E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Baccara
Laurence Verführt von meinem Feind?
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-3439-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-7337-3439-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wade Mitchell ist an harte Verhandlungen gewöhnt. Mit Victoria gestalten sie sich jedoch besonders schwierig. Denn die sexy Schönheit hat nicht vergessen, dass er sie damals skrupellos gefeuert hat. Wenn ihn Argumente nicht weiterbringen - ist Verführung dann eine Option?
Bereits im Alter von zehn Jahren begann Andrea Laurence damit, Geschichten zu schreiben - damals noch in ihrem Kinderzimmer, wo sie an einer alten Schreibmaschine saß. Sie hat immer davon geträumt, ihre Romane eines Tages in der Hand halten zu können, und sie arbeitete jahrelang hart, bis sich ihr Traum dann wirklich erfüllte. Ihre Fähigkeit, trockenen Humor und sinnliche Beschreibungen auf ganz spezielle Art und Weise gekonnt zu vermischen, macht ihre Texte zu einem besonderen Leseerlebnis, und sie selbst ist sehr froh, ihre kreativen Geschichten heute mit der Welt teilen zu dürfen! Ihre Freizeit verbringt sie außerdem gerne mit ihren Tieren, zu denen auch ein sibirischer Husky zählt.
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1. KAPITEL
Wade hasste Schnee. Das hatte er schon immer getan. Man sollte meinen, dass jemandem, der in New England geboren und aufgewachsen war, Schnee nichts ausmachte, doch das Gegenteil war der Fall. Genau aus diesem Grund hatte er für die Woche vor Weihnachten einen Trip nach Jamaika gebucht.
Eigentlich wollte er wie immer zu den Weihnachtsfeiertagen zurück sein, um sie mit den Edens zu verbringen, aber der hysterische Anruf seiner Stiefschwester Julianne hatte alles über den Haufen geworfen. Zähneknirschend hatte er seine Assistentin gebeten, den Flug abzusagen. Wenn alles gut ging, würde er die Reise vielleicht nach Weihnachten nachholen.
Der BMW SUV schlängelte sich die zweispurige Straße entlang, die zum Garden of Eden, der Weihnachtsbaum-Farm seiner Stiefeltern, führte. Als er das Schild in Form eines großen roten Apfels sah, das den Eingang zum Anwesen schmückte, stieß er vor Erleichterung einen Seufzer aus. Obwohl die Umstände dieses Mal alles andere als ideal waren, fühlte es sich wie immer gut an, nach Hause zu kommen.
Die Farm war das einzige Zuhause, das er je gehabt hatte. Bei keiner anderen Pflegefamilie hatte es sich so angefühlt wie hier. Er hatte keine guten Erinnerungen an die Zeit, in der er bei seiner Großtante gewesen war, und auch nicht an seine frühe Kindheit bei seiner Mutter. Aber Garden of Eden war genau das, was der Name versprach: ein Paradies. Insbesondere für einen kleinen Jungen, aus dem genauso gut ein Kleinkrimineller hätte werden können anstelle des millionenschweren Bauunternehmers, der er heute war.
Die Edens hatten sein Leben von Grund auf umgekrempelt. Seins und das der anderen Kinder, die hier ein Zuhause gefunden hatten. Er verdankte diesem Paar alles. Sie waren seine Eltern, das stand außer Frage. Wade kannte seinen Vater nicht und hatte seine Mutter nur ein einziges Mal wiedergesehen, seit sie ihn als Kleinkind bei seiner Tante zurückgelassen hatte. Sein Zuhause war die Farm, und seine Familie waren die Edens.
Sie hatten nur ein einziges leibliches Kind bekommen, ihre Tochter Julianne. Eine Zeit lang drohte der Traum des Paars von einem Haus voller quirliger Kinder, die auf der Farm helfen und später das Geschäft übernehmen würden, wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Aber dann renovierten sie kurz entschlossen eine alte Scheune, funktionierten diese zu einer für kleine Jungs perfekt geeigneten Schlafbaracke um und begannen, Pflegekinder aufzunehmen.
