Löffelmann | Drehschluss | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Löffelmann Drehschluss

Fernsehgeschichten aus 43 Jahren
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8000-8088-5
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Fernsehgeschichten aus 43 Jahren

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-8000-8088-5
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit dem Buch »Drehschluss – Fernsehgeschichten aus 43 Jahren« legt der langjährige ORF-Gestalter und Regisseur Günther Löffelmann einen sehr persönlichen Rückblick auf sein bewegtes Fernsehleben vor – mit viel Humor, Insiderwissen und überraschenden Blicken hinter die Kulissen. 
Als Werkstudent begann er an der Seite von Fritz Muliar und Dagmar Koller in die »100 Jahre Kálmán-Gala«. Dann ging es bei Fernsehgrößen wie Heinz Conrads und Hans Rosenthal weiter! Dem ORF ist er immer treu geblieben.
Er arbeitete mit Stars und Sternchen, mit Persönlichkeiten von nationalem und internationalem Rang. Er drehte in Wien, in Deutschland oder Miami, war bei den Oscars und verließ auch (fast) den Planeten.

Der »Fernsehmann aus Leidenschaft« erzählt in diesem Buch über Erlebtes abseits der laufenden Kameras. Über seine »Marsmission«, was bei Tänzern »the Moment of oh oh« ist, wo David Hasselhoff seine Badehose aufbewahrt und warum man Fernsehmachen lernen kann, aber dafür die Menschen mögen muss.

Thomas Stipsits im Vorwort zum Buch

»Löffelmann zieht sich durch mein Leben, wie der ewige Wegbegleiter, und ich hab ihm auch schon gesagt, wenn er jetzt in Pension geht, das interessiert mich überhaupt nicht, er muss sich weiter durch mein Leben ziehen.« Chris Lohner

»Günther Löffelmann ist absolut der Beste – er ist mein rasender Lieblings-Reporter.« Marjan Shaki | Musicalstar

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


FERNSEHSTUDIO TURNSAAL


In der Unterstufe besuchte ich das Bundesrealgymnasium in der Singrinergasse im 12. Wiener Gemeindebezirk. Ich trat in diese Schule ein, kurz nachdem der Österreichische Rundfunk ins ORF-Zentrum in der Würzburggasse gezogen war – zuvor war das Fernsehen in den Räumlichkeiten des BRG12 in der Singrinergasse untergebracht gewesen. Ab Mai 1955 wurden die ersten Sendungen des Versuchsprogramms aus den Klassenzimmern gesendet, rund zehn Jahre später waren die Betriebsstätten des Fernsehens über ganz Wien verstreut. Deshalb wurde 1968 mit dem Bau des ORF-Zentrums begonnen. Es war Zufall, dass ich gerade in den ehemaligen Aushilfsstudios die Schule besuchte – das Gymnasium war von meiner Mutter ausgewählt worden. Aber: Ich glaube nicht an Zufälle.

An meinem ersten Schultag gab es bis auf ein paar Fotos keine Hinweise mehr, dass hier einmal Großes stattgefunden hatte. Die Klassen sahen aus wie jene in meiner Volksschule. Einer meiner Klassenkameraden war Toni Faber, der spätere Dompfarrer von St. Stephan.

Am 11. Mai 1973, im ersten Jahr meiner Gymnasiumszeit, verstarb mein Vater – am selben Tag wie Lex Barker. Ich weiß nicht mehr, welches Ereignis mich als 13-Jährigen damals im ersten Moment mehr geschockt hat – der Tod von Old Shatterhand oder der meines Vaters. An diesem Tag hat sich die Rollenverteilung in unserer Familie verändert. Meine Mutter hielt nicht meine Hand, ich hielt ihre. Sie war zu diesem Zeitpunkt Mitte 40 und es hat nach dem Tod meines Vater nie mehr einen Mann in ihrem Leben gegeben. Sie verbrachte die Zeit damit, mich durch die Schule und das Studium zu schubsen. Ich selbst flüchtete mich nach dem Tod meines Vaters vermehrt in eine Scheinwelt: Die Straßen von San Francisco oder Raumschiff Enterprise. Sie bildeten eine willkommene Abwechslung zum eher tristen Schulalltag. Ich war kein guter Schüler, machte nur das Notwendigste, und dementsprechend waren meine Noten. In der fünften Klasse war denn aufgrund meiner geringfügigen Leistungen in Mathematik und Physik Schluss in der Singringergasse und ich wechselte ans BRG6 in die Marchettigasse. Und siehe da – ich war plötzlich ein besserer Schüler, da es die Lehrer hier endlich verstanden, mein Interesse zu wecken. Ich wollte während meiner Zeit dort sogar selbst Lehrer werden. Bis ich in der siebten Klasse doch noch den Berufswunsch wechselte: Jetzt wollte ich Journalist sein.

