Lind | Demenzkranke Menschen pflegen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 238 Seiten

Lind Demenzkranke Menschen pflegen

Grundlagen - Strategien - Konzepte
2. aktualisierte und ergänzte Auflage 2007
ISBN: 978-3-456-94457-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Grundlagen - Strategien - Konzepte

E-Book, Deutsch, 238 Seiten

ISBN: 978-3-456-94457-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Ein neuer, praxisnaher Weg, Menschen mit der Krankheit Demenz zu begegnen. «Mitmachen» und «Mitgehen» - Ein Plädoyer, sich in das Erleben demenzkranker Menschen einzufühlen und ihr Handeln besser zu verstehen. Zahlreiche Beispiele zeigen, wie dieser neuropsychologische Ansatz von Pflegenden praktisch in der Alten- und Langzeitpflege eingesetzt wird.

Sie ermutigen und bestärken Pflegende, eigene positive Erfahrungen zu reflektieren, zu verstehen und den Umgang mit Verwirrten zu verändern. Die zweite Auflage wurde um einen Exkurs über den Stellenwert der Neurowissenschaften für die Demenzpflege und das Modell der kompensatorischen Interaktion ergänzt. Der Autor zieht verhaltens- und neurophysiologische Parallelen zwischen Demenzkranken und Neugeborenen und beschreibt die Parallelität der Reaktionsweisen von Pflegenden und Müttern.

