Laurens Sinnliche Flucht in deine Arme
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95649-541-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Historischer Liebesroman
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95649-541-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der zweite Band der rasanten Serie um die Cynster-Schwestern!
Als Eliza Cynster auf dem Verlobungsball ihrer Schwester entführt wird, ahnt sie nicht, welch völlig unpassenden Retter das Schicksal für sie auserkoren hat. Denn der Mann, der sie aus den Armen der Gefahr reißen soll, ist kein Geringerer als Jeremy Carling - Londons notorischster Bücherwurm, der nur die Feder zu schwingen weiß, nicht aber das Schwert. Oder schlägt etwa doch das Herz eines wahren Kämpfers in seiner Brust?
'Die Cynsters regieren, die Leser triumphieren.'
Library Journal
'Verpassen Sie auf keinen Fall dieses fesselnde Buch.'
RomanceJunkies.com
Stephanie Laurens wurde in Ceylon (dem heutigen Sri Lanka) geboren. Sie begann mit dem Schreiben, um ihrem wissenschaftlichen Alltag zu entfliehen. Bis heute hat sie mehr als 50 Romane verfasst und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Liebesgeschichten. Die preisgekrönte New York Times-Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Melbourne.
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PROLOG
April 1829
The Green Man Tavern Old Town, Edinburgh
Wie gesagt, Mr. Scrope, ist mein Anliegen ein simples: Ich möchte, dass Sie Miss Eliza Cynster aus London entführen und zu mir nach Edinburgh bringen.“ McKinsey – er nannte sich nach wie vor so, es war ein guter Deckname – hatte es sich in einer Nische im hinteren Bereich der schummrigen Kaschemme bequem gemacht und fixierte den Mann ihm gegenüber. „Sie haben zwei Wochen Zeit gehabt, die Lage auszukundschaften und zu einer Entscheidung zu gelangen. Die einzige noch offene Frage lautet, ob Sie mir Eliza Cynster heil und unversehrt beschaffen können oder nicht.“
Scrope hatte dunkles Haar und dunkle Augen. Sein Gesicht war schmal, seine Miene hochmütig. Er hielt McKinseys Blick stand. „Nach reiflicher Überlegung denke ich, dass wir ins Geschäft kommen, Sir.“
„Wirklich?“ McKinsey ließ den Blick zu seinen Fingern gleiten, in denen er einen Bierhumpen hielt. Was tat er da bloß? Er traute Scrope kein bisschen über den Weg, und doch saß er hier und verhandelte mit dem Kerl.
Seine Skrupel waren aufrichtiger Natur, wenngleich Scrope vermutlich eine Finte darin witterte – gewiss glaubte er, McKinsey würde Bedenken vortäuschen, um den Preis zu drücken. In Wahrheit zweifelte McKinsey nicht an Scropes Fähigkeiten. Allein deshalb war er hier und heuerte diesen Gentleman an – ja, Scrope war tatsächlich ein solcher.
Unter den Reichen und vor allem in Adelskreisen galt er als der Mann, der – gegen eine entsprechende Vergütung – unbequeme Angehörige verschwinden lassen konnte.
Ungeschönt ausgedrückt, war Scrope ein Fachmann für Entführungen und Entledigungen. In den Clubs raunte man sich zu, dass er niemals versagte. Nicht zuletzt das erklärte die von ihm verlangte exorbitante Bezahlung; eine Bezahlung, die McKinsey – notfalls in doppelter Höhe – zu leisten bereit wäre, wenn er im Gegenzug Eliza Cynster erhielte.
