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E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Lee Miss Susanna - Zur Liebe verführt!
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-1281-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-1281-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Fahren Sie los!' Das Feuer in den smaragdgrünen Augen der rassigen Schönheit funkelt verlockend. Aber Justin Connor denkt gar nicht daran, ihr zu gehorchen. Schließlich ist die Fremde einfach in seine Kutsche gestürmt! Auch wenn ihr Anblick ihm alle Sinne raubt, muss Justin herausfinden, was sie im Schilde führt ...
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2. KAPITEL
Justin durchquerte die imposante Eingangshalle im Stadthaus des Dukes am Grosvenor Square, unbeeindruckt von der prachtvollen Ausstattung.
Nicht zum ersten Mal betrat er das Haus eines bedeutsamen Adligen. Seit Jahren arbeitete er im Geldverleih seines Freundes Philip Rathbone und half ihm, Schulden einzutreiben. Auch Aristokraten gerieten hin und wieder in finanzielle Notlagen.
Der Butler führte ihn in die geräumige Bibliothek, wo der Hausherr ihn höflich begrüßte und ihm Platz anbot.
„Guten Tag, Mr. Connor. Danke für Ihren Besuch.“ Sie setzten sich in Ohrensessel. Zwischen ihnen stand ein kleiner Tisch mit verschiedenen Karaffen, und die wusste Justin sehr wohl zu würdigen.
„Was möchten Sie trinken, Sir?“, fragte der Duke.
„Etwas Teures.“
Sichtlich verblüfft, schenkte Rockland seinem Gast einen edlen Brandy ein und reichte ihm das Glas. Justin nippte daran. Exquisit, konstatierte er. Im Lauf der Zeit hatte er sich einschlägige Kenntnisse angeeignet, um die Zahlungsfähigkeit von Philips potenziellen Klienten an der Qualität ihrer alkoholischen Vorräte zu messen.
Nachdem der Duke ein Glas für sich selbst gefüllt hatte, kam er ohne Umschweife zur Sache. „Da Sie sich eine so gediegene Kutsche leisten, müssen Sie ein erfolgreicher Geschäftsmann sein.“
„Nun, ich kann nicht klagen“, erwiderte Justin achselzuckend.
Die Kutsche gehörte Philip. Seine eigene hatte er verkaufen müssen, um einige Investoren nach dem Untergang des Schiffs zu entschädigen. Der Verlust des imposanten Wagens und des Gespanns, zwei schöne Grauschimmel, war fast so schmerzlich gewesen wie der geschäftliche Misserfolg.
„Und was genau machen Sie?“, erkundigte sich der Duke.
„Ich arbeite für einen Geldverleiher, prüfe die Qualität der Sicherheiten, die seine Klienten einsetzen, und helfe ihm, Schulden einzutreiben.“
„Was zweifellos erklärt, warum Sie so gut mit Ihren Fäusten umgehen können.“
Justin warf dem Duke einen scharfen Blick zu. „Auf diese Weise erzwinge ich keine Zahlungen. Solche Methoden wende ich nur an, um mich gegen unberechtigte Attacken zu wehren.“
„Natürlich entschuldige ich mich für den Zwischenfall gestern Abend.“ Rockland ließ den Brandy in seinem Glas kreisen und nahm einen Schluck. „Nach dem ungehörigen Abenteuer meiner Tochter waren wir ziemlich aufgeregt und durcheinander. Weder mein Sohn noch ich konnten vernünftig denken.“
„Das verstehe ich“, log Justin, um seinen Vorteil zu nutzen. „Was mich betrifft – meine jetzige Tätigkeit möchte ich nicht mehr ausüben, sondern eine Weinhandlung gründen, sobald ich die nötigen Mittel besitze.“ Kein allzu subtiler Hinweis, aber er wollte keine Zeit verschwenden und zur Sache kommen.