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Zielgruppe


Altenpflege


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis und Vorwort;6
2;1. Einleitung;18
2.1;1.1 Das Problem;18
2.1.1;1.1.1 Unterschiedliche Erkenntniswelten;18
2.1.2;1.1.2 Gefahren;20
2.1.3;1.1.3 Das pflegerische Vakuum;20
2.2;1.2 Anspruch dieses Buches;21
2.2.1;1.2.1 Verhaltenssicherheit stärken;21
2.2.2;1.2.2 Diskurs über Demenzpflege;22
2.3;1.3 Das Konzept;22
2.3.1;1.3.1 Der Stellenwert der Hirnpathologie;22
2.3.2;1.3.2 Die Bedeutung von Erfahrungen und Veranlagungen;23
2.3.3;1.3.3 Abgrenzungen;24
2.3.4;1.3.4 Exkurs: Neurowissenschaftliche Erkenntnisse – Erste Überlegungen und Ansätze;24
2.4;1.4 Die Vorgeschichte;28
2.4.1;1.4.1 Praxisbezug;28
2.4.2;1.4.2 Theoretische Zugänge;29
2.4.3;1.4.3 Erfahrungen aus der Pflege;29
2.5;1.5 Überblick über den Buchinhalt;29
3;2. Verstehen;36
3.1;2.1 Die Krankheit;36
3.1.1;2.1.1 Definition der Demenz;36
3.1.2;2.1.2 Demenztypen;38
3.1.3;2.1.3 Primäre Demenzen;39
3.1.4;2.1.4 Krankheitsursachen;40
3.1.5;2.1.5 Verlauf;41
3.1.6;2.1.6 Häufigkeit;42
3.2;2.2 Das Verhalten;45
3.2.1;2.2.1 Die Überforderung;45
3.2.2;2.2.2 Die eingeschränkte Umweltkompetenz;46
3.3;2.3 Das Individuum;75
3.3.1;2.3.1 Persönlichkeit;75
3.3.2;2.3.2 Biographie als Zugang zum Demenzkranken;76
3.3.3;2.3.3 Biographisch bedingte Verhaltensweisen;77
3.3.4;2.3.4 Biographie als Schlüssel für die Pflege;79
3.4;2.4 Zusammenfassung;81
4;3. Wahrnehmen;88
4.1;3.1 Körperlicher und geistiger Abbau;89
4.1.1;3.1.1 Der Abbauprozess;90
4.1.2;3.1.2 Die Veränderungen;91
4.1.3;3.1.3 Die Konsequenzen für die Pflege;92
4.2;3.2 Tagesform bzw. Tagesschwankungen;93
4.3;3.3 Abweichungen vom Normalverhalten;95
4.4;3.4 Veränderungen der Pflegenden;97
4.5;3.5 Demenzkranke und ihre Mitbewohner;99
4.6;3.6 Zusammenfassung und Empfehlungen;101
5;4. Selbstwahrnehmung;106
5.1;4.1 Das eigene Stressniveau;107
5.2;4.2 Regulieren des Stressniveaus;109
5.2.1;4.2.1 Aus dem Pflegekontext heraustreten;109
5.2.2;4.2.2 Selbstregulation;110
5.2.3;4.2.3 Beruhigung durch Essen und Rauchen;110
5.2.4;4.2.4 Tätigkeitswechsel;110
5.2.5;4.2.5 Gespräche mit den Kollegen;111
5.3;4.3 Rahmenbedingungen;111
5.3.1;4.3.1 Kollektivierung: Billigung durch Kollegen;111
5.3.2;4.3.2 Akzeptanz: formale Anerkennung;112
5.3.3;4.3.3 Rückkoppelung: gegenseitige Unterstützung;112
5.3.4;4.3.4 Gruppenempfinden: Angleichung und Gemeinsamkeiten;112
5.4;4.4 Eigene Belastungen und Schwierigkeiten;113
5.5;4.5 Einstellung zum Bewohner;113
5.6;4.6 Zusammenfassung und Empfehlungen;114
6;5. Agieren;118
6.1;5.1 Pflege und Kommunikation;119
6.2;5.2 Kommunikationsstörungen;120
6.3;5.3 Problembereiche;121
6.3.1;5.3.1 Fehlende Krankheitseinsicht;121
6.3.2;5.3.2 Scham;122
6.3.3;5.3.3 Furcht und Unsicherheit;123
6.3.4;5.3.4 Frustration und Verzweifelung;123
6.3.5;5.3.5 Überforderung;124
6.3.6;5.3.6 Persönlichkeit;124
6.3.7;5.3.7 Lebensgeschichtlich bedingte Verhaltensweisen;124
6.3.8;5.3.8 Milieubezogene Faktoren;125
6.4;5.4 Kommunikations- und Interaktionsformen;126
6.4.1;5.4.1 Charakteristika der Umgangsformen;126
6.4.2;5.4.2 Wesensmerkmale der Umgangsformen;128
6.5;5.5 Beispiele aus der Praxis;132
6.5.1;5.5.1 Stress abbauen;132
