E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Digital Edition
Leto Verraten und verführt
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-2802-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-2802-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die sexy Millionenerbin Abby ist dem Gentleman-Dieb Danny Burnett ein Rätsel. Soll er ihr nur helfen, ein gestohlenes Gemälde wiederzufinden? Zu spät erkennt er, dass Abby ihm mit den erotischen Waffen einer Frau nun heimzahlt, dass er sie einst verführt und verraten hat ...
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
„Wenn du den Finger anfeuchten willst, um den Ring besser hinunterzubekommen, kann ich dir bestimmt behilflich sein.“
Daniel Burnett, der gerade vergeblich versuchte, seinen Ring vom Finger zu lösen, hielt inne. Was machte das wohl für einen Eindruck? Er musste wie ein Loser aussehen, wie er dort an der Bar eines Casinos in New Orleans saß und an seinem Ringfinger zerrte. Als wäre er ein Ehemann auf der Suche nach einem One-Night-Stand, der seinen Hochzeitsring verstecken musste. Welche Frau würde ihn da ansprechen wollen?
Doch als er aufblickte und sah, wer ihm diese zweideutige Hilfe angeboten hatte, fiel er fast vom Barhocker.
Alles an ihr war anders. Ihr Haar, früher nur dunkelbraun, war jetzt von kupferfarbenen Strähnen durchzogen. Dunkle Augen, damals eher unauffällig und hinter einer Brille verborgen, strahlten ihn an, umrahmt von einem dichten Kranz langer Wimpern. Lippen, damals nur dezent geschminkt, wenn überhaupt, glänzten nun rot und verlockend.
„Abby?“
Sie hob eine Braue. „Wow, und ich dachte, du würdest mich nach all den Jahren nicht erkennen.“
„Dich würde ich immer und überall erkennen“, platzte es aus ihm heraus. Wegen ihr hatte er in Chicago – sogar im gesamten Mittleren Westen – keinen Auftrag mehr angenommen. Er hatte Abigail einmal überlebt, geradeso. Eine Frau wie sie war Gift für ihn.
Sie war gefährlich.
Sie war wunderschön.
Er stand auf, nahm seine Jacke von der Rückenlehne des Barhockers, schlüpfte hinein und blickte zur Tür. Sein Flugzeug ging erst in sechs Stunden, aber vielleicht schaffte er es ja schlau genug zu sein, jetzt schon zum Flughafen zu fahren.
Abigail beugte sich vor. Er spürte ihren Atem. „Komm schon, Daniel. Nach all den Jahren wirst du mir doch wenigstens sagen, wie gut ich aussehe?“
Das war das Positive daran, wenn man einer Frau begegnete, die bereits über einen Bescheid wusste. Man konnte sie in aller Ruhe mit Blicken verschlingen. Sie könnte nicht schlechter von ihm denken, als sie es ohnehin tat.
Abigail machte einen Schritt von ihm weg und stemmte eine Hand in ihre schmale Taille.
Sie ließ ihm keine Chance. Er hatte es wohl nicht anders verdient. Sein Blick glitt an ihren langen, gebräunten Beinen aufwärts. Er sah die perfekt geformten Hüften, die schmale Taille, den flachen Bauch. Fast hätte er die Augen schließen müssen, bevor er bei ihren atemberaubenden, vollen Brüsten ankam. Doch so sehr er versuchte, wegzuschauen, er konnte es nicht.
Die Erinnerung war noch zu lebendig – an den Duft ihrer Haut, an ihre ekstatischen Seufzer, an das Gefühl ihrer Lippen auf den intimsten Stellen seines Körpers.
Was für eine Ironie des Schicksals, dass Abigail Albertini ausgerechnet in dem Moment wieder in seinem Leben auftauchte, als er gerade die erste gute Tat seines Lebens vollbracht hatte. Er blickte auf den albernen Ring an seiner Hand. Den hatte ihm sein Bruder Michael vor weniger als einer Stunde auf den Finger geschoben, zum Dank dafür, dass Daniel ihm geholfen hatte, seine Freundin vor einem Serienvergewaltiger zu retten. Michael hatte dabei irgendeinen Blödsinn gemurmelt. Dieses zweihundert Jahre alte Familienerbstück würde sein Leben verändern. Daniel hatte natürlich kein Wort davon geglaubt.
Jetzt aber war er sich nicht mehr so sicher.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte Abigail herausfordernd.
„Die Ehe scheint dir zu bekommen“, brummte er.
Ihr rechter Mundwinkel zuckte leicht. „Danke.“
Widerwillig blickte Daniel sich um. Er war Marshall Chamberlain noch nie begegnet, er hielt also einfach Ausschau nach einem Mann, dessen Adern an der Schläfe geschwollen waren. Genau das wäre jedenfalls bei ihm der Fall, wenn man ihn mit dem Mann konfrontieren würde, der seine Verlobte dazu gebracht hatte, ihn zu betrügen. Doch keiner der Männer, die an der Bar saßen oder durch den Raum schlenderten, schienen das geringste Interesse an ihm oder Abigail zu haben.
Daniel schnalzte mit der Zunge. Marshall musste wirklich eine trübe Tasse sein. Hätte er selbst eine so schöne, temperamentvolle Frau wie Abigail … er würde sie niemals aus den Augen lassen.
Er hatte jedoch keine solche Frau – selbst schuld.