Der Duke nickte. „Dann möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen, den Sie sicher akzeptieren werden. Wie Sie vielleicht gerüchteweise erfahren haben, ist Susanna Lambert nicht meine legitime Tochter.“
Davon wusste Justin nichts, und es interessierte ihn kein bisschen. Die Hälfte der Leute, mit denen er beruflich zu tun hatte, war unehelich geboren worden.
„Bevor ihre Mutter starb“, fuhr Rockland fort, „versprach ich ihr, Susanna eine Mitgift von tausend Pfund zu gewähren, wenn sie einen Mann heiratet, den ich respektieren kann.“
„Das ist sehr großzügig von Ihnen.“ Und beunruhigend, fand Justin. Was genau wollte der Duke ihm anbieten?
„Für meine Fehler übernehme ich stets die Verantwortung, das gehört zu meinen Grundsätzen.“ Ehe Rockland weitersprach, nippte er an seinem Brandy. „Wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben, ist Susanna eine sehr eigenwillige junge Frau. Immer wieder verhält sie sich unbedacht. Deshalb fällt es mir trotz der Mitgift schwer, einen passenden Ehemann für sie zu finden. Beinahe hätte sie das Geld gestern Abend eingebüßt, weil sie sich viel zu impulsiv benahm. Nun muss ich die Situation möglichst schnell bereinigen, bevor alles verloren ist.“
„Für Sie, Sir, oder für Ihre Tochter?“, fragte Justin misstrauisch, weil er vermutete, der Duke würde sich nicht so sehr um die junge Dame sorgen, sondern eher um die Schande, die ihre Eskapade seiner Familie bereiten könnte.
„Für uns beide. Und für Sie, Mr. Connor. Wenn Sie Miss Lambert heiraten, bekommen Sie ihre Mitgift von tausend Pfund.“
Justin erstarrte, als er das Glas zum Mund führte. „Ich soll also Ihre Tochter heiraten?“
„Vorausgesetzt, Sie sind noch ledig.“
„Das bin ich.“ Die Stirn gerunzelt, erinnerte Justin sich an seinen Heiratsantrag, den Helena abgelehnt hatte – was immer noch ein bisschen schmerzte. Er nahm einen großen Schluck und schmeckte das Aroma des ausgezeichneten Brandys kaum. Ihr Verlust, nicht meiner…
„Gut.“ Rockland seufzte zufrieden. „Als Geschäftsmann werden Sie ein so verlockendes Angebot gewiss ernsthaft erwägen und die Einzelheiten des gestrigen Abends für sich behalten. Leider zweifle ich an Lord Howshams Diskretion, was diese Angelegenheit betrifft. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis Susannas Ruf für immer ruiniert und ihre letzte Chance auf eine vorteilhaftere Partie vernichtet wäre.“
Die Finger um das Glas gekrampft, versuchte Justin die unbeabsichtigte Beleidigung zu ignorieren. Er war kein Aristokrat, nur der Sohn eines Bürgerlichen, der so wie er selbst für Philip gearbeitet hatte. Aber obwohl er einen gesellschaftlichen Aufstieg anstrebte, wollte er dieses Ziel nicht auf Kosten einer impulsiven jungen Frau erreichen. „Sie braucht keinen Ehemann, sondern eine bessere Anstandsdame.“
„Offenbar verstehen Sie nicht, was ich Ihnen anbiete.“
„Doch. Geld und eine Verbindung zu Ihrer Familie. Was das wert ist, weiß ich. Und ich weiß auch, welchen Preis Ihre Tochter für meinen Gewinn zahlen müsste. So etwas würde ich keiner Frau zumuten.“
Verblüfft hob der Duke die Brauen. Mit solchen Bedenken hatte er wohl nicht gerechnet. „Sie findet diese Lösung des Problems geradezu fantastisch. Das versichere ich Ihnen.“
„Sie kennen mich nicht, Sir. Und Miss Lambert kennt mich auch nicht.“
„Nach allem, was ich gesehen habe, sind Sie ein ehrbarer, integerer Mann, der meine Tochter so behandeln wird, wie man es von einem anständigen Gatten erwartet.“
Empfand der Duke irgendetwas für sein Kind? Anscheinend nicht, dachte Justin. Beinahe wurde ihm übel. „Nein, ich …“
„Reden Sie mit ihr, dann werden Sie vielleicht merken, wie viel Sie beide miteinander gemein haben.“ Rockland erhob sich und öffnete die Tür zu einem Nebenraum. „Komm bitte herein, Susanna.“
„Ich fürchte, Sie irren sich.“ Auch Justin stand auf, fest entschlossen, diese lächerliche Farce zu beenden.
