Lausen | Die Reformatorin von Köln | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 543 Seiten

Lausen Die Reformatorin von Köln

Historischer Roman | Eine außergewöhnlich mutige Frau in gefährlichen Zeiten - für Fans von Manuela Schörghofer
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-704-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman | Eine außergewöhnlich mutige Frau in gefährlichen Zeiten - für Fans von Manuela Schörghofer

E-Book, Deutsch, 543 Seiten

ISBN: 978-3-98952-704-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Historien-Highlight aus dem späten Mittelalter Köln, Anfang des 16. Jahrhunderts: Mit dem verzweifelten Kauf eines Ablassbriefes hofft die Brauerstochter Jonata, ihren toten Bruder vor dem Fegefeuer retten zu können. Als sie jedoch im Auftrag ihres Vaters nach Wittenberg reist und dort Martin Luther begegnet, ändert das alles. Jonata will das Treiben der katholischen Kirche nicht weiter unterstützen. Zurück in Köln wagt sie das gefährliche Unternehmen, im Geheimen die Schriften Luthers zu verbreiten und schließt sich dazu mit dem jungen Druckermeister Simon zusammen. Doch Jonatas eigener Bruder, der Mönch Enderlin, in fanatischem Glauben entflammt, hat geschworen, die Lutheranhänger in Köln auszumerzen. Und auch Simon hütet ein Geheimnis vor Jonata, das sie bald alles kosten könnte ... »Der Sprachstil, beeindruckende Schilderungen und die tiefgründige Recherche verleihen der Handlung jene teils düstere und doch immer wieder von Hoffnung durchdrängte Atmosphäre des Mittelalters.« Rezensentin auf LovelyBooks Ein fesselnder, detailreich recherchierter historischer Roman, der Fans von Sabine Ebert begeistern wird.

Bettina Lausen, geboren 1985, lebt mit ihrer Familie in Haan und hat einen Bachelor in Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Literatur und Geschichte. Sie veröffentlichte bereits mehrere Romane, sowohl im historischen Bereich wie auch in der Spannung. Seit 2018 gibt sie Kurse für Kreatives Schreiben und verfasst Artikel für die Fachzeitschrift »Federwelt«. Außerdem ist sie als Schreibcoach und Lektorin tätig. Die Autorin im Internet: www.bettinalausen.de www.instagram.com/bettina.lausen www.facebook.com/bettinalausen.de Bettina Lausen veröffentlichte bei dotbooks ihren Kriminalroman »Das vermisste Mädchen«, der auch als Hörbuch bei SAGA Egmont erscheint.
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Kapitel 2


Vögel zwitscherten. Jonata atmete die kühle Morgenluft ein. Sie hatte gestern vergessen, die Fensterläden zu schließen, war ins Bett gekrochen und hatte sich in den Schlaf geweint. Hoffentlich waren ihre Augen nicht zu arg verquollen. Sie schlug die Decken beiseite und stieg aus der Bettstatt. Auf dem Schränkchen war die Zinnschüssel mit frischem Wasser gefüllt. Elisabeth musste bereits in der Kammer gewesen sein. Meistens wurde Jonata von dem morgendlichen Treiben der Mägde wach, doch heute hatte sie geschlafen wie eine Tote. Tot wie ... Ihr Herz krampfte sich zusammen. Mit jeder Faser ihres Leibes vermisste sie Lucas. Erneut stiegen Tränen in ihre Augen. Sie schluckte, spritzte sich Wasser ins Gesicht und hoffte, so die nächtliche Drangsal aus ihren Zügen vertreiben zu können. Sie würde mit neuem Mut den Tag beginnen. Nicht schon wieder wollte sie sich der Trauer hingeben. Sie streifte das graue Kleid über, das sie am Abend achtlos auf den Schemel geworfen hatte, und schlüpfte in die Schuhe.

In der Küche bereiteten Elisabeth und Margret das Frühmahl vor. Kuntz saß auf dem Boden und schob sein Rollpferd vor und zurück. Dabei miaute er leise vor sich hin.

Jonata kniete sich zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du machst die Geräusche von Pauli nach. Ein Pferd macht so.« Sie imitierte das Wiehern eines Rosses. Kuntz sah sie mit großen Augen an. Wie auf Befehl sprang Pauli durchs Fenster herein, streckte sich und strich miauend um Elisabeths Beine.

»Pauli«, rief Kuntz freudig.

»Willst du ihm die Milch geben?«, fragte Elisabeth.

Kuntz nickte. Sie stellte den Napf auf den Tisch, hob Kuntz auf einen Schemel und schlang den Arm um ihn, damit er nicht herunterfiel. Mit der freien Hand schob sie ihm den Krug hin.

