Lohmann | 80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Lohmann 80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs

Dokumentation einer Vortragsreihe der Ev. Stadtakademie Bochum
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-6309-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Dokumentation einer Vortragsreihe der Ev. Stadtakademie Bochum

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-7519-6309-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Woche vom 25. August bis zum 1. September 2019 umfasste diese Vortragsreihe einen Friedensgottesdienst und fünf Vorträge in der Pauluskirche der Kirchengemeinde Bochum und schloss mit einer Kanzelrede in der Melanchthonkirche der Kirchengemeinde Wiemelhausen im Rahmen des dort jährlich begangenen "Tag des Friedens" am 1. September. Sie widmete sich nicht dem gesamten Zweiten Weltkrieg, sondern konzentrierte sich auf den Beginn des Krieges, untersuchte die genauen historischen Umstände, die ihn herbeigeführt haben, die Vorbereitungen zu diesem von Deutschland bereits seit 1933 gewollten Krieg, die NS-Polen-Politik mit dem Überfall auf Polen und den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, die beide von Anfang an als Vernichtungskriege geführt wurden. Die Reihe fragte nach der Mitverantwortung der Kirche und der Rolle der Wehrmachtseelsorge im Krieg und untersuchte, wie die Kirche nach dem Krieg mit ihrer Schuld umgegangen ist. Im letzten Vortrag warf sie den Blick auf den langen Schatten des Krieges über dessen Ende hinaus bis zu den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen im Jahr 1990. Zusätzlich haben wir zwei Beiträge aufgenommen: In einem Gottesdienst am 31. August 2019 feierte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, stellvertretende Vorsitzende und Beauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. h.c. Annette Kurschus, gemeinsam mit dem Präsidenten des Polnischen Ökumenischen Rates, Bischof Jerzy Samiec, in der Warschauer Trinitatiskirche einen ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dass es nach einem jahrzehntelangen Prozess der Friedens- und Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Polen 80 Jahre danach endlich möglich war, dieses Gedenken in einem Gottesdienst gemeinsam zu begehen, kann als Zeichen der Aussöhnung über Grenzen hinweg nicht hoch genug bewertet werden. Einen Tag später, am 1. September, hielt Präses Kurschus in der Bochumer Christuskirche ihre Rede in Deutschland: "Wenn dein Kind dich morgen fragt": Zur Kraft der Erinnerung. Ihre Rede haben wir hier den Vorträgen vorangestellt. Ebenfalls zusätzlich aufgenommen haben wir einen Vortrag von Dr. Norbert Friedrich über die Rolle der kirchlichen Diakonie im Zweiten Weltkrieg. Die Predigt von Pfarrer Arno Lohmann aus dem Friedensgottesdienst zum Beginn der Reihe am 25. August über die Jahreslosung 2019, "Suche Frieden und jage ihm nach" (Ps. 34,15) ist den Beiträgen nachgestellt.

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Arno Lohmann


Vorwort


Der große Zuspruch zu der Veranstaltungsreihe, mit der 2014 die Evangelische Stadtakademie an zwölf Abenden hintereinander an den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren erinnerte1, hat uns ermutigt, im Jahr 2019 mit einem ähnlich kompakten Veranstaltungsformat an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren zu erinnern. In der Woche vom 25. August bis zum 1. September 2019 umfasste diese neue Reihe einen Friedensgottesdienst und fünf Vorträge in der Pauluskirche der Kirchengemeinde Bochum und schloss mit einer Kanzelrede in der Melanchthonkirche der Kirchengemeinde Wiemelhausen im Rahmen des dort jährlich begangenen „Tag des Friedens“ am 1. September.

Die Reihe widmete sich nicht dem gesamten Zweiten Weltkrieg – wie könnte sie auch –, sondern konzentrierte sich auf den Beginn des Krieges, untersuchte die genauen historischen Umstände, die ihn herbeigeführt haben, die Vorbereitungen zu diesem von Deutschland bereits seit 1933 gewollten Krieg, die NS-Polen-Politik mit dem Überfall auf Polen und den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, die beide von Anfang an als Vernichtungskriege geführt wurden. Die Reihe fragte nach der Mitverantwortung der Kirche und der Rolle der Wehrmachtseelsorge im Krieg und untersuchte, wie die Kirche nach dem Krieg mit ihrer Schuld umgegangen ist. Im letzten Vortrag warf sie den Blick auf den langen Schatten des Krieges über dessen Ende hinaus bis zu den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen im Jahr 1990.

