Loewit | Der ohnmächtige Arzt | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Loewit Der ohnmächtige Arzt

Hinter den Kulissen des Gesundheitssystems
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-7099-7442-1
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Hinter den Kulissen des Gesundheitssystems

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-7099-7442-1
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Seit Jahren wird mit Erfolg am Ansehen der Ärzteschaft gekratzt: Ein aufgeblähter Verwaltungs- und Kontrollapparat, der den Ärzten beinahe täglich neue Protokolle, Formulare, Erklärungen und Rechtfertigungen abverlangt und immer neue Hürden erfindet; eine gewinnoptimierte Pharmaindustrie, die mit stets neuen, teuren Präparaten in die Arztpraxen und Spitäler drängt; überinformierte Patienten, die selbst am besten zu wissen glauben, welche Behandlung ihnen zusteht; und eine Menschheit, die den Traum von Gesundheit bis ins hohe Alter, von der Heilbarkeit jeder Krankheit träumt: Sie alle arbeiten an der schleichenden Demontage der Heilkunst. Mit dem Insiderwissen des erfahrenen Arztes und Kammerfunktionärs, sensibel, präzise und doch mit polemischer Schärfe, diagnostiziert Günther Loewit die Krankheiten, an denen unser Gesundheitssystem leidet, blickt schonungslos auf die Geschäftemacherei mit der Krankheit, auf die Schikanen und Doppelgleisigkeiten des Gesundheitssystems, auf die zunehmende Wert- und Würdelosigkeit der Ärzte und auf den verlorengegangenen Respekt des Systems vor der Heilkunst.

Günther Loewit, geboren 1958 in Innsbruck, lebt und arbeitet als Allgemeinmediziner, Gemeindearzt und Schriftsteller in Marchegg/Niederösterreich. Langjähriges Engagement als Ärztekammerrat, Vorsitzender des Schlichtungsausschusses der Ärztekammer und Laienrichter am Arbeits- und Sozialgericht. Publikationen zu medizinischen und medizinphilosophischen Themen in Ärztezeitschriften, daneben literarische Publikationen seit 2004. Bei HAYMONtb: 'Der ohnmächtige Arzt' (2010) und 'Wie viel Medizin überlebt der Mensch?' (2012).
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Autoren/Hrsg.


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Das Geschäft mit dem Leben


Lust ohne Folgen

Seit der Verbreitung der hormonellen Verhütung mit der Einführung der Anti-Baby-Pille ab 1961 hat sich in der „westlichen Welt“ das Werden des Menschen und damit sein Lebensverständnis grundlegend verändert: Von nun war Geschlechtsverkehr nicht mehr automatisch damit verknüpft, möglicherweise neues Leben zu schaffen. Die Lust war folgen- und angstfrei geworden, das eigene Leben, die eigenen Bedürfnisse waren in den Mittelpunkt der allgemeinen Interessen gerückt. Die unabänderliche Reihenfolge von Liebe, Lust, Zeugung, Leben und Tod war – zumindest, was den Anfang des Lebens anbelangt – planbar oder, genauer gesagt, verhinderbar geworden. Der Mensch hat in einem entscheidenden Teilbereich die „Herrschaft über Leben und Tod“ übernommen. Ein Zweck des Lebens, nämlich die Fortpflanzung zur Erhaltung der Art, durfte von nun an erfolgreich in Frage gestellt werden.

In den Industrieländern veränderte sich in der Folge die Einstellung gegenüber dem eigenen Leben und Tod dramatisch: War früher die Aussicht auf die eigene Sterblichkeit mit dem Trost versehen, in seinen Nachkommen fortzuleben, so stellte der Tod nach einem kinderfreien Leben nunmehr das endgültige Ende einer Ahnenkette dar. Im Gegenzug gewann das eigene Leben, unbeeinträchtigt von der Verpflichtung und dem Verzicht, den Nachkommen bedeuten, immer mehr an Gewicht. Kinder wurden seltener und bekamen daher einen neuen, bis dahin unbekannten Stellenwert. Seit sie bewusster und gezielt in die Welt gesetzt werden, gewinnt zusammen mit steigendem Wohlstand und medizinischem Fortschritt der menschliche Körper in der westlichen Welt an sich an Wert. Das körperliche und seelische Wohlergehen des Individuums rückte unablässig in den Vordergrund der gesellschaftlichen Werte und die Politik versucht, dem Wandel gerecht zu werden: Je weniger Kinder die Gesellschaft hat, umso besser müssen diese umsorgt und behütet werden.

Zuletzt wurde die ungewollte Zeugung menschlichen Lebens sogar als medizinischer „Notfall“ erkannt – so bezeichnete der österreichische Gesundheitsminister in einer Aussendung im November 2009 die „Pille danach“ als Notfallmedikament und sprach sich dafür aus, sie von der Rezeptpflicht zu befreien – auf Ansuchen der Herstellerfirma übrigens.

