Linnemann | Willkommen in Schattenfall | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 236 Seiten

Reihe: Schattenfall

Linnemann Willkommen in Schattenfall

Band 1 der Cozy-Fantasy-Reihe für kuschelige Herbstabende
2. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-5464-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 1 der Cozy-Fantasy-Reihe für kuschelige Herbstabende

E-Book, Deutsch, Band 1, 236 Seiten

Reihe: Schattenfall

ISBN: 978-3-7597-5464-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das ist also Schattenfall. Was für ein Kaff! Nur schnell das gestohlene Portemonnaie abgeben, dann ist Thomas auch schon wieder weg - das war zumindest der Plan. Ein paar Tage bei seinem Vater in Schattenfall unterkommen. In Berlin wartet nämlich Stress mit gefährlichen Leuten auf ihn, und das nicht ganz unverschuldet. Allerdings ist Helga, die rechtmäßige Besitzerin des Portemonnaies, unauffindbar. Sie hat Thomas lediglich drei Dinge zurückgelassen: Eine seltsame Nachricht, den Schlüssel zu ihrem Haus und Geronimo, eine besitzergreifende Gans mit Hang zum Größenwahn. Auch die anderen Bewohner Schattenfalls scheinen ihn erwartet zu haben. Nicht alle sind jedoch glücklich, dass Thomas bleibt. Zwischen Kürbisfest und lokalen Fehden, Magie und Mythen verbirgt dieser pittoreske Ort ein düsteres Geheimnis. Schnell stellt sich heraus: Thomas ist aus einem bestimmten Grund hergelockt worden. Leute in den Wäldern rund um Schattenfall verschwinden spurlos, und als Wassermagier soll Thomas herausfinden, warum. Und dann ist da noch die Sache mit dem Fluch ... Ein humorvolles Cozy-Fantasy-Abenteuer voller Magie, Mythen und skurriler Momente. Schattenfall wartet!

Diandra Linnemann, Jahrgang 1982, wohnt und lebt im Rheinland. Dort übersetzt sie tagsüber medizinische Texte ins Englische und lässt ihre Charaktere nachts auf dem Papier wüste Abenteuer erleben. Sie fühlt sich unter Hexen und Geistern genauso zu Hause wie in der Welt garstiger Tentakelwesen. Ihr Körper besteht fast ausschließlich aus Kaffee und teilt eine Wohnung mit einem geduldigen Mann, zwei verwöhnten Katzen, einigen afrikanischen Riesenschnecken und einem Dutzend sterbender Zimmerpflanzen.
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Ein verregneter Start


Auf den ersten Blick wirkte Schattenfall wie ein ganz normales, pittoreskes Städtchen – mit hübschen Häusern, einem geschmückten Marktplatz und Geschäften, in denen man alles kaufen konnte, was das Touristenherz begehrt. Nicht einmal bei genauem Hinsehen bemerkten die meisten all die winzigen Ungewöhnlichkeiten, die diesen eigenartigen Ort auszeichneten. Und Thomas war bei seiner Ankunft, da schlecht gelaunt, alles andere als aufmerksam.

Zuerst einmal war er nicht freiwillig hier. Das Pflaster in Berlin war in den letzten Tagen einfach zu heiß geworden und Untertauchen aktuell die beste Option. Außerdem war sein Auto verreckt – einige Kilometer vor dem Ort, auf einer schmalen Straße, auf der an diesem vermaledeiten Oktobertag kein einziger anderer Wagen unterwegs war. Es stank ihm sowieso schon, dass er bis hierher, ans Ende der Welt, hatte fliehen müssen. Dass er das Ende der Welt nun auch noch im Regen und zu Fuß erreichte, nur mit einem Rucksack voller Klamotten bepackt, setzte dem Ganzen die Krone auf.

Und zu guter Letzt war nicht einmal sicher, dass seine Probleme sich hier tatsächlich in Luft auflösen würden.

Diese verdammte Da Silva!

Thomas' Sneaker waren klatschnass. Sie hinterließen einen schlammigen Abdruck auf der rechteckigen Messingplakette, die in Kniehöhe in einen dekorativen gipsfarbenen Stein eingelassen war. Ein Dreizeiler hieß Besucher in Schattenfall willkommen.

Wo immer drückt des Wandrers Schuh,
Sei uns willkommen!
Find zur Ruh!