»Aber nicht zu viel.« Elisabeth half dem Kleinen, da das Gefäß zu schwer für ihn war. Als sie die Katzenschüssel auf dem Boden absetzten, stürzte sich Pauli darauf und schleckte gierig. Kuntz bückte sich und streichelte den Kater.

Jonata trat zu Margret und half ihr, den Brotteig zu kneten. Die Magd sah traurig zu ihrem Sohn. »Ob er den Unterschied zwischen einem Pferd und einer Katze jemals begreift?«

»Gewiss wird er das.«

»Ich habe es ihm schon so oft erklärt.«

»Warte ab. Wenn Vater ihn auf Bernando setzt, wird er es verstehen.«

Pauli hatte den Napf leer geleckt und eilte nach draußen. Kuntz folgte ihm. Sein Lachen drang noch in die Küche, als er im Garten war. Das Herz ging Jonata auf, und sie musste lächeln. Kuntz war der Sonnenschein der Familie, kannte keine Sorgen und beschäftigte sich am liebsten mit den Tieren. Wenn es ihr nicht gut ging und sie sein Lachen hörte, konnte sie jeglichen Kummer vergessen.

»Wie glücklich er ist. Das ist das Wichtigste«, sagte sie. Sie hasste es, wenn man ihm nichts zutraute. Er mochte langsamer begreifen als seine Altersgenossen, aber er lernte genauso dazu. Er würde nie lesen oder schreiben lernen, aber das konnten ohnehin die wenigsten. Man musste nur Geduld aufbringen, doch Margret hatte den ganzen Tag im Haus und in der Schenke zu tun. Und ihr Vater sah diesen Makel als Strafe Gottes an, dafür, dass er sich nach dem Tod seiner Frau mit einer Hausmagd vergnügt hatte.

»Wie oft habe ich dir schon gesagt ...?« Elisabeth stieß Jonata sanft zur Seite und nahm ihr den Brotteig aus der Hand. »Wenn dein Vater dich hier erwischt.« Elisabeth sah sie streng an, doch in ihren Augen lag die gewohnte Wärme. Da Jonatas Mutter bei ihrer Geburt gestorben war, hatte die Magd deren Funktion eingenommen und sie mit Liebe großgezogen. Elisabeth war für sie mehr eine Mutter denn eine Magd, auch wenn ihr Vater sie gern daran erinnerte, wer die höhere Stellung in diesem Haus innehatte.

Jonata lächelte. »Du brauchst mich nicht zu verscheuchen, nur weil Vater nicht will, dass ich in der Küche helfe.«

»Er erwartet dich in der Stube«, antwortete Elisabeth und begann, energisch den Brotteig zu bearbeiten.

Jonata wusch sich die Hände und betrat den Wohnraum. Ihr Vater saß am Kopfende des Tisches und starrte in den Becher.

»Vater.«

Er blickte auf. Augenringe zeugten von einer schlaflosen Nacht. In der letzten Woche schien er mehr graue Haare bekommen zu haben als in den zwei Jahren zuvor. Sein braunes Wams war zerknittert, als habe er darin genächtigt. »Setz dich.«

Jonata ließ sich auf einem Schemel nieder und sah ihn erwartungsvoll an. Elisabeth brachte zwei Schüsseln Haferbrei und einen Krug mit Dünnbier für Jonata.

»Wohl bekomm’s.« Ihre Ziehmutter legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter. Wusste sie bereits, was Vater ihr zu sagen hatte?

Als sie allein waren, faltete ihr Vater die Hände und sprach ein Dankesgebet. Er nahm einen Löffel von dem Brei.

»Was liegt dir auf der Seele?«, fragte Jonata. Sie vermochte den Brei nicht anzurühren.

Ihr Vater ließ den Löffel sinken und strich sich mit der Hand über das Kinn. »Da ...« Er zögerte. »Da Lucas von uns gegangen ist ...« Er machte wieder eine Pause. Sie empfand den gleichen Schmerz, aber sie hasste es, so auf die Folter gespannt zu werden. Dennoch gab sie ihm die Zeit, die er brauchte. » ... muss jemand nach Bernburg reisen.«

Jonata riss die Augen auf. Dachte er an sie? »Aber ...« »Auch nach Lucas’ Tod muss die Brauerei weiterlaufen.« Ihre Knie wurden weich. Lucas hatte ihr zwar von der Geschäftsreise erzählt, aber sie hatte es völlig vergessen. Sie hatte es gehasst, wenn er weg war, und seine Rückkehr herbeigesehnt. Nun würde er niemals mehr zurückkommen.

