Lindell | Pass auf, was du träumst | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 482 Seiten

Reihe: Cato Isaksen

Lindell Pass auf, was du träumst

Ein Norwegen-Krimi - Cato Isaksen 2 | Die Erfolgsreihe der norwegischen Queen-of-Crime jetzt neu erhältlich!
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-875-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Norwegen-Krimi - Cato Isaksen 2 | Die Erfolgsreihe der norwegischen Queen-of-Crime jetzt neu erhältlich!

E-Book, Deutsch, Band 2, 482 Seiten

Reihe: Cato Isaksen

ISBN: 978-3-98952-875-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine ermordete Frau, ein entführtes Mädchen und ein Kommissar, der nicht aufgeben wird ... Auf Oslos dunklen Straßen ist die 18-jährige Therese auf dem Weg in ein nahegelegene Café. Doch sie wird nie dort ankommen ... Brutal ermordet findet man sie zwei Tage später in einer zwielichtigen Ecke der Stadt. Der hartgesottene Kriminalkommissar Cato Isaksen stürzt sich in die Ermittlungen dieses grausamen Falles, doch Thereses Freundinnen und ihre Zwillingsschwester haben keine Anhaltspunkte, wer die unschuldige junge Frau umgebracht haben könnte. Während der Ermittler noch im Dunklen tappt, wird ein kleines Mädchen entführt - und Cato Isaksen gerät immer mehr unter Druck, den Mörder zu stellen, bevor er erneut zuschlagen kann ...  »Spannend von der ersten bis zur letzten Seite und durchweg sehr gut geschrieben. Empfehlenswert für alle Fans der nordischen Krimi-Literatur!« - Amazon-Rezensentin Fesselnde Scandi-Crime um einen abgebrühten Ermittler aus Norwegen - für Fans von Jo Nesbø und Anne Holt. Alle Bände der Reihe:  Band 1: Das dreizehnte Sternbild Band 2: Pass auf, was du träumst Band 3: Der Trauermantel Band 4: Nachtschwester Band 5: Was als Spiel begann Band 6: Der Eismann  Die Bände sind unabhängig voneinander lesbar.

Unni Lindell, geboren in Oslo, gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Norwegens. Ihre spannenden und abgründigen Kriminalromane sind mehrfach preisgekrönt und begeistern weltweit die LeserInnen. Die Autorin auf Instagram: unni_lindell_author/ Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre Cato-Isaksen-Reihe, die bei SAGA Egmont auch als Hörbuch erhältlich ist, sowie ihre Reihe um die norwegische Polizistin Snø, die bei SAGA-Egmont als Hörbuch- und Printausgabe erscheint.
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Kapitel 1


Februar, ein Jahr später

Er lehnte in der Dunkelheit am Baumstamm und beobachtete sie durch das große, helle Fenster.

Das Licht fiel wie ein viereckiger gelber Teppich über den weißen Schnee. Die Lampe auf der Außenwand ließ den Baum einen Schatten werfen. Der Schatten kroch über das gelbe Viereck und zeichnete einen neuen flachen Baum auf den Boden.

Die blattlosen Baumkronen rauschten leise. Ein scharfer Eiswind wehte. Es war Mittwoch, der siebzehnte Februar. Er hatte auch am Vortag hier gestanden. Und am Tag davor.

Bald würde alles vorbei sein. Und er meinte wirklich alles. Dann würde sie Zugang zu dem Traum haben. Zu dem Traum von einem Leben in Frieden.

Er zog die braune Lederjacke fester um sich zusammen. Sein Gesicht war ernst und konzentriert. Er stand nur fünfzehn Meter von ihr entfernt. Getrennt nur durch eine dünne Holzwand und eine schmale Tür. Vielleicht würde sie diese Tür bald öffnen, um frische Luft ins Haus zu lassen. Oder sie würde sie öffnen, um eine Katze aus dem Haus zu lassen. Er hatte Zeit. Sie wusste nicht, dass er hier auf sie wartete. Sie wusste auch nicht, dass er sie schon seit Tagen beobachtete. Sie wusste nicht einmal, wer er war. Der Eiswind fuhr ihm über das Gesicht. Und das Mobiltelefon in seiner Tasche klingelte.

Plötzlich stand Therese Geber oben auf der Treppe. Aus der Entfernung sah sie aus wie eine Marionette. Sie hatte etwas Steifes und Unechtes. Es war fast lächerlich, dass es so passierte, dass sie allein aus dem Haus kam, genau wie er sich das vorgestellt hatte. Genau wie er gehofft hatte.

