Lausen | Die Legende der Reliquie | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Lausen Die Legende der Reliquie

Historischer Roman | Historischer Liebesroman während der Reformationszeit
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-492-98966-4
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman | Historischer Liebesroman während der Reformationszeit

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-492-98966-4
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein junger Reliquienhändler auf der Suche nach Wahrheit und Liebe - für alle Leser:innen von Iny Lorentz und Melanie Metzenthin »?Von nun an wird die heilige Anna unsere Patronin sein. Sie wird uns Schutz vor Unglück, Krankheiten, Unwetter und Feinden bieten. Betet zu ihr, und es wird Euch immer wohlergehen?, sprach er mit fester Stimme und senkte das Kästchen. ?Woher wollt Ihr wissen, dass dies wirklich die Gebeine der heiligen Anna sind und sie den Menschen Schutz bringen können?«, rief eine laute Stimme hinter ihm.?« 1409: Leopold muss mit ansehen, wie auf Befehl des Lehnsherrn seine Familie wegen ketzerischer Aussagen seines Bruders aufgehängt wird. Leopold kann fliehen. Schweren Herzens lässt er seine große Liebe Allet zurück. Er schwört, Rache zu üben und seine Geliebte zu holen. Als er auf den fahrenden Händler Barthel trifft, nimmt dieser sich Leopolds an. Doch die Ware, die sie verkaufen, ist explosiv: gefälschte Reliquien. Leopold tritt in seine Fußstapfen, obwohl er damit die Ideale seines Bruders und seiner streng gläubigen Geliebten verrät. Sein Weg führt ihn zum Konstanzer Konzil, wo er durch Jan Hus an seinem Handeln zu zweifeln beginnt. Doch bevor er darüber nachdenken kann, taucht ein Handlanger seines Grundherrn auf, der ihm nach dem Leben trachtet ... »?Man legt das Buch ungern wieder aus der Hand, da der flüssige Schreibstil den Leser gefangen hält. Aus diesem Grunde gebe ich diesem sehr gut recherchierten Buch 5 Sterne und eine ausdrückliche Leseempfehlung.« ((Leserstimme auf Netgalley)) 

Bettina Lausen, geboren 1985, lebt mit ihrer Familie in Haan und hat einen Bachelor in Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Literatur und Geschichte. Sie hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, ihr Herz schlägt dabei für das Historische. Seit 2018 gibt sie Kurse fürs kreative Schreiben und verfasst Artikel für die Fachzeitschrift »Federwelt«. Mittlerweile ist sie auch als Schreibcoach und Lektorin tätig.
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Kapitel 1


Anno 1409

Allet zupfte am Ausschnitt ihres Kleides, um sich Luft zu verschaffen. Gott schenkte ihnen zur Weihe der neuen Burgkapelle das herrlichste Sonnenwetter. Ein Schmetterling tanzte über die Häupter der Besucher hinweg und flog dann hinunter zum Wassergraben und der angrenzenden Wiese, auf der unzählige Blumen in den schönsten Farben blühten.

Burg Mainstein erhob sich mit der imposanten Mauer auf einem Hügel, umringt von Grasflächen. Auf den Wehrgängen und den drei Wehrtürmen überblickten die Burgwachen mit ihren aufgestellten Lanzen die Hereinströmenden. Ritter Georg von Dettelbach hatte Adlige, Geistliche und etliche Gefolgsleute zu dem Festtag geladen.

Bereits auf der Zugbrücke erfüllte der Duft nach gebratenem Fleisch und Backwerk die Luft. Allet vernahm Flötentöne, und ihr Herz machte einen freudigen Satz. Endlich wieder Musik!

Einerseits konnte sie es kaum erwarten, die Burg zu betreten, sich von Gerüchen, Geräuschen und der Musik betören zu lassen. Doch andererseits schnürte ihr die Vorstellung der vielen Menschen die Luft ab. Zu dem beleibten Mann mit spitzem Hut und dem weiten Umhang hielt sie daher ausreichend Abstand. Die adelige Frau in dem bestickten Kleid und einer Schmetterlingshaube hinter ihr kam ihr eindeutig zu nahe. Das machte sie nervös. Große Menschenansammlungen waren ihr seit jeher nicht geheuer. Sie brauchte die Weite, die Natur und Luft zum Atmen.