McKinsey hob seinen Humpen und nahm einen Schluck, ehe er Scrope ansah. „Wie wollen Sie vorgehen, um Miss Cynster zu entführen?“
Scrope beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf den Tisch, die Hände gefaltet. „Wie Sie vorausgesagt haben“, entgegnete er leise, obgleich niemand in Hörweite war, „wird Eliza Cynster nach Miss Heather Cynsters gescheiterter Entführung permanent streng bewacht. Leider besteht ihre Wache vor allem aus ihren Brüdern und Cousins – über eine Woche lang hat sie sich kein einziges Mal in der Öffentlichkeit, ja nicht einmal auf geschlossenen Gesellschaften gezeigt, ohne von besagten Gentlemen umschwärmt zu werden. Die Familie Cynster baut nicht auf gemeine Lakaien, um für die Sicherheit ihrer jungen Dame zu sorgen.“ Scrope verstummte, sichtlich bemüht, mit seinem dunklen Blick in McKinseys helleren Augen zu lesen. „Um ehrlich zu sein, dürfte ein Hinterhalt der einzige Weg sein, Eliza Cynster in die Finger zu bekommen. Dabei bestünde natürlich das Risiko, dass nicht nur ihre Wachen verletzt würden. Sollte Gewalt unsere einzige Möglichkeit darstellen, kann ich nicht für Miss Cynsters Sicherheit garantieren – nicht, bis sie sich in meiner Obhut befindet.“
„Nein.“ McKinseys nüchterner Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. „Keine wie immer geartete Gewalt. Weder gegenüber der jungen Dame noch gegenüber ihren Bewachern.“
Scrope machte ein langes Gesicht und breitete die Arme aus. „Wenn Sie den Einsatz von gewaltsamen Maßnahmen untersagen, weiß ich nicht, wie die Sache bewerkstelligt werden soll.“
McKinsey hob eine Braue und musterte Scropes leidlich vornehme Züge, wobei er mit einem Fingernagel einen langsamen Rhythmus auf den Holztisch klopfte. Nichts regte sich in Scropes Miene; er beherrschte die Kunst der Unnahbarkeit ebenso perfekt wie McKinsey.
Aber seine Augen …
Der Mann war eiskalt; es gab kein anderes Wort dafür. Gefühllos, skrupellos, die Sorte Mensch, die so leichthin mordet, wie sie einen Hut fallen lässt.
Unglücklicherweise ließ das Schicksal McKinsey keine Wahl. Irgendwer musste den Auftrag erledigen. Er konnte keinen Rückzieher machen – nicht mehr, ihm waren die Hände gebunden. Doch wenn er diesen Mann auf Eliza Cynster losließe … Bedächtig straffte er die Schultern und stemmte die Ellbogen auf den Tisch, damit er auf gleicher Augenhöhe mit Scrope war. „Dieser Auftrag – Eliza Cynster unter den wachsamen Blicken ihrer mächtigen Sippschaft zu ergreifen – dürfte Sie bei erfolgreicher Ausführung in Ihren Kreisen zu so etwas wie einem Gott erheben. Denn wenn nicht einmal die Cynsters vor Ihnen sicher sind, wer dann?“
Während Scrope in London ergründet hatte, wie hoch die Chancen standen, Eliza Cynster entführen zu können, hatte auch McKinsey Erkundigungen eingeholt. Scrope galt als der Beste seines Metiers und hatte frühere Auftraggeber als Referenz genannt. Als McKinsey sie unter seinem richtigen Namen kontaktiert hatte, war er von mehreren dieser Leute darauf hingewiesen worden, dass Scrope geradezu besessen davon sei, sich hervorzutun. Dass er selbst solche Aufträge zielstrebig ausführe, die bedachtsamere Vertreter seines Gewerbes ablehnten. Offenbar war Scrope süchtig nach dem Prestige, vermeintlich Unmögliches möglich zu machen. Seine vormaligen Auftraggeber hatten dies als rühmliche Eigenschaft gewertet. Obwohl McKinsey ihnen hierin beipflichtete, wenn es um die Umsetzung eines heiklen Auftrags ging, war ihm klar, dass besagte Eigenschaft auch Scropes eigenen Interessen entgegenkam.
Scrope hatte auf McKinseys Kommentar hin nichts entgegnet, doch dass er angestrengt um eine gleichmütige Miene bemüht war, sprach für sich.