Er hatte auf sie gewartet. Er hatte schon lange davon geträumt. Geräumt davon, ihr zu begegnen, sie zerbrechen zu sehen. Therese hatte ihr Leben nicht im Griff und daran wollte er etwas ändern. Er wollte sie zerstören.

Und jetzt kam sie tatsächlich auf ihn zu. Sie breitete sich in seinen Augen aus. Sie füllte seinen Kopf und seinen Brustkorb und seinen Bauch. Ihr Bild wurde zu einem einzigen großen Theater.

Im bleichen Licht der Straßenlaternen tanzte ein leichter Nieselregen. Vom Herbst gefärbte Blätter wirbelten vor ihm durch die Luft.

Ihre Füße trippelten eilig über die Steintreppe. Ihre Bewegungen waren zum letzten Mal Bewegungen. Sie würde nie mehr eine Treppe hinunterlaufen. Innerhalb weniger Sekunden war sie unten angekommen. Sie trug keinen Mantel. Sie hatte die Pulloverärmel über die Hände gezogen, um die Wärme zu halten.

Auf dem nassen Asphalt fuhren Autos vorüber. Er hatte sich hinter den parkenden Wagen versteckt und empfand im Grunde nichts. Er stand nur reglos da und wartete. Es galt: jetzt oder nie.

Sie schaute nach links und nach rechts, dann überquerte sie die Straße. Die Haare tanzten ihr um die Schultern.

Er hatte sich alles bis in die letzte Kleinigkeit ausgemalt. Er hatte schon mehrere Male so gestanden, an verschiedenen Orten, und auf sie gewartet. Aber eine Gelegenheit hatte sich nicht geboten. Bis jetzt nicht.

Er schaute kurz zum Café Arcimboldo hinüber. Durch das große Fenster sah er die Freundinnen, er sah, wie eine aufstand und zum Tresen ging. Dann drehte er sich um und musterte die Straße. Kein Mensch zu sehen. Er hoffte, dass es ihm gelingen würde, Ruhe zu bewahren, das war jetzt von entscheidender Bedeutung.

In kurzen Sequenzen stellte er sich vor, wie sie nachher aussehen würde. Ihr Körper, leblos. Ihr Gesicht, ohne Atem. Die Totenmaske würde vielleicht einen harten Ausdruck von Angst aufweisen. Er beschloss, dass dies ihr letzter Gesichtsausdruck sein sollte.

Er zog die Hände aus den Taschen und machte sich bereit.

Therese Geber schlüpfte zwischen die parkenden Autos. Sie fuhr zusammen, als sie den Mann bemerkte. Sie hatte ihn sofort erkannt.

Er stand ganz still und der Schlosspark, große Lehmhaufen, ein Bagger und ein LKW ragten schwer und düster hinter seinem Rücken auf. Er lehnte sich gewissermaßen an die Dunkelheit an. Wusste, dass sie auf seiner Seite stand.

Zuerst war Therese Geber überrascht, dann riss sie sich zusammen, versuchte, ihn zu ignorieren und sich nichts anmerken zu lassen.

Er sah, dass sie nichts sagen wollte. Er sah den Autoschlüssel zwischen ihren Fingern aufblitzen. Das Metall hatte das Licht der Straßenlaterne eingefangen.

»Hallo«, sagte er leise.

Sie schwieg, lächelte nur kurz, überlegte sich die Sache dann anders und sagte doch »Hallo.«

Eilig schaute er sich ein weiteres Mal um. Niemand zu sehen, nur die vorübersausenden Autos, in deren Lack das Licht der Straßenlaternen funkelte.

Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Autotür. Sie wollte sich ins Wageninnere bücken. Machte einfach so weiter, als könne ihr nichts passieren.

»Moment noch«, sagte er und trat ruhig auf sie zu. Sie richtete sich auf und sah ihn fragend an.

Eigentlich ging es leichter, als er erwartet hatte. Weil er schnell war und weil er sie überrumpelte.

Der Zufall stand wirklich auf seiner Seite. Es war immer noch kein Mensch zu sehen.

Er war von sich selbst überrascht. In seinem hellen Zimmer herumzufantasieren, war das eine. Etwas ganz anderes war, tatsächlich zuzulangen.

Seine Sinne waren bis zum Äußersten gespannt. Er hatte jetzt das Labyrinth betreten. Etwas in ihm entschied, was er zu tun hatte. Und sagte es dann dem zweiten. Das zweite und dritte teilten es dem fünften mit und das brüllte es an das sechste weiter.