Aber schon wenige Jahrzehnte nach Einführung der Anti-Baby-Pille sollte sich herausstellen, dass es keinen Segen ohne Fluch geben würde. Denn zusammen mit dem Siegeszug der hormonellen Verhütung kam es in der westlichen Welt zu einer spürbaren Abnahme der Fruchtbarkeit. Sexualmediziner beklagen seit Langem eine Abnahme der sexuellen Lust an sich.

Die sogenannte Fertilitätsrate gibt an, wie viele Kinder eine Frau zwischen ihrem 15. und 45. Lebensjahr zur Welt bringt. Schon seit den 1970er-Jahren wird in den Industrieländern die Rate von 2,1 Kindern pro gebärfähige Frau – das sogenannte Fertilitätsersatzniveau – unterschritten. Unter diesem Niveau kommt es zu einer Abnahme der Bevölkerung. Die Ursache dafür ist nicht zuletzt der Siegeszug der „Pille“. Zeugungsschwierigkeiten nach vielen scheinbar sorgenfreien Jahren, in denen hormonell verhütet wurde, sowie unerfüllter Kinderwunsch als Begleiterscheinung von Lebensstil und Zeitgeist führten in den vergangenen Jahrzehnten zu bedeutenden Fortschritten in der medizinischen Behandlung von Unfruchtbarkeit – denn wo es mögliche Kunden gibt, lassen medizinische Produkte und Lösungen nicht lange auf sich warten. Wissenschaft und Forschung richten sich seit jeher nach den Bedürfnissen der Gesellschaft.

Der manipulierte Lauf der Natur

In Dänemark, dem Land mit der höchsten Rate an durch künstliche Befruchtung gezeugten Babys, wurden 2003 fast 4 Prozent aller Neugeborenen durch Insemination (als Insemination bezeichnet man die künstliche Übertragung männlichen Samens in die weibliche Gebärmutter) ins Leben gerufen und der Anteil ist stetig im Steigen.

Dieser Entwicklung muss die gesetzliche Freigabe der Abtreibung im Rahmen der „Fristenlösung“ als Kontrapunkt gegenübergestellt werden, die in Österreich und Deutschland in den 1970er-Jahren eingeführt wurde. Das „Recht auf den eigenen Körper“ drang in dieser Zeit als neues Lebensgefühl in die Gesellschaft, Kirche und Medizin gingen in der Frage des Lebensanfangs erstmals getrennte Wege. Nach heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen wurde der Schwangerschaftsabbruch schließlich legalisiert, sofern er innerhalb der ersten drei Monate einer Schwangerschaft vorgenommen wird.

Seither steigt die Zahl der Abtreibungen von Jahr zu Jahr und beträgt in Österreich zurzeit, nach vorsichtigen Schätzungen, zwischen 30.000 und 40.000 jährlich. Dem stehen ungefähr 70.000 Kinder, die pro Jahr lebend geboren werden, gegenüber. Die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch betragen ca. 400 Euro und dabei sind Therapien möglicher psychischer Spätfolgen noch gar nicht mitgerechnet. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Abtreibungen ergibt das also einen Millionenmarkt für Ärzte, Krankenhäuser und Ambulatorien, dem ein weiterer notwendig gewordener Millionenmarkt für künstliche Befruchtung und Unfruchtbarkeitsbehandlung gegenübersteht. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war bereits in der Entstehungsphase des Lebens so viel Geld im Spiel – der Anfang einer neuen Industrie.

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Natürlich kann der Arzt auch in diesem Fall helfen. Er steht vor der Wahl: Abtreibung – was in Anbetracht der Leidensgeschichte der Patientin Spott und Hohn wäre; oder der Rat zum Partnerwechsel, was er in diesem speziellen Fall wohl eher getan haben wird.

Aber nichts ist unmöglich. In jedem Fall kann geholfen werden. Zum Kassentarif oder privat. Auf der...


Günther Loewit, geboren 1958 in Innsbruck, lebt und arbeitet als Allgemeinmediziner, Gemeindearzt und Schriftsteller in Marchegg/Niederösterreich. Langjähriges Engagement als Ärztekammerrat, Vorsitzender des Schlichtungsausschusses der Ärztekammer und Laienrichter am Arbeits- und Sozialgericht. Publikationen zu medizinischen und medizinphilosophischen Themen in Ärztezeitschriften, daneben literarische Publikationen seit 2004. Bei HAYMONtb: "Der ohnmächtige Arzt" (2010) und "Wie viel Medizin überlebt der Mensch?" (2012).



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