Lano | Ein Schwur aus kaltem Zorn | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 408 Seiten

Reihe: Der Eifeler Dorfschmied ermittelt

Lano Ein Schwur aus kaltem Zorn

Kriminalroman aus der Eifel
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-95441-747-6
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman aus der Eifel

E-Book, Deutsch, Band 3, 408 Seiten

Reihe: Der Eifeler Dorfschmied ermittelt

ISBN: 978-3-95441-747-6
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Schatten des Kreuzes Der dritte Band der historischen Eifelkrimi-Reihe Das Leben in der Südeifel ist im Herbst 1947 durch eine verheerende Missernte und die Repressionen der Besatzer zunehmend schwerer geworden. Im Dorf Disselbach bereitet man sich dennoch auf hohen Besuch vor: Ein päpstlicher Ehrenprälat soll auf seiner Reise von Köln nach Trier im Ort einkehren. Zwischen Not und bescheidener Hoffnung ahnt niemand die drohende Gefahr. Der Kölner Verbrecherkönig Wolfgang Henkel erfährt, dass der Kirchenmann ein wertvolles Geschenk für den Papst bei sich trägt. Zudem hat er mit dem Dorfschmied Karl Bermes noch eine Rechnung offen. Als Vergeltung für seine vereitelten Schmuggelgeschäfte beauftragt er brutale Handlanger aus Bitburg, das Geschenk zu stehlen und Karl zur Rechenschaft zu ziehen. Das Dorf wird zum Schauplatz eines gefährlichen Spiels. Karl stellt sich mit wenigen Verbündeten gegen die Kriminellen - um das zu schützen, was die Polizei zu diesem Zeitpunkt nicht zu schützen vermag: ihr Zuhause.

Ralf Lano, geb. 1965 in Kyllburg in der Eifel, ist gelernter Maschinenbautechniker und leidenschaftlicher Autor von Kriminalgeschichten. Bisher wurden über 30 seiner Erzählungen veröffentlicht, darunter auch der Kurzkrimi »Die Kuh Elsa«, mit dem er 2022 für den deutschen Kurzkrimi-Preis nominiert war. Sein erster Kriminalroman »Ein Echo aus stählerner Zeit« (KBV) war 2023 der fulminante Auftakt einer mehrbändigen historischen Eifelkrimi-Reihe. Ralf Lano lebt und arbeitet in der Westeifel und kennt die Region und die Menschen wie seine Westentasche.
Lano Ein Schwur aus kaltem Zorn jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2.


Wilhelm zwo leckte sich ausgiebig die linke Pfote. Entgegen seinen normalen Gewohnheiten zu dieser Jahreszeit hockte er auf der Fensterbank der Wohnstube. Der Fensterrahmen war zusätzlich mit Lappen aus alten Hemden und Hosen gegen den unangenehmen Wind abgedichtet, der um das Wohnhaus der Schmiede blies.

Ursprünglich hatte die Schmiede unweit der Kirche im Zentrum des Dorfes gelegen. Josef Bermes war noch ein Kind gewesen, als die Werkstatt zum wiederholten Mal ausgebrannt war. Es gelang damals nur mit knapper Not, das Wohngebäude der Schmiede sowie die umliegenden Häuser zu retten. Nach dieser Beinahekatastrophe war die Dorfgemeinschaft zu der Überzeugung gekommen, es musste etwas geschehen, damit nicht irgendwann der ganze Dorfkern in Schutt und Asche gelegt wurde.

