E-Book, Deutsch, Band 2, 411 Seiten
Reihe: Royal Legacy
Lehnert Krone der Blutkönigin (Royal Legacy 2)
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-646-60814-4
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Royale Romantasy über eine Vampirprinzessin, die sich in eine verbotene Liebe stürzt
E-Book, Deutsch, Band 2, 411 Seiten
Reihe: Royal Legacy
ISBN: 978-3-646-60814-4
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Alexandra Lehnert, geboren im April 1995 im wunderschönen Franken, entdeckte ihre Leidenschaft fürs Lesen und Schreiben bereits in ihrer Kindheit. Nach dem Abitur hat sie eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten abgeschlossen, merkte jedoch schnell, dass sie in dem Bürojob nicht glücklich werden würde. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem kleinen Dorf in Franken, arbeitet als Erzieherin und taucht in ihrer Freizeit am liebsten in fremde Welten ein. Mit der Fantasy Trilogie »Die letzte Kiya« legte sie den Grundstein für ihr Autorendasein.
Autoren/Hrsg.
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Prolog
Emma
»Warum bekomme ich immer diese beschissenen Fälle?«
Fluchend stampfte ich durch den aufgeweichten Boden, in dem meine hellen Sneaker sofort einsanken. Dafür wurde ich wirklich zu schlecht bezahlt.
»So ist die Branche eben. Du musst dir erst mal einen Namen machen, bevor man dich ernst nimmt.«
Ich verdrehte die Augen und warf meinem Begleiter einen genervten Blick zu. »Und wie soll das gehen, wenn man mir nur solche Berichte, wie das Einbrechen in leerstehende Gebäude, aufträgt?«
Marc zuckte mit den Schultern und schenkte mir ein scheues Lächeln. »Wenn mal einer von den Jugendlichen, die an diesen Lost Places herumlungern, dabei auf einen Schatz stößt und wir darüber berichten, kommen wir bestimmt in die Hauptnachrichten.«
Seine Antwort brachte mich zum Schmunzeln. Ich bewunderte seine positive Art, davon sollte ich mir öfters eine Scheibe abschneiden. Früher war mir das leichter gefallen, doch seit dem Tod meines Bruders begleitete mich eine Schwere, die mich auch mit Anfang dreißig nicht richtig im Leben ankommen ließ.
»Was ist, Em, kommst du?« Marc stand bereits vor dem Eingang des Waisenhauses. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich zurückgefallen war.
»Jaja, bringen wir es hinter uns.«
***
Das alte Gebäude war halb verfallen und verströmte einen unangenehmen Geruch. Außerdem wirkte es auf mich, als wäre es einem Horrorfilm entsprungen, was nicht dazu beitrug, dass ich mich hier wohl fühlte.
Die Wände und Decken, von denen der Putz rieselte und die teilweise eingestürzt waren, machten keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Wenige Möbel befanden sich noch im Gebäude, die von Staub und Spinnenweben übersät und seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt worden waren.
Ich erwartete bereits, in einem der alten Betten eine gruselige Puppe zu entdecken. Dann würde Marc mich nur noch von hinten sehen, weil ich um mein Leben rennen würde.
Ich war bereits auf so viele Monster gestoßen, dass es ein Wunder war, dass ich überhaupt noch lebte. Doch bei Puppen und verlassenen Orten war für mich auch Schluss. Eigentlich bei allem, das ich nicht kannte und nicht einschätzen konnte.
Ich schaltete meine Taschenlampe ein, weil es schneller dämmerte, als ich gehofft hatte. Den Weg zurück durch den Wald wollte ich nicht nehmen, wenn es stockdunkel war.
»Marc, was hast du dir nur dabei gedacht, dass wir so spät noch aufbrechen?«, schimpfte ich und drehte mich um, als ich keine Antwort bekam.
Ich war allein in dem Zimmer. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Nacken aus und ich atmete tief ein, um die aufkeimende Panik zu unterdrücken.
»Marc?«, schrie ich und verließ zügig den Raum. Er konnte mich doch nicht allein hier herumirren lassen.
Ich suchte und fand ihn direkt im Türrahmen eines Zimmers am Ende des Ganges stehen.
»Wie kannst du mich einfach stehenlassen?«, beschwerte ich mich und erstarrte dann, als ich an ihm vorbei in den Raum blickte.
Schockiert starrte ich auf das Bild, das sich mir bot und wich dann mit einem lauten Schrei zurück.
Der Kegel von Marcs Taschenlampe erhellte das, was sich vor uns auf dem Boden türmte. Leichen! Ein ganzer Haufen Leichen!
»Ruf die Polizei, Em!«, drang Marcs Stimme in mein Bewusstsein.
Stumm schüttelte ich den Kopf. Ich war nicht in der Lage zu sprechen, geschweige denn eine Meldung bei der Polizei zu machen.
»Em, mach schon. Was ist, wenn …«, er verstummte, doch ich wusste, was er hatte sagen wollen. Was, wenn der Mörder noch in der Nähe war?
Dies war ein Tatort. Die Leichen waren mit Blut übersät und ich brauchte mir gar nicht versuchen einzureden, dass es eine harmlose Erklärung für den Fund gab.
Shit.
Marc hatte nun auch bemerkt, dass ich nicht in der Lage war zu telefonieren und zog sein eigenes Handy aus der Hosentasche.