Wade war der Erste gewesen. Bei seiner Ankunft trug Julianne die Haare zu Rattenschwänzen gebunden und zog ihre Lieblingspuppe hinter sich her. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon bei mehreren Pflegefamilien gewohnt, aber hier hatte es sich einfach anders angefühlt. Er war keine Last, kein Vorwand, um einen Scheck vom Staat zu kassieren. Er war ihr Sohn. Deshalb hätte er sie liebend gern aus einem anderen Grund besucht. Seine Eltern zu enttäuschen, kam in seinen Augen einer großen Sünde gleich. Sogar noch größer als die, die er vor fünfzehn Jahren begangen hatte und aufgrund derer er sich nun in dieser verzwickten Lage befand.
Wade bog in die Einfahrt ein und nahm die kleine Straße, die hinter dem großen Haus im Federal-Style entlangführte, dorthin, wo die Autos der Familienmitglieder parkten. Es war der 21. Dezember, kurz vor Weihnachten. Seine Mutter Molly stand sicherlich im Geschenke-Shop, um den Kunden mit Keksen, Cider und Kakao die Zeit zu versüßen, in der sie darauf warteten, dass Ken oder einer der Angestellten ihren neuen Weihnachtsbaum herbeischleppte und verschnürte.
Wade verspürte plötzlich das vertraute Bedürfnis, Bäume zu fällen und sie auf die Wagen der Kunden zu hieven. Genau das war es nämlich, was er während seiner gesamten Teenager-Zeit getan hatte und danach in jeden Weihnachtsferien, die er aus Yale zurück nach Hause kam. Dieses Bedürfnis zu arbeiten war für ihn völlig natürlich. Aber immer der Reihe nach. Zuerst musste er sich um die Angelegenheit kümmern, die ihn hierhergebracht hatte.
Juliannes Anruf hatte ihn völlig unerwartet erreicht. Keines der Geschwister besuchte die Eltern so oft, wie sie es eigentlich hätten tun sollen. Alle waren erfolgreich und schwer beschäftigt, genau so, wie die Edens es für ihre Kinder gewollt hatten. Allerdings vergaßen sie darüber manchmal, sich Zeit für die Menschen zu nehmen, die ihnen wichtig waren.
Als Julianne zu Thanksgiving spontan zu einem Besuch auf der Farm aufgetaucht war, hatte sie eine böse Überraschung erlebt. Ihr Vater Ken erholte sich gerade von einem Herzanfall. Die Eltern hatten keines ihrer Kinder benachrichtigt, um ihnen unnötige Sorgen und lästige Krankenhausrechnungen zu ersparen.
Wade, Heath, Xander, Brody – jeder der Söhne hätte einen Scheck ausstellen können, aber Ken und Molly bestanden darauf, ihre Probleme allein zu bewältigen. Leider bestand ihre Lösung darin, einige Grundstücke zu verkaufen, die für den Anbau von Bäumen ungeeignet waren. Dass ihre Kinder darauf extrem verärgert reagiert hatten, war den beiden vollkommen unverständlich. Und natürlich konnten die Kinder ihren Eltern nicht die Wahrheit erzählen. Das Geheimnis musste um jeden Preis bewahrt werden, und Wade war hierhergekommen, um dies sicherzustellen.
Wenn alles gut lief, könnte er mit einem der Geländewagen zu dem Anwesen hinüberfahren, es von dem neuen Besitzer zurückkaufen und heimkehren, bevor Molly überhaupt Verdacht schöpfte. Er würde den Kauf vor seinen Eltern natürlich nicht geheim halten, aber er hoffte inständig, dass sie die Sache auf sich beruhen lassen würden.
Das Haus war leer, genau so, wie Wade es erwartet hatte. Er schrieb eine Notiz, legte sie auf den Küchentisch, schlüpfte in seine Stiefel und seinen dicken Mantel und ging hinaus zu den Geländewagen. Er hätte ebenso gut seinen SUV benutzen können, aber er wollte auf keinen Fall mit einem teuren Auto vorfahren und dann noch mit einem Bündel Geldscheine wedeln.