Als ob sich jemals ein Mensch klaren Verstandes freiwillig hierher verirren würde! Und dichten konnten sie offenbar auch nicht. Am liebsten hätte Thomas noch ein zweites Mal zugetreten.

In genau diesem Moment schwankte ein hoch mit Blumen beladener Pickup um die Kurve. Er röhrte so dicht an ihm vorbei, dass Thomas beiseitespringen musste, um vom aufspritzenden Wasser nicht komplett durchnässt zu werden.

»Arschloch!«, brüllte er dem Fahrer hinterher.

Schattenfall lag zwischen bewaldeten Bergen in ein Tal geschmiegt, das die Ausdehnung des Ortes auf natürliche Weise begrenzte. Dunstschwaden quollen zwischen den Baumkronen die Hänge hinab. Ein glänzendes Band rahmte das Städtchen ein – ein Fluss, oder wenigstens ein sehr ambitionierter Bach. Der Ortseingang befand sich etwas erhöht, und man erhielt einen guten ersten Eindruck. Dann musste man eine hölzerne Brücke überqueren, auf der der Pickup matschige Reifenspuren hinterlassen hatte. Jemand hatte die Brückengeländer mit bunten Bändern geschmückt. Bei diesem Wetter hingen sie allerdings nur traurig herunter. Im Vorbeigehen riss Thomas an einem von ihnen, betrachtete angewidert das feuchte Kreppband in seiner Hand und ließ es auf die rutschigen Bretter fallen. Zurück blieb ausgewaschene blaue Farbe, die sich sofort in den feinen Linien seiner Handfläche absetzte.

Auf der anderen Seite des Flusses wand die Straße sich dem Ortskern entgegen, der dem Herbstregen mit bunten Farben trotzte. Die Häuser, die sich um den Marktplatz drängten, bildeten ein fröhliches Durcheinander. Einige wirkten, als seien sie im Laufe von Jahrhunderten mit der Landschaft verschmolzen. Äste schienen durch Wände zu wachsen, Felsen ragten aus Treppen hervor, das Licht spielte dem Betrachter Tricks. Andere sahen nüchtern und zweckmäßig aus, mit quadratischen Fenstern und weiß verputzten Wänden. Ein oder zwei größere Gebäudeklötze erhoben sich wichtig über die anderen, geschmückt mit Dutzenden Antennen, und bei manchen … Gebäuden war Thomas sich nicht sicher, ob es sich nicht in Wahrheit um überdimensionierte Zelte oder Jurten handelte. Außerdem konnte er einen schüchternen Kirchturm ausmachen und eine Ansammlung von Bäumen in der Mitte des Ortes, die wohl einen Stadtpark andeuten sollte. Dann folgten weitere Häuser, kleiner diesmal. Das Vor-Städtchen? Thomas schnaubte. In der Ferne blinkten bunte Lichter zwischen ausladenden Baumkronen.

Straßenschilder allerdings konnte er nicht entdecken. Wo lebte diese Helga Da Silva bloß? Die hatte ihm den ganzen Schlamassel schließlich eingebrockt! Und dann brauchte er ein Telefon und einen Abschleppdienst. Je schneller er von hier verschwinden konnte, desto besser. Sein Vater würde sich freuen, ihn für ein paar Tage zu sehen. Vielleicht konnte er ihm erzählen, er wolle ein Praktikum in der Firma machen – in die faszinierende Welt der Gartenmöbel eintauchen. Der musste ja nicht wissen, dass er sich eigentlich nur verstecken musste.

Obwohl es gar nicht so spät war – noch nicht einmal sieben – waren sämtliche Schaufenster dunkel. Egal ob Blumenladen, Schreibwarengeschäft oder Kiosk für Nippes – niemand schien um diese Uhrzeit zahlende Kunden zu erwarten. Wovon lebten all diese Menschen bloß? Thomas passierte eine gigantische Marmornymphe, die sich aus einem muschelförmigen Springbrunnen erhob, bog aufs Geratewohl in eine breite Straße ab und musterte die Hausfassaden. Wenn die Deppen hier auf Tourismus machten, musste es ein Hotel geben. Oder wenigstens eine Kneipe! Zu sehen war von solchen Etablissements allerdings nichts. Vorsichtig arbeitete er sich auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster vorwärts. Einen Supermarkt fand er, ein Schuhgeschäft und die zum Turm gehörende Kirche, gelb verputzt, die sich schüchtern zwischen mächtigen Linden versteckte. Es gab eine Autowerkstatt, doch auch die war geschlossen. Regen prasselte auf den pockennarbigen Hof und tropfte von einem altmodischen Aushängeschild aus Blech.

