Lerch | Lebenskunst lernen? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 227 Seiten, PDF

Reihe: Erwachsenenbildung und lebensbegleitendes Lernen

Lerch Lebenskunst lernen?

Lebenslanges Lernen aus subjektwissenschaftlicher Sicht
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-7639-3347-1
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Lebenslanges Lernen aus subjektwissenschaftlicher Sicht

E-Book, Deutsch, 227 Seiten, PDF

Reihe: Erwachsenenbildung und lebensbegleitendes Lernen

ISBN: 978-3-7639-3347-1
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Lebenslanges Lernen ist ein Leitbegriff gegenwärtiger Bildungsdebatten, pädagogischer Programme und wissenschaftlicher Forschung. Die vorherrschende Lesart ist dabei eher ökonomisch orientiert: Sie bewertet Bildungsprozesse nach ihrem individuellen oder betrieblichen Nutzen.
Sebastian Lerch hingegen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der das moderne Subjekt in Alltag, Erwerbsarbeit und Gesellschaft in den Blick nimmt. Dazu führt er den Begriff der Lebenskunst in die Debatte ein und fragt nach der Rolle der Erwachsenenbildung für die Selbstreflexion des Einzelnen unter dem Gesichtspunkt eines gelingenden Lebens. Unter dieser inhaltlichen und perspektivischen Erweiterung ergeben sich nicht nur bedenkenswerte Anregungen für die aktuelle Bildungsdiskussion - diese Arbeit bietet zudem einen gemeinsamen Ort für unterschiedliche Theorien Lebenslangen Lernens und Praxisfelder der Erwachsenenbildung an.

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Weitere Infos & Material


1. EINLEITUNG: LEBENSLANGES LERNEN - ANTWORT AUF DISZIPLINÄRES UND THEORETISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS
1.1. ANLASS DER UNTERSUCHUNG
1.2. KRITISCHE BESTANDAUFNAHME IN EINEM UNÜBERSICHTLICHEN FELD
1.3. ZIELSETZUNG UND AUFBAU DER ARBEIT
1.4. FORSCHUNGSMETHODISCHER ANSATZ

2. BEGRIFFSGESCHICHTLICHE SKIZZEN ZUM LEBENSLANGEN LERNEN
2.1. NOTWENDIGKEIT EINER BEGRIFFSGESCHICHTLICHEN ANNÄHERUNG
2.2. MORPHOLOGISCHE UND ETYMOLOGISCHE VORKLÄRUNG
2.3. METAPHER, GEGEN- UND PARALLELBEGRIFFE
2.4. "LEBENSLANGES LERNEN" ZWISCHEN SPRACHWANDEL UND SOZIALEM WANDEL: ZUR SEMANTIK EINES EMPHATISCHEN BEGRIFFS

3. LEBENSLANGES LERNEN IN DER WISSENSCHAFTLICHEN DISKUSSION DER ERWACHSENENBILDUNG
3.1. BEGRÜNDUNG EINES PROBLEMORIENTIERTEN ZUGANGS
3.2. WISSENSCHAFT UND BILDUNGSPOLITIK: ZWEI VERSCHLUNGENE FELDER
3.3. KONJUNKTUREN UND DISKUSSION LEBENSLANGEN LERNENS IM WISSENSCHAFTLICHEN DISKURS
3.4. FAZIT: ÖKONOMISCHE VERWERTBARKEIT ALS ZIELKATEGORIE LEBENSLANGEN LERNENS

4. BILDUNGSTHEORETISCHE REKONSTRUKTION LEBENSLANGEN LERNENS
4.1. NOTWENDIGKEIT UND BEGRÜNDUNG EINES INTEGRATIVEN INTERPRETATIONSRAHMENS
4.2. BILDUNG UND LEBENSLANGES LERNEN
4.3. LEBENSLANGES LERNEN UND LEBENSKUNST

5. ÜBERGÄNGE UND ERTRÄGE EINER SUBJEKTWISSENSCHAFTLICHEN SICHTWEISE LEBENSLANGEN LERNENS FÜR DIE ERWACHSENENBILDUNG
5.1. ORIENTIERUNGS- UND HANDLUNGSLEITENDES POTENTIAL DES SUBJEKTSTANDPUNKTS
5.2. ALLGEMEINE/KULTURELLE ERWACHSENENBILDUNG: DAS LEBEN ALS KUNSTWERK VERSTEHEN UND FORMEN
5.3. SOZIALE ERWACHSENENBILDUNG: LERNEN ZU LEBEN UND DAS LEBEN ZU GESTALTEN
5.4. POLITISCHE BILDUNG: REFLEKTIERTE UND STRUKTURIERTE MACHT ÜBER OHNMACHT ERLANGEN
5.5. BERUFLICHE BILDUNG: LEBENSKUNST AUSBILDEN
5.6. BETRIEBLICHE BILDUNG: ZWISCHEN ERWERBSARBEIT UND LEBEN BALANCIEREN LERNEN
5.7. KRITISCHE ZUSAMMENFASSUNG

6. LEBENSLANGES LERNEN ALS WEG ZURÜCK ZUM SUBJEKT
6.1. BILANZ AUS DER BISHERIGEN BETRACHTUNG IM HINBLICK AUF DIE AUSGANGSTHESEN
6.2. RELEVANZ UND KRITIK DER MACHT BISHERIGER DENKTRADITION
6.3. ERKENNEN, VERMITTELN UND FORSCHEN
6.4. MÖGLICHKEIT EINES KONZEPTES "LEBENSKUNSTORIENTIERUNG" FÜR DIE PRAXIS
6.5. AUSBLICK