Sehr zum Leidwesen meiner Mutter – ihr wäre es lieber gewesen, ich wäre Steuerberater geworden – begann ich nach dem Schulabschluss also ein Publizistikstudium. Zahlen waren einfach nicht mein Ding. Ich suchte also ein Nebenfach, das man damals noch brauchte, das möglichstwenig mit Zahlen zu tun hatte, die Wahl fiel auf Politikwissenschaft.

Das Publizistikstudium war von Anfang an nur Theorie, also suchte ich mir gleich Jobs, die mit der Praxis zu tun hatten. Ich schrieb für ai, das Magazin von Amnesty International, und das Wiener Bezirksblatt Zeitgemäß 23. Mein großer Wunsch blieb aber: Ich wollte zum Fernsehen gehen. Ich wollte Teil dieser Szene werden.

Ein Ex-Schulkollege gab mir den Tipp, mich im Büro für Fremdanmietungen registrieren zu lassen. Frau Luger war dort zuständig für die Komparsen und Kabelhilfen, die beim Aufbau mithalfen und dafür sorgten, dass die Kameras nicht über ihre Kabel fuhren. Ich musste einen Lebenslauf abgeben, und dann war Geduld angesagt. Geduld und Warten, denn wie ich später erfuhr, waren diese Jobs sehr begehrt. Sie waren für viele der erste kleine Schritt beim Versuch, berühmt zu werden – für mich waren sie der Zugang zu einer Welt, die ich bislang nur von außen kannte und die mich schon von klein auf in ihren Bann gezogen hatte. Einmal pro Woche fragte ich also bei Frau Luger nach, ob sich etwas ergeben hätte – ich wollte Interesse zeigen und dachte außerdem: Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich sollte recht behalten.

Nach wochenlangem Nachfragen kam endlich der lang ersehnte Anruf: Man suchte für eine Gage von 352 Schilling (heute wären das rund 25 Euro) zwei Komparsen für die Fernsehaufzeichnung der Show 100 Jahre Kálmán im Theater an der Wien. Mein erster Auftritt erfolgte in Livree.

Mein erster ORF-Vertrag

Die Show, die im Fernsehen dann Ich kauf mir die Welt hieß, war ein Nummernprogramm damaliger Operettengrößen, moderiert vom ungarischen Schauspieler Gyula Szombathy, der Deutsch sprach. Ich hatte meinen ersten Fernsehauftritt an der Seite von Dagmar Koller, Heinz Zednik, Helga Papouschek und Fritz Muliar. Oder besser gesagt: Ich absolvierte Handlangerdienste wie ein Glas Wasser holen oder die Zeitung bringen. Und obwohl es eine im Fernsehen übertragene Bühnenshow war und ich nur sehr kurze Auftritte hatte, bekam ich zum ersten Mal mit, wie viel an so einer Fernsehaufzeichnung hing: Dort, wo die Fernsehzuschauer nur den Moderator im Gespräch mit Gästen sehen, stehen in Wahrheit mehrere Kameras und dahinter Dutzende Menschen: Kameraleute, Beleuchter, Tonmeister, Aufnahmeleiter, Produktionsleiter, Redakteure, Maske und Stylisten, Drehbuchautoren.

Wir probten am 14. Oktober 1982 nachmittags. Es handelte sich um eine Revue mit den Hits von Emmerich Kálmán. Die Stars schenkten uns Komparsen nur wenig Aufmerksamkeit – Wortwechsel mit ihnen gab es nicht. Bevor sich der Vorhang öffnete, bestand unsere Aufgabe darin, noch einmal zu überprüfen, ob alle Requisiten an ihrem Platz waren. Alles wirkte passend. Nur hatten wir unsere Aufgabe leider zu ernst genommen und die Zeit aus dem Blick verloren. Und so kam es, dass der Vorhang aufging und das Publikum im Saal nicht das Orchester oder den Moderator sah, sondern einen Diener in Livree, der sehr schnell die Bühne verließ.

Backstage gab es keinen vorwurfsvollen Blick oder gar ein böses Wort. Es schien fast so, als ob mein Fehler gar nicht aufgefallen war. Die Stars waren damit beschäftigt, ihren Auftritt nicht zu verpassen; die Fernsehredakteurin Christa Hahn achtete derweil darauf, dass die Moderationstexte richtig wiedergegeben wurden. Und wir zwei Komparsen fieberten unserem nächsten Einsatz entgegen. Wir erfuhren erst nach der Aufzeichnung, dass unser Fehler im Fernsehen nicht zu sehen war, obwohl die Kameras alles aufgezeichnet hatten. Die Fernsehübertragung begann erst nach dem Öffnen des Vorhangs.