»Komm endlich!«, mahnte ihre Mutter sie und warf ihr einen strengen Blick zu, doch das scherte Allet nicht.

»Hast du die Rüstung gesehen?«, fragte ihr zehnjähriger Bruder Karl. Er hatte die schwarzen Haare von ihrem Vater geerbt, die ihm immer wild vom Kopf abstanden. Er hasste es, wenn seine Mutter ihm die Haare kämmte, und drückte sich meist davor, doch heute war es ihm nicht gelungen. Nun sah er streng aus und glich dem Vater umso mehr. Allet wuschelte ihm durchs Haar. »So sieht es schon besser aus.«

Er reagierte nicht darauf, sondern zog sie mit sich.

Allet stolperte fast über ihre Füße. »Nicht so schnell«, protestierte sie, aber da zerrte er sie schon zwischen zwei beleibten Frauen hindurch. Allet hielt die Luft an, fühlte sich erdrückt, schloss die Lider, sah wieder die panisch trampelnden Beine vor sich. Als sie im nächsten Moment die Augen öffnete, hatte sie endlich Platz.

Schräg vor ihnen lief ein stolzes Ross. Der Anblick war beeindruckend. Ein stattlicher Mann in Rüstung und Topfhelm ritt auf einem Schimmel. Ein gelb-blaues Wappen mit dem Emblem eines Schwertes war unter dem Bein erkennbar, das gleiche wie auf der Fahne, die der Edelmann in die Höhe hielt.

»Siehst du den Beutel?«, flüsterte ihr Bruder. Am hinteren Teil des Sattels baumelte zu beiden Seiten jeweils ein Bündel. Aus dem Linken lugten zwei Möhren heraus.

»Sollen wir die stibitzen?« Karl grinste schelmisch und ließ die Brauen wippen.

»Untersteh dich«, sagte Allet und hielt ihn am Arm fest.

»Warum nicht? Durch den Sehschlitz kann der Ritter sowieso kaum etwas erkennen«, zischte er.

»Hast du das große Schwert nicht gesehen? Es ist fast so lang wie du!« Es war an der Hüfte des Ritters befestigt.

»Na und?«, maulte Karl. Er wollte losrennen, doch Allet packte ihn an der Schulter. »Willst du deine Hand verlieren? Womöglich hackt er sie dir persönlich ab.«

»Aber …«

»Kein Aber! Mutter wird sicherlich ein paar Münzen für eine Leckerei übrighaben.«

Karl riss sich aus ihrem Griff los, nickte aber mürrisch. Was ihm als Nächstes einfallen würde, wollte sie gar nicht wissen. Er war nicht besser als sie in dem Alter. Doch wenn ihm etwas zustoßen würde, würde die Mutter ihr die Schuld dafür geben. Mit ihren vierzehn Lenzen musste Allet immer ein Auge auf ihre sechs jüngeren Geschwister haben.

Sie passierten das Burgtor, das zwei Wächter flankierten, die die Ankommenden gründlich beäugten. In der Vorburg wimmelte es von Marktständen und Menschen. Über einem Feuer drehte ein Knecht ein Schwein, ein Schmied beschlug einem Ross die Hufe, ein Gaukler ließ auf wundersame Weise mehrere Bälle in der Luft kreisen und ein Tuchhändler pries lauthals Stoffe aus dem fernen Venedig an.

Doch es war etwas anderes, das Allets Aufmerksamkeit auf sich zog: die Streichklänge einer Schlüsselfidel. Allet zog sich eine Kiste heran und stellte sich darauf, um über die Köpfe der Besucher hinwegzublicken. Als sie den Spielmann entdeckte, stieg sie wieder herunter und bahnte sich einen Weg durch die Menschen. An einer Mauer fand sie etwas Freiraum, wo sie entspannt der Musik lauschen konnte.

Die rhythmischen Klänge, zugleich voller Lebenslust und Melodie, strömten durch ihren Körper. Der Spielmann trug am Fuß eine Schelle mit fünf Glöckchen, die er im Takt klingen ließ. Er spielte mit solch einer Leichtigkeit und ging dabei auf und ab, wobei er den Zuhörern freudige, belustigte und mal überraschte Blicke zuwarf.

