Lewis | Sam Dodsworth | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 456 Seiten

Lewis Sam Dodsworth


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7557-5031-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 456 Seiten

ISBN: 978-3-7557-5031-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



"Sam Dodsworth" ist ein 1929 erschienener Roman des amerikanischen Schriftstellers Sinclair Lewis. Der Originaltitel lautet "Dodsworth".

Harry Sinclair Lewis (geboren 7. Februar 1885 in Sauk Centre, Minnesota; gestorben 10. Januar 1951 in Rom) war ein amerikanischer Schriftsteller, der durch seine gesellschaftskritischen und satirischen Romane berühmt wurde. 1930 wurde ihm als erstem Amerikaner der Nobelpreis für Literatur zugesprochen.

Lewis Sam Dodsworth jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Erstes Kapitel
Zeniths Aristokratie tanzte im Kennepoose-Canoe-Klub. Man twosteppte auf der großen Veranda mit den Fichtensäulen und den schwankenden japanischen Lampions; niemals hatte es Tanzkleider mit weiteren Ärmeln und verführerischer aufgetürmtes Haar über kleinen lächelnden Gesichtern gegeben, niemals einen mondhelleren Augustabend, der für ehrbar romantische Zwecke geeigneter gewesen wäre. Drei Gäste waren in den kürzlich modern gewordenen Automobilen gekommen; man schrieb 1903 und war auf dem Gipfel der Zivilisation. Ein viertes Automobil, gefahren von Samuel Dodsworth, näherte sich. Das Landschaftsbild war ein sentimentaler Farbendruck – die leichtbewegte Fläche des Sees, Liebende, die in Kanus schmachtende Lieder sangen, alles sehr feierlich und glückselig, und Sam Dodsworth hatte seine Freude daran. Er war ein großer und stattlicher junger Mann mit kräftigem braunen Schnurrbart und einem wirren Schopf brauner Haare auf einem mächtigen Schädel. Er war mit seinen achtundzwanzig Jahren Unterdirektor in den Zenither Lokomotivwerken, und in Yale (Jahrgang 1896) hatte er mehr als durchschnittlich gut Fußball gespielt, was ihn aber keineswegs hinderte, Gefallen am allersentimentalsten Mondschein zu finden. Heute war er in besonders gehobener Stimmung, weil er seinen ersten Wagen fuhr. Und es war nicht einer jener »Benzin-Einspänner« mit dem Motor unter dem Sitz. Die Maschine prangte vorn unter einer mehr als zwei Fuß langen stolzen Haube, und die Lenkradsäule war nicht senkrecht, sondern flott geneigt. Der Wagen sah schnittig und fast gefährlich aus, die Scheinwerfer waren wuchtige, von Azetylen gespeiste Apparate. Sam fuhr, von einem Gefühl weltbeherrschender Macht geschwellt, zwölf schwindelnde Stundenmeilen. Im Kanuklub wurde er von Tub Pearson, der mit seinen weißen Glacéhandschuhen bewundernswert aussah, begrüßt. Tub – Thomas J. Pearson – rund und klein und lustig, Jahrgangs-Spaßvogel und Jahrgangs-Dandy in Yale, war im College Sam Dodsworths Zimmerkamerad und Hauptbewunderer gewesen, aber neuerdings, als Kassierer und künftiger Direktor der Bank seines Vaters in Zenith, begann er sich eine aufreizende Würde zuzulegen. »Das fährt ja!« wunderte sich Tub, als Sam triumphierend vom Wagen stieg. »Auf jeden Fall habe ich ein Pferd da, damit du wieder nach Hause kannst!« Tub mußte witzig sein, was auch vorging. »Natürlich fährt es! Ich gehe jede Wette ein, daß ich achtzehn Stundenmeilen gemacht habe!« »Ja! Und selbstverständlich werden die Automobile einmal vierzig machen!« spottete Tub. »Klar! Natürlich, die armen guten alten Pferde werden überhaupt von der Straße vertrieben werden!« »Werden sie auch! Und ich denke sogar daran, mich an diese neue Revelation Company ranzumachen und mit zu fabrizieren.« »Das ist doch nicht dein Ernst, du Schafskopf?« »Doch.« »Du guter Gott!« jammerte Tub mitleidig. »Sei doch nicht verrückt, Sambo! Mein alter Herr meint, Automobile sind nichts weiter als eine blödsinnige Mode. Der Betrieb ist zu teuer. In fünf Jahren, sagt er, werden sie verschwunden sein.« Sams Antwort war nicht sehr logisch: »Wer ist der junge Engel auf der Veranda?« Wenn das Mädchen, auf das Sam zeigte, ein Engel war, so war es ein Eisengel; schlank, strahlend, aschblond; ihre beherrschte Stimme klang sehr kühl, während sie die als Komplimente gemeinten Hänseleien eines halben Dutzends Bewunderer parierte. »Du erinnerst dich sicher noch – Frances Voelker – Fran Voelker – die Tochter vom alten Herman. Sie war ein Jahr lang im Ausland, und vorher im Osten im Pensionat. Sie ist noch ein Kind – höchstens neunzehn oder zwanzig, glaube ich. Weiß Gott, sie soll Deutsch und Französisch und Italienisch und Wau-wau und alle bekannten Sprachen sprechen.