»Ich habe keinen Empfang, ich muss kurz raus zum Telefonieren«, teilte er mir mit und schien abzuwarten, ob ich mich in Bewegung setzen und ihn begleiten würde. Doch ich war noch immer wie erstarrt. »Ich bin sofort wieder da, okay?«
Ich sah, wie er die Notrufnummer eintippte und anschließend zur Haustür rannte. Für einen Moment blickte ich auf den Punkt, an dem er verschwunden war, ehe ich wieder zu den Leichen in dem dunklen Raum sah.
Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, hob ich mutig meine Taschenlampe und beäugte die toten Menschen. Es waren sowohl Männer als auch Frauen, die noch nicht allzu lange hier zu liegen schienen. Der Verwesungsprozess hatte noch nicht sichtbar eingesetzt. Ich leuchtete ihre Körper ab und als mir bewusst wurde, wie sie ums Leben gekommen waren, keuchte ich entsetzt auf. Das konnte nicht wahr sein!
Mit rasendem Puls näherte ich mich ihnen und ließ mich neben einer Leiche auf die Knie sinken, um ihre Wunden genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Angreifer schien besonders brutal vorgegangen zu sein, doch ein bestimmtes Merkmal verriet mir alles über den oder die Täter, was ich wissen musste.
Ich starrte auf die Bisswunde, die beim Toten am Hals klaffte, und hatte das Gefühl, dass meine eigene Haut an der Stelle zu kribbeln begann.
Es bestand kein Zweifel. Der Angreifer war kein Mensch gewesen …
***
Unruhig trat ich von einem auf das andere Bein und hörte angespannt dem Moderator zu, der hinter dem großen Nachrichtenpult stand und vom Teleprompter die aktuelle Meldung vorlas.
»Alles okay?« Marc beugte sich zu mir herüber und ich nickte leicht. Dabei war gar nichts in Ordnung.
Marcs Meldung bei der Polizei hatte einen Großeinsatz ausgelöst und vor Ort für viel Trubel gesorgt.
Mittlerweile waren wir zurück im Studio und verfolgten die Live-Sondersendung zum großen Leichenfund.
Mr Wagner, mein Chef, wollte sogar, dass wir live zu unserer Entdeckung befragt wurden. Ich wollte jedoch nicht darüber reden. Mir wurde schlecht, wenn ich daran dachte, was dieser Fall auslösen könnte. Hätten wir in diesem Haus doch bloß nichts gefunden und würden stattdessen weiter Graffiti-Schmierereien dokumentieren.
Der Moderator sprach von einem schrecklichen Verbrechen und dass die Verletzungen der Opfer einem Tierangriff glichen, der oder die Mörder allerdings Menschen sein mussten, ein Tier hätte die Leichen immerhin nicht dort versteckt.
Ich biss mir auf die Lippe. Was wirklich vorgefallen war, konnte niemand hier auch nur erahnen.
Hätte ich doch Marc davon abgehalten, die Polizei zu rufen und mich erst mal selbst um die Sache gekümmert. Dieser Fall würde viele Fragen aufwerfen, die gefährlich werden konnten.
Seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust und wünschte, dass ich telefonieren könnte. Aktuell konnte ich mich aber nicht aus dem Gebäude stehlen, um ungestört sprechen zu können. Was ich zu sagen hatte, sollte definitiv niemand mitanhören. Nicht mal Marc.
Plötzlich krachte es laut und die Tür flog auf.
Eine Frau schrie auf und haltsuchend griff ich nach Marcs Arm.
»Lasst die Kameras laufen!«, brüllte eine tiefe Stimme und mehrere Männer verteilten sich im Studio, um alle Mitarbeiter in Schach zu halten. Sie alle trugen Schusswaffen am Anschlag, sodass keiner sich zu bewegen traute.
Es waren jedoch nicht die Waffen, die mich schockierten, sondern die Typen an sich. Groß, breitschultrig, dunkle Augen und eine Ausstrahlung, die bei mir alle Alarmglocken schrillen ließ.
Was zum Teufel ging hier vor sich?
Einer der Männer marschierte geradewegs auf den Moderator zu, der die Hände erhoben hielt und panisch in den Lauf der Waffe blickte. Auch ohne zu wissen, was er war, musste der glatzköpfige, riesige Mann mit den vielen Piercings und Tattoos angsteinflößend wirken.
»Wir hätten etwas zu dem Fall beizutragen«, erklärte der Fremde gelassen. »Ihr habt doch sicher nichts dagegen, wenn wir die Nachrichten um ein paar wichtige Details ergänzen.«
Nein!, dachte ich entsetzt. Das konnten sie nicht ernst meinen.
Der Kerl ließ sich vom Moderator das Mikrofon reichen, das für den Fall gedacht war, dass sein Ansteckmikrofon während einer Livesendung ausfiel.
»Meine Damen und Herren«, sprach der breitschultrige Glatzkopf direkt in die Kamera. »Es tut mir leid, dass wir gewaltsam in dieses Studio eingedrungen sind und diese Sondersendung unterbrechen. Sie müssen wissen, dass wir den Fall problemlos aufklären können.« Ein eiskaltes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, das mir einen Schauer über den Körper jagte. Ich hielt noch immer Marcs Arm umklammert. Er war neben mir wie erstarrt.
»Die Menschen, die Sie gefunden haben, wurden, wie Sie bereits richtig erkannt haben, nicht von einem Tier getötet. Sondern von uns.« Das eiskalte Grinsen verzog sich zu einer Grimasse des Triumphes....