6.5.2;5.5.2 Gespräche führen;138
6.5.3;5.5.3 Komplimente machen;139
6.5.4;5.5.4 Perspektiven geben;141
6.5.5;5.5.5 Entscheidungsfreiheit einräumen;143
6.5.6;5.5.6 Nachahmung anregen;144
6.5.7;5.5.7 Stetigkeit und Ritualisierung;145
6.5.8;5.5.8 Ablenken durch Aktualisieren;147
6.6;5.6 Demenzspezifische Pflegeaspekte;150
6.6.1;5.6.1 Mehrdimensionale Vorgehensweisen;150
6.6.2;5.6.2 Vorbereitung, Anpassung und Bestärkung;153
6.6.3;5.6.3 Gefahren tätlicher Aggressionen;156
6.7;5.7 Zusammenfassung;160
7;6. Reagieren;166
7.1;6.1 Kritik an gängigen Konzepten;167
7.1.1;6.1.1 Fehlender Nachweis der Wirksamkeit und Schadensfreiheit;167
7.1.2;6.1.2 Mangelnde Allgemeingültigkeit und Kompatibilität;168
7.2;6.2 Das Modell der abgestuften Bedrohungsintensität;169
7.3;6.3 Das Modell der abgestuften Reaktionsformen;171
7.3.1;6.3.1 Reaktionsformen auf wahnhafte Verkennungen;171
7.3.2;6.3.2 Reaktionsformen auf Zeitverschränkungen;172
7.3.3;6.3.3 Die Wirkung von «Demenzgesprächen»;173
7.4;6.4 Das Modell «Umgang mit Realitätsverlusten»;175
7.4.1;6.4.1 Geistige Entkernung der Lebenswelt;175
7.4.2;6.4.2 Emotionalisieren der Kontakte;175
7.4.3;6.4.3 Lenken und Führen;176
7.4.4;6.4.4 Gestalten von Eigenweltlichkeit;176
7.4.5;6.4.5 Scheinwelten und das Akzeptanz-Prinzip;177
7.5;6.5 Das Zwei-Welten-Konzept;177
7.5.1;6.5.1 Das labile Gleichgewicht Demenzkranker;178
7.5.2;6.5.2 Das relativ stabile Gleichgewicht Nicht-Demenzkranker;180
7.6;6.6 Handlungsweisen: Reagieren;181
7.6.1;6.6.1 Ablenken bei Fehlwahrnehmung, Halluzination und Wahn;181
7.6.2;6.6.2 Mitgehen und Beruhigen bei Zeitverschränkungen;187
7.6.3;6.6.3 Beruhigen bei Ängsten;189
7.6.4;6.6.4 Beruhigen durch Erinnern;191
7.6.5;6.6.5 Argumentieren und Überzeugen;192
7.6.6;6.6.6 Mitgehen bei plötzlichen Eingebungen;193
7.7;6.7 Indirektes Reagieren;195
7.7.1;6.7.1 In der Nähe sein;196
7.7.2;6.7.2 Gruppenangebote;196
7.7.3;6.7.3 Mittagsschlaf veranlassen;197
7.7.4;6.7.4 Gegenstände anbieten;197
7.7.5;6.7.5 Einsetzen von Haustieren;199
7.7.6;6.7.6 Nutzung der Außenbereiche;200
7.7.7;6.7.7 Beruhigungsmusik oder vertraute Musik spielen;201
7.7.8;6.7.8 Kontakt zu Angehörigen herstellen;202
7.8;6.8 Zusammenfassung und Empfehlungen;202
8;7. Pflegekonzept und Leitbild «Demenzspezifische Normalität»;208
8.1;7.1 Der Kompensationsansatz;208
8.2;7.2 Die Konzeption «Demenzspezifische Normalität»;209
8.3;7.3 Kernelemente;210
8.3.1;7.3.1 Stetigkeit;210
8.4;7.4 Flexibilität;214
8.4.1;7.4.1 Anpassung an das krankheitsbedingte Belastungsniveau;214
8.4.2;7.4.2 Anpassung an die augenblickliche Tagesform;215
8.4.3;7.4.3 Orientierung an Zeiträumen und nicht an Zeitpunkten;215
8.5;7.5 Tagesstrukturierung und Betreuungsangebote;215
8.6;7.6 Biographische Orientierung;218
8.7;7.7 Das räumliche Milieu;219
8.7.1;7.7.1 Wohngruppen-Konzept;219
8.7.2;7.7.2 Präsenzmilieu;220
8.7.3;7.7.3 Wanderwege;220
8.7.4;7.7.4 Bewohnerzimmer;221
8.7.5;7.7.5 Geschützter Außenbereich;221
8.7.6;7.7.6 Beschützende bzw. geschlossene Unterbringung;222
8.7.7;7.7.7 Doppelmilieu für Demenzkranke;222
8.8;7.8 Fazit und Ausblick;222
9;Literaturverzeichnis;224
10;Adressenverzeichnis;232
11;Sachwortverzeichnis;234
12;Mehr eBooks bei www.ciando.com;0


