Littman | Die Welt wär besser ohne dich | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ravensburger Junge Reihe

Littman Die Welt wär besser ohne dich


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-473-47709-8
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ravensburger Junge Reihe

ISBN: 978-3-473-47709-8
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Seit Wochen chattet Lara mit Christian. Sie ist total verliebt und möchte ihn endlich auch mal treffen. Doch dann zerstört Christian ihr Glück mit einem einzigen Klick: 'Die Welt wär besser ohne dich', schreibt er an ihre Facebook-Pinnwand. Und minütlich schließen sich ihm andere an. Irgendwann erträgt Lara die Beleidigungen nicht mehr und trifft eine verzweifelte Entscheidung. Textauszug aus DIE WELT WÄR BESSER OHNE DICH:Wenn ich die Spiegeltür des Arzneischranks in Richtung Badezimmerspiegel halte, sind plötzlich Hunderte Versionen von mir zu sehen. Als ich das zum ersten Mal ausprobiert habe, fand ich es cool - ein unendlicher Tunnel aus möglichen Laras. Aber jetzt zittert meine Hand am Spiegel, während eine Träne über meine Wange läuft. Jedes dieser Gesichter spiegelt die Lara wider, die ich einst war, die ich jetzt bin oder die ich in Zukunft sein werde- wenn ich eine Zukunft hätte. Habe ich aber nicht.Ich schütte die Pillen in meine zitternde Handfläche und werfe so viele in den Mund, wie ich schlucken kann.Runterspülen und noch einmal.Und noch einmal.Und noch einmal.Und noch einmal.

Sarah Darer Littman schreibt nicht nur Jugendromane, sondern auch politische Kolumnen für Erwachsene. Sie lebt in Connecticut und gibt Kurse für kreatives Schreiben an der Western Connecticut State University.
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Als ich die Sirenen auf der Straße höre, weiß ich es: Sie kommen wegen Lara. Keine Ahnung, wieso ich mir so sicher bin. Ich weiß es einfach. Eine Zeit lang war sie ziemlich durch den Wind. Da waren wir noch in der Middle School. Ihre Eltern haben das nicht an die große Glocke gehängt, deshalb weiß fast niemand davon. Laras Mutter ist doch Politikerin. Aber ich weiß es, denn wir waren mal die besten Freundinnen. Vor allem ihr ständiges Gejammer hat dazu geführt, dass wir es nicht mehr sind.

Ich nehme mein Handy und rufe Mum auf Arbeit an.

»Hi«, meldet sie sich. »In ein paar Minuten habe ich eine wichtige Hausbesichtigung, also mach es kurz.«

Ich schaue aus dem Fenster. »Da steht ein Polizeiwagen vor dem Haus der Kelleys. Er ist mit Blaulicht und Sirene vorgefahren.«

»Das klingt nicht gut«, sagt Mum und bestätigt damit nur das Offensichtliche.

In diesem Moment heult eine weitere Sirene auf. »Ich glaube, da kommt auch noch ein Rettungswagen.«

»Ja, das höre ich«, sagt Mum. »Pass auf, meine Kunden sind da. Ich muss los. Du legst jetzt auf und bleibst im Haus, damit du niemandem im Weg stehst. Ich bin so schnell wie möglich da.«

»Denkst du, sie ist …«

»Ich weiß es nicht, Bree. Ich muss jetzt wirklich los. Das könnte eine ordentliche Provision geben. Bleib einfach im Haus.«

Und schon ist die Verbindung weg.

»Was ist da draußen los?«, fragt mein Bruder Liam und geht zum Fenster. Sein sommersprossiges Gesicht zeigt die typische Neugier eines Achtklässlers. Im Warnlicht des Polizeiwagens leuchtet es abwechselnd rot und blau auf.

»Bei den Kelleys muss irgendwas passiert sein«, sage ich.

»Wow, da wäre ich ja nie drauf gekommen, wo doch ein Polizeiauto vor der Tür parkt. Danke, Miss Superschlau!«

Liam ist manchmal echt zum Kotzen. Und Mum wird nie müde zu betonen, dass er klüger ist als ich.

»Dann finde doch selbst raus, was los ist, Einstein!«, kontere ich.

Die Sirene kommt näher. Gegenüber werden Vorhänge aufgezogen. Die Nachbarn fragen sich bestimmt auch, was bei den Kelleys los ist.

Die Sirene schrillt immer lauter und wir sehen einen Rettungswagen in unsere Straße einbiegen. Liam hält sich die Ohren zu, als der Wagen an unserem Fenster vorbeifährt. Mit quietschenden Reifen kommt er direkt hinter dem Polizeiauto zum Stehen.