Die Männer in der Familie Bermes neigten dazu, ihre eigenen Wege zu gehen und ihre Fahne nicht in jeden Windzug zu stellen. Dennoch verkaufte Josefs Vater Anton schließlich das Anwesen an der Kirche und erwarb ein Grundstück am Dorfrand. Um dort für die Zukunft auf Nummer sicher zu gehen, wurde die Schmiedewerkstatt als einzelnes Gebäude unabhängig von dem Wohnhaus und dem landwirtschaftlichen Trakt erbaut. Seitdem hatte es, abgesehen vom Schmiedefeuer in der Esse, nie wieder in der Werkstatt gebrannt. Die frei gewordene Werkstatt der alten Schmiede in der Dorfmitte war vor einigen Jahren zum Sitz der Freiwilligen Feuerwehr umfunktioniert worden und diente als Unterstellmöglichkeit für die Feuerwehrspritze.

Aus Brandschutzgründen mochte der Neubau am Ortsrand seinerzeit sinnvoll gewesen sein. Die Nähe zur Hügelkuppe und die Tatsache, dass der Ostwind vom nahen Disselbacher Forst ungehindert Anlauf auf das Anwesen nehmen konnte, waren die negative Konsequenz dieser Entscheidung. Die Schmiede benötigte im Winter stets ein bis zwei Festmeter Brennholz mehr als die Bauernhöfe und Häuser, die geschützter den Hügel abwärts lagen.

Auf der Sitzbank von Josef Bermes zeigte die Stofflappenabdichtung der Fenster Wirkung. Dort bemerkte man den Windzug so gut wie gar nicht. Auf der Fensterbank dagegen hätte eine Kerzenflamme ein ziemlich hektisches Eigenleben entwickelt, falls man eine Kerze dort überhaupt zum Brennen hätte bringen können.

Der große rote Kater verkroch sich mit Einzug des Herbstes tagsüber normalerweise bis zum Frühjahr in den Weidenkorb, der gleich neben dem gusseisernen Holzofen in der Ecke für ihn bereitstand. Warum Wilhelm zwo heute, wo der Wind besonders intensiv heulte, ausgerechnet auf der Fensterbank hockte, wusste einzig der liebe Gott. Josef hatte es bereits vor dem Krieg aufgegeben, den Kater verstehen zu wollen. Die Wege des Herrn mochten unergründlich sein, es hätte Josef allerdings nicht gewundert, wenn der Herr sich diese Wege beim Kater der Disselbacher Dorfschmiede abgeschaut hätte. Die wahrscheinlichste Erklärung für sein Verhalten lautete, dass Wilhelm zwo beleidigt war und das so zum Ausdruck bringen wollte. Vor gut zwanzig Minuten hatte er eine Maus vom Dachboden angeschleppt und sie stolz in den Durchgang zur Küche gelegt. Nur gut, dass Martha sich noch im Schlafzimmer befunden hatte, um den Kleiderschrank nach angemessener Bekleidung für das feierliche Hochamt zu durchforsten. Karl war bereits kurz zuvor zum Spritzenhaus gegangen. Dort wollten sich die Männer der Freiwilligen Feuerwehr zur Vorbereitung des Besuchs dieses päpstlichen Irgendetwas sammeln. Also musste Josef sich um das ungebetene Präsent von Wilhelm zwo kümmern.

Selbst ein Schlag mit dem Besen brachte den Kater nicht dazu, von dieser Gewohnheit abzulassen. Als Mäusefänger war er wirklich brauchbar. Nur schleppte er die Mäuse stets noch lebend an. Wilhelm zwo liebte es, die Viecher durch die Stube zu scheuchen, bevor er ihnen den Garaus machte. Martha konnte sonst so schnell nichts aus der Ruhe bringen, bei Mäusen reagierte sie allerdings hysterisch wie ein kleines Mädchen.

Da dieses Schauspiel leider regelmäßig aufgeführt wurde, hatten die Männer des Hauses Übung darin, die Mäuse mit der langen Blechschaufel zu erledigen und, so wie eben, auf dem Misthaufen zu entsorgen. Eigentlich diente die Schaufel dazu, die Glut im Ofen aufzulockern und, falls vorhanden, Kohle nachzulegen. Aufgrund des verlängerten Griffs eignete sich das Ding ebenfalls, in die Enge getriebenen Mäusen den Rest zu geben. Wilhelm zwo war ein Jäger, das Verspeisen seiner Beute lag wohl unter seiner Würde. Sobald er mit dem Spielen fertig war, ließ er seine Opfer liegen und zeigte den menschlichen Bewohnern der Schmiede die kalte Schulter.

