Larkin | Pri und der unterirdische Garten | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Larkin Pri und der unterirdische Garten


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95854-845-9
Verlag: Mixtvision Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-95854-845-9
Verlag: Mixtvision Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Pri, fast 12 Jahre alt, war das erste Kind der Kleinstadt Dunn's Garten. Er kennt ihre Geheimnisse (keine), ihre Mysterien (auch keine) und wie man am besten Spaß haben kann (auf einen Baum klettern und dort herumsitzen). Als Attica in die Stadt kommt, stellt sie ihm Fragen, die er nicht beantworten kann. Warum gibt es in Dunn's Garten keine Gärten? Als sich die beiden Kinder auf die Suche nach den verschwundenen Obstbäumen machen, entdecken sie noch mehr Mysterien: eine ferngesteuerte Raupe, einen Bürgermeister mit dunkler Vergangenheit, einen womöglich wirklich existierenden Kinderschreck und ein Haus aus Türen in einem gruseligen Wald. Aber was Pri und Attica am Ende herausfinden, ist das größte Geheimnis von allen ... etwas wirklich Magisches soll zerstört werden! Doch die Rettung könnte die Stadt bedrohen ... Und es liegt in der Hand der Kinder.

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1 DENK AN DIE STADT

Attica Stone – in dem Moment, als ich sie kennenlerne, habe ich keinen Schimmer, was für eine große Sache das ist. Ich mache mir nämlich gerade Sorgen um einen Baum.

Ich sollte gleich erwähnen, dass ich mir normalerweise nie Sorgen um Bäume mache. Bäume sind schön und im Allgemeinen stören sie niemanden, solange sie nicht anfangen, ihre Zapfen auf den Radweg zu schmeißen, oder sich mit diesen Vögeln verbünden, die von ihnen heruntergeflogen kommen und einem auf den Schulranzen kacken.

Also ist heute ein Tag voller ungewohnter Baum-Sorge, denn ich habe plötzlich kapiert, dass die Einsame Kiefer, mein Lieblingsbaum – genau genommen der einzige Baum, der in der Gegend, in der ich lebe, noch übrig ist –, dem Untergang geweiht ist. In zwei Tagen wird er gefällt, plattgemacht und verbrannt wie all die anderen Bäume, die Platz machen mussten für die Straßen, Geschäfte und Häuser meiner Heimatstadt, Dunn’s Orchard.

Und ich bin der Einzige, der sie retten kann.

Ich, Pri Kholi, als erstes Kind, das hier geboren wurde, und offizielles Maskottchen von Dunn’s Orchard, sollte dazu in der Lage sein. Seit ich ein Baby war, bin ich der Lieblingspromi der Stadt. Mein Gesicht prangt auf jeder Broschüre, jedem Werbespot und auf der Website, die die Stadt bewirbt, seit Bürgermeister Dunn vor über zehn Jahren mit dem Bau begonnen hat.

Aber Erwachsene dazu zu bringen, einem zuzuhören, ist immer schwierig, und wenn sie in Dunn’s Orchard irgendwas plattmachen wollen, ist es so ziemlich unmöglich.

Wie jetzt zum Beispiel. Ich stehe in der Frist Street, der Hauptstraße von Dunn’s Orchard, und versuche, die Aufmerksamkeit des Bürgermeisters zu erheischen.

»Äh, Bürgermeister Dunn, kann ich nur schnell fragen …«

»Sehen Sie sich die wunderbare Vielfalt an Geschäften an, die wir haben!«, dröhnt Bürgermeister Torvald Dunn.

Ich sehe mir die wunderbare Vielfalt an Geschäften an.

»Sicher«, sage ich, »aber kann ich Sie was fragen wegen der Einsamen K…«

»Und die Qualität dieser Straßen!«, fährt Bürgermeister Dunn fort. »Niemand baut Straßen wie die in Dunn’s Orchard! Schauen Sie sich nur diesen Asphalt an!«

Ich schaue mir den Asphalt an. Er ist sehr … straßig.

»Ja«, erwidere ich so begeistert wie nur irgend möglich. »Aber es geht um die Einsame Kiefer. Gibt es eine Möglichkeit, sie zu ret…«

Der Bürgermeister tritt mir auf den Fuß. »Fantastisch!«, ruft er und macht eine allgemeine Armbewegung, die alles einschließt, was in Sichtweite ist. Gleichzeitig bohrt er mir seinen schweren Arbeitsstiefel in den Zeh, um zu unterstreichen, dass jetzt kein guter Zeitpunkt zum Reden ist.