Diese Reihe wird hier als Band 15 der Schriftenreihe Evangelische Perspektiven dokumentiert.

Zusätzlich haben wir zwei Beiträge aufgenommen:

In einem Gottesdienst am 31. August 2019 feierte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, stellvertretende Vorsitzende und Beauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. h.c. Annette Kurschus, gemeinsam mit dem Präsidenten des Polnischen Ökumenischen Rates, Bischof Jerzy Samiec, in der Warschauer Trinitatiskirche einen ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dass es nach einem jahrzehntelangen Prozess der Friedens- und Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Polen 80 Jahre danach endlich möglich war, dieses Gedenken in einem Gottesdienst gemeinsam zu begehen, kann als Zeichen der Aussöhnung über Grenzen hinweg nicht hoch genug bewertet werden. Einen Tag später, am 1. September, hielt Präses Kurschus in der Bochumer Christuskirche ihre Rede in Deutschland: Ihre Rede haben wir hier den Vorträgen vorangestellt.

Ebenfalls zusätzlich aufgenommen haben wir einen Vortrag von Dr. Norbert Friedrich über die Rolle der kirchlichen Diakonie im Zweiten Weltkrieg.

Den Auftakt bildet ein Vortrag des Bochumer Zeithistorikers Professor Bernd Faulenbach, . Hier wird der politische Prozess analysiert, der zum Zweiten Weltkrieg führte. Es wird deutlich, dass es dem nationalsozialistischen Deutschland von Beginn an und nicht erst mit dem Überfall auf Polen um weit mehr als um die Revision des Systems von Versailles ging. Vieles spricht dafür, dass sich die Hauptziele der NS-Politik insbesondere in der Eroberungs-, Besatzungs- und Vernichtungspolitik im Osten zeigten.

Der Nationalsozialismus hat damit sein eigentliches Wesen im Zweiten Weltkrieg herausgebildet, dem Krieg, der Deutschland, Europa und die Welt in unvergleichlicher Weise verändert hat und bis heute – zusammen mit den während des Krieges verübten Verbrechen – den wohl wichtigsten negativen Bezugsrahmen unseres politischen Denkens bildet.

Auf diese grundlegende Analyse folgt der Blick auf das Verhalten der evangelischen Kirche vor 80 Jahren. In den Jahren von 1939 bis 1941 hat der deutsche Protestantismus durch seine offizielle Reichskirche, durch seine verschiedenen Verbände und durch die Bekennende Kirche in verschiedenen Verlautbarungen theologische und politische Stellung zum Krieg bezogen. Es ergibt sich im Ganzen ein widersprüchliches Bild. Neben einer vorbehaltlosen Zustimmung zur Kriegspolitik Adolf Hitlers hat es differenzierende Stellungnahmen von kirchlichen Gruppen und von einzelnen Theologen gegeben. Von einmaliger Klarheit waren die Vorträge des jungen Pfarrers Günther Jacob, die aus der Fülle der nationalprotestantischen Identifizierungen mit den Zielen der nationalsozialistischen Kriegsinterpretation herausragen. Die weit überwiegenden die Professor Günter Brakelmann in seinem ersten Beitrag in dieser Reihe zusammengestellt hat, sind aus heutiger Sicht von unvorstellbarer Verblendung gekennzeichnet. Sie wurden am Vortragsabend durch die Rezitation des Schauspielers Jürgen Larys, vom Bochumer artENSEMBLE THEATER, eindrücklich unterstrichen. Sie sind abgedruckt.