Von raschelnder Seide umhüllt, überquerte die junge Frau die Schwelle, und alles, was Justin für diesen Tag geplant hatte, war vergessen.
Schon im schwachen Licht der Laternen, die an den Bäumen der Vauxhall Gardens hingen, hatten ihn Miss Lamberts Augen fasziniert. Jetzt, im hellen Sonnenschein, raubte ihm dieses strahlende Grün einige Sekunden lang den Atem. Ohne ihren Vater zu beachten, trat sie näher und erwiderte seinen Blick. Kleine dunkle Locken streichelten ihre Wangen, den schlanken Hals und wippten bei jedem Schritt.
Diese Löckchen beneidete Justin, insbesondere die beiden über dem Ansatz des Busens. Unter einem hauchdünnen Fichu zeigte sich nur ein schmaler Streifen milchweißer Haut, die restlichen Rundungen verbarg ein rotbraunes Seidenkleid, das zur Haarfarbe seiner Trägerin passte und dem hell schimmernden Dekolleté einen warmen Schimmer verlieh.
In einer erotischen Fantasie stellte Justin sich vor, er würde sein Gesicht zwischen diese Brüste drücken und einen süßen Duft einatmen. Aber trotz der bezaubernden Kurven waren es Miss Lamberts Augen, die seine Aufmerksamkeit fesselten. Von wacher Intelligenz erfüllt, verrieten sie keine Gedanken – nur, dass welche existierten, die sich sicher nicht mit Firlefanz wie Mode oder Klatschgeschichten befassten. Ihrem Vater spielte sie die schüchterne, pflichtbewusste Tochter vor. Davon ließ Justin sich nicht täuschen. In ihrer Miene las er stählerne Entschlossenheit hinter der zurückhaltenden Fassade, die Willenskraft einer Frau, die einen ganz bestimmten Plan verfolgte. Gewiss, am letzten Abend hatte sie sich töricht verhalten. Das musste eine momentane Schwäche gewesen sein, die sie längst bereut hatte.
Die Schultern gestrafft, nahm er sich vor, der flüchtigen Lockung einer attraktiven Frau zu widerstehen. Niemals würde sie ihn zu dieser unsinnigen Heirat verleiten, mochte einer seiner Körperteile weiter unten auch gegen seine Ablehnung protestieren.
Der Duke stellte sie einander formell vor: „Mr. Connor – meine … Tochter Miss Susanna Lambert.“
Justin verbeugte sich höflich, und die junge Frau knickste.
„Nun lasse ich dich mit Mr. Connor allein, Susanna, damit du die Angelegenheit mit ihm besprechen kannst“, sagte Rockland und wandte sich zum Gehen.
Diese Worte brachen den Bann, den Miss Lamberts Augen ausübten, endgültig. „Und dann behaupten Sie vermutlich, diese Zweisamkeit hätte Ihre Tochter kompromittiert, Sir“, warf Justin ihm vor. „Nein, danke.“
„Das werde ich nicht tun, denn sie hat ihrem Ruf selbst bereits zur Genüge geschadet.“ Ohne ein weiteres Wort schloss der Duke die Tür hinter sich.
„Sehr charmant,...