Wir drücken uns die Nasen an der Scheibe platt und beobachten, wie die Sanitäter zur Haustür der Kelleys laufen. Das Blaulicht ist immer noch an. Die ersten neugierigen Nachbarn haben sich draußen versammelt.

»Ich geh mal rüber, um zu sehen, was passiert ist«, sagt Liam.

»Nein!«

Liam starrt mich erschrocken an. So eine heftige Reaktion hat er wohl nicht erwartet.

»Mum hat gesagt, wir sollen im Haus bleiben, bis sie da ist.«

»Warum?«

Manchmal glaube ich, mein Bruder wurde nur geboren, um diese Frage zu stellen. Als wäre er darauf gepolt, nie ein Nein als Antwort gelten zu lassen.

»Weil Mum das gesagt hat, okay? Warum kannst du nicht ein Mal auf sie hören?«

»Weil sie es nicht zu mir gesagt hat«, quakt die kleine Kröte auf dem Weg zur Haustür über die Schulter. »Und weil die Kelleys unsere Freunde sind.«

»Liam, Mum will, dass wir drinbleiben!«

Ohne mich weiter zu beachten, öffnet Liam die Haustür. Warum muss er mir immer so auf die Nerven gehen? Ganz besonders jetzt? »Das werde ich Mum sagen …«

Die Tür knallt zu.

Weil die Kelleys unsere Freunde sind.

Unsere Freunde waren trifft es eher.

Durch das Fenster sehe ich, wie Liam zu den Gaffern neben dem Rettungswagen geht. Er drängt sich bis zu Spencer Helman vom anderen Ende der Straße durch und unterhält sich mit ihm. Wie gern wäre ich jetzt auch da draußen. Ich beschließe, Mums Anweisung zu missachten, und schnappe mir mein Handy. Wenn sie mir die Hölle heiß macht, werde ich ihr einfach die Wahrheit sagen: dass Liam das Haus zuerst verlassen hat.

Als ich auf die Menschenmenge zulaufe, kommt einer der Rettungssanitäter mit einer Polizistin aus dem Haus der Kelleys. Er öffnet die hinteren Türen des Rettungswagens und zieht eine fahrbare Krankentrage heraus.

Mir dreht sich der Magen um. Auf so einer Trage werden schwer kranke und verletzte Personen transportiert, die dringend ins Krankenhaus müssen. Oder Leichen.

»Was ist passiert?«, fragt Mrs Gorski, eine alte Wichtigtuerin, die immer aus dem Fenster guckt und sich überall einmischt. Vor ein paar Jahren hat Josie Stern mal die Schule geschwänzt und ein paar Freunde mit nach Hause gebracht, während ihre Eltern arbeiten waren. Und wer hat Josies Eltern angerufen und ihnen alles brühwarm erzählt, sodass sie einen Monat Hausarrest hatte? Natürlich – Mrs Gorski.

»Im Moment können wir keine Informationen herausgeben«, sagt die Polizistin. Zusammen mit dem Sanitäter schiebt sie die Krankentrage ins Haus.

»Ich hoffe, Syd ist okay«, murmelt Liam. Er ist eigenartig blass unter seinen Sommersprossen.

»Ich bin sicher, dass es ihr gut geht«, sage ich. Ich weiß, dass es um Lara geht.

»Vielleicht hatte Mr Kelley einen Herzinfarkt«, meint er.

Ich sehe zur Auffahrt hinüber.

»Er ist gar nicht zu Hause«, stelle ich fest. »Sein Wagen steht nicht in der Auffahrt. Abgesehen davon ist Mr Kelley gut in Form. Er ist nicht der Typ für einen Herzinfarkt.«

Anders als mein Vater, der unbedingt abnehmen sollte, was Mum ihm ständig unter die Nase reibt. Dad hat die Statur eines Teddybären im mittleren Alter.

»Ich wette, es ist die ältere Tochter«, mischt sich Mrs Gorski ein. Um ihre Worte zu unterstreichen, wedelt sie mit einem ihrer von Altersflecken übersäten knochigen Finger. »Laura. Die macht ihnen doch schon seit Jahren Ärger.«

Woher weiß die denn das? Versteckt sie sich etwa im Gebüsch und belauscht Gespräche vor offenen Fenstern? Sie kennt ja nicht mal Laras richtigen Namen.