Wenn überhaupt hörte Wilhelm zwo auf Martha. Früher hatte er sich bei Josefs ältestem Sohn Manfred auf die Oberschenkel gelegt und sich von ihm sogar streicheln lassen. Josef selbst, sein Zweitältester Heinrich und Karl hatten es immer vermieden, dem Kater zu nahe zu kommen. Keiner wollte blutige Kratzer auf dem Handrücken ernten.

Wie bei so vielen anderen Familien des Dorfes hatte der finstere Schnitter seinen Tribut auch bei der Familie Bermes eingefordert. Manfred und Heinrich würden nie wieder nach Hause zurückkehren. Es überstieg Josefs Vorstellungskraft, was die Führer, Könige, Präsidenten oder sonstigen Mächtigen der unterschiedlichen Staaten dazu bewog, die jungen Männer ihrer jeweiligen Völker auf blutigen Schlachtfeldern aufeinanderzuhetzen. Für ihn lag das einzig ehrenhafte Tun in ehrlicher Handwerks- oder Feldarbeit, zum Nutzen der Allgemeinheit und insbesondere zum Profit der eigenen Familie. Gemäß der Tradition sollte eigentlich Manfred als Erbe die Schmiede übernehmen. Das Schicksal war ein launisches Luder und entschied anders.

Josef hatte sich bis zum Krieg keinerlei Gedanken darum gemacht, dass dieser Plan nicht aufgehen könnte. Manfred war ein gelehriger Schüler der Schmiedekunst gewesen. Dass es am Ende ihr jüngster Sohn war, der die Schmiede übernahm, wäre Josef nie in den Sinn gekommen. Karl war ein furchtbar versponnenes Kind gewesen, das ständig Fragen stellte und für alles eine Erklärung haben wollte. Martha war immer besonders stolz auf die Wissbegier ihres Jüngsten gewesen, Josef wusste nicht, was er davon halten sollte. Einerseits konnte er mit den spinnerten Ideen seines Sohnes und den vielen Büchern, die er ständig anschleppte, nicht viel anfangen. Andererseits machten ihn die guten Noten in der Schule auch stolz.

Nachdem Karl eingeschult worden war, brachte sich die Dorfschullehrerin ungefragt ins Spiel. Manfred und Heinrich mogelten sich irgendwie durch den Unterricht der alten Jungfer. Karl wurde schnell zum erklärten Liebling des Fräuleins. Hätte die Lehrerin ihn nicht ganz so arg bedrängt und versucht, ihn unter Druck zu setzen, Josef hätte sich vermutlich dazu breitschlagen lassen, Karl auf das Gymnasium nach Bitburg zu schicken, trotz des zu zahlenden Schulgelds. Wegen ihrer penetranten und ständig rigoroser werdenden Forderungen stand Josef der eigene Dickschädel im Weg. Er schaltete seine Ohren bei den vielen Visiten der Jungfer auf Durchzug und bestand darauf, dass Karl eine Lehre bei ihm in der Schmiede hinter sich bringen musste. Anschließend könnte man immer noch schauen, welche anderen Möglichkeiten sich vielleicht ergaben.

Karl neigte selbst als Erwachsener dazu, sich zu allem und jedem ausgiebig seine Gedanken zu machen. Nicht selten konnte man ihn auf dem Amboss sitzend vorfinden. Manchmal musste man in die Hände klatschen, damit er aus seinen Tagträumen erwachte. Trotz dieses Verhaltens erledigte Karl alle seine Arbeiten zur Zufriedenheit seiner Kundschaft. Wen kümmerte es da, wie lange er müßig seinen Gedanken nachhing?