McKinsey lächelte wissend. „Ganz recht. Wenn Sie diesen Auftrag erfolgreich erledigen, können Sie ein noch höheres – ein astronomisch hohes – Honorar verlangen.“
„Was mein Honorar angeht …“
McKinsey hob eine Hand. „Ich werde nicht um das Honorar feilschen, auf das wir uns bereits geeinigt haben. Wie dem auch sei …“ Den Blick unverwandt auf Scrope gerichtet, setzte er eine steinerne Miene auf und legte Härte in seine Stimme. „Ich werde Ihnen die eine Möglichkeit verraten, wie man Eliza Cynster trotz der rigiden Schutzmaßnahmen ihrer Familie entführen kann. Dafür verlange ich aber etwas.“
Scrope zögerte. Eine volle Minute verstrich, ehe er leise fragte: „Was?“
McKinsey war klug genug, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken. „Dass wir das Ganze gemeinsam durchführen, und zwar von dem Augenblick an, da Sie sich aufmachen, Eliza Cynster in Ihre Hände zu bekommen, bis zu ihrer Übergabe an mich.“
Abermals dachte Scrope lange nach. Die Erwiderung, die er schließlich gab, überraschte McKinsey nicht. „Auf den Punkt gebracht: Sie wollen mir vorschreiben, wie ich den Auftrag auszuführen habe.“
„Nein. Ich will lediglich sicherstellen, dass Sie den Auftrag auf eine Weise ausführen, die meinen Anforderungen Genüge tut. Ich schlage vor, ich verrate Ihnen, wie die Entführung vonstattengehen kann, und Sie erklären mir im Vorfeld, wie Sie zu verfahren gedenken. Bin ich einverstanden, können Sie nach Gutdünken handeln. Bin ich es nicht, suchen wir nach Alternativen und einigen uns auf ein Vorgehen, das uns beiden behagt.“ Er rechnete damit, dass Scrope der Aussicht darauf, der Mann zu sein, der eine Cynster entführt hatte, nicht würde widerstehen können.
Scrope wandte den Blick ab, verlagerte sein Gewicht und schaute McKinsey wieder an. „Also gut, einverstanden.“ Er verstummte kurz, und wäre er nicht Scrope gewesen, hätte McKinsey die Abmachung per Handschlag besiegelt. „Wo und wie soll ich Eliza Cynster ergreifen?“, fragte Scrope ruhig.
McKinsey verriet es ihm. Er zog eine gefaltete Ausgabe der Londoner Gazette aus der Rocktasche und zeigte Scrope das betreffende Schlupfloch. Scrope hatte von dem Ereignis nichts gewusst und hätte die damit einhergehende Chance vermutlich nicht erkannt. Den detaillierten Ablauf der Entführung selbst und der anschließenden Fahrt zurück nach Edinburgh zu klären war ein Leichtes.
Beide stimmten darin überein, dass die Rückkehr nach Edinburgh möglichst zügig erfolgen sollte.
„Da ich mich der Frau nicht entledigen, sondern sie Ihnen übergeben soll, wäre es mir lieb, dies so rasch als möglich zu tun.“
„Ganz Ihrer Meinung.“ McKinsey nickte. „Warum länger als nötig mit dem Feuer spielen?“
Scrope kniff die Lippen zusammen, schwieg jedoch.
„Ich werde in Edinburgh bleiben“, fuhr McKinsey fort, „um Ihnen Miss Cynster abzunehmen, sobald Sie zurückkehren.“
Scrope nickte. „Ich werde Sie über die Kontaktperson benachrichtigen lassen, die auch dieses Treffen arrangiert hat.“
McKinsey blickte ihm geradewegs in die Augen. „Eines kann ich nicht oft genug betonen – unter keinen Umständen darf Eliza Cynster auch nur ein Haar gekrümmt werden, solange sie sich in Ihren Händen befindet. Ich sehe ein, dass es notwendig sein könnte, sie zu betäuben, um sie unbemerkt aus dem Haus zu schaffen. Für die Dauer der Fahrt aber sollten Sie und Ihre Kollegen in der Lage sein, sie ruhigzustellen, ohne auf sedierende oder andere unnötige Mittel zurückgreifen zu müssen. Die Geschichte, sie solle auf Anweisung ihres Vormunds zurück nach Hause geholt werden, hat Heather Cynster in Schach gehalten. Bei ihrer Schwester dürfte es sich nicht anders verhalten.“
„Also schön – wir werden das beherzigen.“ Scrope...