Der Fairness halber – es ist kein guter Zeitpunkt. Wir sind umgeben von einer Herde Familien, die extra aus der Stadt hier rausgefahren sind, um sich die Einsame Kiefer anzuschauen. Na ja, nicht die Einsame Kiefer an sich, sondern das Gelände, auf dem sie steht. Torvald möchte, dass sie die Häuser kaufen, die er dort bauen will, nachdem die Einsame Kiefer weg ist. Das Viertel wird Last Street Estate heißen. Torvald meint, wenn es fertig gebaut ist und die Leute in ihre neuen Häuser einziehen, wird unser Städtchen vollständig sein.

Als Maskottchen des Ortes ist es mein Job, dabei zu helfen, die Leute zu überzeugen, hierherzuziehen. Das ist der Grund, warum ich um drei Uhr nachmittags hier bin und nicht in der Schule.

»Aber verlassen Sie sich nicht auf mein Wort!«, tönt Bürgermeister Dunn, drückt seinen Klappscheitel wieder fest und nimmt seinen Stiefel unauffällig von meinem Fuß. »Fragen Sie diesen jungen Burschen hier!« Er zerzaust meine Haare und alle Augen richten sich auf mich.

»Dieser Ort ist perfekt!«, rufe ich. »Ich liebe ihn!«

Ich glaube so was von nicht, was ich da sage. Nicht mehr. Ich dachte wirklich mal, dieser Ort sei perfekt, genau bis gestern, als mir auf einmal klar wurde, dass alles, was ihn vollkommen gemacht hat, nicht mehr da ist.

Alles außer der Einsamen Kiefer. Die in zwei Tagen auch weg sein wird, wenn ich sie nicht retten kann.

Ohne die grüne Wildnis, die es hier mal gab, sieht Dunn’s Orchard genauso aus, wie es ist: ein hübsches, neu gebautes Städtchen in einem suppentellerförmigen, von Hügeln umringten Tal, das sich immer schneller mit hübschen, würfelförmigen Häusern füllt.

Ordentlich. Hübsch. Neu.

Aber nicht vollkommen.

»Es stimmt, dieser Ort ist wirklich perfekt!«, ruft Bürgermeister Dunn. Er wuschelt mir noch mal durch die Haare, als ob ich ein Cocker Spaniel wäre, der brav seinen Tennisball zurückgebracht hat. »Und Pri muss es wissen!«, fügt er hinzu und fuchtelt in Richtung der Banner, die hoch oben an den Fahnenmasten entlang der Frist Street wehen. Auf jedem steht in einer schnörkeligen Schrift:

ZEHN JAHRE DUNN’S ORCHARD

»DENK AN DIE STADT!«

Und auf jedem davon prangt ein meterhohes Foto von meinem Gesicht.

»Ooooh!«, machen die potenziellen neuen Mitbürger. Einige machen mit ihren Handys Fotos von mir.

Ich zwinge mir für sie ein Lächeln ins Gesicht. Ich bin dran gewöhnt. Es ist mein Job.

Ich kenne das Städtchen besser als irgendwer sonst, denn ich habe gesehen, wie das ganze Ding erbaut wurde. Ich weiß, was wo gestanden ist, bevor ein Haus oder Geschäft dorthin gebaut wurde.

Wie der Schweinehintern-Felsen, den Mum und ich so getauft haben, bevor er plattgemacht wurde, damit Platz war für die Second Street.

Wie die wildwuchernden Hecken, in denen ich mit sechs meine Paw Patrol-Actionfigur verloren habe, bevor sie sie ausgegraben haben, um den Supermarkt zu bauen.

Wie das dichte Brombeergebüsch, in dem mein ehemals bester Freund Evan Gray und ich uns Höhlen gebaut haben, bevor sie die Büsche ausgerissen haben, um die Echt Mega Kaffee-Filiale zu bauen.

»Bist du glücklich hier, Pri?«, fragt mich Bürgermeister Dunn mit hochgezogenen Augenbrauen. Die Augenbrauen sagen wie ein gellender Schrei: DENK AN DIE STADT!