Professor Dieter Beese fokussiert die Frage der Mitverantwortung der Kirche auf den Bereich der Wehrmachtseelsorge: . Die evangelische Kirche war (wie die römisch-katholische) mit ihrer Wehrmachtseelsorge tief in die militärischen und ideologischen Kämpfe des Zweiten Weltkriegs einbezogen. Wie in einem Brennglas werden im Bereich der Wehrmachtseelsorge die Probleme sichtbar, mit denen eine Kirche im Krieg konfrontiert ist. Der Vortrag gibt Einblicke in die strukturelle und mentale Einbindung der Seelsorge in Staat, Armee und Zivilkirche und vermittelt einen Einblick in Ausstattung, Tätigkeit und Gewissenskonflikte der Kriegspfarrer. Er fragt darüber hinaus, wie die Kirche nach dem Krieg mit ihrer Schuld umgegangen ist.

Wie oben erwähnt, folgt hier der Beitrag von Dr. Norbert Friedrich, , der ursprünglich nicht Teil der Vortragsreihe war. Friedrich untersucht die Rolle der kirchlichen Diakonie, des größten kirchlichen Betätigungsfeldes im Krieg. Trotz anfänglicher Zurücksetzung gegenüber den NS-Einrichtungen führten der Krieg, die Kriegserfolge der ersten Jahre und dann die gemeinsamen Erfahrungen des Bombenkriegs zu einem engen Zusammenrücken des Volkes und einer Akzeptanz diakonischer Einrichtungen. Die einzelnen Einrichtungen konnten in der Regel den Kern der Arbeit und ihren eigenen Bestand sichern, nicht zuletzt durch eine kirchenpolitische Abstinenz ihrer Führungsfiguren. Friedrich belegt, wie eine durchgängige Orientierung der meisten diakonischen Einrichtungen an der Obrigkeit mit theologischen Kriterien begründet wurde.

In einem weiteren Schwerpunkt fragte die Reihe nach den Folgen des Krieges. Der Vortrag von Professor Traugott Jähnichen, , erläutert, welche Schwierigkeiten die Kirche hatte, die in der NS-Zeit und insbesondere im Zweiten Weltkrieg von Deutschen und im Namen Deutschlands begangene Schuld nach 1945 öffentlich zu thematisieren und zu bekennen.

Diese Frage war in der Kirche heftig umstritten. In Deutschland hat allerdings nur die Evangelische Kirche – unter dem „sanften Druck“ von Vertretern der Ökumene – ein Schuldbekenntnis abgelegt, wenngleich in einer recht allgemeinen Form. Während viele im Protestantismus damit das Thema für erledigt hielten, hat eine Minderheit von Theologen und engagierten Laien versucht, die Frage der Bewältigung der Schuld im kirchlichen und im öffentlichen Bewusstsein wach zu halten. Dieses komplexe Feld des kirchlichen Umgangs mit den Schuldverstrickungen in der NS-Zeit wird rekonstruiert und in der Bedeutung für die weitere Entwicklung der evangelischen Kirchen diskutiert.

Auf der politischen Ebene hat der Zweite Weltkrieg die deutsche und europäische Politik maßgeblich und nachhaltig bestimmt und zementierte ein politisches Denken in Machtblöcken. Dieser lange Schatten des Krieges existierte mindestens bis hin zum Frieden von 1990 nach dem sog. „Zwei-plus-Vier-Vertrag“. In seinem Vortrag erläutert Dr. Hans Misselwitz, der Leiter der Delegation der DDR bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen, der zum Abschluss unserer Vortragsreihe gewonnen werden konnte, wie sehr die deutsche Wiedervereinigung nur im Kontext der Politik der Siegermächte möglich war.

Als mit dem Fall der Mauer die „deutsche Frage“ wieder auf die Tages ordnung kam, hielten die Alliierten des Zweiten Weltkriegs noch immer die Schlüssel zur Lösung in der Hand. Der Kalte Krieg hatte die Frage eingefroren, ob es wieder ein großes Deutschland geben sollte, dessen Wirken sich für Europa so verhängnisvoll erwiesen hatte. Dass sich diese Frage 1990 als ein Aspekt des demokratischen Aufbruchs im Osten Europas stellte, eröffnete die Chance, als Antwort auf die deutsche Vereinigung, die europäische Einigung zu sehen. Heute erleben wir neue Spaltungen in Europa. Vor diesem Hintergrund taucht auch die Frage nach der deutschen Verantwortung immer wieder auf.

Ohne ihre historischen Verbindungen können weder die deutschen noch die...



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