„Und?“, fragte er, denn er wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Wo ist denn der Glückliche? Ich habe euch ja nie persönlich beglückwünscht.“
„Das ist wohl auch das Beste so, findest du nicht?“
„Ich bin nicht gerade bekannt dafür, das zu tun, was am besten ist.“
„Und ob“, erwiderte sie. Sie setzte sich auf den Barhocker neben ihm und winkte den Barkeeper heran. „Solange es das Beste für dich ist. Glaub mir, wenn ihr euch begegnen würdet, das wäre für niemanden gut.“
Sie orderte eine Flasche Champagner. Daniel leerte seinen Scotch und fragte sich, wieso sein Leben sich seit ein paar Tagen so sehr veränderte hatte, und zwar zum Schlechteren. Er hatte Kalifornien in Richtung Louisiana verlassen in der Hoffnung, seinen Bruder Michael zu finden. Und seinen Plan in die Tat umzusetzen: Er hatte nämlich den Ring ihres Vaters stehlen und den Verkaufserlös nutzen wollen, um ein neues Leben zu beginnen, irgendwo auf der Welt … wo man ihn nicht suchte.
Vielleicht in den Niederlanden? Oder in Botswana?
Doch in New Orleans hatte sein Bruder seine Hilfe gebraucht, um die Frau, die er liebte, zu retten. Und dann hatte Michael ihm auch noch diesen Ring freiwillig gegeben. Wo blieb denn da der Spaß?
Wie um sich zu rächen, ließ ihm das verdammte Erbstück an seinem Finger keine Ruhe. Fast drückte er ihm das Blut ab. Und jetzt musste auch noch die eine Frau, die ihm das Herz gebrochen hatte, quer durchs Land reisen, um noch einmal den Finger in die Wunde zu stecken, und sich als glücklich verheiratete Frau präsentieren.
Das alles konnte kein Zufall sein.
„Und was tust du hier, so weit entfernt von dem Mann, der dich mir weggenommen hat?“
Sie lachte, doch ihre goldbraunen Augen blieben ernst.
„Soweit ich mich erinnere, hat nur einer gestohlen, und das warst du.“
Fünf Jahre Zeit, fünf Jahre Abstand. Und dann noch dieser Ring an seinem Finger. Das verlieh ihm wohl den Mut, Abigail einfach um die Taille zu fassen und an sich zu ziehen.
Fünf Jahre Ehe. Die gaben ihr wohl die Selbstsicherheit, einfach cool zu bleiben und abzuwarten, was er als Nächstes tun würde.
Sie duftete so gut, ihre seidig weiche Haut strömte so viel Wärme aus. Und weckte ein animalisches Verlangen.
„Du hast mein Herz gestohlen“, raunte er.
Sie löste sich von ihm, aber bei dem Geräuschpegel hatte sie wahrscheinlich gar nicht gehört, was er sagte. „Du hast schon lange kein Recht mehr, mich anzufassen.“
Er lehnte sich zurück. Wenn er wie üblich auf nonchalant machte, würde ihr vielleicht nicht auffallen, dass sein Herz wie verrückt raste.
Sie bemühte sich cool zu bleiben. Ihrem Gesichtsausdruck nach schien sie sich jedoch über sich selbst zu ärgern. Eines bewies ihre Reaktion jedenfalls ziemlich eindeutig: Sie war nicht über ihn hinweg. Vielleicht hasste sie ihn immer noch. Vielleicht verfluchte sie ihn täglich aufs Neue. Aber sie hatte ihn zumindest nicht vergessen. Das war doch etwas.
„Du hast recht.“ Er bestellte noch einen Scotch. „Aber du weißt genau, wer ich bin, Abby. Wenn du mich mit der Nase darauf stoßen wolltest, wie gut es dir geht und wie sexy du auch nach fünf Jahren Ehe noch aussiehst, dann ist dir das gelungen. Wenn du mich ohrfeigen oder mich verhaften lassen willst, dann tu es.“ Er beugte sich vor. Der Smaragd an seinem Ring leuchtete auf. „Aber stolzier nicht so verführerisch vor mir auf und ab und erwarte, dass ich die Hände bei mir behalte. Jeder Mann hat seine Grenzen. Sogar ich.“
„Dann möchte ich, dass du über deine Grenzen hinauswächst“, entgegnete sie steif und ließ, wenn auch nur kurz, etwas von der verwöhnten Prinzessin durchblicken, der er vor fünf Jahren begegnet war.
„Was soll das heißen?“
„Ich habe dich gesucht.“
„Und das hat dein Ehemann erlaubt? Ist der blöd?“
„Rede nicht so über Marshall! Er war ein guter Mann und hatte nicht verdient, was wir ihm angetan haben.“
War?
Daniel stand auf. „Nein, er hat nichts von dem verdient, was wir ihm angetan hatten“, sagte er.
Abigail presste die Lippen zusammen. Am liebsten hätte er sie geküsst. Abigail war eine klassische mediterrane Schönheit mit vollem dunklem Haar, olivbrauner Haut und ausdrucksvollen dunklen Augen. Aber wenn sie wütend war – wenn sie ein wenig die Kontrolle verlor –, dann war sie einfach atemberaubend.
„Allerdings“, sagte sie, „aber ich erwarte kein Mitgefühl von Daniel Burnett, oder heißt du jetzt wieder David Brandon?“
„David Brandon bin ich schon lange nicht …“ Er brach ab. Gerade erst am Tag zuvor hatte er diesen Namen benutzt. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, ihn immer wieder auszuprobieren, um zu sehen, ob der Schmerz über den Verlust Abigails nachgelassen hatte.
Hatte er nicht.
„Warum hast du mich gesucht?“ Seine Stimme klang angespannt.
Sie lächelte, zum ersten Mal richtig. Sie hatte wohl etwas bemerkt und empfand Genugtuung. Er konnte es ihr nicht...