unser Bewusstsein und drang durch bis ins tiefste Innere unseres Körpers. Die beiden Jüngsten waren noch bei meinen Eltern, die während der Untersuchung auf sie aufgepasst hatten. Andreas wurde mit Öl gesalbt, wie es in der Bibel im Jakobusbrief steht, und wir beteten alle. Wir baten Gott um Hilfe, um Heilung, wenn möglich. Aber vor allem um die Hilfe, die wir gerade jetzt benötigten. Unsere Kinder weinten. Mitten im Sturm An diesem Tag bebte für uns die Erde, auf der wir standen. Vieles stürzte einfach in sich zusammen, weil es nie Stabilität besessen hatte. Doch da war ein Ort, ähnlich einer Festung, hoch oben auf einem massiven Felsen gebaut. Während der Boden, auf dem wir standen, also erschüttert wurde, flogen uns Steinbrocken um die Ohren. Angst ließ unsere Herzen im Galopp dahinjagen, ohne Erbarmen. Da war es selbstverständlich, wo wir Schutz suchten, die Kinder im Schlepptau, Hand in Hand mit meinem völlig geschockten Ehemann. Wir rannten, ohne zu zögern an diesen Ort: in die Gegenwart Gottes. Wenn auch das Toben und Wüten weitergehen würde, wenn auch alles zerbrechen würde, was wir kannten, so würde er doch derselbe bleiben. Derselbe Gott, den wir aus der Bibel kannten. Der nicht eingegriffen hatte, als Josef seine Brüder anflehte, ihn nicht zu verkaufen; der zugelassen hatte, dass er verkauft und in ein fremdes Land verschleppt wurde. Es war derselbe Gott, der mitten in diesen Jahren der Furcht, Einsamkeit, Ungerechtigkeit und Tränen bei Josef gewesen war. Er ließ ihn dort, aber durch das, was Josef litt, erfüllte er einen Plan, der Josef selbst und vielen anderen Menschen das Leben rettete. Dieser Plan war größer als ein Menschenleben und schloss doch dieses Menschenleben mit ein. Es war derselbe Gott, der Daniel in die Löwengrube werfen ließ, und der doch den Löwen nicht gestattete, ihm auch nur ein Haar zu krümmen. Derselbe Gott löschte nicht das Feuer im Ofen des Nebukadnezar, war aber selbst mitten im Feuer bei Schadrach, Meschach und Abed-Nego, sodass das Feuer ihnen nichts anhaben konnte. Mir ist der Gott der Bibel vertraut, weil ich mit ihm lebe, seit dem Tag, an dem ich ihm die Tür zu meinem Leben geöffnet habe, deshalb ist es verständlich, dass ich zu ihm rannte. Doch ich denke, dass jeder Mensch, gerät er in eine Situation äußerster Not, in der plötzlich alle Stützen wegbrechen, instinktiv weiß, woher wirklich Hilfe zu erwarten ist. In einem abstürzenden Flugzeug ist die Zahl der Gebete deshalb höher als in einem, das sicher landet. Muss Gott vielleicht deshalb manchmal Dinge zulassen, die Angst und Schmerz hervorbringen, damit es ins menschliche Bewusstsein dringt, wie zerbrechlich die Sicherheit und das Glück sind, in denen er sich wähnt? Es wäre möglich, scheint mir. Doch sicher ist nicht jede Art von Leid ein solches Megafon Gottes, wie es der irische Schriftsteller C. S. Lewis nannte. Diese Nacht war ein einziger Alptraum. Schwer atmend, mit rasenden Herzen, lagen wir nebeneinander. Es ist schwer zu beschreiben. Wir waren zusammen. Ich tat...


Lange, Stephan
Stephan Lange, geb. 1981, widmet sich als Gymnasiallehrer in Bielefeld, Autor und gefragter Referent an Universitäten deutschlandweit dem Thema "Begründet glauben". Aus seiner Sympathie für Skeptiker entstand das Online-Projekt mitdenkend.de und die Gründung des erfolgreichen Podcasts "Glaube ist frag-würdig".

Stephan Lange, geb. 1981, ist Gymnasiallehrer in Bielefeld sowie Autor und Co-Autor der beiden Bücher "Begründet Glauben" und "Frag los!". Seit seinem Studium bloggt, schreibt und redet er mit Menschen über den Glauben. Offen und fundiert geht es immer wieder um die Frage: Ist es vernünftig, an Gott zu glauben? Daraus entstand sein Online-Projekt mitdenkend.de sowie die Idee zu den beiden Büchern.


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