Und sie war auch nicht jahrelang Laras beste Freundin. Sie musste Lara nicht zuhören, als sie ständig deprimiert war und nur noch herumheulte, wie sehr sie das Leben satt hätte, wie sehr sie sich selbst und ihren Körper hassen würde, wie fett sie sei – und zwar stundenlang. Echt, das ist nicht übertrieben. Bei einem unserer Videochats habe ich die Zeit gestoppt: einhundertsechsundsiebzig Minuten nur Gejammer. Schließlich habe ich behauptet, dass ich Schluss machen müsste, weil ich es nicht mehr ertragen konnte.

Die Highschool war eine echte Erlösung. Größeres Gebäude und mehr Leute. Es war nicht schwer, ihr aus dem Weg zu gehen und andere Mädchen kennenzulernen.

Wir waren die besten Freundinnen. Nun sind wir es nicht mehr. Das passiert andauernd. In jeder Teeniezeitschrift gibt es eine Rubrik mit Ratschlägen zu solchen Situationen. Unsere Geschichte ist absolut nicht außergewöhnlich.

Bis auf die Tatsache, dass jetzt ein Polizeiauto und ein Rettungswagen vor Laras Haus parken.

Die Haustür geht auf und ich halte den Atem an. Ist Lara am Leben oder bringen die gleich einen Leichensack raus?

Zwei Sanitäter schieben die Krankentrage nach draußen … und … Lara ist darauf angeschnallt, mit einer Sauerstoffmaske über Mund und Nase und einem Infusionsschlauch im Arm. Sie lebt.

Ich kann wieder atmen, wenn auch nur flach.

Mrs Kelley geht neben ihrer bewusstlosen Tochter. Sie hält ihre Hand und schluchzt. Was hat das zu bedeuten? Kann es sein, dass Lara es vielleicht nicht schafft?

Sydney schließt die Haustür und geht zum Wagen ihrer Mutter. Sie hat die Arme um sich geschlungen, als hätte sie etwas Schlechtes gegessen und nun schreckliche Bauchschmerzen.

Das ist echt krass. Was hat Lara getan? Marci wird mir kein Wort glauben. Ich kann das Ganze ja kaum glauben.

Aber Marci hat bis jetzt noch keine Ahnung. Also ziehe ich mein Handy aus der Tasche und mache heimlich ein Foto von Laras blassem Gesicht, als sie auf dem Weg zum Rettungswagen an mir vorbeigeschoben wird.

»Was machst du denn da?« Liam packt mich am Arm und starrt mich entsetzt an. »Das ist doch krank!«

»Halt den Mund!«, zische ich.

Aber er redet natürlich weiter. »Bree, was soll das? Willst du das etwa posten?«

Ich schüttele seine Hand ab und schieße noch ein paar Fotos, während die Sanitäter die Krankentrage in den Rettungswagen schieben und die Türen schließen. Ich muss die Bilder sofort an Marci senden, sonst glaubt sie mir kein Wort, wenn ich ihr das erzähle. Das ist so … verrückt.

Mrs Kelley geht schluchzend zu ihrem Wagen und steigt ein. Wahrscheinlich fährt sie mit Sydney dem Rettungswagen hinterher.

Mit einem lauten Heulen gehen die Sirenen los. Liam hält sich wieder die Ohren zu. Ich filme, wie der Rettungswagen davonfährt – mit Blaulicht und Sirene.

»Bree, hör auf damit!«, schreit Liam gegen den Lärm an. »Was hast du für ein Problem?«

»Was hast du für ein Problem?«, schreie ich zurück. »Lass mich in Ruhe und kümmere dich um deinen eigenen Scheiß.«

»Ihr Kids mit euren Smartphones und Facebook und … wie heißt das doch gleich … diesem YouTube«, wettert Mrs Gorski und schüttelt den Kopf. Als die Sirenen leiser werden,...


Littman, Sarah Darer
Sarah Darer Littman schreibt nicht nur Jugendromane, sondern auch politische Kolumnen für Erwachsene. Sie lebt in Connecticut und gibt Kurse für kreatives Schreiben an der Western Connecticut State University.

Jaekel, Franziska
Franziska Jaekel, geboren 1975, hat schon als Kind gern Geschichten erzählt und stundenlang gelesen. Später studierte sie Germanistik, Soziologie und Psychologie und arbeitete in einem Kinder- und Jugendbuchverlag. 2004 hat sie sich einen Traum erfüllt und als freie Lektorin und Autorin selbstständig gemacht. Heute schreibt, lektoriert und übersetzt sie Bücher für kleine und große Kinder. Sie lebt mit ihrer Familie in Magdeburg.

Sarah Darer Littman schreibt nicht nur Jugendromane, sondern auch politische Kolumnen für Erwachsene. Sie lebt in Connecticut und gibt Kurse für kreatives Schreiben an der Western Connecticut State University.



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