4 Bildungstheoretische Rekonstruktion Lebenslangen Lernens (S. 119-120)

„Arbeiten aber heißt: unternehmen, etwas anderes zu denken, als man zuvor gedacht hat.“ (Foucault 1989, S. 15)

4.1 Entwicklung eines integrativen Interpretationsrahmens

Die hinter der Forschungsarbeit stehende Grundidee bestand darin, bisher dominierende Lesart(en) Lebenslangen Lernens im historischen Verlauf aufzuzeigen. Dies wurde unter Berücksichtigung der geschichtlichen Herkunft und der Sinngenese des Begriffs geleistet (vgl. Kap. 3): In den theoretischen Diskussionen der Erwachsenenbildung der 1960er Jahren ist die Fokussierung des Menschen zwischen den Antipoden Emanzipation und Anpassung auffallend. Nach der zunehmenden Orientierung des Subjekts an Anforderungen der Berufswelt in den 1970er Jahren wird in den 1980er Jahren der Versuch unternommen, den ganzen Menschen wieder in den Blick zu nehmen – wenngleich freilich die begonnene Tendenz der Untergrabung des Subjekts bestehen bleibt. In den 1990er Jahren wird diese Subversion verschärft, indem Biographien von Menschen als Kompetenzschablonen betrachtet werden. Diese Entwicklung wird durch eine gleichzeitige Zunahme der Individualisierung verstärkt.

Diese schlagwortartig zusammengefassten Perspektiven auf den lernenden Menschen zu jeweiligen Zeitphasen in der Wissenschaft der Erwachsenenbildung sind allerdings auf vielfältige Weise miteinander verwoben. Gemeinsames Desiderat ist jedoch, dass Lebenslanges Lernen sich im zeitlichen Verlauf zunehmend am Arbeitsmarkt ausgerichtet hat und unter dem Primat der ökonomischen Verwertbarkeit betrachtet wird: Unter der Vorstellung vom Lebenslangen Lernen als Mittel der Entgrenzung von Arbeit und Lernen (vgl. Kap. 3.3.4.) gewinnt seit Mitte der 1990er Jahre die Form des Lernens an Bedeutung, die „auf einen bestimmten Handlungstypus, einen bestimmten Identitätsentwurf, eine bestimmte Form der Selbstmobilisierung innerhalb des marktförmigen Bildungsraums“ (Pongratz 2007, S.6) verweist: Damit rückt in die Erwachsenenbildung ein neuer Akteur ein, welcher „die Inhalte nicht mehr inhaltlich-material, sondern ökonomisch auswählt. Solange der lernende Entrepreneur sein Bildungskapital verwerten kann, hat er richtig gewählt“ (Forneck 2005a, S. 325). Zwar wird das Subjekt als Angriffspunkt von Bildungs- und Qualifizierungsarbeit notwendigerweise stark fokussiert, allerdings um den Preis der Verzweckung und Selbstökonomisierung des Subjekts.

Um das Subjekt als Subjekt wieder in den Blick zu nehmen, sollen dieser Entwicklung gegenläufige Momente entgegengestellt werden. Zum Teil wurde dies bereits in der Diskussion im Kapitel 3 geleistet, wenn etwa an die Hessischen Blätter für Volksbildung 1966 gedacht wird. In deren Heft 1 (Grundfragen der Erwachsenenbildung: Politische Bildung) war eine an Arbeit und Leben orientierte Vorstellung Lebenslangen Lernens noch vorherrschend (vgl. Späth 1966, S. 10–13). Die folgende Erkenntnisarbeit wird daher historische Alternativen freilegen und eine subjektwissenschaftliche Perspektive eröffnen, „die der gegenwärtigen erziehungswissenschaftlichen Theorie zum Nachteil ihrer aufklärenden Funktion nicht präsent“ ist. „Diese Arbeit, nicht aufbewahrte theoretische Alternativen, verschüttete, nicht-erprobte und nicht-überprüfte Konjunkturen und Entwürfe sowie vergessene Elemente des umfassenden sozialen Wirkungsgefüges in die wissenschaftliche Welt zu re-integrieren, ist eine der kritischen Leistungen“ (Dräger 1985, S. 31) der vorliegenden Forschungsarbeit.

Die angestrebte Ausformulierung vergessener Dimensionen zielt daher vor allem auf eine bildungstheoretische Rekonstruktion Lebenslangen Lernens und darauf aufbauend auf das Anbieten eines integrativen, subjektwissenschaftlichen Interpretationsrahmens zur Auslegung dieses Grundbegriffs der Erwachsenenbildung. Mit der begriffsgeschichtlich und semantisch fundierten Kritik der heute dominierenden Denkungsart Lebenslangen Lernens wird ihr Fragehorizont erneuert. Die ungeheuere Vielfalt und Breite dessen, was im Lebenslangen Lernen an Ideen, Erwartungen und Ansätzen vorhanden ist, ohne dabei aber genauer zu bestimmen, was der Begriff eigentlich meint, impliziert das Verlangen nach der Formulierung einer integrativen und zugleich zukunftsweisenden Lesart. Ziel ist es, die unterschiedlichen Ansprüche und Bezugspunkte, die mit dem Lebenslangen Lernen in Verbindung gebracht werden, in eine theoretisch ausformulierte subjektwissenschaftliche Kartographie zu bringen.


Sebastian Lerch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Andragogik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.



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