Die Zukunft der Disselbacher Dorfschmiede schien nun durch Karl gesichert. Es fehlte eigentlich nur die passende Frau, um das Familienerbe fortzuführen. Im Jahr zuvor hatte es, sehr zu Josefs und Marthas Leidwesen, den Anschein gehabt, Karl könnte Gefallen an Pauline Globkow gefunden haben. Ihr Vater Friedrich war als Verwalter des Flüchtlingslagers im Wald eingesetzt worden.

Wegen der Ereignisse rund um Werner Schomer im vorletzten Sommer und dem, was mit dem Polizeianwärter Eddi Franken vor einigen Monaten geschehen war, schien dieses Thema jedoch vom Tisch zu sein. Es war nur schade, dass der junge Polizist nicht mehr als potenzieller Bräutigam für Fräulein Naseweis zur Verfügung stand.

Diese Pauline war ein hübsches Ding, vielleicht etwas dünn geraten, aber ohne Zweifel hübsch. Da er sich standhaft weigerte, sich näher mit ihr bekannt zu machen, musste Josef sich auf das verlassen, was der Dorftratsch so hergab. Ließ man das, was es an Informationen über sie gab, ein wenig durch ein feines, gedankliches Sieb tropfen, lautete für ihn das Resultat, dass die junge Globkow einen starken Willen und einen eigenen Kopf besaß. Eben Fräulein Naseweis, wie Martha immer sagte.

Charaktereigenschaften, die nicht die schlechtesten für eine Frau an der Seite eines selbstständigen Schmiedes waren. Allerdings stammten die Globkows aus dem Osten. Ähnlich wie die vielen anderen Flüchtlinge erschien die Familie vor zwei Jahren mit buchstäblich nichts als dem, was sie am Leib trugen, im alten Arbeitsdienstlager im Wald. Insbesondere Martha legte großen Wert auf eine Schwiegertochter mit einer ordentlichen Aussteuer und einem möglichst großen Erbteil. Bei Pauline Globkow gab es absolut nichts zu holen.

Josef schüttelte den Kopf. So wie er Karl kannte, stand zu befürchten, dass er sich nicht darum kümmerte, welche Vorstellungen seine Eltern hinsichtlich einer Schwiegertochter umtrieben. Die Bewegung brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Der Tisch, an dem er saß, begann...


Lano, Ralf
Ralf Lano, geb. 1965 in Kyllburg in der Eifel, ist gelernter Maschinenbautechniker und leidenschaftlicher Autor von Kriminalgeschichten. Bisher wurden über 30 seiner Erzählungen veröffentlicht, darunter auch der Kurzkrimi »Die Kuh Elsa«, mit dem er 2022 für den deutschen Kurzkrimi-Preis nominiert war.
Sein erster Kriminalroman »Ein Echo aus stählerner Zeit« (KBV) war 2023 der fulminante Auftakt einer mehrbändigen historischen Eifelkrimi-Reihe.
Ralf Lano lebt und arbeitet in der Westeifel und kennt die Region und die Menschen wie seine Westentasche.

Ralf Lano, geb. 1965 in Kyllburg in der Eifel, ist gelernter Maschinenbautechniker und leidenschaftlicher Autor von Kriminalgeschichten. Bisher wurden über 30 seiner Erzählungen veröffentlicht, darunter auch der Kurzkrimi »Die Kuh Elsa«, mit dem er 2022 für den deutschen Kurzkrimi-Preis nominiert war.
Sein erster Kriminalroman »Ein Echo aus stählerner Zeit« (KBV) war 2023 der fulminante Auftakt einer mehrbändigen historischen Eifelkrimi-Reihe.
Ralf Lano lebt und arbeitet in der Westeifel und kennt die Region und die Menschen wie seine Westentasche.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.