Heath und Brody waren ebenfalls auf der Farm gewesen. Bei ihren Nachforschungen hatten sie herausgefunden, dass die Person, die das kleinste der Grundstücke erworben hatte, bereits in einem kleinen Wohnwagen dort wohnte. Diese Tatsache stimmte ihn optimistisch. Der neue Besitzer würde das Geld sicher gut gebrauchen können.
Wade lenkte den Wagen den holprigen Weg entlang, der die Farm in zwei Hälften teilte. Nachdem sie fünfunddreißig Hektar verkauft hatten, blieben ihnen immer noch achtzig Hektar, von denen ein Großteil mit Balsamtannen und Frasers-Tannen bewachsen war. Das Erscheinungsbild des nordöstlichen Teils des Anwesens war hingegen von felsigen Hängen geprägt. Der Versuch, dort draußen Bäume anzupflanzen, war ein Reinfall gewesen, deshalb verstand er, dass Ken das Gebiet verkauft hatte. Er wünschte nur, es wäre nicht dazu gekommen.
Es war fast halb zwei, als er sich der Grenze des Eden-Anwesens näherte. Keine Wolke trübte den strahlend blauen Himmel. Er bremste ab und holte die neue Flurkarte hervor, die Brody besorgt hatte. Das von seinen Eltern verkaufte Land war in zwei große und ein kleines Grundstück unterteilt. Er verglich seine Flurkarte mit den GPS-Koordinaten seiner Position und schloss daraus, dass sich das kleine Grundstück, vier Hektar Bauland, genau hinter der nächsten Anhöhe befand. Genau dieses Stück interessierte ihn.
Wade rollte die Karte ein und blickte sich auf der Suche nach einem vertrauten Orientierungspunkt um. Er hatte damals absichtlich eine Stelle ausgesucht, an die er sich später erinnern würde. Ein schiefer Ahornbaum hatte dort gestanden und ein Felsen, dessen Form an eine riesige Schildkröte erinnerte. Er suchte weiter, aber es kam ihm vor, als ob alle Bäume schief und alle Felsen unter einer dicken Schneeschicht begraben waren. Er konnte unmöglich sicher sein, dass dieses Stück Land das Richtige war. Verdammt.
Er war überzeugt gewesen, die Stelle wiederzuerkennen, wenn er sie sah. Die Ereignisse jener Nacht, die fünfzehn Jahre zurücklag, hatten sich tief in sein Hirn eingebrannt. Jene Nacht war einer dieser Momente, in dem man eine Entscheidung trifft, die richtige oder die falsche, und danach für immer damit leben muss.
Trotz allem hatte Wade das Gefühl, dass es hier in der Nähe sein musste. Er konnte sich nicht erinnern, weiter gefahren zu sein als bis hierher. Zu groß war die Eile gewesen. Plötzlich fiel ihm ein Ahornbaum ins Auge, der noch schiefer war als die anderen. Das musste er sein. Er würde das Land zurückkaufen und darauf hoffen, dass er im Frühling den Schildkrötenfelsen fand.
Durch den Schnee hindurch lenkte er das Auto über die Anhöhe, dann hinunter zu der Lichtung auf etwas zu, das wie eine Art silbrig schimmernde Luftspiegelung aussah.
Er näherte sich noch weiter und erkannte, dass es sich um die Nachmittagssonne handelte, die sich auf der frisch polierten Aluminiumoberfläche eines alten Wohnwagens spiegelte. Direkt daneben parkte ein alter Ford Pickup, robust genug, um das sechs Meter lange Monstrum fortzubewegen.
Wade hielt an und stellte den Motor ab. Bis jetzt drangen keine Lebenszeichen aus dem Wohnwagen. Brody hatte etwas im Internet nachgeforscht und herausgefunden, dass der neue Besitzer V. A. Sullivan hieß. Cornwall war eine recht kleine Stadt, und er konnte sich nicht erinnern, während seiner Schulzeit etwas von einer Familie Sullivan gehört zu haben. Dieser Sullivan musste also neu in der Gegend sein.
Der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln, als er auf die rundliche Tür zuging. Beim Klopfen hielt er durch ein kleines Fenster hindurch nach irgendeiner Bewegung Ausschau. Nichts. Kein Geräusch aus dem Inneren zu hören.
...