Obwohl mein erster Einsatz mit einem Hoppala angefangen hatte, wusste ich: Das ist es, was ich machen will. Die Leute vom Fernsehen, die mit ihren Scheinwerfern und Kameras durch die Kulissen fuhren, hatten mein Interesse geweckt. Es gab kein Zurück mehr. Ich wollte auch zum Fernsehen, auch wenn ich alle für hyperaktiv hielt – es herrschte ständige Hektik, nicht alles wirkte strukturiert. Ich weiß noch, wie ich zu meiner Mutter sagte: „Dort bleibe ich keine zehn Jahre, das sind ja lauter Wahnsinnige.“ Aber im Laufe der Zeit merkte ich, dass Sinn hinter jedem Handgriff steckt. Und ich blieb 43 Jahre.

Als Komparse links an der Bar bei der ORF-Show „Kinder, so jung komm' ma nimmermehr z'samm“

Schon neben meinem Studium lernte ich durch solche Jobs viel über das Medium. Ich telefonierte regelmäßig mit Frau Luger, zunächst für weitere Statistenrollen, unter anderem als „Gast“ in Heinz Conrads Silvestershow mit dem schönen Titel „Kinder, so jung komm' ma nimmermehr z'samm“ aus der Hauptabendreihe Heinz Conrads und seine Freunde. Dort bestand meine Aufgabe und jene der anderen Komparsen darin, drei Tage lang als Publikum zu fungieren. Die Damen im Abendkleid, die Männer im Smoking oder dunklen Anzug, wie bei einer Silvesterparty eben, mal an der Bar, mal auf der Couch. Mal saß ich einfach nur im Hintergrund, mal wurde ich direkt angesungen. Wie zum Beispiel von der Operettensängerin Marcela Cerno. Für mich, der ich damals auf ganz andere Musik stand als auf Operette und Wienerlied, war das mehr als gewöhnungsbedürftig, und ich kämpfte zu Beginn gegen einen Lachanfall.

In Österreich kannte Heinz Conrads früher jede und jeder, er war jahrzehntelang der einzige Superstar des österreichischen Fernsehens. Von 1946 bis zu seinem Tod moderierte er für den ORF im Radio. Mit seiner großen 45-minütigen Sonntagvormittagsrevue wurde er zum Publikumsliebling der österreichischen Rundfunkunterhaltung und feierte auch als Schauspieler, Conférencier sowie Interpret von Wienerliedern, Gedichten und Texten große Erfolge. Später stellte der nette, gepflegte und zunehmend silberhaarige Herr in seiner Samstagabendsendung außerdem verschiedene Nachwuchskünstler vor. Große Stars, hoffnungsvolle junge Talente und Heinz Conrads selbst gaben dann zwischen kurzen Plaudereien Kostproben ihres Gesangsrepertoires zum Besten. Auch das fand offenbar großen Anklang, denn als die Sendung einmal gekürzt werden sollte, gab es einen regelrechten Aufstand unter den Zusehern.

Mich persönlich langweilte seine Sendung eher, die „Alten“ – also Großeltern und Großtanten – ließen sie sich aber nie entgehen. „Guten Abend, meine Damen, guten Abend, meine Herrn, guten Abend, die Madln, Servus, die Buam“, sagte er immer zur Begrüßung und zwinkerte dabei. Auch hinter der Bühne war er immer pünktlich, gut gelaunt und ebenso freundlich, wie man ihn aus dem Fernseher kannte. Überhaupt nicht abgehoben. Einfach sympathisch. Manchmal saß er vor der Aufzeichnung mit Hut, Mantel und Sonnenbrille irgendwo abseits und wollte mit sich allein sein. Wurde er dann ins Studio geholt,...


Löffelmann, Günther
Günther Löffelmann, geboren 1962, arbeitete bereits als Student beim ORF, u. a. bei Hans Rosenthals Sendung »Dalli Dalli«  Nach Beendigung des Studiums war er hauptberuflich als Redakteur, Gestalter und Regisseur vieler beliebter TV-Sendungen und Sende-Reihen tätig, z. B. »Confetti TiVi«, »Schiejok täglich«, »Treffpunkt NÖ / Wien«, »Taxi Orange«, »25 – das Magazin«, »Vera«, »Jahreszeit«, »heute leben«, »Daheim in Österreich«, »Studio 2« uvm.

Günther Löffelmann, geboren 1962, arbeitete bereits als Student beim ORF, u. a. bei Hans Rosenthals Sendung »Dalli Dalli«  Nach Beendigung des Studiums war er hauptberuflich als Redakteur, Gestalter und Regisseur vieler beliebter TV-Sendungen und Sende-Reihen tätig, z. B. »Confetti TiVi«, »Schiejok täglich«, »Treffpunkt NÖ / Wien«, »Taxi Orange«, »25 – das Magazin«, »Vera«, »Jahreszeit«, »heute leben«, »Daheim in Österreich«, »Studio 2« uvm.



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