»Ich bin superglücklich!«, erwidere ich und fühle mich miserabel dabei.

»Selbstverständlich bist du glücklich!«, sagt Bürgermeister Dunn grinsend.

Wenn Mum glaubt, dass ich sie nicht hören kann, nennt sie den Bürgermeister den ›doppelköpfigen Torvald‹. Hab sie nie gefragt, warum.

Die Frist Street ist bloß hundert Meter lang. Bürgermeister Dunn scheucht alle schnell an der Echt Mega Kaffee-Filiale und an Kastell Dunn vorbei zum anderen Ende der Straße. Dort liegt die Dunn’s Orchard-Schule an der T-Kreuzung mit dem Valley Drive.

Der Bürgermeister führt uns genau in dem Augenblick in die Eingangshalle, als es zum Schulschluss klingelt. Die Neonröhren flackern, gehen aus, gehen wieder an. Kinder in blauen Schuluniformen strömen an uns vorbei und hinaus auf die Frist Street, während wir uns gegen den Strom auf einen Tapeziertisch zuschieben, der wie eine einsame Insel in der Mitte der Halle steht. Etwas Großes, Rundes auf dem Tisch ist mit einem weißen Tuch verhängt.

»Das hier wird Ihnen gefallen. Sie werden es lieben«, meint Bürgermeister Dunn strahlend, während er eine Ecke des Tuchs lüpft.

An diesem Punkt machen die Leute immer Fotos, also stelle ich mich hinter den Tisch, damit sie das Maskottchen mit aufs Bild bekommen. Ich schätze, Bürgermeister Dunn bekommt das nicht mit, denn als er das Tuch mit einer theatralischen Geste vom Tisch reißt und hinter sich wirft, landet es auf mir.

Ich bin ein Gespenst geworden. Draußen vor meinem Laken beklatschen die potenziellen neuen Mitbürger das, was sich auf dem Tisch befindet. Ich ziehe das Laken herunter, aber eigentlich gefällt es mir hier drunter. Es ist wie in einem Geheimversteck. Eine Minute lang muss ich meinen Job mal nicht machen. Ich kann so tun, als ob die Einsame Kiefer in Sicherheit wäre und dass alles immer noch genauso vollkommen ist, wie es einmal war.

»Ist das nicht großartig?«, fragt Torvald. »Erkennen Sie es? … Ja, das da ist Last Street Estate! Würden Sie es gern in echt sehen? Natürlich kommen Sie alle zum großen Freudenfeuer am Freitag, aber lassen Sie uns jetzt einen Blick drauf werfen, wo sich Ihr neues Zuhause befinden wird, Neu-Orcharder!«

Begeisterte Ooohs und Aaaahs treiben auf die Tür zu, angespornt von Torvalds fröhlichem Drängen. Wenn ich mich beeile, kann ich sie noch einholen und Bürgermeister Dunn wegen der Einsamen Kiefer fragen.

Ich lüfte das Tuch, aber er ist schon weg. Ich bleibe alleine mit dem Ding zurück, das alle so begeistert hat. Es ist ein 3D-Modell von Dunn’s Orchard und dem Tal ringsum aus Styropor und Pappe, das von einer Plexiglaskuppel bedeckt ist. Es ist wirklich ziemlich toll.

»Hi, Maskottchen«, sagt ein Kind im Vorbeigehen.

»Hey, Jonty«, gebe ich zurück, ohne mich umzudrehen. Muss ich nicht. Ich kenne jedes Kind im Ort.

Das Modell misst zwei Meter im Durchmesser. Es besteht aus keilförmigen Teilen, wie Tortenstücke, die man rausnehmen und austauschen kann. Und es bildet die Gebäude und Straßen unseres Städtchens ziemlich detailgetreu ab. Die Einsame Kiefer, der höchste und letzte Baum des Tals, sticht aus dem allerletzten grünen Tortenstück heraus.

Ich starre das Styropor-Modell mürrisch an. Ich habe es so ziemlich jeden Tag meines Lebens gesehen. Oder zumindest seit ich ein kleines Kind war. Als ich jünger war, habe ich es das Styropor-Universum genannt und bin in einem ausgedachten Weltraumhubschrauber darübergeflogen, bin an meinem Haus vorbeigezischt und habe über all den Wiesen ringsum Loopings...



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