Thomas begann zu frieren.

In einer schmalen Seitenstraße fand er schließlich tatsächlich eine Art Gastwirtschaft. Das Ding hieß Zur kichernden Nymphe, hatte sonst aber wenig Ähnlichkeit mit einem Bordell. Die Fenster waren aus rautenförmig angeordnetem honigfarbenem Buntglas. Die Tür stand offen. Drinnen konnte er im Dämmerlicht einige Tische und einen abgelebten Tresen sehen. Es gab nur wenige Kunden. Niemand redete, und der Billardtisch stand verlassen in der Ecke. Die Leute hier hatten das Temperament von feuchten Wattestäbchen. Dorfbevölkerung eben, mit einförmigen Gesichtern und eintönigen Leben. Die Stimmung schien gedrückt. Alle starrten in ihre Getränke. Es war bestimmt kein einladendes Bild. Dennoch betrat Thomas den Laden. Was blieb ihm auch anderes übrig? Seine Schuhe hinterließen schmutzige Abdrücke auf dem gefliesten Boden, als er auf den Typen hinter dem Tresen zuging.

»Keine Kartenzahlung«, knurrte dieser anstelle einer Begrüßung und musterte Thomas über die Gläser seiner randlosen Brille hinweg. So mussten Hipster aussehen, wenn sie in die Jahre kamen. Sogar der Man Bun war da, mit grauen Strähnen durchzogen.

Natürlich hatte Thomas kein Bargeld dabei. »Wo ist der nächste Geldautomat?«, fragte er und bemühte sich um Freundlichkeit in der Stimme.

»In der Kreisstadt.«

Fuck. Verfickter Dreck.

Thomas zwang sich zu lächeln. »Kann man eben nichts machen, hab ich recht? Aber vielleicht kannst du mir helfen – ich suche das Haus von Helga Da Silva.«

Die Augenbrauen des Barkeepers wanderten in die Höhe.

Thomas spürte ein Flirren, als flattere ein Schwarm Schmetterlinge über seine Oberarme.

Der Barkeeper murmelte etwas, das verdächtig nach nicht schon wieder klang, zog das Handtuch von der Schulter und wischte über den glänzenden Tresen. Thomas dachte schon, er würde keine Antwort mehr bekommen. Aber der Typ raffte sich doch noch auf. »Aus der Tür rechts, die Straße bis zum Ende entlang, dann zweimal links und immer weiter, bis du die Gans siehst. Bei den Wohnwagen bist du zu weit gegangen. Aber in der Straße kannst du an jede Haustür klopfen, die helfen dir bestimmt.« Abrupt drehte er sich um, zapfte ein Bier und knallte das volle Glas auf ein rundes Tablett.

Thomas wartete noch einen Moment. Als nichts mehr kam, beschloss er, dass er wohl entlassen war. »Vielen Dank auch!«, rief er im Hinausgehen.

Der Regen war stärker geworden, und der Himmel dunkler. Thomas beeilte sich, der Wegbeschreibung zu folgen, und erreichte nach wenigen Minuten ein malerisches Wohnviertel mit eindeutig älteren Häuschen, die zwischen dichten Büschen kauerten. Seine durchweichten Schuhe drückten und scheuerten. Wo war diese verdammte Gans? Und wie sollte er sich das überhaupt vorstellen?

Oh.

Der Typ hatte eine echte Gans gemeint.

Sie stand mit hochgerecktem Hals auf einer überdachten Veranda und behielt die Straße im Auge.

Was für ein Kaventsmann.

Thomas blieb an dem knapp hüfthohen Gartentor stehen. Er erinnerte sich dunkel an Warnungen vor Gänsen. War da nicht irgendwas im Lateinunterricht gewesen? Unschlüssig betrachtete er die benachbarten Häuser. Sein Blick wanderte die Straße entlang. Am Ende der Straße sah er buntes Blinken zwischen schwarzen Ästen. Vielleicht waren dort die Wohnwagen, die der Kerl gemeint hatte.

Okay, auch wenn...



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