(S. 105-106)

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass Demenzkranke noch über die Fähigkeit zur Wahrnehmung der Pflegenden in ihrer jeweiligen Befindlichkeit verfügen (siehe Abschnitt 3.4). Sie spüren den Stress und die Hektik bei ihren Interaktionspartnern und reagieren entsprechend mit Abwehr, Flucht oder Pflegeverweigerung. Sie spüren andererseits auch genau die Wärme, Freundlichkeit und das Einfühlungsvermögen der sie pflegenden Mitarbeiter.

Für Pflegende und andere Betreuungspersonen stellt sich in diesem Kontext somit eine neue Aufgabe. Es gilt nicht nur die Bewohner, sondern nun auch sich selbst zu beobachten und auf die Wirkung der eigenen Person auf die Demenzkranken genau zu achten.

Im folgenden Kapitel geht es vorrangig um die Aspekte, die die Kommunikation mit den Demenzkranken beeinträchtigen bzw. erschweren. Diese Faktoren sind den Betroffenen oft gar nicht im Alltag des Pflegens und Betreuens bewusst, sie besitzen jedoch einen großen Einfluss auf die Betroffenen und bedürfen daher der eingehenden Darstellung und Erläuterung.

Für Pflegende ist es von großer Bedeutung, sich zu vergewissern, dass der Wohnbereich für sie Arbeitsplatz und berufliches Tätigkeitsfeld, jedoch nur einen Teilbereich ihres Lebens darstellt.

Für Demenzkranke hingegen ist der Wohnbereich die eigene Lebenswelt, der Raum für alle ihre Lebensäußerungen, Lebensmittelpunkt und Heimat in einem. Diese Feststellung mag banal und trivial sein, sie deutet jedoch auch auf einige wesentliche Strukturelemente hin:

• Zwei Sinnzusammenhänge: Pflegende arbeiten und Demenzkranke leben auf Station, wobei die Arbeit der Pflegenden erst das Leben und die Lebensqualität der Bewohner ermöglicht.

• Zwei Geschwindigkeiten: «Zeitkorridore» und der damit verbundene Arbeitsdruck laufen mit der eigenweltlichen Lebensgestaltung der Bewohner parallel.

• Zwei Gestaltungsweisen: Pflegende strukturieren, organisieren und gestalten die Lebenswelt, während die Bewohner die Empfänger dieser Leistungen sind.

• Zwei Perspektiven: Arbeitsplatz, vielleicht nur begrenzt und mittelfristig für die einen und letzte Lebenswelt und Heimat für die anderen.

Die Vergegenwärtigung, dass sich im Heim Arbeitswelt und Lebenswelt überschneiden, kann wiederum der erste Schritt für ein bewusstes Einfühlen in die Lebenssituation des Bewohners bedeuten.

Im Folgenden werden einzelne Faktoren der Selbstwahrnehmung und Regulationsmechanismen in den Heimen dargestellt.

4.1 Das eigene Stressniveau

Die Pflege in den stationären Einrichtungen ist in manchen Situationen wie bei unterdurchschnittlicher Personalbesetzung (aufgrund von Krankmeldungen etc.) oder unvorhergesehenen Mehrarbeiten (z. B. von Akuterkrankungen mehrerer Bewohner) von Hektik und Überstress geprägt. Pflegende spüren diese Überforderungssymptome sowohl physiologisch als auch psychisch. Sie spüren auch, dass sie in diesen Situationen zu ruhigen und gelassenen Interaktionen mit Bewohnern nicht mehr in der Lage sind. Denn aufgrund ihrer Anspannung und Hektik ist ihr Wahrnehmungsund Reaktionsvermögen bezogen auf die zwischenmenschliche Sensibilität stark beeinträchtigt.

Im übertragenen Sinne hat man in diesem Zustand das Empfinden, im 5. Gang auf der Überholspur zu rasen.

In diesem Zustand sind Pflegende in der Regel für Demenzkranke nicht mehr kommunikationsfähig. Denn Hektik und Stress werden von den Bewohnern aufgrund der noch gut erhaltenen psychosozialen Sensibilität sofort wahrgenommen und als Bedrohung und Belastung empfunden. Sie reagieren darauf mit Abwehrverhalten, Flucht und Aggressivität. Dass Hektik und Stress zum Alltag der Pflegenden in den Heimen gehört, haben eine Reihe von Untersuchungen und Erhebungen in den letzten Jahren ergeben (Zimber et al., 1999).



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