« Herman Voelker hatte sich seine Millionen und sein Ansehen zusammengebraut. Sein Haus war so ziemlich das größte in Zenith – ganz entschieden hatte es die meisten Türmchen, bunten Fenster und Spitzenvorhänge – und er war die führende Persönlichkeit unter den Deutschamerikanern, welche daran waren, die Neuengländer als Finanz- und Handelsgewaltige im ganzen Staate zu verdrängen. Er empfing die deutschen Professoren, die auf ihren Vortrags- und Studienreisen in die Stadt kamen, und man erzählte sich, daß eines der original handgemalten Bilder, die er vor kurzem aus Nürnberg mitgebracht hatte, nahezu zehntausend Dollar wert sei. Herman war ein würdiger Bürger, und sein schweres Bier erfreute sich eines ausgezeichneten Rufes, aber daß dieser behäbige Bourgeois der Vater eines so vollkommenen und köstlichen Geschöpfes war, ließ sich nur durch ein Wunder erklären. Bei ihrem Anblick kam Sam Dodsworth sich so plump vor wie ein Bernhardiner gegenüber einem weißen Kätzchen. Während er Triumphe für das Automobil voraussagte, während er mit anderen Mädchen walzte und steppte, ließ er sich nichts von ihrem graziösen Tanzen und ihrem Lachen entgehen. Für gewöhnlich hatte er keine besondere Angst vor jungen Damen, doch Fran Voelker schien ihm für seine dicken Hände zu zerbrechlich zu sein. Erst um zehn Uhr, als ein Herr sie echauffiert in einem Sessel neben ihm ablieferte, sprach er mit ihr. »Kennen Sie mich noch – Dodsworth? Es ist Jahre her, daß ich Sie gesehen habe.« »Ob ich Sie noch kenne? Du guter Himmel! Ich wußte nicht recht, ob Sie überhaupt Notiz von mir nehmen würden. Ich habe seinerzeit Vater immer die Zeitung gestohlen, um das Neueste über Ihre Fußballheldentaten zu erfahren. Und als ich eine liebliche Range von acht Jahren war, mußten Sie mich einmal aus Ihrem Obstgarten jagen, weil ich Äpfel gestohlen hatte.« »So? Das würde ich mich jetzt nicht trauen! Haben Sie den nächsten Tanz frei?« »Einen Moment. Aha. Ich habe zwar Levering Mott hier stehen, aber er hat mir meine Pumps schon ganz zertreten. Ja.« Sam Dodsworth war zwar kein vorbildlicher Tänzer, aber in seiner Partnerin konnte nie ein Gefühl der Unsicherheit aufkommen. Er besaß Kraft und Energie genug, um ein Mädchen merken zu lassen, wer führte. Fran Voelker inspirierte ihn; er walzte, als ob er stolz darauf wäre, ein so bezauberndes Wesen in den Armen zu haben. Er hielt sie ziemlich leicht, und seine Hände staken nach der keuschen Mode jener Zeit in Handschuhen. Doch seine Fingerspitzen fühlten, daß ein Fluidum aus ihrem Körper zu ihm überging. Er wußte, daß sie die herrlichste Frau der Welt war; er wußte, daß er sie heiraten und stets vergöttern würde; er wußte, daß ihm der Sinn des Lebens, über den er Jahre lang verwundert nachgedacht hatte, klar geworden war. »Sie ist wie eine Lilie – nein, dazu hat sie zu viel Leben. Sie ist wie ein Kolibri – nein, zu würdevoll. Sie ist – ach, sie ist eine Flamme!« Um Mitternacht saßen sie plaudernd am See. Draußen auf dem Wasser, hinter einem Vorhang von Weidenlaub, sangen jetzt die jungen Leute in Booten »My old Kentucky Home«. Zenith war noch in den seligen Tagen William Dean Howells'; es war den jungen Leuten noch nicht zur Pflicht geworden, hart und flott zu sein und alles über Radios, Jazz und Gin zu wissen. Fran, ein weißer Schatten mit einem Spitzenschal über dem leichten gelben Tanzkleid, ließ sich auf das Zeitungsblatt nieder, das er feierlich auf dem hohen Gras für sie ausbreitete. Sam zitterte ein wenig, als er gepreßt, etwas jungenshaft, fragte: »Sie kennen wohl ganz Europa?« »Mehr oder weniger. Frankreich und Spanien und Österreich und die Schweiz und – oh, ich habe das Matterhorn im Mondschein und Santa Maria della Salute in der Dämmerung gesehen. Und in Avignon bin ich in einem Mistral beinahe erfroren!« »Zenith wird Sie wahrscheinlich langweilen.« Sie lachte ein bißchen überlegen. »Ich weiß so viel von Europa – ich bin keine Cookreisende – daß ich weiß, ich weiß nichts! In Frankreich kann ich nicht mehr als Frühstück bestellen. Von Deutschland werde ich in sechs Monaten nicht mehr wissen als die Namen von neunzehn Städten, und wie der Potsdamer Platz aussieht, wenn man auf eine Droschke wartet. Aber Sie haben etwas getan. Übrigens, was tun Sie jetzt?« »Unterdirex in den Lokomotivwerken. Aber jetzt setze ich auf etwas ganz Großes und – Sind Sie schon einmal Automobil gefahren?« »O ja, ein paarmal, in Paris und in New York.« »Also, ich glaube, in zwanzig Jahren, sagen wir neunzehnhundertdrei- oder -vierundzwanzig, werden Automobile etwas so Gewöhnliches sein wie jetzt Einspänner! Ich trete in eine neue Gesellschaft hier ein – in die Revelation Automobile Company. Ich werde weniger Gehalt bekommen, aber es ist eine...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.