Allet wippte mit und ließ ihre Füße dazu tanzen. Sie fühlte sich leicht, fast schwerelos.

Der Mann trug Strümpfe in Rot und Grün. Die Schamkapsel war so dick, dass zwei Fäuste hineinpassten. Die Schnabelschuhe maßen zweieinhalb Fuß. Auf so großem Fuße konnte er sicherlich nicht leben, diese Länge war den Fürsten vorbehalten. Aber bei einem Gaukler würde an diesem Tag bestimmt keiner mit einer Messlatte kommen.

Ein Pärchen tanzte zu der Musik, Kinder klatschten. Wie behände der Spielmann den Streichstab bewegte und wie geschickt er die unteren Tasten betätigte. Allet beobachtete jede seiner Bewegungen, ließ sich von den Schwingungen ausfüllen und summte mit.

Wie gern würde sie auch einmal den Stab über die Saiten führen. Selbst eine Melodie erzeugen zu können, musste sich anfühlen, als wäre man ein Vogel und könnte über die Wälder fliegen. Sie blickte die steinernen Mauern empor zum wolkenlosen Himmel. Der Bergfried überragte die anderen Gebäude um das Dreifache. Eine Frauengestalt kam kurz am obersten Fenster zum Vorschein und verschwand wieder. Wahrscheinlich Clara, die Schwester von Georg. Eine Schönheit und eine adelige Frau, der es offenstand, jedes Instrument zu lernen, das ihr beliebte.

Allet war die Tochter eines Unfreien. Sie würde nie ein solches Musikinstrument spielen. Wer sollte es ihr beibringen? Außerdem hatte ihre Familie kein Geld für ein so wertvolles Stück. Auch wenn sie nicht mehr so viele Abgaben an ihren Grundherrn Ritter Georg von Dettelbach leisten mussten wie noch die Generation ihrer Großmutter, besaß ihre Familie die kleinste Parzelle Land im Dorf und konnte nur geringe Erträge auf dem Markt der nächsten Stadt feilbieten.

»Buh!«, jemand packte sie von hinten an den Schultern. Allet zuckte zusammen und drehte sich erschrocken um.

»Da bist du ja.« Leopold grinste, seine braunen Augen funkelten. Sie waren innen dunkel und wurden nach außen hin immer heller, erst orange, dann gelb. Genauso würde sie eine Sonne malen.

Ihr Herz begann einen Takt schneller zu schlagen. »Musst du mich immer so erschrecken?« Allet schlug ihm sachte gegen den Arm. »Wo seid ihr denn gewesen? Und seit wann bist du hier?« Das ganze Dorf hatte sich vor dem einstündigen Fußmarsch zur Burg versammelt. Nur Familie Genter war nicht dabei gewesen.

»Wir haben erfahren, dass mein Bruder Jörg auch zur Kapellenweihe kommen sollte, also sind wir schon früher losgegangen.« Auch heute trug Leopold wieder das grüne Tuch um den Hals, das sie ihm mit einer Blume bestickt und geschenkt hatte.

»Wieso hast du mir nichts gesagt?« Sie zog gespielt einen Schmollmund. Gestern Abend hatten sie sich noch im Wald getroffen. Sie waren einander seit Jahren versprochen. Aus ihrer kindlichen Freundschaft war mit der Zeit Liebe geworden. Leopold standen die braunen Haare genauso wild vom Kopf ab wie Allets Bruder Karl.

»Ein Bote kam erst heute Morgen.« Leopold zog entschuldigend die Schultern hoch.

Jörg war der älteste Sohn der Familie Genter und studierte an der Hohen Schule zu Wirtspurg. Sie waren die reichste Familie im Dorf, besaßen ein Pferd und das größte Ackerland. Sie konnten viel vom Getreide und Gemüse auf dem Markt verkaufen. Außerdem verdankte die Familie der geschickten Hand der Mutter beim Nähen zusätzliche Einnahmen, sodass sie ihrem ältesten Sohn das...



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