Er warf sie zu Boden und schloss die Wagentür mit einem Fußtritt. Eine ihrer Haarsträhnen geriet ihm in den Mund. Noch ihre kleinste Bewegung wurde von keuchendem Atem begleitet. Er registrierte, dass sie von kalter Klarsicht erfüllt war. Er drückte ihr den Unterarm auf den Mund. Ihre Augen weiteten sich vor Angst und Unglauben. Er zog sie an den Haaren. Riss ein dickes Büschel ab und steckte es sich in die Tasche. Er schlug ihr ins Gesicht. Er setzte sich rittlings auf sie, schloss mit aller Kraft die Hände um ihre Kehle und schlug dabei mehrmals ihren Hinterkopf auf den Asphalt. Bei jedem Aufprall war ein dumpfes Dröhnen zu hören. Er schlug so hart, dass er sie fast sterben hören konnte.

Er war anderswo. Er tanzte. Die Kräfte kamen von innen und verliehen ihm immer neue Kräfte. Er hörte das Brüllen des näherkommenden Verkehrs. Es war gelb, dann grün geworden. Die parkenden Autos boten ihnen Schutz. Er schaute auf sie hinab. Er sah sofort, dass sie vor Angst völlig gelähmt war. »Du kannst also auch Angst haben«, fauchte er sie an.

Er fing an, sie aus seinem Bewusstsein zu wischen. Er liebte das Gefühl, sie zu hassen.

Sein Spiel nahm einen Hauch von Kunst an. Er wollte sie wegzaubern. Anfangs versuchte sie noch, sich loszureißen. Legte ihm die Arme um den Rücken wie Flügel, die sie befreien wollte.

Sie versuchte zu schreien, aber das übertönte er durch sein ruhiges Zureden.

Ihre Schreie erinnerten an Luft. Sie waren dünn und hellgrün, wie der Regen, und sie waren ihr im Hals stecken geblieben.

Er achtete nicht auf seine Umgebung. Wieder versuchte sie, sich aufzurichten. Sie wollte nicht in den Himmel. Sie hatte dem Tod offenbar einen hässlichen Namen gegeben.

Nach und nach merkte er, dass auch er sich danach sehnte, aus diesem Elend befreit zu werden. Er war erschöpft. Und schlimmer noch, er fing an, seine eigene Angst zu durchschauen. Das hier war kein Totentanz, es war ein Marathonlauf.

Und er war dabei zu verlieren, denn in einiger Entfernung sah er eine alte Dame auf sich zustapfen.

Die Zeit stand still. Er zog und schob sie ein Stück über den Rasen. Brutal zerrte er sie in die Dunkelheit zwischen schwarzen Baumstämmen und Schatten, einem großen Bagger, Lehmhaufen und einer verdreckten Plane, die über eine Mulde im Boden gespannt war.

Die Straßenlaternen malten gelbe Flecken ins Gras, zeigten auf die halb verfaulten Blätter, konnten sie mit ihren langen Fingern aber doch nicht erreichen. Hinter einem Lehmhaufen zwang er sie noch einmal zu Boden.

Er kniete nieder und schloss erneut die Hände um ihren Hals. Ihr Hinterkopf lag im warmen Schlamm. Unter seinen Händen wurde sie gelb.

Später, als er aufstand und sich die Kleider abwischte, war er außer Atem und hatte Angst. Das Rauschen der Straße dämpfte alle anderen Geräusche. Er registrierte, dass ein Taxi und ein Motorrad vorüberfuhren. Dann einige PKWs. Danach war wieder alles still. Die Ampel hinten bei der Kreuzung war rot.

Die alte Dame war in ihrem langsamen Takt ein ziemliches Stück nähergekommen.

Er fuhr sich kurz mit der Hand übers Gesicht, merkte nicht, dass er sich die Wange dabei mit braunem Lehm verschmierte. Er bückte sich und hob sie halbwegs hoch. Er legte ihr den Arm um die Taille und schleppte sie noch ein kurzes Stück durch den Schlosspark, zu einem kleineren Lehmhaufen, der halbwegs von einem provisorischen Drahtzaun umgeben war. Hier wollte er sie begraben, hier in der Erde, oder sie mit der Plane bedecken.

Er erhob sich und sah auf dem Bürgersteig einen Mann und einen Hund. Der Hund schnüffelte und...



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