»Ich kann die Verhandlungen nicht einem Gesellen oder gar einem Lehrling übertragen. Außerdem brauche ich sie im Brauhaus.«

»Du traust mir die Verhandlungen zu?«

Er nickte. »Du hast bei Ekarius dein Verhandlungsgeschick unter Beweis gestellt.«

Ihr Onkel war hergekommen, um zwei Fässer Bier abzuholen, als keiner der Männer zugegen war. Er hatte die Fässer für den halben Preis mitnehmen wollen und gesagt, das sei mit ihrem Vater abgesprochen gewesen. Sie hatte den vollen Preis verlangt oder ihm angeboten, auf ihren Vater zu warten. Ihr Vater hatte sie später gelobt, denn einen solch hohen Nachlass hätte er seinem Bruder nicht gewährt.

»Ich werde einen Brief an Hannes von Wieskau aufsetzen.«

Jonata nickte. Nur auf ihr Verhandlungsgeschick wollte sich ihr Vater also nicht verlassen.

»Steffan wird dich begleiten.« Er war der Knecht, der sich in erster Linie um die zwei Pferde kümmerte und alles erledigte, was starke Arme erforderte. »Außerdem wird Brid dir auf der Reise Gesellschaft leisten.«

»Brid? Willst du etwa Margret die Arbeit in der Schenke allein aufbürden?« Das würde bedeuten, dass sie sich noch weniger um Kuntz kümmern konnte.

»Ich gedenke, eine neue Magd ins Haus zu holen.«

»Eine neue .. .«Jonata schluckte. So lange hatte sich ihr Vater gegen eine neue Arbeitskraft gesträubt. »Hast du schon jemanden im Sinn?«

Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Ich werde Ekarius fragen. Er kommt viel rum und weiß, wer sich als Magd verdingen will.«

Den Rat ihres Onkels als Bader nahmen meistens die ärmlichen Familien in Anspruch, weil sie sich einen Medicus nicht leisten konnten. Ekarius war ein Schwätzer und Wichtigtuer. Sie vertraute ihm nicht, doch diese Entscheidung oblag allein ihrem Vater.

»Ihr werdet das Fuhrwerk nehmen. Drei Fässer Bier sollen als Geschenk an von Wieskau gehen. Mal sehen, ob ihn das an die alte Handelsvereinbarung erinnert.«

Von Wieskau weigerte sich, Hopfen an sie zu verkaufen.

»Ich könnte versuchen, mit dem Älteren von Wieskau zu sprechen«, schlug sie vor. Ihr Vater hatte sich letztens mit Lucas beim Nachtmahl über ihn unterhalten. Sie hatte mitbekommen, dass er krank geworden war, aber nicht weiter zugehört. Hätte sie nur den Tischgesprächen öfter aufmerksam gelauscht. Dabei hätte sie viel gelernt.

»Damit verschwendest du deine Zeit. Er soll seinen Verstand verloren haben, liegt im Bett und schwafelt dummes Zeug. Morgen werdet ihr aufbrechen.«

»So früh?« Ihr Herz klopfte. Das würde ihr keine Zeit geben, sich mit dem Gedanken an diese Reise anzufreunden.

»Hannes von Wieskau hatte bereits gestern mit deinem Bruder gerechnet. Ich will ihn nicht zu lange warten lassen.«

Jonata war noch nie aus Köln fort gewesen, und nun sollte sie nach Sachsen reisen. Sie wusste noch nicht einmal, wie lange die Reise dauern würde, nur dass sie mehrere Tage unterwegs sein würden. Sie wollte ihren Vater danach fragen, als er entschlossen nach dem Löffel griff. »Nun iss, mein Kind!«

Sie aßen schweigend. Der klebrige Brei blieb ihr im Hals stecken. Sie spülte mit Bier nach. Lucas hätte mit ihnen gegessen, Witze gerissen, vielleicht von Adelhaid gesprochen. Ihr Vater stand auf und riss sie aus den Gedanken. Er blieb neben ihr stehen, sah sie an, als wollte er etwas sagen, doch dann verschwand er ohne ein Wort nach draußen.

Jonata brachte das Geschirr in die Küche. Margret las Linsen aus, und Elisabeth schürte den Ofen, um das Brot zu backen. Sie hängte den Schürhaken an den Ständer und kam auf sie zu. »Wohin schickt dich dein Vater?«

»Er hat dir schon von der Reise erzählt?«

»Er deutete an, dass du morgen für eine Weile fortgehen wirst.«

»Nach Bernburg zum Hopfenanbauer. Ich soll ihn an die Handelsvereinbarungen erinnern.«

»Dein Vater sollte lieber den Hopfen aus dem heimischen Stommeln oder Kerpen beziehen, anstatt dich auf eine so lange Reise zu schicken.«

Jonata legte die Finger auf die Lippen und sah sich um. »Du solltest nicht so über Vater sprechen.«

»Wenn es doch wahr ist! Eine solche...



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